Joseph Zoderer
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Joseph Zoderer

Neue Perspektiven auf sein Werk

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Joseph Zoderer

Neue Perspektiven auf sein Werk

About this book

Joseph Zoderer - topografisch verortet, ĂŒberregional erfolgreichJoseph Zoderer gilt als einer der fĂŒhrenden ErzĂ€hler der Gegenwartsliteratur. SpĂ€testens seit dem Erscheinen von 'Die Walsche' (1982) zĂ€hlt er zu den ĂŒberregional erfolgreichen Autoren. Dabei scheint der SĂŒdtirol-Bezug seiner Figuren oft Freud und Leid zugleich: Einerseits ist das starre Rezeptionsstereotyp von Joseph Zoderer als interkulturellem Heimatschriftsteller zu oberflĂ€chlich, andererseits ist es gerade diese topografische Verortung, die so begeistert. Verbundenheit und LoslösungDie AnfĂ€nge seines Schreibens fallen in eine Zeit des Umbruchs, der 1945 mit dem Ende des Nazi-Regimes beginnt und seinen Höhepunkt in den 1960er-Jahren findet. Das politische und gesellschaftliche Interesse ist in der Sprache, der sich Joseph Zoderer bedient, mehr als spĂŒrbar. Experimentelle Schreibweisen und innovative ErzĂ€hlformen fließen in seine Arbeit mit ein. Das Augenmerk, das er auf Sprache und Kommunikation lenkt, universalisiert die wiederkehrenden Themen seiner Werke - so die Suche nach Ich-IdentitĂ€t oder die vielgestaltige Fremdheitserfahrung seiner Figuren - und löst sie aus dem SĂŒdtirol-Kontext heraus.Zoderers Werk in einem grĂ¶ĂŸeren literarischen ZusammenhangDieser Tagungsband enthĂ€lt die BeitrĂ€ge des Internationalen Joseph-Zoderer-Symposiums, berĂŒcksichtigt erstmals Materialien aus dem Vorlass des Autos (Brenner-Archiv) und beschĂ€ftigt sich mit seinen Texten - mit den Romanen ebenso wie mit der wissenschaftlich bisher kaum in den Fokus gerĂŒckten Lyrik. Und schafft es somit, neue Perspektiven auf das Werk des Schriftstellers zu geben.

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Information

Publisher
StudienVerlag
Year
2017
eBook ISBN
9783706558792
Edition
1

Im „Haus der Regel“.

Zu Joseph Zoderers Internatsroman Das GlĂŒck beim HĂ€ndewaschen (1976 bzw. 1982) im Kontext der deutsch- und anderssprachigen Internatsliteratur

von Klaus Johann (Wesel)

Meiner Tante Lydia Anton zum 85. Geburtstag

Einleitung

Joseph Zoderers zwar nicht erster, aber doch erster publizierter Roman Das GlĂŒck beim HĂ€ndewaschen ist in erster Fassung 19761, in zweiter 19822 erschienen. Obwohl das Buch schon bei seiner ersten, noch mehr aber bei seiner zweiten Veröffentlichung von der Kritik breit rezipiert und ĂŒberwiegend positiv aufgenommen3 sowie von Werner Masten 1981/82 fĂŒr den ORF, die RAI, die SRG und das ZDF verfilmt4 wurde, obwohl es sich zu einer Art Longseller5 entwickelt hat, mittlerweile ins Italienische6 und Japanische7 ĂŒbersetzt wurde und sein literarischer Rang nicht bestritten wird, ist dennoch die Forschungsliteratur, die sich darauf fokussiert, bis dato ĂŒberschaubar: Eine detaillierte und sorgfĂ€ltige ausfĂŒhrliche Interpretation des Romans enthĂ€lt Bernhard Arnold Kruses Monographie zum Nationalismus-Problem in Zoderers SĂŒdtirolromanen.8 Sigurd Paul Scheichl hat ĂŒber Das GlĂŒck beim HĂ€ndewaschen eine kluge und anregende Stiluntersuchung vorgelegt.9 Von Atsushi Imai stammt ein instruktiver Aufsatz ĂŒber das Ich-Bewusstsein in Zoderers Roman.10
Vorrangige Intention des folgenden Beitrages ist es, einige Aspekte von Zoderers „autobiografisch grundierte[r] Internatsgeschichte“11 anhand von Beispielen und Zitaten in den Kontext der deutsch- wie auch der anderssprachigen Internatsliteratur zu stellen und darin zu beleuchten. Dadurch soll deutlich werden, dass Das GlĂŒck beim HĂ€ndewaschen sowohl in den nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern nahezu weltweit verbreiteten Traditionen und ZusammenhĂ€ngen der Internatsliteratur steht, als auch ein eigenstĂ€ndiges herausragendes Werk dieses Genres ist.

