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Wolfgang Kessler hat Anfang der 1980er-Jahre bei Studien im Internationalen Währungsfonds erlebt, wie die Schuldenkrise ganze Länder in den Abgrund riss. Jetzt erzählt der Ökonom und Journalist, was normalerweise nur Insider verstehen: wie es zum Finanzchaos von heute kam, wie die Politik dieses Chaos erst möglich machte, welche Geburtsfehler den Euro bedrohen und - natürlich - wie wir aus diesem Schlamassel wieder herauskommen. Ein Buch mit brisanten Einzelheiten, spannend wie ein Krimi, leicht verständlich und gerade deshalb bewegend.Der Autor ist Wirtschaftswissenschaftler und Chefredakteur der christlichen Zeitschrift Publik-Forum.
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Information
Über das Buch
Wolfgang Kessler: Geld regiert die Welt. Wer regiert das Geld
Wolfgang Kessler hat Anfang der 1980er-Jahre bei Studien im Internationalen Währungsfonds erlebt, wie die Schuldenkrise ganze Länder in den Abgrund riss. Jetzt erzählt der Ökonom und Journalist, was normalerweise nur Insider verstehen: wie es zum Finanzchaos von heute kam, wie die Politik dieses Chaos erst möglich machte, welche Geburtsfehler den Euro bedrohen und – natürlich – wie wir aus diesem Schlamassel wieder herauskommen. Ein Buch mit brisanten Einzelheiten, spannend wie ein Krimi, leicht verständlich und gerade deshalb bewegend.
Der Autor ist Wirtschaftswissenschaftler und Chefredakteur der christlichen Zeitschrift Publik-Forum.
Finanzkrise – die verpasste Chance
Danke Griechenland, danke Portugal, danke Italien, danke Irland – oder wie die anderen hoch verschuldeten Länder heißen. Danke, dass ihr die Öffentlichkeit und vor allem die Politik mit euren Nöten darauf aufmerksam macht, welch riesige Chance nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im September 2008 und dem offenen Ausbruch der Finanzkrise verpasst wurde: nämlich jene, die Finanzwelt auf völlig neue Grundlagen zu stellen.
Stattdessen tröstet sich die Bundesregierung seit drei Jahren damit, dass die deutsche Wirtschaft von der Finanzkrise vergleichsweise wenig erschüttert wurde. Dies ist durchaus auch ein Verdienst der Politik, die die Nachfrage mit Konjunkturprogrammen aufrechterhalten und die Arbeitslosigkeit durch die Förderung der Kurzarbeit eingegrenzt hat.
Diese tröstliche Entwicklung darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Finanzsystem auch nach seinem faktischen Crash nicht grundlegend verändert wurde. Das Geld regiert auch nach der Finanzkrise die Welt. Und wer das Geld regiert, wird noch immer zu selten gefragt. So konnten die Banken und die anderen Finanzakteure in den vergangenen Jahren ihr spekulatives Spiel von Neuem aufziehen. Das zeigt die sogenannte Eurokrise auf dramatische Weise.
Damit erneuert sich ein System, das innerhalb weniger Monate Hunderte Milliarden Dollar vernichtet oder, besser gesagt: entwertet hat. Mit einem Bruchteil dieses Geldes hätte man alle Menschheitsprobleme einer Lösung näherbringen können, die mit Geld zu lösen sind. Doch stattdessen hat dieses Geld nur wenigen Menschen zu ungeheurem Reichtum verholfen. Und dabei die Lösung der großen Menschheitsprobleme erschwert.
