Projekt Zukunft
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Projekt Zukunft

14 BeitrÀge zur AktualitÀt von Robert Jungk

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Projekt Zukunft

14 BeitrÀge zur AktualitÀt von Robert Jungk

About this book

Robert Jungk, Journalist, Bestsellerautor und politisch engagierter Zukunftsforscher, hat die Entwicklung des 20. Jahrhunderts in wesentlichen Aspekten beschrieben und auf seine Entwicklung vorausschauend, warnend und ermutigend Einfluss genommen. Am 11. Mai 2013 wĂ€re er, der seit dem Jahr 1970 in Salzburg lebte, einhundert Jahre alt geworden.Die Erkundung möglicher, wahrscheinlicher, unerwĂŒnschter "ZukĂŒnfte" war sein zentrales Anliegen, vor allem aber ging es ihm auch darum, "Betroffene zu Beteiligten", zu Akteuren und Mitgestaltern des Kommenden zu machen.Der Band versammelt BeitrĂ€ge prominenter Freunde und WeggefĂ€hrten Robert Jungks, beleuchtet die AktualitĂ€t seines Wirkens und schreibt dieses, durchaus auch kontroversiell argumentierend, fort. Demokratie und Mitbestimmung, Herausforderungen und Potenziale der Energiewende und der Friedensforschung, Möglichkeiten eines gelingenden (Zusammen)Lebens oder die Rolle von Kunst als Instrument der Zukunftsgestaltung sind einige der diskutierten Themen. DarĂŒber hinaus wird in sehr persönlich gehaltenen Erinnerungen die private Seite Robert Jungks beleuchtet: Eine differenzierte WĂŒrdigung des "Zukunftsmenschen" Robert Jungk und zugleich eine spannende Erörterung zentraler Fragen unserer Zeit.

