Die Rezeption Georg Trakls in Zeiten der Diktatur
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Die Rezeption Georg Trakls in Zeiten der Diktatur

Stigmatisierung, Instrumentalisierung und Anerkennung in NS-Zeit und DDR

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Die Rezeption Georg Trakls in Zeiten der Diktatur

Stigmatisierung, Instrumentalisierung und Anerkennung in NS-Zeit und DDR

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Ein interessanter Einblick in die Rezeption Georg Trakls vor dem Hintergrund totalitĂ€rer Literaturwissenschaft und KulturpolitikDie vorliegende Studie Eberhard Sauermanns bietet die erste umfassende Darstellung der Rezeption Georg Trakls in der NS-Zeit. Der Autor fĂŒhrt in seiner systematischen Auseinandersetzung vor Augen, welch vielfĂ€ltige und widersprĂŒchliche Behandlung dem Werk und Leben Trakls in der Literaturwissenschaft und Kulturpolitik des Nationalsozialsmus zuteil wurde. Dabei entkrĂ€ftet er das Vorurteil, Trakl sei in der NS-Zeit durchwegs abgelehnt worden. Denn neben der Kritik an ihm fand er sehr wohl öffentliche Anerkennung in seiner Rolle als opferbereiter Dichter und "Seher", der den Verfall seiner Zeit erkannte In Editionen, Literaturgeschichten und Zeitungsartikeln der NS-Zeit, aber auch in Bekenntnissen von Privatpersonen zeigt sich die reichhaltige Wirkung Trakls.Neben seiner Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus gibt Sauermann auch ein differenziertes Bild der Rezeption Georg Trakls als Autor der klassischen Moderne in der DDR wieder. Den Höhepunkt in der BeschĂ€ftigung mit Trakl in der DDR bildet sicherlich Franz FĂŒhmanns Trakl-Essay, dessen potentiell bewusstseins- und gesellschaftsverĂ€ndernde Abschnitte die Zensur tilgen wollte.Eberhard Sauermann arbeitet anhand der Rezeption Georg Trakls Unterschiede und Gemeinsamkeiten zweier totalitĂ€rer Systeme des 20. Jahrhunderts heraus und bietet einen interessanten Einblick in die Stigmatisierung und Instrumentalisierung eines Dichters, dessen Leben und Werk in beiden Systemen sowohl Ablehnung als auch Anerkennung erfuhr.

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A. Rezeption Trakls in der NS-Zeit

