Vaterbilder
Diese Vorbemerkungen gelten sowohl fĂŒr die hier vorgestellten âVaterbilderâ als auch fĂŒr die âMutterbilderâ im nĂ€chsten Kapitel. Unter âVaterbilderâ und âMutterbilderâ verstehe ich die von den Söhnen und Töchtern prĂ€sentierten Vorstellungen von den VĂ€tern/MĂŒttern, sowohl was ihre Rolle in der Familie als auch im Nationalsozialismus (als âTĂ€terInnenâ) betrifft. Die jeweiligen âVaterbilderâ und âMutterbilderâ sind Re-Konstruktionen und das Resultat von mehreren Faktoren. Sie basieren zum einen auf den realen (Kindheits-)Erfahrungen bzw. den Erinnerungen der mittlerweile lĂ€ngst erwachsenen Kinder daran. Diese Erfahrungen und Erinnerungen sind aber immer auch von den familiĂ€ren Tradierungen, vom spĂ€teren Wissensstand und von nachtrĂ€glichen Deutungen und Bewertungen bestimmt, wenn nicht sogar ĂŒberlagert. Das heiĂt: Der Blick auf den Vater/die Mutter erfolgt immer durch den Filter der NachtrĂ€glichkeit.
Die auf Erfahrung, ErzĂ€hlung, Erinnerung und nachtrĂ€glicher Deutung basierenden âVaterbilderâ und âMutterbilderâ entstehen in einem bestimmten vergangenheitspolitischen Kontext und vor einem bestimmten diskursiven Hintergrund sowie aus einer bestimmten lebensgeschichtlichen Perspektive und Position heraus (Alter, politischer Standort). Bereits Maurice Halbwachs hat darauf verwiesen, dass sich die âVaterbilderâ und âMutterbilderâ unaufhörlich weiterentwickeln, indem sich die verschiedenen Erinnerungen an den Vater/die Mutter aneinander fĂŒgen und sich der Blick und die Perspektive der Kinder, z.B. durch die Entfernung von der Familie und vom Herkunftsmilieu, verĂ€ndert. Das heiĂt, es gibt kein statisches Bild von dem Vater/der Mutter, auch nicht nach dessen/deren Tod.1 Die zum Zeitpunkt des Interviews prĂ€sentierten âVaterbilderâ und âMutterbilderâ sind somit als Momentaufnahmen eines bestimmten Erinnerungs- und Verarbeitungsprozesses zu verstehen.
Die VĂ€ter nehmen bei vielen âKindern der TĂ€terâ die zentrale Rolle in ihrer Auseinandersetzung mit der NS-Familiengeschichte ein. Diese Fixierung auf den Vater, sowohl in positiver als auch negativer Hinsicht, zeigt sich beispielsweise in der FĂŒlle von âVĂ€terliteraturâ2 und wird auch durch meine Interviews bestĂ€tigt. Auch die Eigen- oder Fremddefinition als âTĂ€terkindâ erfolgt fast ausschlieĂlich ĂŒber den Vater, wohingegen die MĂŒtter â wie ich im Kapitel âMutterbilderâ noch aufzeigen werde â in dieser Hinsicht oft ausgeklammert und âverschontâ bleiben. Das hĂ€ngt zum einen damit zusammen, dass bei MĂ€nnern tatsĂ€chlich eine gröĂere Wahrscheinlichkeit einer aktiven NS-Involvierung bestand, da sie gröĂere berufliche und politische Einsatz- und Aufstiegsmöglichkeiten hatten und somit â als FunktionstrĂ€ger, Soldaten, Bewacher usw. â stĂ€rker in das NS-Regime eingebunden waren als vergleichsweise Frauen. Zum anderen ist die Fixierung auf die VĂ€ter aber auch eine Frage der kollektiven und individuellen Wahrnehmung, die eines zeigt: NS-TĂ€terschaft ist nach wie vor ĂŒberwiegend mĂ€nnlich konnotiert.
