1. Präsentation – eine Kunst, die man lernen kann
Present – ation
Präsentation und Präsenz
Wir hören nicht gerne zu. Keine Zeit, zu viele Reize und Ablenkungen. Bei einer guten Präsentation kann dies anders sein. Sie kann unsere Aufmerksamkeit und unser Interesse wecken. Sie kann unsere Hoffnungen und Bedürfnisse berücksichtigen. Sie kann uns motivieren und beschäftigen. Sie kann einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
Aber wie??
Zunächst können wir das Ganze im Englischen wörtlich nehmen.
1. Present – ation
Bei einer Present – ation (engl. „Geschenk“) machen wir dem Zuhörer ein Präsent, ein Geschenk, dadurch, dass wir Ideen, Fakten, Verknüpfungen zum jeweiligen Problemlösen anbieten. Es werden Sachverhalte aus der Sicht des Zuhörers betrachtet vorgetragen. Nicht unsere Meinung, nicht unser Standpunkt, nicht unsere Sichtweise stehen im Mittelpunkt, sondern die des Zuhörers selbst! Welche Ängste, Hoffnungen oder Wünsche hat der Zuhörer bezüglich des Themas?
Wir gehen auf Primärgefühle ein, die der Zuhörer mit dem Thema verbindet. Wir versetzen uns in die Rolle des Zuhörers!
Und dies nicht nur bei Vorgesetzten oder Personen, die im Zusammenhang mit der Präsentation wichtig sind. Man hat festgestellt, dass die Damen und Herren in der ersten Reihe besonders viel vom Blickkontakt des Redners abbekommen. Während die anderen Zuhörer in den Reihen dahinter oft vergessen werden. In der Rhetorik bezeichnen wir dieses Phänomen als Hierarchiefixierung. Daher ist es wichtig: Verteilen Sie Ihren Blick an alle, damit sich auch alle respektiert fühlen!
2. Präsentation und Präsenz
Bei einer Präsentation sind wir präsent – gegenwärtig und lebendig. Wir stellen das Thema lebendig und spannend vor. Lebendig wird das Thema auch dann, wenn wir selbst lebendig sind:
a) Durch den Einsatz der Stimme bei angemessener Lautstärke zeigen wir Sprechrhythmus und Sprechmelodie. Wir achten auf ein kompetentes Stimmmuster: Stimme zum Satzende absenken, um die Aussage stärker werden zu lassen.
b) Durch den Einsatz der Körpersprache:
• Die Hände sprechen mit.
• Wir halten Blickkontakt zum Zuhörer.
• Wir unterstreichen körpersprachlich unsere verbalen Aussagen.
c) Die Rede selbst: Eine lebendige Rede können wir „sehen“.
• Sie ist bildhaft. Sie hat viele treffende Beispiele und Vergleiche. Sie besitzt genügend Einzelheiten, so dass aus den Fakten in uns ein Bild entsteht. Wir können sprachliche Metaphern benutzen, da wir Sprache zumeist bildhaft verstehen. Zahlen und Fremdworte sind abstrakt für unser Gehirn. Ohne sprachliche Bilder können wir die Präsentation nicht gut begreifen.
2. Die fünf Signale der Sicherheit
Der Blickkontakt
Stimme durch Stimmung
Sag es mit Gestik
Mut zur Pause
Haltung ist Einstellung
Eine gute Präsentation setzt einen guten Auftritt voraus. Und wie wir auftreten, lässt sich trainieren. Es gibt fünf Signale der Sicherheit. Also Signale, die wir aussenden und mit denen wir zeigen: das, was ich hier sage und tue, mache ich aus fester Überzeugung. Signale der Sicherheit schaffen Glaubwürdigkeit und sind überzeugend.
Die erste Wirkung eines Menschen ist nonverbal. Jeder Mensch sendet verschiedene Signale der Körpersprache, an denen der Zuhörer die Sicherheit des Redners festmacht.
MERKE:JE SICHERER EIN MENSCH
KÖRPERSPRACHLICH WIRKT,
DESTO EHER WERDEN SEINE
WORTE WIRKUNG ZEIGEN.
Zu den fünf Signalen der Sicherheit gehören:
1. Blickkontakt
Wer andere richtig anschaut, signalisiert: ich nehme dich wahr. Durch Blickkontakt zeigen wir Respekt. Respekt ist lateinisch und bedeutet so viel wie „noch einmal schauen, zurückschauen“. In dem Wort Respekt drückt sich also schon aus, dass Respekt etwas mit dem Ansehen, dem Blickkontakt zu tun hat. Ein unsteter Blick mit häufigem Lidschlag wirkt unsicher und unruhig. Zeigen Sie einen ruhigen, festen Blick.
OHNE BLICK KEIN RESPEKT.