BegriffsklĂ€rungen: Internatsliteratur – katholische Internate in der Literatur

Der literaturwissenschaftliche Begriff ‚Internatsliteratur‘12 benennt ein eigenstĂ€ndiges literarisches Genre, dessen Entstehung bis ins Mittelalter zurĂŒckverfolgt werden kann, das seine Verbreitung historisch insbesondere ab ungefĂ€hr der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute sowie geographisch vor allem, aber keineswegs nur in den europĂ€ischen und amerikanischen Literaturen findet und dem einige der bedeutendsten Werke der deutschsprachigen Literatur wie auch anderssprachiger Literaturen aller Kontinente zugerechnet werden können.13 Zur Internatsliteratur zĂ€hlen jegliche fiktionalen oder nicht-fiktionalen (faktualen) literarischen Texte aller Gattungen, die als Ganzes oder passagenweise ein Internat, dessen (ehemalige) Bewohnerinnen und Bewohner oder ganz allgemein das Leben dort thematisieren. Der Begriff ‚Internat‘14 umfasst dabei alle historischen oder noch existierenden Formen dieser Institution, unter welcher Bezeichnung sie auch firmieren. Im weiteren Sinne gehören zur Internatsliteratur zudem auch literarische Texte ĂŒber Ă€hnliche Institutionen wie WaisenhĂ€user oder Kinderheime oder ĂŒber vergleichbare pĂ€dagogische ‚Situationen‘ wie Klassenfahrten oder Ferienlager.
Auch wenn die Internatsliteratur zumeist, wenn nicht explizit autobiographisch, so doch autobiographisch fundiert oder autofiktional ist, wĂŒrde man doch ihrer LiterarizitĂ€t nicht gerecht, wenn man die BeschĂ€ftigung mit ihr darauf reduzierte, sie als Dokumente je zeitgenössischer Bildungskritik zu verstehen, oder darauf, Übereinstimmungen mit und Unterschiede zu den Biographien ihrer Autoren zu suchen. „Literatur als zu Text geronnene Wirklichkeit – es scheint“, so Rolf Selbmann, „dieser einfache Kurzschluss deutet auf eine zirkulĂ€re Denkfigur hin: man findet genau das, was man zu suchen aufgebrochen ist.“15
Gleichwohl kann man zum Beispiel in der Regel sagen, dass „Internatsromane [
] Gesellschaftsromane [sind] [
]“16, wie schon Stephan Wackwitz konstatiert (und entsprechend gilt das auch fĂŒr die anderen Gattungen). Denn in der Internatsliteratur wird die Gesellschaft, in der sie spielt, aber auch die, aus der sie stammt, diskutiert, nicht selten aber auch ein utopisches oder dystopisches Gegenbild dazu gezeichnet.17 Ersteres findet man bereits in Sarah Fieldings Jugendroman The Governess18 (1749, dt. Die Hofmeisterinn [sic], 1761), der als „the first boardingschool-novel“19 ĂŒberhaupt gilt, oder dann auch in der ‚pĂ€dagogischen Provinz‘20 in Johann Wolfgang von Goethes Wilhelm Meisters Wanderjahre (1821 bzw. 1829). Ein guter Internatsroman, eine gute InternatserzĂ€hlung, ein gutes Internatsdrama, ein gutes Internatsgedicht etc. ist nĂ€mlich immer mehr als ebendieses, wie es ja auch Ă€hnlich fĂŒr gute Liebesgedichte, gute Kriminalromane oder gute Historiendramen gilt. Und umgekehrt: Wer meint, dass Internatsromane nur etwas fĂŒr (vorzugsweise ehemalige) InternatsschĂŒler seien, verkennt die literarhistorische Bedeutung des Genres und ignoriert seine Beliebtheit bis in die unmittelbare Gegenwart hinein – verwiesen sei nur auf Harry Potter und die Unzahl seiner Epigonen in der neuesten Kinder- und Jugendliteratur.