Forschungsstand

Angesichts der uneinheitlichen, ja widersprĂŒchlichen Rezeption bestimmter Autoren in der NS-Zeit hat Egon Schwarz schon vor Jahrzehnten betont, jede Rezeption sei eine Begegnung komplizierter KrĂ€fte, „die von ökonomischen, sozialen, politischen, Ă€sthetischen und weltanschaulichen Faktoren abhĂ€ngt“, sie entstehe nicht nur „aus den Reaktionen der EmpfĂ€nger auf einen Schriftsteller“, sondern enthalte auch „manches von dem, was sein Werk und seine Person beizusteuern haben“.1 Obwohl diese Erkenntnis mittlerweile zum Allgemeingut geworden und durch Sozialgeschichtsschreibung der Literatur, RezeptionsĂ€sthetik oder Rezeptionstheorien wie die „kulturellen Modelle“ vertieft worden ist,2 hat Schwarz’ Forderung, „in jedem Fall die besonderen Rezeptionsbedingungen zu untersuchen und den KnĂ€uel von Motiven und Vorbehalten, Interessen und ZufĂ€llen zu entwirren“,3 nichts an AktualitĂ€t eingebĂŒĂŸt.
Die Rezeption Trakls in der NS-Zeit ist bisher kaum erforscht worden. Nur die (ungedruckte) rezeptionsgeschichtliche Dissertation ĂŒber Trakl von Diana Orendi-Hinze hat sich damit nĂ€her beschĂ€ftigt.4 Allerdings weisen sowohl die Methoden dieser Studie als auch die historischen Kenntnisse ihrer Verfasserin schwere MĂ€ngel auf, und das Korpus der untersuchten Texte aus der NS-Zeit ist viel zu rudimentĂ€r. Walter Methlagl ĂŒbernimmt in einem Aufsatz zur Wirkung Trakls einige Ergebnisse der Arbeit Orendi-Hinzes und gibt darĂŒber hinaus nur ein paar Rezeptionszeugnisse aus der NS-Zeit wieder.5 Die von ihm betreute (ungedruckte) Dissertation Brunhilde Schwabl-Wiesers untersucht die Rezeption Trakls in Anthologien, unter anderem in einigen aus der NS-Zeit, allerdings mit mangelnder Differenzierung.6 – All diese Studien scheinen von der PrĂ€misse geleitet zu sein, der Nationalsozialismus ist etwas durch und durch VerabscheuungswĂŒrdiges, mit dem die Lichtgestalt Trakl nicht in Einklang gebracht werden kann bzw. darf.
Abgesehen davon findet sich nur sehr wenig: ein Hinweis auf die positive Beurteilung von FrĂŒhexpressionisten wie Trakl durch einzelne NS-Germanisten7 sowie kurze Bemerkungen zur Rezeption Trakls in der NS-Zeit generell und in Salzburg speziell.8 Es spricht BĂ€nde, dass ein auf einem Grazer Symposion beruhender, aus zwei Dutzend AufsĂ€tzen bestehender Sammelband ĂŒber österreichische Literatur im Nationalsozialismus zum Thema ‚Trakl in der NS-Zeit‘ einen einzigen Satz erĂŒbrigt: „Georg Trakl blieb selektiv im Kanon.“ Noch dazu erfolgt das nicht durch einen Germanisten, sondern durch den Historiker Ernst Hanisch, der in der Anmerkung zu dieser Aussage nur auf seinen eigenen Aufsatz ĂŒber die Rezeption Trakls in Salzburg verweist.9 In seiner umfangreichen Studie ĂŒber Salzburg in der NS-Zeit erwĂ€hnt jedoch Hanisch Trakl mit keinem Wort.10
Erst vor wenigen Jahren hat ein Forscher den Forschungsstand mit wichtigen Erkenntnissen bereichert. In seinem Aufsatz ĂŒber den literarischen Dialog von Autoren der 1930er- und 1940er-Jahre mit Trakl (von dem noch die Rede sein wird) vertritt Mark Elliott die Auffassung, in dem vom NS-Regime kontrollierten Bereich von Literaturgeschichten, Zeitschriften und Zeitungen sei die Rezeption Trakls gemischt gewesen; die mit der NS-Ideologie unvereinbaren Aspekte von Trakls Leben und Werk seien nicht schlankweg verdammt, sondern entsprechend umgedeutet worden.11
Wie ĂŒberrascht die gegenwĂ€rtige Trakl-Forschung von neuen Forschungsergebnissen zur Trakl-Rezeption in der NS-Zeit ist, zeigte sich unlĂ€ngst bei einer Tagung in Ljubljana, als ich die Frage erörtert habe, ob Grodek auch in der NS-Zeit als Antikriegsgedicht rezipiert worden ist.12
Dass sich die Forschung bisher nicht grĂŒndlicher mit der Rezeption Trakls im Nationalsozialismus beschĂ€ftigt hat, ist erstaunlich. WĂ€ren doch von einer Untersuchung dieses Themas nicht nur Erweiterungen des Bilds von der Rezeption eines der bedeutendsten deutschsprachigen Lyriker, sondern auch AufschlĂŒsse ĂŒber den Umgang eines totalitĂ€ren Staates (bzw. der Gesellschaft in einem solchen Staat) mit einem unpolitischen Autor und dessen Werk zu erwarten. Da Trakl auch in der NS-Zeit im Allgemeinen zu den Expressionisten gerechnet wurde und sein – von herkömmlichen Sprachstrukturen sich lösendes – Werk als modern galt, mĂŒsste eine solche Untersuchung auch die Rezeption der literarischen Moderne bzw. des Expressionismus berĂŒcksichtigen. Voraussetzung dafĂŒr sind freilich eine möglichst lĂŒckenlose Ermittlung und genaue Sichtung der zeitgenössischen Rezeptionszeugnisse. Walter Ritzers Trakl-Bibliographie13 ist dabei nur eine geringe Hilfe; sie ist vor allem im Nachweis von Abdrucken von Gedichten Trakls in Anthologien und Zeitungen sowie von Stellungnahmen zu Trakl in Literaturgeschichten höchst unvollstĂ€ndig; außerdem sind Äußerungen zu Trakl in Briefen und TagebĂŒchern von Autoren ausgeklammert.

