Die FĂ€lle des Jahres 1946
Das arbeitsintensivste Jahr des Volksgerichts Wien begann mit der Aufstockung seiner sechs Vorsitzenden und 18 Untersuchungsrichter um weitere vier Vorsitzende und zehn Untersuchungsrichter, mit ĂŒber 5.000 offenen Voruntersuchungen und 193 erhobenen Anklagen. Obwohl die Tageszeitungen wegen der Papierknappheit an Wochentagen nur mit einem Umfang von vier Seiten erschienen, berichteten sie im Laufe des Jahres ĂŒber 278 Verhandlungen mit 339 Angeklagten. TĂ€glich wurden neue VerdĂ€chtige festgenommen, im MĂ€rz waren 30.949 Nationalsozialisten in Haft, ein Drittel in alliiertem Gewahrsam, ohne die ânicht bekannten nieder- und oberösterreichischen Zahlenâ, womit die Personen in russischer Haft umschrieben wurden.
Am 9. Mai, dem ersten Jahrestag der Befreiung, gelangen Bundeskanzler Leopold Figl im Nationalrat wieder einige der fĂŒr ihn typischen AussprĂŒche: âWie auch die Ereignisse in Ăsterreich in den letzten zwei Jahrzehnten vor der Vergewaltigung durch Hitler sich gestaltet haben mochten, eines steht unverbrĂŒchlich fest: alle Ăsterreicher, in welchem Parteilager sie standen, waren in diesen zwei Jahrzehnten nichts anderes als Ăsterreicher. ⊠Wer hat wen befreit? Das österreichische Volk hat sich selbst befreit! Was hĂ€tte jede militĂ€rische Befreiung genĂŒtzt, wenn nicht das Volk selbst mit heiĂem Herzen und unerschĂŒtterlichem Vertrauen immer wieder seine Freiheit ersehnt, gewollt und erkĂ€mpft hĂ€tte!â (WZ 10.5.) Nur einen Tag spĂ€ter sah er sich allerdings veranlasst, den Studenten eindeutig zu erklĂ€ren, âdaĂ es gerade auf den Hochschulen nur österreichische Menschen geben darf, sowohl unter der Lehrerschaft als auch unter der Hörerschaft. Ich verwarne alle zustĂ€ndigen Institutionen und Behörden zum letztenmal, hier rĂŒcksichtslos durchzugreifen, sonst werde ich mich, wenn es sein muĂ, nicht scheuen, einzelne Hochschulen schlieĂen zu lassen.â
Die Klagenfurter AuĂenstelle des Grazer Volksgerichts begann ihre TĂ€tigkeit am 20. MĂ€rz mit einem Verfahren wegen der Tötung hunderter Anstaltspfleglinge in der Klagenfurter Heil- und Pflegeanstalt sowie im Siechenhaus, das am 4. April mit vier Todesurteilen endete.30 Dem Volksgericht Innsbruck unterlief gleich am ersten Arbeitstag am 10. Mai ein grober Fehler, der zur ersten Aufhebung eines Volksgerichtsurteils durch den Obersten Gerichtshof fĂŒhrte. Das Volksgericht Linz erwarb sich frĂŒhzeitig den Ruf besonderer Milde. In den ersten Monaten seiner TĂ€tigkeit zog im Durchschnitt Denunziation als einziger Anklagepunkt in Wien eine Strafe von 2,48 Jahren, in Linz von 1,3 Jahren nach sich. QuĂ€lerei und Misshandlung, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und MenschenwĂŒrde nach KVG, allein oder zusammen, wurden in Wien im Schnitt dreimal so streng bestraft wie in Linz: mit 2,48 Jahren in Wien, aber nur 0,8 Jahren in Linz. Bei SchuldsprĂŒchen nach VG in Verbindung mit âbesonders schimpflichen Handlungenâ wurden in Wien im Schnitt 2,9 und in Linz 1,66 Jahre verhĂ€ngt, bei SchuldsprĂŒchen nach VG und KVG in Linz 1,45 und in Wien 3,69 Jahre.31
Die Erinnerung an die Verbrechen war noch frisch und die AtmosphĂ€re in den GerichtssĂ€len oft emotional aufgeladen. In der Verhandlung gegen einen der vielen Menschenschinder beim Bau des sogenannten SĂŒdostwalles (46W64) saĂ im Zuschauerraum ein Staatsanwalt des Volksgerichts, der den Sklavendienst unter dem Angeklagten ĂŒberlebt hatte (Theodor Mayer-Maly), bei einem Lokalaugenschein in Mauthausen (46W172) wusste Staatsanwalt Herbert Fanta ĂŒber die Lage der Baracken und Höfe nicht weniger gut Bescheid als der Angeklagte, weil er selbst dort HĂ€ftling gewesen war und Klemens Pausinger, der im Sommer innerhalb von fĂŒnf Wochen das Verfahren gegen die Mörder von ĂŒber 200 HĂ€ftlingen in der Strafanstalt Stein (46W166) vorbereitete, war vom NS-Volksgerichtshof zum Tod verurteilt worden und hatte nur durch das Kriegsende ĂŒberlebt.