Kontext: âTĂ€terbilderâ im Wandel3
Unmittelbar nach Kriegsende mit dem Bekanntwerden der ungeheuren NS-Verbrechen stellte sich in der deutschen und österreichischen Ăffentlichkeit die Frage nach den Schuldigen, der spezifischen Beschaffenheit der TĂ€ter. WĂ€hrend ein kleiner Teil von unerschĂŒtterlichen NationalsozialistInnen um den âFĂŒhrerâ Adolf Hitler trauerte und ihn mit der BegrĂŒndung, dass er von den Verbrechen nichts gewusst habe, nachtrĂ€glich zu schĂŒtzen versuchte, schob der weit gröĂere Teil der ehemaligen âTĂ€tergesellschaftâ die Schuld alleine auf Adolf Hitler und die höchste NS-FĂŒhrungselite wie etwa Hermann Göring, Joseph Goebbels, Heinrich Himmler usw. Die von den Alliierten durchgefĂŒhrten NĂŒrnberger Kriegsverbrecherprozesse, wo die einst mĂ€chtigen Vertreter der NS-Elite aus den unterschiedlichsten Bereichen vor Gericht standen, unterstĂŒtzten diese Verengung auf einen kleinen TĂ€terkreis und die exkulpierende (Selbst-)Wahrnehmung der deutschen und österreichischen Bevölkerung. Neben dieser Personalisierung, die meist mit einer DĂ€monisierung von einzelnen TĂ€tern einherging, gerieten in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem Institutionen wie die SS und die Gestapo zu den Verbrecherorganisationen schlechthin. In NĂŒrnberg standen sehr unterschiedliche TĂ€tertypen mit verschiedenen SelbstprĂ€sentationen vor Gericht: der unbelehrbare FĂŒhrer (Göring), der eiskalte Machtmensch (Kaltenbrunner), der unterwĂŒrfige BefehlsempfĂ€nger (Keitel), der antisemitische Fanatiker (Streicher), der gelĂ€uterte Technokrat (Speer) usw.4 Gemein war ihnen â trotz aller individuellen Verschiedenheit â ihre Exponiertheit aufgrund ihrer ehemaligen Machtstellung in den höchsten NS-Kreisen, was eine Distanzierung von ihnen erheblich erleichterte.
Ăhnliches gilt auch fĂŒr die unmittelbar in die NS-Verbrechen verstrickten TĂ€ter: Unmittelbar nach Kriegsende wurden die kaum fassbaren GrĂ€uel in den Konzentrations- und Vernichtungslagern sowie in den unzĂ€hligen Nebenlagern bekannt und es stellte sich die Frage nach der menschlichen und charakterlichen Beschaffenheit jener TĂ€ter, die derart unvorstellbar grausame Verbrechen begangen hatten. Die KZ-Kommandanten, KZ-WĂ€rter und KZ-Aufseher wurden meist als gefĂŒhllose sadistische, moralisch pervertierte TĂ€ter, oft auch als âBestienâ und âsadistische Henkerâ wahrgenommen, selbst wenn sie diesem Klischeebild in der RealitĂ€t meist nicht entsprachen.5 Vor allem der KZ-Kommandant von Auschwitz, Rudolf HöĂ, verkörperte den ordnungsliebenden, pflichtbewussten, natur- und tierliebenden, âinnerlichâ veranlagten âGemĂŒtsmenschenâ bzw. stilisierte sich als solcher, der nicht trotz, sondern wegen dieser pervertierten deutschen SekundĂ€rtugenden zum TĂ€ter werden konnte.6 Da Höà mit Frau und Kindern in Auschwitz lebte, gilt er bis heute als Prototyp des kalten NS-TĂ€ters einerseits und des liebevollen Familienvaters andererseits.
