Filmwissen: Detektive
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Filmwissen: Detektive

Grundlagen des populären Films

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Filmwissen: Detektive

Grundlagen des populären Films

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In den Grundlagen des populären Films analysiert der Kulturkritiker Georg Seeßlen detailreich und hintergründig die stilbildenden Elemente unterschiedlicher Filmgenres und verfolgt ihren Weg durch die Filmgeschichte. Ein enzyklopädisches Werk von hohem Rang, das präzise und informativ Filmwissen vermittelt ohne je oberflächlich zu sein.In Detektive treffen wir kriminalistische Spürhunde in Agatha Christie- und Sherlock Holmes Verfilmungen, begegnen Mr. Moto, Charlie Chan, Shaft und tatsächlich auch einigen weiblichen Detektivinnen.

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Geschichte des Detektiv-Films
1902–1974: Die klassische Ära
Sherlock Holmes 1902 bis 1943
Es nimmt nicht wunder, dass Sherlock Holmes die erste Detektivfigur war, deren sich der Film annahm. Natürlich war die Film-Adaption von Detektiv-Stoffen in der Stummfilmzeit nicht gerade sonderlich «werkgetreu» zu bewerkstelligen, da die Gedankengänge der Detektion nur sehr verkürzt wiedergegeben werden konnten. Auf der anderen Seite erfreuten sich Detektivromane jeglicher Provenienz solch hoher Popularität, dass das neue Medium kaum daran vorbeigehen konnte. So versuchte man, mehr Augenmerk auf Aktionen, mystery und Spannung zu legen.
Die ersten Sherlock Holmes-Filme kamen nicht aus England, sondern aus Amerika und Dänemark. Noch einige Monate bevor man in den USA den Film The Great Train Robbery produzierte, der nicht nur als der erste Western der Filmgeschichte gilt, sondern auch als einer der ersten Filme mit einer durchgehenden Handlung, drehte man bei Biograf den Film Sherlock Holmes Baffled. Dieser Film (von dem keine Kopie mehr existiert) dürfte kaum eine wirkliche Handlung gehabt haben, vielmehr handelte es sich wohl um eine Abfolge von «lebenden Bildern», die Schlüsselszenen aus den Romanen und Erzählungen Conan Doyles wiedergaben und den zahlreichen Illustrationen zu den Sherlock Holmes-Geschichten nachempfunden waren, die damals den Büchern und Magazinen beigegeben waren und ihre eigene Ästhetik entwickelt hatten, die vermutlich nicht ganz ohne Einfluss auf das neue Medium gewesen ist. (Es ist bemerkenswert, dass Holmes schon früh zu einem optischen Mythos wurde, was nicht nur an der vom Autor präzis gefassten Charakterisierung von Holmes, Watson und ihrer Widersacher bis hin zur Kleidung liegen mag, sondern auch an der Attraktivität der «Dramatisierung» der Schauplätze; es gab, gewissermaßen, eine optische Entsprechung zum «Sherlockismus».) Der Film hatte im Übrigen eine Gesamtlänge von dreißig Sekunden.
Bei Vitagraph folgte im Jahr 1905 eine weitere Film-Version des Stoffes von Conan Doyle, «The Adventures of Sherlock Holmes». Dieser Film erreichte immerhin eine Länge von acht Minuten, und es sind sogar die Namen des Regisseurs (James Stuart Blackton, der aus England stammte, mit Edison zusammengearbeitet hatte und auch für die erste Film-Version von Raffles verantwortlich zeichnete, die im selben Jahr wie sein Sherlock Holmes-Film entstanden war) und des Hauptdarstellers (Maurice Costello, der später zu einem begehrten romantischen action-Helden wurde) bekannt. Da als Vorlage für den Film der Roman «The Sign of Four» benannt wurde, ist anzunehmen, dass der Film bereits versuchte, zumindest im Ansatz die Geschichte eines Falles und seiner Lösung wiederzugeben.
