Modul 3:
Erfolgsfaktor Mensch
1 Was ein Meister wissen sollte
1.1 WACHSEN DURCH MITARBEITER ODER HELFER
1.1.1 Wann sollte ich jemanden einstellen?
Eine der schwerwiegendsten Entscheidungen ist die Einstellung von Mitarbeitern. Denn mit jedem Anstellungsvertrag unterschreibt der Unternehmer eine langfristige Zusammenarbeit und verspricht, wĂ€hrend der gesamten Laufzeit fĂŒr das Gehalt und alle anfallenden Nebenkosten des zukĂŒnftigen Mitarbeiters aufzukommen.
Viele SelbststÀndige scheitern hÀufig erst und nur dann, wenn sie jemanden einstellen. Die Ursache liegt aber nur teilweise in der langfristigen Verpflichtung zu hohen Personalkosten. Viel hÀufiger misslingt es, ein Umfeld zu schaffen, welches die ProduktivitÀt und die Zielausrichtung des ersten Mitarbeiters sichert.
Das beginnt mit unzureichenden BĂŒrorĂ€umen, fehlender Ausstattung sowie ergĂ€nzenden Telefon- und NetzwerkanschlĂŒssen und endet mit klaren Regeln und Handlungsanweisungen fĂŒr die verschiedensten GeschĂ€ftssituationen. Wer kennt nicht die vielen Geschichten ĂŒber verlorene AuftrĂ€ge, abgesprungene Kunden und Ă€rgerlichen Fehlentscheidungen durch âschlechteâ Mitarbeiter. Die GrĂŒnde liegen aber hĂ€ufig nicht beim Personal, sondern in fehlender oder nicht ausreichender FĂŒhrung, unprofessioneller Delegation von Aufgaben und in nur unzureichend dokumentierten ArbeitsablĂ€ufen und Zielen.
Bevor Sie Ihren ersten Mitarbeiter einstellen, sollten Sie sich deshalb ĂŒber folgende Punkte Klarheit verschaffen:
âą Kann und will ich eine passende Infrastruktur zur VerfĂŒgung stellen?
Erstellen Sie eine Liste von Punkten, die der Mitarbeiter benötigt, um ab dem ersten Tag produktiv arbeiten zu können. Addieren Sie die Investitionen und die laufenden Kosten und gleichen sie mit Ihrem Budget ab.
âą Bin ich bereit, mich zukĂŒnftig nicht nur um meine Kunden und meine Projekte, sondern auch um meine Mitarbeiter zu kĂŒmmern?
Die meisten Menschen fĂŒhren und organisieren sich nur selten eigenstĂ€ndig. Wenn Sie sich das wĂŒnschen, suchen Sie vermutlich freie Mitarbeiter oder Partner, nicht aber Angestellte oder Aushilfen. Als Faustformel gilt: Ihre Mitarbeiter benötigen je nach Organisation und Branche 5 â 15 % Ihrer Aufmerksamkeit.
âą Was ist mein wirkliches Motiv fĂŒr die Einstellung?
Nicht selten liegen die Motive fĂŒr die Einstellung nicht im kaufmĂ€nnischen Bereich. Einige SelbststĂ€ndige glauben, eine richtige Firma mĂŒsse einfach Angestellte haben. Doch wie viele Mitarbeiter hat eine ârichtigeâ Firma und warum dann nicht gleich eine Aktiengesellschaft grĂŒnden? Andere meinen, nur mit Angestellten viel Geld verdienen zu können. Aber ich kenne viele Freiberufler, die alleine weit mehr Gewinne einfahren als manch ein mittelstĂ€ndischer Betrieb mit vierzig Mitarbeitern â und das bei weit geringerem Risiko.
Einige wenige Unternehmer sind gar der Ansicht, dass sie sich bei der vielen Arbeit einfach eine UnterstĂŒtzung verdient haben. Das ist in Ordnung, aber dann sollten diese Kosten auch gedanklich in der Rubrik âSpaĂâ verbucht werden. In diesem Fall braucht sich niemand zu wundern, wenn seine Betriebsergebnisse jahrelang vor sich hindĂŒmpeln.
âą Bin ich nicht mit einer Honorarkraft besser bedient?
Es ist eigentlich erstaunlich, wie wenig Freiberufler freie Mitarbeiter einsetzen. Dabei sprechen viele GrĂŒnde dafĂŒr, einen passenden Kollegen einzuschalten. Freie Mitarbeiter sind aufgrund der Marktsituation zu einem MindestmaĂ an kaufmĂ€nnischem Denken gezwungen und mĂŒssen sich auf ihrem Fachgebiet regelmĂ€Ăig fortbilden. Da sich ihre TĂ€tigkeit auf mehrere Betriebe verteilt, werden sie nicht betriebsblind und bewahren sich einen Ăberblick.
AuĂerdem können HonorarkrĂ€fte zwar krank werden oder in Urlaub gehen â aber nicht auf Ihre Kosten. Und sollte Ihr GeschĂ€ftsverlauf wider erwarten einknicken, können Sie die Leistung sofort wieder ins eigene Haus holen.
âą Reicht nicht auch eine Aushilfskraft?
Wenn Sie AushilfskrĂ€fte fĂŒr bis zu 20 Stunden die Woche und maximal 400,- Euro pro Monat einsetzen, erhĂ€lt der Arbeitnehmer aufgrund gesetzlich zulĂ€ssiger Pauschalierungen bei Sozialabgaben und Steuern bei gleichen betrieblichen Kosten ein höheres Netto-Entgelt pro Stunde.