Einleitung

Schon bald nach der MachtĂŒbernahme der Nationalsozialisten vom 30. JĂ€nner 1933 initiierte die Deutsche Studentenschaft die Aktion Wider den undeutschen Geist, die in Zusammenarbeit mit dem NS-Studentenbund und mit finanzieller UnterstĂŒtzung von Joseph Goebbels’ Reichsministerium fĂŒr VolksaufklĂ€rung und Propaganda durchgefĂŒhrt,14 aber auch von breiten Kreisen des antimodernen BĂŒrgertums getragen wurde.15 Bei der BĂŒcherverbrennung, in der diese Aktion gipfelte, wurde jenes als „jĂŒdisch“, „kunstbolschewistisch“ oder „Schmutz und Schund“ bezeichnete Schrifttum, das laut der „Schwarzen Liste“ Wolfgang Herrmanns der „geistigen Wehrhaftmachung“ und „totalen Mobilmachung des deutschen Menschen“ im Wege stand,16 gebrandmarkt. Unter Schöner Literatur kamen neben den „artfeindlichen“ Schriften auch jene Werke auf den Index, die – wie es hieß – im Geist „des bĂŒrgerlich-dekadenten Subjektivismus volkstumsfremder und landschaftsferner großstĂ€dtischer Literaten“ verfasst worden sind und „in ihrer Wirkung dahin fĂŒhren, daß volksbegrĂŒndende und volksgestaltende Einrichtungen und Werte als Bagatellen behandelt, ironisiert und verfĂ€lscht werden“.17 – Als dies geschah, stand wohl außer Streit, dass die Lyrik Trakls nicht darunter fiel; andererseits konnte man sie nicht gut fĂŒr die ‚geistige Wehrhaftmachung‘ reklamieren oder vom ‚dekadenten Subjektivismus‘ freisprechen.
Hans Naumann, renommierter Germanistik-Professor an der UniversitĂ€t Bonn, erklĂ€rte bei seiner Ansprache zur BĂŒcherverbrennung auf dem Bonner Marktplatz am 10. Mai 1933, die Studenten verbrennten das, was sie bedrohe, verwirre und verfĂŒhre; das Fremde werde impulsiv abgeschĂŒttelt. Mit dem zum ‚Schutz der Öffentlichkeit‘ verbrannten Schrifttum sollte sich allenfalls die Wissenschaft befassen, um es mit ihren Mitteln zu entwaffnen. Deutsche Kunst komme hingegen aus irrationalen GrĂŒnden: ErwĂŒnscht sei ein Schrifttum, dem „Familie und Heimat, Volk und Blut“ heilig sind, das „uns zum sozialen GefĂŒhl und zum Gemeinschaftsleben erzieht, sei es in der Sippe, sei es im Beruf, sei es in der Gefolgschaft oder in Stamm und Nation“, das uns „zum FĂŒhrertum und zur Wehrhaftigkeit“ erzieht, ein „im besten und edelsten Sinne politisches“ Schrifttum, mit Vorbildern wie Friedrich Hölderlin, dem „lebendigen Gewissen unserer Nation“.18
Das Urteil des Germanisten Max Kommerell, keiner der Dichter und WortfĂŒhrer der Zeit habe dem Deutschen „ein so ungeheures Anrecht auf Macht, ein solches GefĂŒhl ausschließenden Wertes und Ranges verleihen können“ wie Hölderlin,19 diente in der NS-Zeit quasi als GĂŒtesiegel. In seiner nordisch-völkischen Mythologie bezeichnet Alfred Rosenberg, ‚Chefideologe‘ des NS-Regimes, Hölderlin als „grĂ¶ĂŸten SĂ€nger unter den Deutschen und zartesten KĂŒnder ihrer Seele“ und preist ihn fĂŒr das „aesthetisch-willenhafte Sehnsuchtselement seines Schaffens“.20 Hölderlin und andere GrĂ¶ĂŸen der bĂŒrgerlichen Literaturtradition wurden zu den wahren Ahnen der NS-Literatur erklĂ€rt, was vor allem darauf zurĂŒckzufĂŒhren sein dĂŒrfte, dass es den NS-Kulturpolitikern und -Germanisten nicht gelungen ist, fĂŒr die NS-Literatur eine genuine Vorgeschichte zu entwerfen.21 Mit Kriegsbeginn wurde Hölderlin „zur nationalen Erlöserfigur schlechthin“, der SĂ€nger der Griechen wurde zum „VerkĂŒnder einer vaterlĂ€ndischen Sendung der Deutschen“ umgedeutet.22 (Kommerell hat diese Inszenierung ĂŒbrigens als Missbrauch kritisiert, freilich nur im privaten Kreis.)23 Dass Hölderlin zu „der Sinnfigur fĂŒr den heroischen Untergang“ wurde, ist allerdings nicht nur auf die Entwicklung des Kriegs zurĂŒckzufĂŒhren; die innerhalb wie außerhalb der Germanisten-Zunft gesteigerte Resonanz dieser Sinnfigur ist „das Resultat eines Inszenierungskomplexes, in dem sich politische, disziplinĂ€re und bildungsbĂŒrgerliche sowie ökonomische Motivationslagen vermischen, einander wechselseitig bestĂ€rken und so Popularisierungseffekte erzeugen“.24