Den nächsten Versuch, den bekannten Detektiv auf die Leinwand zu bringen, unternahm der dänische Regisseur Viggo Larsen, der in seinen elf zwischen 1908 und 1911 entstandenen Sherlock Holmes-Filmen die Rolle des Helden auch selbst übernahm. Larsen, Mitarbeiter von Ole Olsen, der in Kopenhagen das erste Kino eröffnet hatte, 1906 die «Nordisk Film Kompagni» gegründet und sich nach der gemeinsam mit Larsen vorgenommenen Inszenierung des skandalumwitterten Films Løvejagten (für den zwei Löwen vor der Kamera erschossen wurden) ganz auf die Produktion verlegt hatte, war zunächst durch seine romantischen Filme und seine «sozialen Dramen» bekannt geworden. Danach hatte er sich berühmter, oft fantastischer Stoffe der Weltliteratur angenommen, so «La dame aux camélias» von Alexandre Dumas im Jahre 1907, «Trilby» von George du Maurier 1908, «Doctor Jekyll and Mr. Hyde» von Robert Louis Stevenson 1909 etc. Neben der inszenatorischen Meisterschaft Larsens waren diese Filme vor allem durch spektakuläre Szenen gekennzeichnet, von denen manche mehr boten, als der amerikanische Film derselben Zeit aufzubieten hatte. Produziert wurden alle diese Filme wie auch Larsens vorhergehende Arbeiten von Ole Olsen in Dänemark. Dagegen waren Larsens Sherlock Holmes-Filme gleichsam «internationale» Produktionen – vier von ihnen wurden in Großbritannien, zwei in den USA und fünf in Deutschland produziert. Was jedoch blieb, war die verhältnismäßig aufwändige Produktion, eine Vorliebe für Außenaufnahmen und Larsens Gespür für spektakuläre Wirkungen.
Viggo Larsen als einem sehr behänden, tatendurstigen Sherlock Holmes, der sich kaum auf die thinking machine reduzieren ließ und geistig wie körperlich «gesünder» war als sein literarisches Modell zur Seite stand mit Alwin Neuss ein Dr. Watson, der öfter in die Handlung eingriff, als man das von der von Conan Doyle kreierten Figur gewohnt ist. (Folgerichtig sollte der in Deutschland geborene Schauspieler später selbst in die Rolle des Detektivs schlüpfen.) Die Filme von Larsen spekulierten vor allem mit den Sensationen attraktiver Schauplätze, furioser Stunts und für die damalige Zeit außergewöhnlicher Tricks und der Wirkung eines – selten genug im Genre – durch und durch sympathischen und «menschlichen» Sherlock Holmes. Darüber hinaus waren seine Filme geprägt von einem Einfallsreichtum, der über die Elemente der literarischen Vorlage hinaus an Figuren und Handlungsmomenten benutzte, was sich bot. So haben es Holmes und Watson im Verlauf der Serie nicht nur mit dem schurkischen Dr. Moriarty zu tun, der Conan Doyles Feder entstammt, sondern etwa auch mit dem von E. W. Hornung 1889 ins Leben gerufenen Meisterdieb Raffles, der hier freilich seine romantischen Züge zugunsten von Bösartigkeit und List verloren hatte.
1908 hatte eine unabhängige amerikanische Produktionsfirma den Film Sherlock Holmes and the Great Murder Mystery produziert, ein Film, der in groben Zügen der Erzählung «The Murders in the Rue Morgue» von Edgar Allan Poe folgte, wobei dessen Chevalier Auguste Dupin einfach durch den populären Sherlock Holmes ersetzt worden war. Überhaupt waren weder Werktreue noch Fragen des Copyright zu dieser Zeit dazu angetan, die Filmschöpfer an Invention und Variation zu hindern. So entstanden 1910 in Deutschland zwei Filme, in denen Sherlock Holmes Arsène Lupin, den zweiten der großen Gentleman-Ganoven der populären Literatur (erfunden von dem französischen Autor Maurice Leblanc), zum Gegner hatte. 1912 gab es eine Serie von französischen Filmen, in denen neben der Figur des Detektivs der Autor, Sir Arthur Conan Doyle, in Person auftrat und in das Geschehen eingriff.