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Information

1. KAPITEL:
Demokratisierung der Zukunft
NORBERT R. MÜLLERT
Der lange Weg zu ZukunftswerkstÀtten und sozialen Erfindungen
Soziale Phantasie
Es ist vor Beginn des Wintersemesters 1967/68. Durch die Technische UniversitĂ€t Berlin (TUB) geht ein Lauffeuer. Der berĂŒhmte Bestseller-Autor des Buches „Die Zukunft hat schon begonnen“ hĂ€lt eine Vorlesung und ein Seminar ab. Die ĂŒberwiegende Mehrheit der Naturwissenschafts- und Ingenieurstudenten kennt das Buch von Robert Jungk, hat teilweise sogar dadurch zu einem Studium an der TU gefunden. Bei dieser Bekanntheit verwundert es nicht, dass an den FakultĂ€ten ĂŒber die Veranstaltung nicht nur diskutiert wird, sondern so etwas wie ein Muss entsteht, dorthin zu gehen.
Der Andrang ist entsprechend stark. Ein grĂ¶ĂŸerer Hörsaal wird nötig. Und immer noch dicht zusammengedrĂ€ngt staunen wir ĂŒber den untersetzten Mann in Anzug und Rollkragenpullover, der beladen mit mehreren PlastiktĂŒten den Raum betritt. Auf dem Tisch neben dem Podium breitet er BĂŒcher und Zeitschriften aus. Dann tritt er ans Pult und beginnt seinen Vortrag zu Prognosemethoden und Befunden der Zukunftsforschung. Doch nach ein paar SĂ€tzen geht er zum Tisch, entschuldigt sich, dass er unterbreche, er wolle versuchen, frei zu sprechen und zugleich in den Austausch mit den ZuhörerInnen kommen. Dazu merkt er noch an, ablesen sei ĂŒberholt, sein Skript könne zum Nachlesen und Vertiefen vervielfĂ€ltigt werden.
FĂŒr uns Studentinnen und Studenten ist das, was da passiert, außergewöhnlich. Wir erleben zum ersten Mal einen Dozenten, der von einem anderen Stern zu sein scheint. Er unterbricht seine AusfĂŒhrungen nĂ€mlich wiederholt, um uns zu MeinungsĂ€ußerungen und Diskussionen herauszufordern. Dabei hat er anfĂ€nglich sichtlich MĂŒhe, uns zum Sprechen zu bringen. Von Veranstaltung zu Veranstaltung aber wird es lebendiger, so lebendig schließlich, dass nach Ende der ,Vorlesung‘ die GesprĂ€che weitergehen, sich Diskussionstrauben um ihn bilden.
Wir erfahren, es gibt auch andere Möglichkeiten der Wissensvermittlung. Das unkonventionelle Vorgehen setzt sich auch im Seminar fort. Die Tische werden nach draußen getragen. Wir finden es zunĂ€chst befremdlich, im großen Kreis zu sitzen, in den sich der Dozent mit einreiht. Robert Jungk erlĂ€utert dazu, nur die Bereitschaft zur VerĂ€nderung seiner selbst und seiner Umgebung eröffne neue Perspektiven und Chancen. Und daran wolle er in diesem Seminar mit uns zusammen arbeiten, an wĂŒnschbaren und alternativen, an ökologischen und menschenfreundlichen ZukĂŒnften. In diesem Zusammenhang betont er, Zukunft sei im Grunde genommen etwas Offenes, doch wie er in der Vorlesung schon dargelegt hĂ€tte, drohe der Gesellschaft eine Zukunft, die von wirtschaftlichen, militĂ€rischen und politischen Interessen bestimmt sei, oder, wie er es nenne, gemacht wĂŒrde.
Im Seminar, das samstags stattfand und meist drei volle Stunden dauerte, standen wĂŒnschenswerte ZukĂŒnfte im Mittelpunkt. Hatten wir in der Vorlesung ĂŒberwiegend linear fortgeschriebene Prognosen kennengelernt, so lautete die Aufgabe nun, selbst Zukunftsvorstellungen zu entwickeln, regelrecht GegenentwĂŒrfe zu wagen. Das stellte sich als schwieriger als gedacht heraus. Denn es gelang uns kaum, den vorherrschenden und vorgefertigten Denkschablonen zu entrinnen. Wir mussten erst lernen, uns von den Fesseln des Bestehenden zu befreien, Phantasien, WĂŒnsche, Ideen und Unausgegorenes auszusprechen.
Damit wir ĂŒberhaupt zu etwas Neuem, zu alternativen EntwĂŒrfen gelangten, lernten wir, uns dem ‚Ver-rĂŒcken des Denkens’ durch KreativitĂ€tsmethoden anzunĂ€hern. Beispielsweise benutzten wir die sogenannte ‚Kopfstandtechnik’, wodurch eingangs kritisierte ZustĂ€nde umgekehrt, also positiv gesehen wurden. Oftmals entstanden auf diese Weise absurd anmutende Sichten, aus denen wir dann wĂŒnschenswerte Perspektiven abzuleiten suchten. So gab es beim Thema ‚Freizeit’ Kritiken wie ‚Muss zu festgelegten Stunden’, ‚notwendiges Outfit’ oder ‚organisierter Urlaub’. Daraus wurden die Umkehrungen: ‚nach Belieben losjoggen’, ‚Klamottentauschladen’, ‚Experimentierurlaub’.
