Kreditinferno
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Ewige Schuldenkrise und monetäres Chaos

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Kreditinferno

Ewige Schuldenkrise und monetäres Chaos

About this book

Europa im 21. Jahrhundert: Staaten und Banken bilden ein Syndikat. Sie sind beide bankrott, aber sie tun so, als hätte einer von ihnen Geld, das er dem anderen leihen kann - damit die Bürger nicht rebellieren. Immer wieder werden Euros nachgedruckt, immer mehr. Warum ist es trotzdem niemals genug? Wie hängen Boom und Krise, Inflation und Deflation zusammen? Ist das Geldsystem bloß eine Fata Morgana? Stefan Frank beantwortet die Frage, ob der Euro schon jetzt am Ende ist.

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Information

Publisher
CONTE-VERLAG
Year
2013
eBook ISBN
9783941657953
Edition
1
Exkurs: Club der toten Ökonomen – was wir von Kopernikus über Inflation lernen können
Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie sich die Geschichte zu wiederholen scheint (ob irgendjemand je eine Lehre daraus gezogen hat, steht auf einem anderen Blatt!). Im 16. Jahrhundert war es der Zustrom amerikanischen Edelmetalls, der in Spanien zu einem inflationären Boom und dem folgenden totalen Ruin führte.
Über Sevilla kamen Gold und vor allem Silber aus Amerika. Zunächst in kleineren Mengen, ab 1534 dann auch die Schätze, die Pizzarro bei der Eroberung der Inka-Hauptstadt Cusco geplündert hatte, bald darauf das Silber aus der im heutigen Bolivien liegenden Stadt Potosí und aus anderen Minen des Kontinents. Der Silberstrom und die gleichzeitige Münzverschlechterung in weiten Teilen Europas (sie kam daher, dass Herrscher, die keinen direkten Zugriff auf amerikanisches Silber hatten, ebenfalls mehr Münzen prägen wollten) verursachten steigende Lebenshaltungskosten, die heutige Historiker die »Preisrevolution des 16. Jahrhunderts« nennen. Das passierte zuerst in Spanien selbst. Damals wurden noch keine Inflationsraten berechnet, aber es gibt Belege wie Briefe, Eingaben und königliche Edikte. So ist die Klage der Mitglieder des Rates von Madrid aus dem Jahr 1551 überliefert: Die Gehälter mögen erhöht werden, »weil ihre Bezüge klein sind und es jetzt nötig ist, weitere Vorkehrungen zu treffen, da die Waren und Lebensmittel teurer geworden«.1 Von anderen hochrangigen Staatsdienern, den »Oydores de Chancelleria«, hieß es bereits 1532, dass ihr Gehalt »den Zeitverhältnissen und der Teuerung der Lebensmittel entsprechend sehr gering« sei. 1558 baten die Cortes (die Ständeversammlung) den König, die Summe, die festgesetzt sei, damit die Armen Prozesse führen können, solle verdreifacht werden, »weil heute die 5000 Maravedies weniger wert sind als in alten Zeiten«; »weil der Wert aller Dinge mit der Zeit und mit der Teuerung der Lebensmittel gewachsen ist, so dass, was 4000 bis 5000 Maravedies wert war, heute mehr als 12000 Maravedies gilt, wäre es recht und ziemlich, die Gesetze zu reformieren«. 1586 schreiben die Cortes, es ließe sich »jetzt mit 3000 Dukaten nur dieselbe Lebenshaltung führen, wie früher mit 1000 Dukaten«.
Was im 16. Jahrhundert das Silber Amerikas, war zu Beginn des 21. Jahrhunderts der Strom von ausländischen Krediten. In beiden Fällen war Spanien für das Geld nur Durchgangsstation: Es kommt, treibt die Preise und Löhne in die Höhe – und fließt dann ins Ausland, von wo viele Waren importiert werden. Der Ökonom und Theologe Tomás de Mercado schreibt 1569:
»In Spanien, der Quelle der Escudos und Kronen, kann man kaum eine Handvoll davon zusammenkratzen, während man in Genua, Rom, Antwerpen oder Venedig in den Straßen der Bankiers und Geldwechsler ohne Übertreibung so viele in Sevilla geprägte Münzen aufgehäuft sehen kann, wie es in San Salvador oder Arenal Melonen gibt.«2
Die Inflation hatte die spanische Wirtschaft zerstört und das Land abhängig von ausländischen Importen gemacht, die nur noch mit Mühe zu bezahlen waren. Eine gewisse Ähnlichkeit mit der heutigen Misere lässt sich nicht leugnen.
Die Kreditkrise, die 2007 ausgebrochen ist, wäre kaum möglich gewesen, wenn das 21. Jahrhundert nicht, was die monetäre Theorie betrifft, ein dunkles Zeitalter, eine Ära des Unwissens wäre. Selbst von einigen Theoretikern des Mittelalters könnten die Verantwortlichen der Gegenwart noch einiges lernen. Münzverschlechterung – oft um Kriege zu finanzieren – gab es schon damals. Einer der frühen Intellektuellen, dessen Reflexionen über die inflationäre Geldvermehrung erhalten sind, war der um das Jahr 1320 geborene Franzose Nikolaus von Oresme.
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Der Gewinn, den der Herrscher aus Geldvermehrung zieht, kann nicht rechtmäßig sein: Nikolaus von Oresme (ca. 1336–1382)