In Frankreich entstanden 1914 und 1915 Film-Versionen von «A Study in Scarlet» und «The Hound of the Baskervilles», dann aber obsiegte die Attraktivität der eher fantastisch ausgeformten Kriminalstoffe um die Figuren von «Fantômas» und «Judex», die vor allem in den Serials von Louis Feuillade das Publikum begeisterten, in der Gunst der Kinogänger über den britischen Detektiv. In England selbst waren die Filme um eine ganz ähnliche Figur, «Ultus», weitaus populärer als «reine» Detektiv-Filme. George Pearson, der die meisten dieser Filme inszenierte, führte auch Regie bei dem ersten Sherlock Holmes-Film, der eine Länge von sechs Rollen hatte, A Study in Scarlet (1914), mit James Bragington in der Rolle des Detektivs. Der Produzent dieses Films, G. B. Samuelson, wagte 1916 mit Valley of Fear (Regie: Alexander Butler) einen weiteren langen Sherlock Holmes-Film mit ähnlich hohem Produktionsniveau. Noch im selben Jahr entstand in den USA unter der Regie von Arthur Berthelet Sherlock Holmes mit William Gilette in der Titelrolle. Der Erfolg dieser Filme hielt sich in Grenzen, nicht nur weil das Publikum fantastische Stoffe vorzog, sondern auch weil jeder Regisseur und jeder Darsteller seine eigene Vorstellung vom Meisterdetektiv und seinem Gegner zu verwirklichen versuchte. Der Stoff schien aber nach der Kontinuität einer Film-Serie zu verlangen, durch die die Identifikation des Publikums erreicht werden konnte und die es erlaubt hätte, die Erwartungshaltung so in die Konstruktion der – zweifellos mit «filmischen» Elementen aufgefüllten – Handlung einzubeziehen, dass mit Bekanntem, Vorausgesetztem operiert werden durfte. (Es gibt wohl überhaupt kein anderes Genre, das so sehr dem Seriencharakter, zumindest wiederkehrender Figuren verpflichtet ist wie der Detektiv-Film.)
Eine solche Serie begann in Deutschland 1914 mit Der Hund von Baskerville (Regie: Rudolf Meinert), in der zunächst der bereits erwähnte Alwin Neuss Sherlock Holmes verkörperte. Meinert, der später die Nachfolge von Joe May als künstlerischer Leiter bei Decla antreten sollte und an der Produktion von Wienes Das Cabinet des Dr. Caligari (1919) beteiligt war, führte auch Regie bei Das einsame Haus (1914), während den letzten Film, in dem Neuss den Sherlock Holmes spielte, Das unheimliche Zimmer (1915), der durch seine Aufklärungs- und Sittenfilme bekannt gewordene Richard Oswald inszenierte. Eugen Burg übernahm die Hauptrolle in Das dunkle Schloss (1915, Regie: Willy Zehn), und schließlich entstanden zu der Serie 1920 noch zwei «Nachzügler», in denen Erich Kaiser Titz den Detektiv verkörperte. Zwischen 1917 und 1919 entstand eine weitere Serie von (insgesamt neun) Sherlock Holmes-Filmen mit Fortsetzungscharakter unter der Regie von Karl Heinz Wolff, in denen Hugo Flink die Hauptrolle spielte. Unter Titeln wie Der Erdstrommotor (1917), Die indische Spinne (1918) oder Die Giftplombe (1918) spulte sich ein Abenteuer mit fantastischen und grotesken Elementen ab, das mit Conan Doyles Vorstellungen von der Arbeit eines «Detektivberaters» nur wenig gemein hatte.