Die Zeitungen veröffentlichten lange Suchlisten. An manchen Tagen suchten Menschen ihre im Krieg vermissten EhemĂ€nner, VĂ€ter, BrĂŒder, an anderen Tagen wurde nach von der Gestapo verhafteten oder von zurĂŒckgekehrten Emigranten nach ihren in Ăsterreich zurĂŒckgebliebenen, von den Nazis verschleppten Verwandten gesucht. Die einen waren zuletzt in diesem oder jenem Frontabschnitt oder Gefangenenlager, die anderen in diesem oder jenem Ghetto oder KZ gesehen worden. Die Suche nach vermissten Soldaten war kostenlos, fĂŒr die Einschaltungen, in denen nach Naziopfern gesucht wurde, musste bezahlt werden. Dies hatte freilich seine Logik. SchlieĂlich war auch der Nachlass gefallener Soldaten von der Erbschaftssteuer freigestellt, die Nachkommen der Ermordeten mussten, wenn es eine Erbschaft gab, Erbschaftssteuer bezahlen.32
Die Wiener Zeitung meldete am 31. Dezember, im Jahr 1946 seien insgesamt 1.500 FÀlle mit Urteil erledigt worden, 8.600 politische Verfahren noch anhÀngig, rund 2.600 Beschuldigte befÀnden sich noch im Grauen Haus und in den verschiedenen Nebenstellen in Untersuchungshaft.
46W1 / 3.1. âȘ Angeklagt: Josef GroĂ, BĂ€ckergehilfe âȘ Wegen: VG âȘ Vorsitz: Markus âȘ Urteil: 3 Jahre
âZur Zeit der Naziherrschaft, die unformierte, mit Dekorationen geschmĂŒckte Brust hoffnungsgeschwellt, war man âselbstverstĂ€ndlich immer illegalâ gewesen; heute, um alle Hoffnungen gekommen, im schlichten Zivil und noch dazu angeklagt, war man âselbstverstĂ€ndlich niemals illegalâ ⊠Die Auszeichnungen erhielt ich nicht fĂŒr besondere Verdienste, sondern habe sie mir infolge meiner langen Parteizugehörigkeit sozusagen ersessenâ (Vbl 4.1.), erklĂ€rt der âAlte KĂ€mpferâ, Pg. seit 1921, SA-ObersturmfĂŒhrer und TrĂ€ger des Goldenen Parteiabzeichens, dem Gericht.
46W2 / 3.1. âȘ Angeklagt: Karl HeiĂ, Elektromonteur âȘ Wegen: Registrierungsbetrug âȘ Urteil: 6 Monate Kerker
Der Parteigenosse âaus Waidhofen an der Ybbs war im August 1938 in Wien der NSDAP beigetreten. SpĂ€ter ist er nach Waidhofen ĂŒbersiedelt. Dort hat er geglaubt, sich um die Registrierung drĂŒcken zu können.â (Vst 4.1.)
