Literaturvermittlung
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Literaturvermittlung

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About this book

Literarische Texte und BĂŒcher werden bereits aussortiert und bewertet, bevor sie in die Buchhandlungen oder Bibliotheken und ins Internet gelangen und von LeserInnen in die Hand genommen werden – sei es auf Papier oder als E-Book, sei es als ausgeliehenes oder gekauftes Buch. Nach der LektĂŒre wird das Gelesene besprochen und zur Diskussion gestellt – mit Hilfe der Diskurse und Methoden von Literaturkritik und -wissenschaft, der Fachdidaktik oder im Rahmen von Leserunden, wobei die Konkurrenz von neuen Medien und Unterhaltungsmöglichkeiten wĂ€chst. Unter dem weit gefassten Dachbegriff der Literaturvermittlung bietet dieses ide-Heft Einblicke in das weite Feld literarischer Anschlusskommunikation sowie in zentrale Bedingungen der Produktion und Rezeption literarischer Texte.

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Editorial

Noch ehe literarische Texte in (Online-)Buchhandlungen oder Bibliotheken aufliegen und von Leserinnen und Lesern in die Hand genommen oder heruntergeladen werden, haben sie einen langen Weg in der Produktion mit entscheidenden Stationen in Verlag und Vertrieb hinter sich. TatsĂ€chlich gekaufte oder ausgeliehene und gegen die Konkurrenz von anderen Medien und Freizeitangeboten rezipierte BĂŒcher geben Anlass zu Interpretationen und Diskussionen, etwa im Feuilleton oder vor allem auch in der Schule.
Unter dem Dachbegriff der Literaturvermittlung gibt dieses ide-Heft Einblicke in Bedingungen und HintergrĂŒnde der Produktion und Rezeption von literarischen Texten mit Fokus auf zentrale Institutionen, Prozesse und AkteurInnen. Literaturvermittlung wird im breitesten Sinn als eine TĂ€tigkeit all jener verstanden, die Literatur erzeugen, mit ihr umgehen und ihr auf diese Weise (und in vielfĂ€ltigen Formen) Bedeutung verleihen. Im Angebot des Heftes ist ein Grundwissen ĂŒber den Buch- und Literaturmarkt selbst, darĂŒber hinausgehend ein in der schulischen Praxis erprobtes und impulsgebendes Repertoire von AnsĂ€tzen und Methoden, die aktuellen medialen, bildungspolitischen und literaturdidaktischen Herausforderungen begegnen.
Im ersten Abschnitt dieses Hefts, »Buchmarkt – Literaturbetrieb – Öffentlichkeit«, werden die wichtigsten Instanzen der Literaturvermittlung vorgestellt und besprochen. Im Basisartikel fĂŒhren Renate Giacomuzzi und Veronika Schuchter in den Begriff der Literaturvermittlung ein, indem sie vor dem Hintergrund ihrer Arbeit im Innsbrucker Zeitungsarchiv die nötige empirische Basis fĂŒr Diskussionen ĂŒber das Feuilleton liefern.
Die nĂ€chsten BeitrĂ€ge rĂ€umen mit nach wie vor weit verbreiteten Annahmen ĂŒber AutorInnen und Verlage auf: Thomas Zirnbauer, Pressechef der Belletristikabteilung des dtv-Verlags, gibt einen praxisnahen Einblick in die Entstehung und Bewerbung eines Buches. Sein Beitrag beantwortet auf unterhaltsame Weise die hĂ€ufigsten Fragen, die VerlagsmitarbeiterInnen gestellt werden, und vermittelt dabei hochaktuelles Wissen ĂŒber den Buchmarkt aus Sicht der ProduzentInnen. Isabella Straub hingegen schildert im Interview mit Gerda E. Moser eine andere Sichtweise auf den Literaturbetrieb: Als Autorin gibt sie nicht nur Einblick in ihren persönlichen Schreibprozess, sondern auch in die unterschiedlichen MĂ€rkte sowohl der anspruchsvollen als auch der Unterhaltungsliteratur.