AuĂerdem zeigt die Praxis, dass hĂ€ufig auch höher qualifizierte ArbeitskrĂ€fte aufgrund familiĂ€rer Rahmenbedingungen nur stundenweise arbeiten können. FĂŒr eine solche Stelle akzeptieren sie Abstriche in der Entlohnung und erbringen oft weit mehr als die vereinbarte Arbeitsleistung. Und in schlechten Zeiten ist eine KĂŒndigung von AushilfskrĂ€ften wesentlich einfacher, schneller und preiswerter zu realisieren.
⹠Wie wÀre es mit einem Praktikanten?
Muss es anfangs gleich eine Festanstellung sein? Wie wĂ€re es mit einem Praktikanten, der die Gelegenheit bekommt, Erfahrungen zu sammeln und sein persönliches Engagement zu belegen. Dabei ist die Anstellung von vorneherein auf einen definierten Zeitraum begrenzt und die Entlohnung hĂ€lt sich in Grenzen. Sie benötigen zwar mehr Zeit fĂŒr die FĂŒhrung des Praktikanten, testen aber wĂ€hrend des Praktikums nicht nur den Praktikanten sondern auch, ob Ihr Betrieb, Ihre Nerven und Ihre Kostenstruktur schon auf einen festen Mitarbeiter vorbereitet sind.
âą Wann rechnet sich eine Festanstellung?
Wenn Sie die Investitionen fĂŒr die Infrastruktur des Arbeitsplatzes beiseite lassen, bleiben in jedem Fall die laufenden Gehaltskosten ĂŒbrig. Als Arbeitgeber zahlen Sie dabei nicht nur das vereinbarte Bruttogehalt, sondern zusĂ€tzlich noch den Arbeitgeberanteil an der Arbeitslosen-, Renten- und Krankenversicherung. Und diese Kosten entstehen Monat fĂŒr Monat, unabhĂ€ngig davon, ob Ihr Mitarbeiter etwas Sinnvolles tut, DĂ€umchen dreht, in Urlaub geht, krankgeschrieben ist oder nach der KĂŒndigung von Ihnen freigestellt wurde.
Solange Ihnen noch keine Erfahrungsdaten vorliegen, kalkulieren Sie deshalb die monatlichen Kosten vorsichtig mit dem 1,5-fachen des vereinbarten Bruttogehalts und gehen davon aus, dass Ihnen der Mitarbeiter im Schnitt nur 220 Arbeitstage im Jahr zur VerfĂŒgung steht. Weiterhin entstehen Ihnen durch die Koordination und Abstimmung Ihres Mitarbeiters versteckte Kosten, denn in dieser Zeit können Sie keine produktive Leistung fĂŒr Ihre Kunden erbringen â der so entgangene Umsatz fehlt Ihnen im Jahresergebnis.
Diesen Gesamtkosten stellen Sie im zweiten Schritt den vom Mitarbeiter zu erwartenden Mehrnutzen gegenĂŒber. Falls Sie seine Leistungen an Ihre Kunden weiterberechnen können, ist die Nutzenrechnung relativ einfach. Sie mĂŒssen nur darauf achten, dass Ihre persönlichen Aufwendungen fĂŒr den âVerkaufâ Ihres Mitarbeiters, Ihre RĂŒckstellungen fĂŒr eine mögliche Flautezeit und ein Beitrag zum Betriebsergebnis herausspringen.
Die nachfolgende Rechenformel erlaubt es Ihnen, ĂŒberschlĂ€gig den Beitrag eines zusĂ€tzlichen Angestellten zum Betriebsgewinn zu ermitteln. Auch wenn die angegeben %-Werte nicht auf alle Branchen ĂŒbertragbar sind, sollten Sie diese im eigenen Interesse nicht unter-, sondern eher ĂŒberschreiten.
| Geplanter Umsatz |
| - Personalkosten des Mitarbeiters | Ăberschlag Bruttogehalt * 1,5 |
| - Vertriebsaufwendungen | Ăberschlag | 10 % vom Umsatz |
| - nicht fakturierbare Zeiten | Minimum | 10 % vom Umsatz |
| - RĂŒcklage fĂŒr Flauten | Minimum | 5 % vom Umsatz |
| = Beitrag zur Risikoabdeckung und zum Betriebsgewinn | Empfehlung > 10 % |
Formel: Nutzenrechnung fĂŒr direkt fakturierbare Mitarbeiter
Bei der geplanten Anstellung von administrativen KrĂ€ften wird eine kaufmĂ€nnische Nutzenrechnung schon wesentlich schwieriger. Sie mĂŒssen die Mehrkosten des Mitarbeiters durch zusĂ€tzlichen Umsatz abfangen. Diesen können Sie entweder dadurch erzielen, dass der neue Mitarbeiter Sie zeitlich entlastet. Oder Sie liefern Ihren Kunden durch die neue Kraft einen besseren Service und setzen dann schrittweise höhere Preise durch.
Wie stark sich die Einstellung auf Ihre Umsatzplanung auswirkt, können Sie ĂŒberschlĂ€gig mit folgendem Schema ermitteln:
1. Schritt Ermittlung des notwendigen Zusatzumsatzes
Notwendiger Zusatzumsatz =
| Jahresbruttogehalt des Mitarbeiters Ă 1,5 |
+ | durchschnittlicher Wareneinsatz |
+ | durchschnittliche Fremdleistungskosten |
+ | durchschnittlich nicht fakturierte Reisekosten |
= | notwendiger Zusatzumsatz |
2. Schritt Auswirkungen auf Umsatzplanung
a) Bezahlung des Mitarbeiters durch die frei gewordenen Stunden
Mindeststundensatz fĂŒr die frei gewordenen Stunden=
Notwendiger Zusatzumsatz / Ihre freigewordene Arbeitszeit
b) Bezahlung des Mitarbeiters durch Preiserhöhung bei Abrechnung nach Aufwand
Neuer durchschnittlicher Stundensatz fĂŒr alle ...