46W3 / 4./8.1. âȘ Angeklagt: Adolf Weilhammer, Kutscher; Josef Forster, BetriebsfĂŒhrer und Direktor; Johann Kaiser, eh. Leiter der âBetriebsabwehrstelleâ; August Ludwig, eh. Betriebsobmann âȘ Wegen: Verbrechen der mehrfachen Denunziation, August Weilhammer auch MiĂhandlung von Kriegsgefangenen beim SĂŒdostwallbau in Parndorf âȘ Vorsitz: Smutek; Staatsanw.: Pastrovich; Vert.: MĂŒnzker (fĂŒr Weilhammer, e. o.), Herrdegen (fĂŒr Forster), Hans GĂŒrtler (fĂŒr Kaiser), MardetschlĂ€ger (fĂŒr Ludwig) âȘ Urteil: Adolf Weilhammer: 3 Jahre; Josef Forster: 2 Jahre; Johann Kaiser: 1 Jahr; August Ludwig: Freispruch
Alle Angeklagten waren bei der Simmeringer Kabelfabrik tĂ€tig und âals fanatische Nazi bekanntâ. (AZ 9.1.) Adolf Weilhammer brachte es als Aufseher beim SĂŒdostwallbau zum Spitznamen âDer Henker von Parndorfâ (Vbl 5.1.), August Ludwig wird vorgeworfen, einen tschechischen Arbeiter der Gestapo ausgeliefert zu haben. âDer BetriebsfĂŒhrer und Direktor, der Pg. Josef Forster, der die Kabelfabrik 1938 arisiert hat, war wegen Denunziation angezeigtâ (Vst 9.1.), weil er eine Arbeiterin, die beschuldigt wurde, ein VerhĂ€ltnis mit einem französischen Fremdarbeiter zu haben, von der Gestapo verhaften lieĂ. âDie Arbeiterin ⊠soll in der Haft gestorben sein. ⊠Jeder versuchte, die Schuld dem anderen zuzuschieben, jeder wollte nur im Auftrag des anderen gehandelt haben.â (Vbl 5.1.)
46W4 / 5.1. âȘ Angeklagt: Julius Schuster, Weichensteller âȘ Wegen: VG. âȘ Urteil: 3 Jahre
âSeit 1922 bei der Ăsterreichischen Bundesbahn, versah Julius Schuster neun Jahre spĂ€ter den Dienst als Weichensteller am Bahnhof HĂŒtteldorf. Das waren fĂŒr ihn âdĂŒrreâ Jahre. Eine Zeitlang wĂŒrde das noch so weitergehen, aber dann, dann muĂte es grĂŒndlich anders werden ⊠Wozu hatte er die Aufstellung der Wiener SA.-Musik besorgt und sie 1927 zum Parteitag nach NĂŒrnberg gefĂŒhrt? Wozu hatte er sich im selben Jahr bei der NSDAP. angemeldet ⊠Wozu war er in Wöllersdorf gesessen und seines Dienstpostens enthoben worden? ⊠Dann kam der âUmbruchâ, fĂŒr Schuster der Anbruch seiner âfettenâ Jahre ⊠Der Gauobmann der DAF. bestellte Schuster hauptamtlich zum Leiter der Fachabteilung âEnergie-Verkehrs-Verwaltungâ. Damit hatte er die Position eines Gauhauptstellenleiters erreicht. 1943 schlieĂlich wurde er Personalreferent bei den Gauwerken Niederdonau. Dazu kamen der Titel âAlter KĂ€mpferâ, die Ostmark-Medaille, das Goldene Ehrenzeichen und â ja nicht zu vergessen â 1000 Mark monatlich Gehalt. Ein Fehler aber war Schuster doch unterlaufen, der ihm als Fachmann im Weichenstellen nicht hĂ€tte unterlaufen dĂŒrfen. Er war mit seinen ZukunftstrĂ€umen statt auf das freie Hauptgeleise auf ein Stockgeleise geraten.â (Vbl 6.1.)
46W5 / 7.1. âȘ Angeklagt: Anton Eimer, Elektroingenieur âȘ Wegen: IllegalitĂ€t, Registrierungsbetrug âȘ Vorsitz: Markus âȘ Urteil: 15 Monate
Er gab âals Eintrittsdatum in die NSDAP. den 13. MĂ€rz 1938 an und erklĂ€rte, als SS.-UntersturmfĂŒhrer den Sturm Hollabrunn geleitet zu haben. Laut Stammblatt der Gauwerke (nun wieder âNewagâ) war er aber bereits 1936 der Partei beigetreten und hatte seit 1938 den Rang eines SturmfĂŒhrers bekleidet.â (Vbl 8.1.)