Die DĂ€monisierungen und Kriminalisierungen waren zweifellos ein Mittel zur Distanzgewinnung und ermöglichten es der breiten Masse, sich von diesen exponierten TĂ€tern abzusetzen und ihre eigene, meist weniger spektakulĂ€re (Mit-)TĂ€terschaft zu verringern.7 Auf diese Art waren die TĂ€ter auf einen relativ kleinen Kreis fokussiert, wohingegen sich der GroĂteil der ehemaligen NationalsozialistInnen als Opfer der âVerfĂŒhrungâ Hitlers, der NS-Propaganda, des Kriegswahns usw. prĂ€sentieren und sich solcherart exkulpieren konnte. Gleichzeitig erhielt die Selbstzuschreibung des âkleinen Naziâ und des âMitlĂ€ufersâ, der nur aus ökonomischen Nöten und unter Druck von oben âdabeiâ gewesen war, Hochkonjunktur. Vor allem im Rahmen der Entnazifizierung und der Unterteilung in âBelasteteâ und âMinderbelasteteâ wurde der Begriff des âMitlĂ€ufersâ zum Entlastungsbegriff schlechthin, der bis heute weite Verbreitung findet.
Der Eichmann-Prozess von 1961 in Jerusalem entzauberte das lange wirksame und oft auf negative Faszination aufgebaute dĂ€monische TĂ€terbild nachhaltig. Mit Adolf Eichmann, einem der Hauptorganisatoren der Judenvernichtung, trat ein neuer TĂ€tertypus in den Vordergrund: der unscheinbare und devote SchreibtischtĂ€ter, der âBefehlsempfĂ€ngerâ, der vorgab, ânichts gegen Juden zu habenâ und der doch fĂŒr den Tod von Hunderttausenden Juden verantwortlich war. Es war gerade die beim Prozess zum Ausdruck kommende âNormalitĂ€tâ, die die internationale Ăffentlichkeit erschreckte und die Prozessbeobachterin Hannah Arendt den bis heute wirksamen Begriff von der âBanalitĂ€t des Bösenâ prĂ€gen lieĂ.8 Der einige Jahre spĂ€ter in Deutschland stattfindende Auschwitz-Prozess (1963-1965) und der Majdanek-Prozess (1975-1981) sowie kleinere NS-Prozesse in Deutschland und Ăsterreich fanden zwar weit weniger mediale Aufmerksamkeit, aber auch in ihrem Verlauf wurden bisher bestehende TĂ€terbilder von KZ-TĂ€tern als geistig beschrĂ€nkte und sadistische âBestienâ ebenso kolportiert wie jene der biederen âBefehlsempfĂ€ngerâ oder der gebildeten âschöngeistigenâ KZ-Ărzte, die grausame Menschenversuche an HĂ€ftlingen durchgefĂŒhrt hatten.9
Diese durch reale Vorbilder geprĂ€gten TĂ€terbilder fanden auch Eingang in populĂ€re Darstellungen in Film, Literatur und den Medien und diese trugen ihrerseits wieder zur Verfestigung bestimmter Vorstellungen von âden TĂ€ternâ bei. Vor allem in den Filmen ĂŒber die NS-Zeit, auch in amerikanischen Produktionen, wurden die stereotypen Bilder von Adolf Hitler als âverrĂŒcktemâ Diktator, umgeben von einer ihm ergebenen FĂŒhrungsclique, fanatischen SS-MĂ€nnern, gnadenlosen Gestapochefs, gewalttĂ€tigen SA-MĂ€nnern reproduziert. Den âbösen Nazisâ wurde dabei meist als positiver Gegenpol die âgute Wehrmachtâ (verkörpert in aristokratischen, zunehmend mit Skrupeln geplagten Offizieren mit hehren Zielen oder den âeinfachen Soldatenâ) gegenĂŒbergestellt.10 In der immens erfolgreichen TV-Serie âHolocaustâ von 1979 wurde die TĂ€terschaft einmal mehr stark auf die SS (verkörpert in dem Protagonisten Erich Dorf, der einen exemplarischen Aufstieg vom zögerlichen SS-Mann zum unbedingten Verfechter der âEndlösungâ im Reichssicherheitshauptamt durchmacht) fokussiert. Im Kinofilm âSchindlers Listeâ von Stephen Spielberg bahnt sich eine leichte Trendwende an: Einerseits wird das Klischeebild des sadistischen, wahllos mordenden TĂ€ters (personalisiert in Amon Göth, dem Kommandanten des KZ Krakau-PlaszĂłw) reproduziert und zur Ikone stilisiert, andererseits bekommt der Industrielle und NS-Profiteur Schindler, der durch Arbeitseinsatz rund 1.200 Juden gerettet hat, als âguter Naziâ die Hauptrolle zugewiesen, womit dieser im allgemeinen Bewusstsein ohnehin weit verbreitete TĂ€tertypus ein besonderes Gewicht bekam.