Obwohl die Finanzwelt auf grandiose Weise gescheitert ist und nur durch die Steuerzahler und die massive Verschuldung von Regierungen vor dem Zusammenbruch bewahrt wurde, regiert das große Geld weiterhin die Welt. Die Politikerinnen und Politiker sind dagegen die Gejagten, hecheln auf unzähligen Konferenzen dem neuesten Trend der Spekulation, neuesten Bewertungen der Ratingagenturen hinterher – ohne je den Eindruck zu erwecken, als könnten sie die entfesselte Eigendynamik von Währungen und Finanzen auch nur einigermaßen bändigen. Zugegeben, dies ist schwierig, weil es sich um hoch komplexe Zusammenhänge handelt, die zu einem beträchtlichen Teil nur auf internationaler Ebene bewältigt werden können. Allerdings ist es auch deshalb schwierig, weil die Politik selbst seit mehreren Jahrzehnten ideologisch und institutionell sehr eng mit dem Finanzsystem verflochten ist. Aus diesem Grund sind grundsätzliche Veränderungen erst dann möglich, wenn die Politik, die Wirtschaft und die Sparer bereit sind, die finanzpolitischen Fehlentwicklungen der vergangenen Jahrzehnte offen aufzuarbeiten. Erst wenn die tiefen Ursachen für die Entfesselung der Finanzmärkte und die schwerwiegenden Folgen dieses gewissenlosen Systems offen angesprochen und diskutiert werden, können die Politik, die Banken und – nicht zuletzt – die Anleger das globale und auch das europäische Finanzwesen vom Kopf auf die Füße stellen. Um dann dafür zu sorgen, dass die Menschen das Geld regieren und nicht umgekehrt.
Das entfesselte Geld – eine Kurzgeschichte
Wer wissen will, wie es kommen konnte, dass das Geld die Welt so regiert, wie es sie regiert, muss weit in die Geschichte zurückblicken. Denn es ist ja ein Schelm, wer behauptet, die Finanzkrise von 2008 hätte sich erst im vergangenen Jahrzehnt entwickelt. Nein, sie wurde über Jahrzehnte gut vorbereitet.
Vor sechzig Jahren hatte alles ganz stabil begonnen. Im Jahre 1944, noch während des Zweiten Weltkriegs, fand in Bretton Woods im US-Bundesstaat New York unter Federführung der USA und Großbritanniens eine Weltwährungskonferenz statt. Obwohl sich beide Siegerländer erheblich stritten, etablierten sie am Ende der Konferenz ein stabiles Weltwährungssystem: Alle Wechselkurse wurden gegeneinander fixiert und an den US-Dollar gebunden. Entscheidend war, dass sich die US-Regierung verpflichtete, die Dollars jederzeit in Gold einzulösen. Überwacht wurde dieses System vom Internationalen Währungsfonds.
Diese stabilen Verhältnisse sorgten dafür, dass der Welthandel und die Weltproduktion überdurchschnittlich wuchsen. Doch bereits Ende der 1950er-Jahre begann die Entwicklung von der Stabilität zum heutigen Chaos – mit einem eigentlich erfreulichen Ereignis. Im Jahre 1958 wurden die Währungen der wichtigsten Industrieländer konvertibel, das heißt: gegeneinander austauschbar. Das war gut, können Unternehmen und Privatleute doch seither die allermeisten Währungen jederzeit gegeneinander eintauschen. Dieser Vorteil war so groß, dass kaum jemand auf den Nachteil achtete. Die sogenannte Konvertibilität der Währungen sorgte nämlich dafür, dass nun jede Währung überall auf der Welt verfügbar war. Wenn jedoch Dollars, D-Mark oder Schweizer Franken bei Banken außerhalb ihres Landes gehalten werden, dann befindet sich das Geld außerhalb der Kontrolle der Nationalbanken.
Zehn Jahre lang war dies unproblematisch. Doch dann führten mehrere große Entwicklungen dazu, dass immer mehr Geld zu internationalen Banken floss. Auf diese Weise konnten sie die Mindestreservesätze umgehen, mit denen die Zentralbanken alle Banken zwangen, einen Prozentsatz der Geldeinlagen zinslos als Reserve zu halten. Ohne diese Mindestreserve hatten die Banken geringere Kosten und konnten Anlegern bessere Bedingungen gewähren. Und diese Chance nutzten die Anleger.