Carolin FĂŒhrer und Jochen Heins nĂ€hern sich den AutorInnen auf andere Weise: Sie geben einen Überblick ĂŒber die wichtigsten Konzepte von Autorschaft, ein Thema, das nach wie vor oder schon wieder aktuell ist – entgegen oder trotz des proklamierten »Tod[es] des Autors« (Barthes 1967). In ihrem Beitrag ergrĂŒnden sie den Einfluss dieser Autorschaftskonzepte auf Literaturwissenschaft und Literaturvermittlung und untersuchen, in welchem Zusammenhang sie mit der Interpretation von Texten stehen.
Evelyne Polt-Heinzl wirft einen kritischen Blick auf aktuelle Entwicklungen im Literaturbetrieb von Seiten der Literaturkritik und ergĂ€nzt dadurch den Basisartikel. Sie spricht dabei offen ĂŒber diverse fragwĂŒrdige Praktiken des Literaturbetriebs: gekaufte Rezensionen on- und offline, schlechte Arbeitsbedingungen und Bezahlung, schwindende Bedeutung der Kritik, was die KritikerInnen wiederum dazu zwingt, sich anderweitig im Betrieb zu verdingen.
Zwei bedeutende öffentliche Einrichtungen der Literaturvermittlung bilden den Abschluss des ersten Teils: Das Literaturmuseum als besondere Einrichtung stellt Heimo Strempfl in seinem Beitrag nĂ€her vor. Der Leiter des Musil-Museums der Stadt Klagenfurt gibt Einblick in dessen zahlreiche TĂ€tigkeiten. Das Museum positioniert sich dabei bewusst an der Schnittstelle zwischen Kunst, Schule und Literatur und macht nicht nur »möglich«, sondern macht auch Lust darauf, den außerschulischen Lernort Literaturmuseum selbst zu erkunden.
Bibliotheken sind lĂ€ngst mehr als Orte des Schweigens und der Konzentration: Wie sich (UniversitĂ€ts-)Bibliotheken entwickelt haben und welchen aktuellen Herausforderungen sie sich stellen mĂŒssten, zeigt Lydia Zellacher in ihrem Beitrag auf. So ist vielen Bibliotheken schon an der Architektur ihre (neue) Ausrichtung als Orte der Begegnung anzusehen. E-Books lösen Print-BĂŒcher zunehmend ab, sind aber auch mit wesentlichen Nachteilen verbunden. Und nicht zuletzt Ă€ndert sich die Rolle der BibliothekarInnen, und Klischees von »alten Jungfern« und EinzelgĂ€ngerInnen haben mit dem heutigen Berufsbild nichts mehr zu tun.
Im zweiten Abschnitt des Hefts, »Aktuelle Herausforderungen, neue Sichtweisen«, zeigt Felix Schniz, wie man SchĂŒlerInnen abstrakte literarische Konzepte mithilfe von Computerspielen vermitteln kann. Als »Second Reality« bieten sie die Möglichkeit, Erfahrungen aus einer anderen Perspektive zu machen und Handlungsalternativen zu erproben. Wie man den Begriff des »Kafkaesken« vermitteln kann, fĂŒhrt Schniz am Beispiel des Spiels The Stanley Parable vor.
Johannes Mayer und Peter Bannier widmen sich der Schule als Ort der Literaturvermittlung. In ihrem Beitrag zum VorlesegesprĂ€ch verbinden sie die Bereiche Lesen, Sprechen und Schreiben in einem Unterrichtsentwurf, der ursprĂŒnglich fĂŒr die Primarstufe konzipiert wurde. In drei Phasen werden zahlreiche Kompetenzen der SchĂŒlerInnen im Umgang mit Literatur entwickelt.
Dass uns Literatur oft in die Situation des Nicht-Verstehens versetzt, erörtert Artur R. Boelderl in seinem Beitrag. Anhand der Hebel’schen Kalendergeschichte vom »Kannitverstan« nĂ€hert er sich dem Thema auf vorwiegend philosophische Weise. Seine Überlegungen mĂŒnden in drei Unterrichtsvignetten, die den Versuch darstellen, das Nicht-Verstehen von Literatur im Unterricht produktiv zu nutzen.