WĂ€hrend auf der populĂ€ren Ebene eine begrenzte Zahl von stereotypen TĂ€terbildern ĂŒberdauerte, begann in der NS-Forschung ein Prozess der zunehmenden Ausdifferenzierung. Raul Hilbergs bahnbrechende Studie ĂŒber die Judenvernichtung grenzte sich bewusst von personalisierenden Darstellungen ab und analysierte die Judenvernichtung als bĂŒrokratischen Prozess, mit unendlich vielen, auf den unterschiedlichsten Ebenen Beteiligten, âeiner Phalanx von FunktionĂ€renâ, die als RĂ€dchen im Getriebe des Vernichtungsprozesses tĂ€tig waren.11 Damit erschienen nicht nur mehr Hitler, die NS-FĂŒhrung und SS, sondern beinahe alle Institutionen der deutschen Gesellschaft an der Judenvernichtung beteiligt. In dieser âstrukturalistischenâ Perspektive, deren Fokus hauptsĂ€chlich auf den Strukturen des Vernichtungsprozesses und weniger auf den individuellen Akteuren lag, wurden die TĂ€ter selbst als leidenschaftslose BĂŒrokraten gezeichnet.12 Dieses Bild des lediglich an Sachproblemen orientierten âTechnokratenâ wurde auch durch die publizistische Selbstdarstellung des ehemaligen NS-RĂŒstungsministers Albert Speer, einem der Hauptangeklagten der NĂŒrnberger Prozesse, sowie durch Einzelstudien ĂŒber akademische und ökonomische Eliten im Nationalsozialismus untermauert.13
Diese etwas zu einseitig geratene Darstellung des NS-TĂ€ters als âTechniker des Todesâ, in der der Antisemitismus als handlungsanleitendes Motiv fast gĂ€nzlich ausgeklammert wurde, wurde bald wieder relativiert. Seit Beginn der 1990er Jahre gerieten die ânormalenâ alltĂ€glichen TĂ€ter zusehends ins Blickfeld der Forschung und Ăffentlichkeit: Christopher Browning legte eine Studie ĂŒber ein Reserve-Polizeibataillon vor und prĂ€gte den Begriff der âganz normalen MĂ€nnerâ, die durch Gruppendruck und soziale Anpassung, zunehmende Gewaltbereitschaft und emotionale Abstumpfung zu TĂ€tern geworden sind.14 In Daniel Goldhagens vieldiskutiertem Buch Hitlers willige Vollstrecker hingegen werden diese MĂ€nner als mordbereite, antisemitische GewalttĂ€ter gedeutet, die nicht zu TĂ€tern wurden, weil sie mussten, sondern weil sie es wollten.15 Goldhagen erweiterte das TĂ€terfeld, indem er den Antisemitismus als zentrales Element betonte und weniger auf die nachtrĂ€glichen Rechtfertigungen (z.B. bei Prozessen) der TĂ€ter einging als auf deren ursprĂŒngliche Motive und die Freiwilligkeit ihres Tuns in der NS-Zeit. Zu einer weiteren Ausdehnung des TĂ€terspektrums kam es zudem durch die Ausstellung ĂŒber die âVerbrechen der Wehrmachtâ, durch die die Legende von der âsauberen Wehrmachtâ auch in einer breiteren Ăffentlichkeit infrage gestellt wurde und die bisher gĂŒltige Trennung von der âbösenâ SS einerseits und der âgutenâ Wehrmacht andererseits nicht mehr aufrechtzuerhalten war.16