Als die Kriegsverluste immer grĂ¶ĂŸer wurden und die Niederlage des Dritten Reichs absehbar war, im „schicksalsreichen Hölderlin-Gedenkjahr“ 1943 anlĂ€sslich seines 100. Todestags, rief Heinz Kindermann, Ordinarius fĂŒr Theaterwissenschaft an der UniversitĂ€t Wien, mit Hölderlin zum Kampf auf: rings um uns tose das Chaos, eine „neue Rangordnung der Werte“ mĂŒsse gegen die „Gewalten des Untergangs“ erkĂ€mpft werden; in „diesem Ringen auf Tod und Leben“, in einer Zeit, „da jeder sein letztes geben muß, um das Kostbarste zu retten“, möge uns Hölderlin beistehen.25 Bei der Hölderlin-Reichsfeier in TĂŒbingen erklĂ€rte der Leiter des Hauptkulturamtes der NSDAP, Hölderlin werde gefeiert, „weil er der gute Kamerad unserer MĂ€nner ist, die im Kampfe fĂŒr Deutschland stehen“.26 Den Gedichten Hölderlins wurde offenbar eine mentale Wirkung unter den Soldaten zugetraut, wie etliche Hölderlin-Ausgaben von 1943 belegen: ein BĂ€ndchen in der Reihe Feldpost bei Böhlau, eine Auswahl fĂŒr Soldaten mit dem Titel Heldentum bei Walter, eine Frontbuchhandelsausgabe bei Langewiesche-Brandt und eine Feldauswahl bei Cotta.27
Seit je wurde Trakl in Zeitungsartikeln mit Hölderlin verglichen, doch was hatte er mit der deutschen Nation zu tun? Das wird auch in einem Artikel eines NSDAP-Organs angesprochen: Hölderlin und Trakl hĂ€tten aus der gleichen GefĂŒhlssphĂ€re geschöpft, aber bei Hölderlin sei noch der Jubel der nationalen Idee ertönt.28 Und doch gibt es Parallelen im Image der beiden Dichter, wie sich in den großen Hölderlin-Ausgaben des Jahres 1943 zeigt. Die neugegrĂŒndete Stuttgarter Hölderlin-Ausgabe erschien mit einem Geleitwort des WĂŒrttembergischen MinisterprĂ€sidenten und Kultministers, in dem es heißt, Hölderlins edler Geist „schaute mit seherischem Blick das deutsche Schicksal“, wie es sich nun „im schwersten Ringen unseres Volkes“ um die Zukunft des Vaterlands offenbare.29 Friedrich Seebaß, (Mit-)Herausgeber der Neuauflage SĂ€mtlicher Werke Hölderlins, bekundete im Vorwort seine Verbundenheit mit Norbert v. Hellingrath, dem im Ersten Weltkrieg gefallenen ersten Herausgeber, und mit allen BlĂŒten der neuen Jugend, die im neuen Krieg ebenfalls „der Erde zu Danke fielen“30 – was durch die Wahl eines Zitats aus Hölderlins Gedicht Mein Eigentum zwar ein Ignorieren des opferungswĂŒrdigen ‚Volks‘ bzw. ‚Vaterlands‘, aber doch ein Andeuten von Opferbereitschaft darstellt. Beides, das Seherische wie die Opferbereitschaft, wurde in der NS-Publizistik auch Trakl zugeschrieben.
Seit je wurde in Zeitungsartikeln als ein zentrales Thema von Trakls Dichtung der Verfall erkannt. Doch zĂ€hlte sie deswegen gleich zur „artfremden“ Literatur, in der der „Geist des Verfalls und der Zersetzung“ lebe31 – wie Hans Friedrich Blunck, PrĂ€sident der Reichsschrifttumskammer, deren UnterdrĂŒckung im Dritten Reich vor dem Ausland zu rechtfertigen versuchte? Und musste Verfallsdichtung mit ‚Dekadenz‘ gleichgesetzt werden, konnte sie nicht auch als Klage ĂŒber den Niedergang verstanden oder als Zeugnis fĂŒr Todesgewissheit gewĂŒrdigt werden? Wer in literarischen Texten Hinweise auf die ‚rassische‘ oder geographische Herkunft des Autors suchte, konnte ...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. A. Rezeption Trakls in der NS-Zeit
  5. B. Nachwehen
  6. C. Expressionismus-Debatte
  7. D. Rezeption Trakls in der DDR
  8. E. Die Diktaturen Drittes Reich und DDR
  9. F. ResĂŒmee
  10. Anmerkungen
  11. Publikationen der NS-Zeit
  12. Bibliographie