»BewĂ€hrte Praxis, nicht alltĂ€glich« scheint uns ein passender Titel fĂŒr den dritten Abschnitt dieses Bandes. Gerda Wobik zeigt in ihrem Beitrag, wie sie Literatur in einer HTL unterrichtet, die behandelten Texte auswĂ€hlt, wie sie Wissen ĂŒber Literaturgeschichte vermittelt und welche Methoden sie dafĂŒr anwendet. Sie setzt bewusst auf Wege abseits von Standardisierung und Kompetenzorientierung, ohne jedoch diese Aspekte zu vernachlĂ€ssigen. Dass Ă€sthetische Bildung auch fĂŒr angehende TechnikerInnen von Bedeutung ist, wird bei ihren ErlĂ€uterungen klar.
DramapĂ€dagogik als Unterrichtsmethode nutzt Susanne Hörl in der Bearbeitung von Schillers Wilhelm Tell. Sie stellt in ihrem Beitrag ein detailliertes Aufgabenarrangement vor, das zahlreiche Kompetenzen der SchĂŒlerInnen anspricht. Wichtig sind ihr in erster Linie der Prozess und die Freude am Spiel.
Sonja Mentl beschließt diese Rubrik. In ihrem Beitrag bietet sie Einblick in das Kulturportfolio an der Handelsakademie. Das Kulturportfolio ist eine Möglichkeit der Individualisierung und Interessenförderung. Mentl stellt die Prinzipien beim Konzipieren der Aufgaben ebenso dar wie konkrete ArbeitsauftrĂ€ge. Diese Beispiele regen zur Nachahmung an.
Evelyne Polt-Heinzl fasst in ihrer sorgsam zusammengestellten Bibliographie den Begriff der Literaturvermittlung eher breit und fokussiert bei ihrer Auswahl auf Forschungsliteratur aus – aufgrund von gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen – aktuell besonders intensiv diskutierten Themenfeldern.
Im Magazinteil dieses Heftes setzt sich Daniel Terkl, Mitarbeiter der Alten Schmiede in Wien, mit der sich wandelnden Rolle des Literaturhauses in der Literaturvermittlung auseinander. Dieses soll – einem alten, und immer noch gĂŒltigen Konzept folgend – einen Raum der Begegnung und des öffentlichen Dialogs mit Literatur und ihren AkteurInnen fĂŒr möglichst viele Menschen herstellen.
In der Rubrik »ide-empfiehlt« stellt Christian SchĂŒtte zwei aktuelle Publikationen zur Stilistik vor, die beiden Rezensionen in »Neu im Regal« von Sabine Dengscherz und Viktoria Walter nĂ€hern sich wieder stĂ€rker dem Thema der Literaturvermittlung.
Wir hoffen, dieses Heft bietet Ihnen einen aktuellen Blick hinter die Kulissen des Literaturbetriebes und viele Anregungen fĂŒr Ihre eigene TĂ€tigkeit.
GERDA E. MOSER
KATHARINA EVELIN PERSCHAK
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GERDA E. MOSER ist Senior Scientist im Fachbereich Angewandte Germanistik am Institut fĂŒr Germanistik der Alpen-Adria-UniversitĂ€t Klagenfurt, Abteilung Literatur- und Sprachwissenschaft. Ihre Forschungsschwerpunkte sind LeserInnen- und Bestsellerforschung sowie Literatur- und Kulturtheorie unter dem Aspekt VergnĂŒgen. E-Mail: [email protected]
KATHARINA EVELIN PERSCHAK arbeitet als UniversitĂ€tsassistentin am Institut fĂŒr Germanistik der Alpen-Adria-UniversitĂ€t Klagenfurt, Abteilung Fachdidaktik. Sie beschĂ€ftigt sich mit MĂŒndlichkeit, Argumentieren und Debattieren, mit LeserInnenforschung sowie (vor-)wissenschaftlichem Lesen und Schreiben.
E-Mail: [email protected]