WĂ€hrend sich in der NS-Forschung die TĂ€terbilder mittlerweile immer mehr ausdifferenziert haben und immer neue TĂ€tergruppen aus einer kollektivbiographischen und generationsspezifischen Perspektive erforscht werden17, sind die in einer breiteren Ăffentlichkeit kolportierten TĂ€terbilder nach wie vor (oder wieder?) sehr eng. TatsĂ€chlich ist in der Ăffentlichkeit und den Medien wieder ein verstĂ€rktes Interesse an den NS-TĂ€tern, vor allem an den NS-FĂŒhrungseliten, aber auch an den so genannten âeinfachen Menschenâ zu orten. Diese Tendenz der Personalisierung des Nationalsozialismus, die sich vor allem, aber nicht nur in Guido Knopps schematisierten TV-Dokumentationen âHitlers Kriegerâ, âHitlers Ărzteâ, âHitlers Soldatenâ usw. zeigt, geht mit altbekannten DĂ€monisierungen und vielfĂ€ltigen Viktimisierungen einher.18
Die âTĂ€terbilderâ sind in den NS-Nachfolgegesellschaften Deutschland und Ăsterreich weitgehend ident. Eine österreichische Variante ergibt sich aus der österreichischen âOpfertheseâ und der damit einhergehenden Externalisierung und Verlagerung des Nationalsozialismus auf âdie Deutschenâ, als deren Opfer sich âdie Ăsterreicherâ prĂ€sentieren konnten. Es handelt sich dabei um eine im kollektiven österreichischen GedĂ€chtnis tief verankerte Vorstellung, die auch Eingang im populĂ€rkulturellen Bereich fand. So wird beispielsweise in vielen Filmen dem fanatischen und zackigen âdeutschen Naziâ ein âgemĂŒtlicherâ, letztendlich harmloser âösterreichischer Naziâ gegenĂŒbergestellt. Diese beschönigende Trennung ist angesichts der historischen Fakten nicht haltbar. In diesem Zusammenhang wird â in Anspielung auf den in der österreichischen Gesellschaft tief verankerten Antisemitismus und die Beteiligung vieler ĂsterreicherInnen an der Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung der Juden â ein bitteres Bonmot kolportiert, wonach die Deutschen zwar âdie besseren Nazisâ, die Ăsterreicher aber die âbesseren Antisemitenâ gewesen wĂ€ren. Als österreichischer Prototyp des opportunistischen âMitlĂ€ufersâ im Nationalsozialismus firmierte die von Helmut Qualtinger kongenial dargestellte fiktive Figur des âHerrn Karlâ, die Mitte der 1980er Jahre in der Person des PrĂ€sidentschaftskandidaten Kurt Waldheim eine konkrete Entsprechung fand. Auch wenn Waldheim als ehemaligem Wehrmachts-Verbindungsoffizier keine MittĂ€terschaft an NS-Verbrechen zur Last gelegt werden konnte, so galt er vielen durch seinen affirmativen Rekurs auf seine âPflichterfĂŒllungâ und durch seine âGedĂ€chtnislĂŒckenâ als Personifizierung von Opportunismus, mangelndem Unrechtsbewusstsein und VerdrĂ€ngung in Ăsterreich schlechthin.19
SelbstverstĂ€ndlich spiegeln die kolportierten TĂ€terbilder nicht die realen NS-TĂ€ter eins zu eins wider, sondern sie sind Konstrukte, die auf dem Prinzip der NachtrĂ€glichkeit beruhen. Die nach Kriegsende vor Gericht angeklagten und somit âsichtbarenâ TĂ€ter, wie etwa Adolf Eichmann bei seinem Prozess, erscheinen oft âschwachâ und âjĂ€mmerlichâ und lassen nichts mehr von der ehemaligen MachtfĂŒlle, Arroganz und dem Vernichtungswillen dieser Menschen ahnen. Vielmehr haben wir es bei den vorherrschenden âTĂ€terbildernâ mit nachtrĂ€glichen (Selbst-)PrĂ€sentationen und (Selbst-)Stilisierungen, Wahrnehmungen und Zuschreibungen zu tun, die als Folien fĂŒr die heutigen Vorstellungen ĂŒber die TĂ€ter dienen.
Ăhnlich verhĂ€lt es sich auch in den Familien, ...