In Amerika hatte sich der Film unterdessen des Theaters bemächtigt; es entstanden zahllose Verfilmungen populärer Bühnenstücke, deren Stars die Filme zum Erfolg bringen sollten. Eine solche Adaption war auch der bereits erwähnte Film Sherlock Holmes aus dem Jahre 1916, der William Gilette, Autor und Hauptdarsteller des gleichnamigen Theaterstücks, mit dem er seit immerhin siebzehn Jahren erfolgreich gewesen war, in seiner ersten Kinorolle präsentierte. Diese Identifikation des Darstellers mit der Rolle zahlte sich für diesen und einige spätere Filme aus, in denen profilierte Schauspieler ihre Version des Detektivs entwarfen. Gilettes Bühnenstück diente auch als Vorlage für den 1922 entstandenen «großen» Sherlock Holmes-Film in den USA, mit einem «großen» Darsteller in der Titelrolle, John Barrymore. Hier begann der Sherlock Holmes des Films eine menschliche Dimension zu entwickeln; Sherlock Holmes bekam eine Seele.
Der Film, der John Barrymore in der Rolle des Sherlock Holmes präsentierte, trug nicht nur durch diese Star-Besetzung dazu bei, das Genre der Detektiv-Filme und vor allem der Doyle-Verfilmungen respektabler zu machen; Sherlock Holmes war eine für den Standard der Zeit beachtlichte Produktion mit einem Budget, das man sonst keinem Film dieser Art zugebilligt hätte. Der von dem Produzenten Sam Goldwyn initiierte, in England unter der Regie von Albert Parker gefertigte Film profitierte ein wenig von einer Mode fürs Kontinentale in den Vereinigten Staaten und gab sich in allem so britisch wie möglich. Der Film, der eine Gesamtlänge von 136 Minuten aufwies, war freilich, wie es gelegentlich in den Kritiken hieß, eher ein Film über John Barrymore als einer über Sherlock Holmes. Barrymore, der seinen großen Durchbruch als Filmdarsteller in der Hauptrolle von John S. Robertsons Version von Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1920) erreicht hatte, musste sich in einer deutlichen Reminiszenz an diesen Film als seinen Erzfeind verkleiden und ihm in dieser Maskerade an anderer Stelle dieser Geschichte gegenübertreten. Da dieser Moriarty (Gustav von Seyffertitz) weniger der kühl rechnende «Napoleon des Verbrechens» als eine fast dämonische Gestalt war und Verkleidungen und Szenen wie die erwähnte «Doppelgängerszene» eine bedeutende Rolle spielten, war Parkers Film in der Nähe des fantastischen Films angesiedelt, was den Mangel an detection im Stummfilm ein wenig auszugleichen vermochte.
Neben dem etwas geheimnisvollen Holmes, Doktor Watson (Roland Young, der hier sein Film-Debüt gab) und dem abgrundtief bösen Moriarty spielte in Sherlock Holmes die Stadt London eine Hauptrolle (wie sehr viel später Detektiv- und Polizeifilme oft auch als Städteporträts funktionierten); dieses London zeigte sieh von seiner positiven Seite (der typische Blick auf die Themse, Piccadilly Circus mit Pferdedroschken und -wagen, den neuen Automobilen und dem Gewimmel von Menschen) und seiner negativen Seite (die dunklen Seitenstraßen, in denen das Verbrechen zu Hause zu sein scheint).
Der amerikanischen Prestige-Produktion Sherlock Holmes folgten einige «kleinere» Doyle-Verfilmungen in England, so The Sign of Four (1923, Regie: Maurice Elvey), wo wie bei The Hound of the Baskervilles (1921, Regie: Maurice Elvey) Eille Norwood den Meisterdetektiv verkörperte. Dazu gehörte auch eine fünfzehnteilige Serie um den Helden. Auch in Deutschland versuchte man sich erneut an einer Filmfassung von The Hound of the Baskervilles; Regie bei Der Hund von Baskerville (1929) führte Richard Oswald. Die Darsteller dieses Films waren international: Carlyle Blackwell (Sherlock Holmes) kam aus den USA (er war in einer der ersten Versionen von Uncle Tom’s Cabin aufgetreten und hatte auch in Sherlock Holmes eine Rolle gespielt), Georges Seroff (Watson) kam aus Frankreich, und der deutsche – wenn es so etwas gibt: Charakterschurke – Fritz Rasp spielte Holmes’ Gegenspieler – diesmal nicht Moriarty, sondern Dr. Stapleton. Auch Oswalds Film war mit 130 Minuten Länge schon beinahe ein Mammutfilm.