Renate Giacomuzzi, Veronika Schuchter

Theorie und Praxis der Literaturvermittlung als Lehr- und Forschungsgebiet

Literaturvermittlung ist ein Begriff aus der Praxis des Literaturbetriebs und wird dort als Bezeichnung fĂŒr Handlungen verwendet, die von professionellen Akteuren und Institutionen aus gewinn- oder bildungsorientiertem Antrieb zur Stimulierung des Lesens von belletristischer Literatur gesetzt werden. Als Bezeichnung eines Forschungsgebietes oder einer wissenschaftlichen Disziplin ist der Begriff noch relativ neu. Der vorliegende Beitrag reflektiert zuerst den Gebrauch des Terminus im akademischen Diskurs und wirft anschließend einen Blick in die Forschungspraxis des Schwerpunkts Literaturvermittlung / Angewandte Literaturwissenschaft, der am Institut fĂŒr Germanistik der UniversitĂ€t Innsbruck vom Innsbrucker Zeitungsarchiv (IZA) vertreten wird. Im Rahmen der Neueren Deutschen Literaturwissenschaft steht dort neben der Sammlung die Analyse von Quellen zur medialen Literaturvermittlung im Zentrum von Forschung und Lehre.
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1. »You Can’t Judge a Book by its Cover« – oder doch?

»If you can’t judge a book by its cover, then how do I know if I am buying a good book?«1 lautet die rhetorische Frage des »Philosoraptor« auf einem Meme der beliebten im Web kursierenden Serie. Die der Dinosaurierfigur in den Mund gelegte Frage bezieht sich auf den Songtitel You Can’t Judge a Book by Its Cover.2 Wer hat Recht? Aus der Sicht der »klassischen« Literaturwissenschaft ist dem Songtitel beizupflichten, denn im Zentrum der philologischen Forschung stand immer der literarische Text und nicht das »Drumherum« oder »Beiwerk«, wie es der französische Literaturwissenschaftler GĂ©rard Genette benannt hat (vgl. Genette 2001). Seit den 1960er-Jahren hat jedoch die Frage, welche Faktoren außerhalb des Textes den Vermittlungsprozess von Literatur steuern, zunehmend Eingang in die literaturwissenschaftliche Forschung gefunden und letztlich neue akademische Fachbereiche begrĂŒndet, die unter dem Titel »Angewandte Literaturwissenschaft«, »Literaturvermittlung« oder »Buchforschung« die Untersuchung der Produktions-, Distributions-und Rezeptionsbedingungen von Literatur zum Kernbereich ihrer Forschung erklĂ€rten. Ohne im Detail auf den historischen Verlauf und die Abgrenzung der einzelnen Disziplinen einzugehen,3 möchten wir uns hier darauf konzentrieren, »Literaturvermittlung« als wissenschaftliche Forschungsdisziplin nĂ€her zu beschreiben.

2. Der Begriff Literaturvermittlung in der akademischen Praxis

Literaturvermittlung ist ein Begriff aus der Praxis des Literaturbetriebs und wird dort als Bezeichnung fĂŒr Handlungen verwendet, die von professionellen AkteurInnen und Institutionen aus gewinn- oder bildungsorientiertem Antrieb zur Stimulierung des Lesens von belletristischer Literatur gesetzt werden. Literaturvermittlung betreiben also VerlegerInnen, LiteraturagentInnen, JournalistInnen, LiteraturhĂ€user, Bibliotheken, Archive, Schulen und nicht zuletzt auch LiteraturwissenschaftlerInnen selbst. Als Bezeichnung eines Forschungsgebietes ...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Inhaltsverzeichnis
  4. Editorial
  5. Kommentar
  6. Ide empfiehlt
  7. Neu im Regal
  8. Abo-Aktion
  9. Impressum