Das Genre Internatsliteratur lÀsst sich unter verschiedenen Aspekten in unterschiedliche Subgenres unterteilen, die wiederum miteinander Hybridformen bilden können: z.B. 1.) Lyrik vs. Dramatik (inkl. Film21) vs. Epik etc., 2.) Kinder- und Jugendvs. Erwachsenenliteratur, 3.) kindlich-jugendliche vs. erwachsene sowie 4.) weibliche vs. mÀnnliche Protagonisten oder 5.) die Kombination mit anderen, oftmals populÀren Genres wie z.B. Kriminal-, Horror- oder Fantasy-Literatur. Eine weitere Möglichkeit, die vor allem auch im Hinblick auf Zoderers Roman sinnvoll erscheint, ist 6.) die Unterteilung in Subgenres nach den im jeweiligen Text behandelten Internatsformen, wobei man hier noch weitere Unterkategorien finden könnte. Freilich sind nicht alle literarischen Internate eindeutig einer solchen Kategorie, geschweige denn einer konkreten Unterkategorie zuzuordnen.22
Demnach gehört Das GlĂŒck beim HĂ€ndewaschen zu dem weit verbreiteten Subgenre der Internatsliteratur, das in katholischen Internaten spielt.23 KĂŒrzere Passagen ĂŒber katholische Internate finden sich schon seit Beginn des Hochmittelalters vereinzelt in Werken der europĂ€ischen Literatur, zuerst in einigen der Casu[um] sancti Galli (≄1047, gedr. 1606, dt. Ekkehart’s Casus sancti Galli, 1878 u.ö.) Ekkeharts IV. In den nach der Reformation ĂŒberwiegend katholisch gebliebenen Staaten Mittel- und Westeuropas waren katholische Internate bis in die Gegenwart hinein ein wichtiger Faktor des Bildungswesens, was sich entsprechend in der Internatsliteratur niedergeschlagen hat. Es könnte hier aus der deutschsprachigen Literatur wie auch aus anderssprachigen Literaturen, zumal aus LĂ€ndern wie Frankreich, Spanien und Irland, aber auch aus SĂŒd- und Nordamerika, eine Vielzahl von Texten ĂŒber katholische Internate aufgefĂŒhrt werden, ebenso etliche Filme, zumeist Literaturverfilmungen. Seit Conrad Ferdinand Meyers Novelle Das Leiden eines Knaben (1883) besteht in der deutschsprachigen Literatur bis heute quasi ein stetiger Fluss von Werken aller literarischen Gattungen, die sich mit katholischen Internaten befassen. Dabei gibt es immer wieder einmal Hochzeiten des Subgenres, etwa die jĂŒngste Vergangenheit, aber eben auch die Zeit nach den kirchlichen (Zweites Vatikanum 1962-196524) und gesellschaftlichen UmbrĂŒchen (meist mit der ungenauen Chiffre ‚1968‘ bezeichnet) in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Aus dieser Zeit stammt Zoderers Roman, und in ihr erschienen, um nur österreichische Romane zu nennen, z.B. auch noch Barbara Frischmuths Die Klosterschule (1968), Florjan LipuĆĄs Zmote dijaka TjaĆŸa (1972, dt. Der Zögling TjaĆŸ, 1981), Franz Riegers Internat in L. (1986) und Michael Köhlmeiers Die MusterschĂŒler (1989). In der Tat war das Subgenre in jener Epoche anders als heute innerhalb der deutschsprachigen Literatur weitgehend eine österreichische DomĂ€ne, was Josef Haslinger bereits 1987 zu der ironischen Vermutung verleitete, dass „österreichische[] Autoren [