Mithilfe derartiger Techniken benötigten wir viele AnlĂ€ufe, um tatsĂ€chlich ohne Scheuklappen soziale Phantasien zu entwickeln, um ‚wild zu denken’, um niederdrĂŒckende Aussichten hinter uns zu lassen, um uns genehme ZukĂŒnfte ausmalen zu können. Durch Robert Jungk immer wieder angestachelt und von ihm mit Ideen unterfĂŒttert, nahm schließlich unsere Zukunftsgesellschaft zu unterschiedlichen Bereichen Gestalt an: Berufe und Erziehung, Kommunikation und BedĂŒrfnisse, Technik und Verkehr, Eigentum und Freizeit.
In dem Skript „Aspekte einer Zukunftsgesellschaft“, das aus den Seminaren hervorging, fassten wir unsere Wunschvorstellungen zusammen, ein Kaleidoskop, das Ideen zu zukĂŒnftigen Notwendigkeiten hoffnungsfroh aufblitzen ließ. Wie ein anderes Morgen aussehen sollte und könnte, dazu ein Auszug zur Thematik ‚Erziehung und Bildung‘:
„Aber wozu soll ĂŒberhaupt erzogen werden? Wie soll der Mensch aussehen, der dem Erziehungsprozess entsteigt? Welche FĂ€higkeiten wird oder soll er haben?
– er soll kritisch sein – Kritik als Vorbedingung jeder Verbesserung;
– er soll schöpferisch sein – KreativitĂ€t darf nicht das Vorrecht einiger weniger bleiben;
– er soll tolerant sein – wichtig fĂŒr ein ertrĂ€gliches Zusammenleben aller;
– er soll wandlungsfĂ€hig sein – flexibel, Ă€nderungs- und anpassungsfĂ€hig;
– er soll phantasievoll sein – zum Überleben und Gestalten unentbehrlich;
– er soll experimentierfreudig sein – bereit zur Erprobung des Neuen;
– er soll informiert sein – nur so kann er mitbestimmen und mitlenken;
– er soll neugierig sein – um ĂŒber das Wissen seiner Zeit hinauszugelangen;
– er soll furchtlos sein – keine Angst mehr vor Fehlern und Versagen;
– er soll freudig sein – Lustgewinn als eine legitime menschliche Möglichkeit.“
Am Ende der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts bedeuteten obige Erziehungsziele BrĂŒche mit Überkommenem. Es handelte sich um Grundlagen fĂŒr wahrhaftige Selbstverantwortung, letztlich um Eigenschaften mĂŒndiger BĂŒrgerInnen, die sich in die demokratischen Strukturen einzubringen verstehen. Genau genommen ist auch heute noch Vieles davon Forderung geblieben, ohne große Chance auf Verwirklichung, denn dazu mĂŒsste sich das Bildungssystem stark wandeln.
EndgĂŒltige Form der Zukunftswerkstatt
Dachten wir uns anfangs in Seminaren genehme ZukĂŒnfte aus, Gegenwelten zu den etablierten Vorgaben fĂŒr das Aussehen der nĂ€chsten Jahrzehnte, so merkten wir bald, dass dieses akademische Vorgehen nicht genĂŒgte. Es fehlten Kommunikation und Diskussion ĂŒber den universitĂ€ren Tellerrand hinaus. In dieses Vakuum brachte Robert Jungk neues Leben, indem er vom ‚Citizen-Movement’ in den USA berichtete. Dort fanden sich in einer Reihe grĂ¶ĂŸerer StĂ€dte BĂŒrgerInnen zu Gruppen zusammen und ĂŒberlegten, was in ihrer Umgebung schief lief, was sie störte, welche Ärgernisse es gab. Zu den Defiziten, die sie auf diesem Wege identifizierten, suchten sie nach Abhilfen, durchaus auch solche, die ĂŒber das Übliche hinausreichten. Die Hauptfrage dieser Analyse lautete: „Was können und wollen wir mit unseren Mitteln tun, mit unserem Engagement und unseren KrĂ€ften?“ Als Antwort darauf wurden ganze Stadtteile gesĂ€ubert, hergerichtet und erneuert – und das in Eigeninitiative und Selbsthilfe.
Bei der BeschĂ€ftigung mit dieser Bewegung wurde uns bewusst: wir mussten beim eigenen Erfahrungsumfeld ansetzen, wollten wir in Richtung einer anderen Zukunft etwas bewegen. Diese Betroffenen-Komponente ließ uns die UniversitĂ€t in den Mittelpunkt rĂŒcken. Zuvor waren wir mit dem Praktischwerden bei den allgemeineren Gesellschaftsthemen gescheitert. Zu den ‚Aspekten einer Zukunftsgesellschaft’ erdachten wir zwar durchaus erstrebenswerte ZukĂŒnfte, gelangten aber ĂŒber abstrakte VorschlĂ€ge und Ideen nicht hinaus.
Das war beim UniversitÀtsbereich anders. Hier gehörten wir zur Struktur, hier eröffneten sich Realisierungsmöglichkeiten. Ohne in Details gehen zu können: Es wurde eine UniversitÀt erdacht,
– die Beteiligung und Mitbestimmung auf allen Ebenen vorsah,
– die kein Abitur als Zugangsbedingung mehr kannte,
– die Öffentlichkeit in jeder Hinsicht anstrebte,
– die MilitĂ€rforschung und -zuarbeit verbot,
– die Professoren zum Nachdenken ĂŒber den Praxisbezug ihres Faches veranlasste,
– die von den Fachbereichen Aussagen zu den beruflichen Zukunftsaussichten verlangte,
– die Betreuung von Anfangssemestern durch Studenten mit Vordiplom organisierte,
– die Studenten zeitweise zu Leitern von Seminaren machte,
– die Professoren auf befristete Zeit Arbeiten in fachfremden Gebieten anempfahl,
– 