Die Probleme begannen – wie weltpolitisch so häufig – mit einem Krieg: dem Vietnam-Krieg. Um ihn zu finanzieren, druckte die US-Regierung immer mehr Dollarnoten. Am 15. August 1971 musste der damalige US-Präsident Richard Nixon zugeben, dass er die vorhandene Dollarmenge nicht mehr mit Gold abdecken konnte. Daran zerbrach das Weltwährungssystem von Bretton Woods. Seither werden Währungen mehr oder weniger frei an den Börsen gehandelt. Und es wird auch mit Währungen spekuliert. Im Jahre 1972 konnten an der Börse von Chicago zum ersten Mal Risiken aus Währungsgeschäften über Vereinbarungen mit den Banken abgesichert werden. Damit war der Weg frei für Spekulationen aller Art. »Der Finanzmarkt wurde zum Markt aller Märkte«, schreibt der Berliner Ökonom Joseph Vogl, Autor des Buches »Das Gespenst des Kapitals«.
Und dieser internationale Kapitalmarkt zog Geld aus der ganzen Welt mit hohen Zinsen und dem Vorteil der Unkontrollierbarkeit an. Hohe Gewinne der Rüstungsindustrie flossen an die Banken. Dann folgten die Ölkrisen der Jahre 1973 und 1979. In einem kurzem Zeitraum wurden die Erdölpreise vervierfacht, 1979 noch einmal versechsfacht, insgesamt also vervierundzwanzigfacht. Riesige Petrodollar-Beträge flossen an die internationalen Banken. Und sie fließen noch. Seit Mitte der 1980er-Jahre wächst die Bedeutung von Aktienanlagen enorm – vor allem in den USA: Die US-Bürger legen ihr Geld in großen Pensionsfonds an, um ihre Alterssicherung zu finanzieren. Von dort fließen riesige Kapitalmengen auf die Anlagemärkte.
Bereits in den 1980er-Jahren kam es an den Finanzmärkten zu Entwicklungen, die bis in die Gegenwart hineinreichen und den Problemen von heute ähneln. So stellten die Zuflüsse die internationalen Großbanken schon damals vor ein Problem, das wir in der Finanzkrise heute wieder erleben: Sie suchten verzweifelt Kreditnehmer für ihre Anlagegelder. Wie verzweifelt, erzählte 1984 der damalige Jungbanker Samuel Gwynne von der Barclay´s Bank: »Wir Jungbanker werden derzeit wie Bürstenverkäufer durch die Welt geschickt, um allen, die es wollen, Kredite aufzuschwätzen.«
Gerne gesehen waren diese Jungbanker bei Diktatoren in Entwicklungsländern. Diese nahmen die Kredite der Banken dankend an, auch wenn ihre Länder nicht kreditwürdig waren. Das war der Beginn der sogenannten »Schuldenkrise der Dritten Welt«. Wie heute für Griechenland schmiedete der Internationale Währungsfonds Programme für die hoch verschuldeten Länder, vor allem Sparprogramme. Wie heute in Griechenland mussten die Ärmsten der Armen die Kredite zurückzahlen, die vorher an die Reichsten der Reichen geflossen waren.
Bereits in den 1980er-Jahren begannen zudem Prozesse, die das Finanzsystem bis heute destabilisieren: Vereinbarungen, die eigentlich zur Sicherheit dienten, wurden in dem Augenblick zum Risikofaktor, in dem mit ihnen spekuliert wurde. So können Unternehmen ihre Exportgeschäfte durch Future-Papiere, auch Derivate genannt, gegen einen fallenden Wechselkurs im Lande ihres Käufers absichern – gegen hohe Gebühren. Das ist positiv, weil Exporteure auf diese Weise ihre Gewinne, ihre Betriebe sichern können. Gleichzeitig sind diese Future-Papiere jedoch attraktiv für Spekulanten, die nicht auf einen fallenden, sondern auf einen höheren Börsenkurs setzen. Sie...
Table of contents
- Geld regiert die Welt. Wer regiert das Geld?