] vorwiegend in Klosterinternaten gezĂŒchtet [werden], [
] ihnen schreibend entkommen [wollen] und [
] sich plötzlich im Kreuzgang wieder[finden].“25
Es sind vor allem mĂ€nnliche Autoren, die das Subgenre von Beginn an prĂ€gen, indem sie fast immer ĂŒber ein Jungeninternat, den „reinen Staat der MĂ€nner“26, schreiben; dagegen tragen Autorinnen, die ebenfa...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Inhalt
  4. Vorwort
  5. Dank
  6. Gruppenbild mit Joseph Zoderer. Als eine AutorInnengeneration den Neustart probte
  7. Werkausgaben – Indizien fĂŒr KanonizitĂ€t? Notizen zu Franz Tumler und Joseph Zoderer
  8. Nationalismus und andere Fremdheiten im Werk von Joseph Zoderer
  9. GrenzĂŒberschreitungen in das Elend. Der Vertreibungsdiskurs in der italienisch- und deutschsprachigen Minderheitenliteratur am Fall von Fulvio Tomizza, Joseph Zoderer und Herta MĂŒller
  10. Der dezentrierte Blick. Die Fahrt in den SĂŒden als Motiv in den Romanen von Franz Tumler, Joseph Zoderer, Francesca Melandri und Sabine Gruber
  11. Allerlei Experimente, allerlei ‚Schlaglöcher’? Narrative Strategien in Joseph Zoderers epischem FrĂŒhwerk
  12. Zoderer als Konstrukteur. Am Beispiel Lontano
  13. „Und doch das Schweigen verloren“. Sprechen und Schweigen, Schreiben und Schreibkrise bei Joseph Zoderer
  14. Das ErzĂ€hlwerk Joseph Zoderers aus japanischer Sicht. Versuch, es als Shishƍsetsu zu lesen
  15. „Ich schĂ€me mich, daß ich meinen Freund so wenig gekannt habe“. Die Literarisierung einer Freundschaft in Konrad von Joseph Zoderer und in Der Freund und der Fremde von Uwe Timm
  16. „Ich wollte bei einer Zeitung die Lernjahre beginnen“. Joseph Zoderer als Gerichtsberichterstatter in Wien
  17. Kontakte und Korrespondenz. Joseph Zoderer und der Literaturbetrieb
  18. „Und im Durchlauf des Bergwaldes finde ich fast so etwas wie Geborgenheit, und Pilze“. Natur und Landschaft in Joseph Zoderers TagebĂŒchern und Romanen
  19. Raumdarstellung in Jospeh Zoderers Romanen Die Walsche und Die Farben der Grausamkeit
  20. Zoderers literarische Grenzszenarien oder das „GlĂŒckschrecken“ im Nirgendwo
  21. Das Reisemotiv bei Joseph Zoderer – Lontano und Das Schildkrötenfest
  22. Im „Haus der Regel“. Zu Joseph Zoderers Internatsroman Das GlĂŒck beim HĂ€ndewaschen (1976 bzw. 1982) im Kontext der deutsch- und anderssprachigen Internatsliteratur
  23. Mehr an Kino! Joseph Zoderers Roman Das GlĂŒck beim HĂ€ndewaschen in der Verfilmung (1982)
  24. „Diese Bewegung zwischen Abgestoßensein und Besitzenwollen“ oder Das Fremde in Paarbeziehungen. Joseph Zoderers Romane Dauerhaftes Morgenrot und Der Schmerz der Gewöhnung aus geschlechterkritischer Perspektive
  25. „Lyrik ist meine BauchĂ€ußerung“. Liebe und Politik in Joseph Zoderers veröffentlichten und unveröffentlichten Gedichten
  26. Joseph Zoderers Hundstrauer. Ein Epikedeion
  27. Autorinnen und Autoren
  28. Impressum