2. Stimme
Die Stimme verrät unsere Gefühle. Die Stimme ist zum Großteil Ausdruck unserer Stimmung. Klingt die Stimme fest, rhythmisch, lebendig und angenehm, wird eine gute Stimmung bei den Zuhörenden erzeugt. Es ist auch ein Unterschied, ob wir mit unserer Stimme etwas sagen, das überzeugen soll, ob wir kompetent wirken wollen oder ob wir uns anderen zugänglich machen. Je nachdem, wie wir unsere Stimme führen, werden Wirkung und Stimmung anders. Beim kompetenten Stimmmuster senken wir unsere Stimme zum Satzende deutlich ab.
Beim zugänglichen Stimmmuster bleibt die Stimme am Satzende oben. Der Kommunikationspartner bekommt das Gefühl, leichter mit uns ins Gespräch zu kommen.
STIMME MACHT STIMMUNG.
3. Gestik
Gestik unterstützt die Kommunikation, macht sie leichter verständlich. Gestischer Ausdruck wirkt lebendig und natürlich. In einer guten Präsentation darf Gestik nicht fehlen. Sonst wirkt das, was gesagt wird starr. Außerdem hängen Gestik und Sprache miteinander zusammen.
GESTIK UNTERSTÜTZT UNSEREN SPRECHRHYTHMUS.
4. Pausen
Pausen sind Zeichen von Sicherheit. Ohne Pausen wirken die Aussagen inflationär. Wir nehmen ihnen ihre Wirkung. Die Zuhörenden brauchen Pausen und die Redenden auch. Haben Sie Mut zur Pause!
PAUSEN SIND WIRKUNGSAKZENTE.
5. Körperhaltung
Mit unserer Körperhaltung zeigen wir unsere Einstellung. Ob wir aufrecht und mit erhobenem Kopf stehen oder Schultern und Kopf gesenkt halten, beide Haltungen sagen etwas über unser Selbstbild. Unsere Haltung verrät, was wir selbst von uns „halten“. Achten Sie beim Stehen und Sitzen auf eine aufrechte Körperhaltung.
AUFRECHT WIRKT AUFRICHTIG.
1. Der Blickkontakt
Die erste Regel in der Rhetorik überhaupt ist: Blickkontakt aufnehmen. Erst wenn ein Mensch angesehen wird, fühlt er sich angesprochen. Ohne Blickkontakt reden wir am Zuhörer vorbei. Ohne Blickkontakt bekommt der Zuhörer den Eindruck, er sei dem Redner keines Blickes wert.
Blickkontakt schafft Dialog
Der Blickkontakt schafft einen Dialog zwischen Redner und Zuhörer. Unsichere Menschen vermeiden oft den Blickkontakt. Viele meinen, sie könnten nicht gleichzeitig denken und dem Blick des anderen standhalten, sie könnten den Blick des anderen nicht aushalten, weil sie im Blick die Wertschätzung des Redners zu sehen scheinen. Sie legen in den Blick die eigene Einschätzung und Wertschätzung. Sie denken ständig: „Was hält der Zuhörer von mir?“. Das irritiert beim Denken und Formulieren. Jede Rede ist wenigstens ein Dialog. Kurt Tucholsky sagt: „Die Rede ist ein Orchesterstück.“ Eine stumme Masse spricht pausenlos mit. Nicht laut hörbar, nicht verbal, sondern durch Mimik, Blick, Haltung und Gebärde. Erst wenn wir den Blick des Zuhörers suchen, erst wenn wir den Blick des Zuhörers aushalten können, lohnt es sich, rhetorisch weiterzumachen. Ohne Blickkontakt ist die beste Rede wenig wert. Einige Redner wissen darum, schauen zu den Zuhörern, aber sehen niemanden wirklich an. Andere wiederum schauen zu kurz. Der Zuhörer fühlt sich nicht angesehen, nicht angesprochen. Ein angenehmer Blickkontakt dauert in unserer Gesellschaft knapp eine Sekunde. Probieren Sie es aus!
Blickkontakt aufbauen
Wir suchen uns zunächst einen Anker – einen Zuhörer, der wohlwollend, aufmerksam und sympathisch erscheint. Damit wird unsere eigene Sicherheit gefördert. Wir suchen ein Augenpaar, das uns für den Anfang aufbaut. Bei diesem Augenpaar verweilen wir einen Augenblick, bis wir den Mut haben weiterzuschauen. Wir suchen uns die Zuhörer, die bei der Sache sind, und nicht die, die uns kritisch, abschätzend oder gar nicht ansehen.
Dieser Fehler wird häufig gemacht. Es fällt nach kurzer Zeit bei der Blicksuche auf, dass einige Zuhörer nicht hinschauen. Wir erleben das als Ablehnung unserer Person und suchen deren Blick.
Was geht dann in der angeschauten Person vor?
Denken wir an unsere Schulzeit. Wenn der Lehrer uns immerzu ansah, obwohl wir gar nicht zuhören wollten, dann war das für uns sehr anstrengend. Genauso ergeht es auch einem Zuhörer, der wegschaut. Er will im Moment nicht angeschaut werden; wird er es doch, fühl...