46W6 / 11.1. âȘ Angeklagt: Franz MĂŒller, 44, eh. KriminalsekretĂ€r âȘ Wegen: §§11 (10) VG., KVG âȘ Vorsitz: Hochmann; Staatsanw.: Zehetgruber; Vert.: Schneider (e.o.) âȘ Urteil: 10 Jahre
Der österreichische Kriminalbeamte war âseit 1931 Mitglied der NSDAP., betĂ€tigte sich als Sprengelleiter der illegalen Polizeibeamten, hielt Verbindung zu einer SA.-Gruppe und trug sich mit der Absicht, bei einem geplanten Naziputsch an der Besetzung der Polizeidirektion teilzunehmen. WĂ€hrend der Haft des seinerzeitigen PolizeiprĂ€sidenten Doktor SteinhĂ€usl33 diente er diesem als Mittelsmann und spĂ€ter als Spitzel ⊠Nach der Annexion Ăsterreichs wurde MĂŒller zur Gestapo ĂŒberstellt. Hier oblag ihm die Aufgabe: PrĂŒfung der politischen ZuverlĂ€ssigkeit. SpĂ€ter erhielt er das Referat: Arbeitsunlust von AuslĂ€ndern. Sein Name wurde von den auslĂ€ndischen Arbeitern nur mit Schrecken genannt. Als das Dritte Reich zu wanken begann, trieb MĂŒller im Dienste der Feldgendarmerie âkampfunlustige Soldatenâ an die Front.â (AZ 12.1.) âOLGR. Dr. Hochmann, der erst vor wenigen Tagen zum Vorsitzenden eines neuerrichteten Volksgerichtssenats ernannt wurde, scheint allen Ernstes mit der in der letzten Zeit geĂŒbten Praxis einer milden Beurteilung der Naziverbrecher brechen zu wollen.â (ĂZ 12.1.)
46W7 / 15.1. âȘ Angeklagt: Anton Weingartner, 47, eh. BĂŒrgermeister von Langenlois âȘ Wegen: §§ 10, 11 VG., §§ 3, 4 KVG. âȘ Vorsitz: Markus; Staatsanw.: Mayer-Maly; Vert.: KohlschĂŒtter âȘ Urteil: 8 Jahre nach §11 VG.
âDie braune Obrigkeit von Langenlois fĂŒhrte ein wahres Schreckensregiment. Als der Landwirt Edmund Brandl aus Zöbing einen âBefehlâ des OrtsbauernfĂŒhrers unbeachtet lieĂ, wurde er wenige Stunden spĂ€ter von dem berĂŒchtigten SA.-StandartenfĂŒhrer Pilz (46W166) im Auto nach Langenlois gebracht, dort in eine Zelle gesteckt und eine Viertelstunde lang mit GummiknĂŒtteln und Ohrfeigen traktiert ⊠Karl Hluchy, der wegen einer Luftschutzangelegenheit in Ungnade gefallen war, wurde in den Arrest gefĂŒhrt und von Pilz mit dem GummiknĂŒttel miĂhandelt. Weingartner stand dabei in der offenen ZellentĂŒr und ergötzte sich an den Qualen des Opfers. Der Angeklagte Weingartner, mit dessen Wissen, vielfach sogar auf dessen Anordnung, diese Grausamkeiten verĂŒbt wurden, versuchte seine Schuld an den MiĂhandlungen zu leugnen.â (AZ 16.1.)
46W8 / 17.1. âȘ Angeklagt: Albert Thaler, 48, Schlosser in der StaatsbahnwerkstĂ€tte St. Pölten âȘ Wegen: §7 KVG. (Denunziation) âȘ Vorsitz: Markus; Staatsanw.: Zehetgruber; Vert.: Sas-Zaloziecky (e.o.) âȘ Urteil: 2 Jahre
âNach der Aufforderung Dr. Goebbels im Rundfunk, daĂ notgelandete alliierte Piloten am besten gleich von der Bevölkerung zu erschlagen wĂ€ren, sprachen darĂŒber die Arbeiter Thaler, Lugmair und Pfabigan. Obwohl Thaler als fanatischer Nazi und Naderer bekannt war, lieĂ sich Lugmair dazu hinreiĂen, die Aufforderung Goebbels einer scharfen Kritik zu unterziehen. Auch Pfabigan schloĂ sich dieser Meinung an. Thaler denunzierte beide beim Nazibetriebsobmann, es kam zu einer Anzeige und schlieĂlich zu einer Anklage gegen Lugmair und Pfabigan vor dem Sondergericht Wien. WĂ€hrend Pfabigan durch seine Einberufung zum Wehrdienst einer Bestrafung entging, wurde Lugmair zu achtzehn Monaten GefĂ€ngnis verurteilt.â (AZ 18.1.)