Der nächste amerikanische Sherlock Holmes-Film, The Return of Sherlock Holmes (1929, Regie: Basil Dearden, Clive Brook), wurde noch als Stummfilm begonnen, doch noch während der Drehzeit zu einem Tonfilm umgeändert. Clive Brook spielte einen jugendlichen, doch nicht zu allzu anstrengenden Aktionen bereit scheinenden, ein wenig blasiert wirkenden Sherlock Holmes, und H. Reeves-Smith war ein pragmatischer, gelegentlich ein wenig überflüssig wirkender Doktor Watson. Der Film, der zur Hauptsache auf einem Ozeandampfer spielte und aus verschiedenen Handlungselementen aus zweien von Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes-Stories zusammengestellt war («The Dying Detective», «His Last Bow»), konzentrierte sich auf lange Dialog-Passagen (und wirkt heute «altmodischer» als einige der erhalten gebliebenen stummen Detektiv-Filme).
Clive Brook, immerhin ein sehr «kontinentaler» Detektiv (was offensichtlich ein Maß an Eingebildetheit mit einschloss), hatte eher für die Erklärungen zu sorgen (die ein wenig umständlich ausfielen, aber, wie es heißt, hatte Clive Brook eine Stimme, die beim Publikum des frühen Tonfilms Gefallen fand), während die Aktion seinem Feind Dr. Moriarty (Harry T. Morey) überlassen blieb. Der hatte schon all die üblen Tricks auf Lager, die die heavies späterer Serienfilme des Detektiv-Genres auszeichneten (so verwendete er ein Zigarettenetui mit einer vergifteten Nadel, die bei nichtsahnendem Gebrauch tödliche Folgen haben konnte).
Clive Brook trat noch zweimal als Sherlock Holmes auf, so im Jahr 1930 in der Episode Murder Will Out (Regie: Rowland V. Lee) aus Paramount on Parade. Neben Brook als Holmes präsentierte die Detektiv-Parodie die beiden anderen bei Paramount in mehreren Filmen agierenden mystery-Stars, William Powell als Philo Vance (vgl. das Kapitel «Detektive vom Roman zur Leinwand») und Warner Oland als Fu Manchu in satirischen Szenen. (Übrigens bedeutet die Szene, in der die Detektive von dem geheimnisvollen Fu Manchu getötet werden, wie William K. Everson mitteilt, den einzigen Leinwand-Tod von Sherlock Holmes). 1932 trat Clive Brook in William K. Howards Sherlock Holmes zum letzten Mal in der Rolle des britischen Detektivs auf. Sein Doktor Watson war diesmal Reginald Owen, der selbst in A Study in Scarlet (1933, Regie: Edwin L. Marin) die Rolle des Detektivs übernehmen sollte. William K. Everson schreibt über diesen Film: «Fox’ Sherlock Holmes ist einer der vergnüglichsten und stilvollsten aller Holmes-Filme, auch wenn er möglicherweise für die puristischen Fans von Conan Doyles literarischem Werk eine kleine Enttäuschung darstellte. Nach den offiziellen Angaben war das Drehbuch auch zu diesem Film nach dem erwähnten Theaterstück von Gilette (vgl. den Abschnitt «Sherlock Holmes 1902 bis 1920» – der Verf.) aufgebaut, aber abgesehen davon, dass b...

Table of contents

  1. Inhalt
  2. Mythologie des Detektiv-Genres
  3. Geschichte des Detektiv-Films
  4. Bibliografie