Der Theologe, Mathematiker, Naturwissenschaftler, Philosoph und Übersetzer der Werke des Aristoteles gilt als einer der bedeutendsten europäischen Gelehrten des 14. Jahrhunderts, und auch eine von ihm verfasste Abhandlung über das Geld ist immer wieder Gegenstand des Forschungsinteresses.3 Aus seiner Sicht gibt es überhaupt nur zwei legitime Gründe, neues Geld in Umlauf zu bringen: um das alte zu ersetzen, wenn Maße und Prägestempel von einem anderen Herrscher oder Falschmünzern nachgeahmt wurden, oder wenn die Münzen durch Alter und Gebrauch abgenutzt sind. Willkürlich aber das Gewicht, den Nominalwert, das Metall oder die Legierung zu verändern, sei Betrug und unrechtmäßige Steuereintreibung, die unweigerlich zur Tyrannei führe. Sobald ein Herrscher dieses seinem Wesen nach unrechtmäßige Privileg an sich reiße, könne auch der Gewinn, den er daraus zieht, nicht rechtmäßig sein. Außerdem, folgert Oresme scharfsinnig, sei der Gewinn des Herrschers notwendigerweise der Verlust der Gesellschaft. Diesen Diebstahl an der Bevölkerung versuchten Despoten oft zu beschönigen: »Sollte er die übliche Lüge der Tyrannen erzählen: dass er den Gewinn zum Wohle der Allgemeinheit verwende, darf man ihm nicht glauben; ebenso gut könnte er meinen Mantel nehmen und sagen, er brauche ihn für den Dienst an der Allgemeinheit.«4 Darum solle nichts erpresst werden unter dem Vorwand, dass es später für einen angeblich guten Zweck benutzt würde. Man dürfe auch nicht vergessen, dass es ja niemals bei einer einmaligen Geldverschlechterung bleibt:
»Wenn der Herrscher das Recht hätte, aus einer einfachen Änderung der Münze einen Gewinn zu ziehen, dann müsste er auch das Recht haben, durch eine noch größere Veränderung einen noch größeren Gewinn zu machen, und dies mehr als einmal, um noch mehr zu gewinnen (…) Und es ist wahrscheinlich, dass, sobald dies erlaubt ist, er oder seine Nachfolger so weitermachen, sei es aus eigenem Antrieb oder auf Empfehlung der Berater, denn die menschliche Natur strebt danach, Reichtümer anzuhäufen, wenn es einfach ist.«5
Oresme hat keinen Zweifel daran, wohin das führen wird: »So wäre der Herrscher in der Lage, den ganzen Besitz seiner Untertanen an sich zu bringen und sie zu Sklaven zu machen. Und dies wäre tyrannisch, wirkliche und wahrhaftige Tyrannei, wie die Philosophen der Antike sie beschrieben haben.«6 Wer profitiert von diesem Betrug? Neben dem Herrscher selbst seien es die Geldwechsler und Metallschmelzer (die höhergewichtige Münzen einschmelzen und das Metall verkaufen). Die Verlierer seien ehrbare Leute wie Kleriker, Ritter, Richter, Händler, Arbeitsmänner, Handwerker und Bauern. Am Ende breche große Armut aus, die auswärtigen Händler würden die Messen des jeweiligen Landes meiden, die Bevölkerung werde dezimiert.
Ähnlich sah es Nikolaus Kopernikus. Zwar gebe es unzählige Plagen, von denen Königreiche, Fürstentümer und Gemeinwesen immer wieder heimgesucht werden. »Doch die schlimmsten sind meiner Meinung nach folgende vier: Krieg, Pest, Hungersnot und Münzentwertung. Bei den ersten drei ist das so offensichtlich, dass niemand daran zweifelt. Aber die vierte, welche die Münze betrifft, wird nur von wenigen, sehr verständigen Leuten erkannt, weil sie die Gemeinwesen nicht in einem Ansturm und auf einmal, sondern erst nach und nach und gleichsam unmerklich zugrunde richtet.«7 Die Münze sei »gleichsam ein allgemeines Maß für Bewertungen«, darum sei es unerlässlich, dass man sich auf ihre Beständigkeit verlassen könne: »Das, was Maß sein soll, muss allzeit eine feste und beständige Größe haben, sonst würde die Ordnung des Gemeinwesens zwangsläufig gestört. Denn die Käufer und Verkäufer würden ebenso mannigfach betrogen werden, wie wenn die Elle, der Scheffel oder das Gewicht nicht mehr ihre bestimmte Größe hätten.«8
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»Da wir denkfaul sind, kommen wir nicht dahinter, dass sich die Verteuerung aller Güter aus der Unterwichtigkeit der Münze herleitet«: Nikolaus Kopernikus (1473–1543)
Kopernikus hat, wenn nicht klar ausgesprochen, so doch geahnt und angedeutet, dass auch scheinbar geringe Inflation zu ökonomischen Fehlkalkulationen führt, welche Ineffizienz und Fehlinvestitionen nach sich ziehen und so die Gesellschaft als ganze ärmer machen, als sie es ohne Inflation wäre. Er behauptete nicht, dass Geld einen objektiven Wert habe – was ganz und gar falsch wäre. Vielmehr verstand er, dass die Schwankungen des Geldwerts allein von der Nachfrage nach Geld bestimmt werden sollten und nicht von willkürlicher Geldvermehrung. Dass ausgerechnet Kopernikus darauf kam, sollte eigentlich nicht überraschen: Auch in der Astronomie kann man mit schwankenden Instrumenten und inflationierten Zahlen keine gescheiten Berechnungen anstellen. All jenen, die über die »steigenden Lebenshaltungskosten« klagen und sich über den »Anstieg des Goldpreises« wundern, erklärt Kopernikus, mit einer Klarheit, die auch in unseren Tagen nur selten anzutreffen ist, welches die korrekte Betrachtungsweise ist: Die Münzverschlechterung ist der Grund für »jene verbreitete, ständig wiederholte Klage, Gold, Silber, die Lebenshaltungskosten, der Lohn der Dienerschaft, die handwerklichen Dienstleistungen und was sonst noch der Bedürfnisbefriedigung dient, übersteige den hergebrachten Preis. Da wir aber denkfaul sind, kommen wir nicht dahinter, dass sich die Verteuerung aller Güter aus der Unterwichtigkeit der Münze herleitet. Es steigt und fällt nämlich alles im Preis je nach Beschaffenheit der Münze, und zumal Gold und Silber selbst.«9
Anders als Nikolaus von Oresme argumentiert Kopernikus nicht ...