46W9 / 18.1. âȘ Angeklagt: Rudolf Schröckinger, 46, Dentist âȘ Wegen: §§11 (10) VG. âȘ Vorsitz: Hochmann; Staatsanw.: Allinger; Vert.: Mathis âȘ Urteil: 2 Jahre
â1938 begab er sich nach Deutschland und wurde sofort in die Ăsterreichische Legion aufgenommen. Nach der Annexion Ăsterreichs kam Schröckinger mit der Legion nach Wien und erreichte hier den Rang eines ObersturmbannfĂŒhrers ⊠will sich aber wĂ€hrend der Verbotszeit nicht politisch betĂ€tigt haben.â (AZ 19.1.)
46W10 / 21.1./3.10. âȘ Angeklagt: Karl Mayer, 32, BĂ€ckergehilfe âȘ Wegen: §10 (11) VG. âȘ Vorsitz: Markus/Hollmann; Staatsanw.: Pastrovich/Fanta; Vert.: GĂŒrtler âȘ Urteil: Drei Jahre am 21.1., Eineinhalb Jahre am 3.10.4634
âNachdem er 1934 wegen Sprengstoffdiebstahls zu sechs Jahren schweren Kerkers verurteilt worden war und von dieser Strafe zwei Jahre verbĂŒĂt hatte, konnte er nach der Annexion Ăsterreichs fĂŒr seine âLeistungenâ die Rechnung vorweisen: Mayer wurde BlutordenstrĂ€ger und BĂŒrgermeister von Hundsheim. Da ihm kurz darauf eine SchwarzschlĂ€chterei nachgewiesen wurde, muĂte er aber seines Postens als BĂŒrgermeister enthoben werden.â (AZ 22.1.)
Ein Unmensch vom Grund
46W11 / 22.1. âȘ Angeklagt: Maria Heider, Hausmeisterin âȘ Wegen: §§11 (10) VG. âȘ Vorsitz: Egger; Staatsanw.: Allinger; Vert.: Weigert âȘ Urteil: 18 Monate (Schuldig nach §§4, 7 KVG., Spruch nach §4 KVG.)
Eines der frĂŒhen unbegreiflich milden Urteile wegen Denunziation: Maria Heider fĂŒhrte im Haus Bergsteiggasse 54 âein wahres Schreckensregiment. Neben wĂŒsten Beschimpfungen der Familie Pollak ohrfeigte sie die Tochter, riĂ sie an den Haaren, den jĂŒngsten Sohn schlug sie mit dem Ausreibfetzen ins Gesicht. Selbst als der alte Mann die Wohnung verlieĂ, um sie seiner Familie zu sichern, setzte die Heider das Kesseltreiben gegen die ĂŒbrigen Familienmitglieder, die Mischlinge sind, fort. Als ein Freund der Verfolgten zu vermitteln suchte, drohte ihm der Ortsgruppenleiter mit der Abschiebung nach Dachau. Der alte Pollak ist verschollen.â (WZ 23.1.)
46W12 / 23.1. âȘ Angeklagt: Leopold Winterer, 48, Lagerhausarbeiter (Marschall: Angekl.20) âȘ Wegen: Verbrechen des dreifachen Mordes und nach §1 KVG. âȘ Vorsitz: Hochmann; Staatsanw.: Mayer-Maly; Vert.: Tuschak (e.o.) âȘ Urteil: Tod durch den Strang (Vollstreckt: 10.5.46)
Winterer war âvom 10. November 1944 bis 17. MĂ€rz 1945 Ortskommandant von Wanndorf bei Ădenburg, wo ein Lager fĂŒr Tausende ⊠ungarische Juden zur Zwangsarbeit am SĂŒdostwall bestand. Auf Befehl des SA-FĂŒhrers Otto Mader, der noch flĂŒchtig ist, hat Winterer drei Lageri...