In der universitĂ€ren Aufbruchstimmung der siebziger Jahre blieben viele der erdachten, oft phantastisch anmutenden VorschlĂ€ge nicht Papier. Im Kleinen wurden Ideen direkt vorangebracht und erprobt, vielfach erzwungen durch kurze Besetzungen und Streiks. Vieles, was auf diesem Wege den Professoren und Fachbereichen abgetrotzt wurde, hatte meist nur kurzfristig Bestand. So versandeten beispielsweise das Leiten von Seminaren durch Studenten oder Patenschaften fĂŒr jĂŒngere Studenten bei nachfolgenden Studentengenerationen. Von den umfassenderen Projekten, die aus den Robert-Jungk-Seminaren – sie nannten sich jetzt Samstags-ZukunftswerkstĂ€tten – hervorgingen, ragen heraus:
– Mit den Fachbereichen ĂŒber ihre Zukunft reden: 12 von 21 Fachbereichen luden Robert Jungk und seine Seminargruppe jeweils zu einer vierstĂŒndigen Zukunftsveranstaltung ein.
– Zur Bereicherung der Lehre Professoren der Humboldt-UniversitĂ€t (DDR) einladen: Drei Professoren der Politischen Ökonomie und Soziologie konnten gewonnen werden, und sie erhielten sogar ein kleines Honorar.
– Studenten organisieren Gegenveranstaltungen und fĂŒhren sie eigenverantwortlich durch. Etablierte Angebote werden so durch Stoff bereichert, der sonst unter den Tisch fĂ€llt – einen Monat lang im Rahmen der Kritischen UniversitĂ€t (KU).
Mit dem Lernen, wie Verwirklichungsfelder erschlossen werden können, hatten wir den Durchbruch geschafft, ohne es zunÀchst zu merken. Die PhantasiezustÀnde waren in der Regel nicht zu halten. Es mussten Abstriche vorgenommen und Kompromisse eingegangen werden, um wenigstens einige praktische Schritte auf das Ideal hin machen zu können. Robert Jungk hatte seit Mitte der sechziger Jahre von ZukunftswerkstÀtten gesprochen, und jetzt war der letzte Baustein gefunden.
Wir erkannten, dass nicht nur Kritisieren und Phantasieren eine Zukunftswerkstatt voranbrachten, sondern das nĂ€herungsweise Umsetzen der Phantasien den Erfolg bestimmten. Die Zukunftswerkstatt als soziales Problemlösungskonzept erhielt durch diese PraxisklĂ€rung eine klare Ausrichtung. Der Dreischritt wurde verbindlich: Beschwerde-, Phantasie- und Verwirklichungsphase. Dass unser Vorgehen nur konsequent war, erkannten wir zudem bald. Im Grunde genommen entsprach es dem dialektischen Schließen. Die Beschwerde- und Kritikphase entsprach der THESE; die Phantasie- und Utopiephase der ANTITHESE und die Verwirklichungs- und Praxisphase der SYNTHESE. Diese Analogie stellt natĂŒrlich nur eine grobe Entsprechung dar, die jedoch zeigt, dass der Verlauf einer Zukunftswerkstatt durchaus auch theoretisch folgerichtig und nicht einfach aus der Luft gegriffen ist.
Was ist nun das Besondere an einer Werkstatt, wie sie sich ĂŒber Jahre, vornehmlich in Seminaren an der Technischen UniversitĂ€t Berlin, herausgebildet hatte und immer wieder erprobt wurde? Vor allem sind folgende Punkte zu beachten: Eine Zukunftswerkstatt
– durchlĂ€uft drei Phasen, die scharf voneinander getrennt sind,