Table of contents

  1. Stefan Frank - Kreditinferno
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Einleitung
  4. Die Tragik der Allmende: Warum die Banken »gierig« sind und der Euro nicht funktioniert
  5. Zockende Wölfe: Das Reden über die Krise
  6. Wie das Banksystem Boom und Krise produziert
  7. Moneyness: Die große Fata Morgana
  8. Der Bank Run, gestern und heute
  9. Deflation, Inflation und Reflation
  10. Exkurs: Club der toten Ökonomen – was wir von Kopernikus über Inflation lernen können
  11. Zins und Konjunkturzyklus
  12. Auslandsverschuldung – der geborgte Boom
  13. Die Schuldenkrise und ihre Ära
  14. Währungsunionen und Währungsanker: Warum sie oft scheitern
  15. Liquidität ohne Grenzen: Die Eurokrise
  16. Handel, Währung, Wettbewerb: Wo ist das Problem?
  17. Der Staat und seine Banken
  18. 200 Jahre Keynesianismus
  19. Was kann noch schlimmer werden?
  20. Das Zeitungsorakel warnt: Warum Sie auf keinen Fall Ihr Papiergeld gegen Gold tauschen sollten
  21. Schlusswort
  22. Bildnachweis
  23. Impressum
  24. Lesetipp Weltvernichtungsmaschine
  25. Lesetipp Kreditinferno