– wird inhaltlich von den Teilnehmenden verantwortet, aber methodisch von der Moderation,
– kommt durch Arbeit in der Gesamtgruppe und in Kleingruppen voran,
– lebt im Plenum von visualisierten Stichworten und MinisĂ€tzen,
– versucht, stets konkret und beispielhaft am Thema zu bleiben.
Obige Hauptelemente des ‚Werkens‘ in ZukunftswerkstĂ€tten helfen, teilnehmerInnen-orientiert und -getragen zu Lösungen fĂŒr das anstehende Problem zu gelangen, indem die drei Phasen nacheinander durchlaufen werden:
1. Beschwerde- und Kritikphase
Das Anliegen durch seine kritische Aufarbeitung genau klĂ€ren – Bestimmung des Ist-Zustands.
2. Phantasie- und Utopiephase
Den Ist-Zustand mit sozialer Phantasie und KreativitĂ€t ĂŒberwinden – Entwicklung des Wunschhorizonts.
3. Verwirklichungs- und Praxisphase
Teile des Wunschhorizonts zu Forderungen bzw. ProjektansĂ€tzen verdichten – KlĂ€rung des Handlungspotenzials.
Um das Vorgehen, besonders den Abschluss, zu veranschaulichen, greife ich auf eine Werkstatt zurĂŒck, bei der ArbeitsĂŒberlastung und Arbeitsfrust in den Vordergrund rĂŒckten. In der Beschwerdephase spitzten sich die Kritiken zu: auf ‚stĂ€ndige Kundenstörungen’, ‚keine ArbeitsvorgĂ€nge zu Ende bringen können’, â€šĂŒberreizte Kolleginnen’, ‚stĂ€ndige Motzerei’. In der Phantasiephase fand die Arbeit in einer Gartenlandschaft auf einer SĂŒdseeinsel statt – in einer lustvollen AtmosphĂ€re fĂŒr MitarbeiterInnen und Klienten. Daraus entstanden ĂŒber mehrere Zwischenschritte, schließlich mithilfe der Konkretisierungsfragen, zwei Projekte:
1.
Was soll angefangen werden?
Einmal wöchentlich einen Tag lang fĂŒr Kunden nicht erreichbar sein.
Wie soll das angefangen werden?
GeschĂ€ftsfĂŒhrung ansprechen, Betriebsrat einschalten.
Wer hilft? Wer unterstĂŒtzt?
Betriebsrat, Kolleginnen und Kollegen.
Ergebnis: Nach lĂ€ngeren Verhandlungen mit der GeschĂ€ftsfĂŒhrung: zwei Stunden wöchentlich das BĂŒro zuschließen können – nach Eintragung in eine Liste.
2.
Was soll angefangen werden?
Freude in die Arbeit tragen, Umgang miteinander entspannen.
Wie soll das angefangen werden?
Blumen mitbringen, gemeinsames FrĂŒhstĂŒck, LĂ€cheln ĂŒben, Klienten zu einer Tasse Kaffee einladen, 

Wer hilft? Wer unterstĂŒtzt?
Alle in der Abteilung zusammen. Wöchentlich einen Nicht-Motz-Tag festlegen.
Ergebnis: Insgesamt Verbesserung des Arbeitsklimas, sich persönlich nĂ€her kommen, bei RĂŒckfall in griesgrĂ€miges Verhalten genĂŒgt meist der Ausruf: „Denk an die Zukunftswerkstatt!“
Angesichts obiger Ergebnisse lÀsst sich sicherlich einwenden, ob dazu wirklich eine Zukunftswerkstatt mit ihren drei Phasen notwendig war. Diese Argume...

Table of contents

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Grussworte
  6. Einleitung
  7. 1. Kapitel: Demokratisierung der Zukunft
  8. 2. Kapitel: Zukunft erkennen und gestalten
  9. 3. Kapitel: Einsatz fĂŒr Gerechtigkeit und humane Lebensformen
  10. 4. Kapitel: KreativitÀt und Kunst als Seismograf des Kommenden
  11. Autorinnen und Autoren