Die BND-Zentrale in Berlin
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Die BND-Zentrale in Berlin

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Die BND-Zentrale in Berlin

About this book

Der Bau ist gewaltig und teuer. Das provoziert die Frage: wozu? Warum braucht die Bundesrepublik einen Geheimdienst, der hinsichtlich seiner GrĂ¶ĂŸe mit denen der global operierenden GroßmĂ€chte konkurriert? Gotthold Schramm, der die Entwicklung kritisch beobachtet, nimmt dies als politische ZĂ€sur. Deutschland will mit seinem Geheimdienst auf der WeltbĂŒhne mitspielen, um seine Interessen auch global durchzusetzen. Angesichts der Pannen des BND in den letzten Jahrzehnten steht dahin, ob dies gelingen wird. Aber zunĂ€chst demonstriert Deutschland mit der neuen BND-Zentrale StĂ€rke und Anspruch. Ehe es auch in der Chausseestraße einmal heißen wird: "Ich will meine Akten!"

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Anlage 1

Das Stadion der Weltjugend

Die DDR zog nach der bald 100jĂ€hrigen Nutzung des GelĂ€ndes fĂŒr militĂ€rische Zwecke einen endgĂŒltigen Schlussstrich.
Am 20. Januar 1950 begann der Bau der bereits nach vier Monaten fertiggestellten und als Walter-Ulbricht-Stadion eröffneten SportstĂ€tte mit einer ZuschauerkapazitĂ€t von zunĂ€chst 70.000 PlĂ€tzen. Nach einer Renovierung im Jahre 1951 gehörten zum Stadion mehrere Fußballfelder, neun Tennis- und zwei WerferplĂ€tze, eine Schwerathletikanlage sowie ein Funktionsbau mit SanitĂ€r-, Verwaltungs- und GaststĂ€ttenrĂ€umen.
Das Walter-Ulbricht-Stadion war die grĂ¶ĂŸte SportstĂ€tte in Berlin und die drittgrĂ¶ĂŸte in der DDR.
Höhepunkte umfangreicher Veranstaltungen waren die Weltfestspiele der Jugend und Studenten 1951 und 1973, 13 Fußball-LĂ€nderspiele der DDR-Nationalmannschaft, die FDGB-Pokalendspiele 1950 und 1975 bis 1989. Zahlreiche LeichtathletikwettkĂ€mpfe fanden statt. Ab 1952 war das Stadion Etappenziel oder Startpunkt der Internationalen Friedensfahrt.
In einer Nachbetrachtung zu den am 5. August 1951 eröffneten Festival hieß es: »In Berlin begannen die III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten unter der Losung â€șJugend – einig im Kampf fĂŒr den Frieden – gegen die Gefahr eines neuen Kriegesâ€č. An dem zwei Wochen dauernden Festival nahmen mehr als zwei Millionen Menschen teil. 26.000 Jugendliche aus 104 LĂ€ndern waren angereist. Am Ende der Veranstaltung wurde ein â€șFriedensschwur der Weltjugendâ€č verlesen, in dem es heißt: â€șWir Teilnehmer der Weltfestspiele (
) leisten im Namen von Dutzenden Millionen friedliebender Jugendlicher aller LĂ€nder den feierlichen Schwur: Alle unsere KrĂ€fte im Kampf einzusetzen, um einen neuen Krieg zu verhindern.â€č«
In Vorbereitung der X. Weltfestspiele 1973 wurde die SportstĂ€tte erneut umgestaltet und die PlĂ€tze auf 50.000 reduziert, sie hieß fortan »Stadion der Weltjugend«.
Nach der Liquidierung der DDR begann 1992 der Abriss des Stadions. Im Zuge der Bewerbung Berlins fĂŒr die Olympischen Spiele im Jahre 2000 war die Errichtung einer Mehrzweckhalle fĂŒr 15.000 Zuschauer vorgesehen. Da schließlich Sydney den Zuschlag erhielt, wurde nicht gebaut, das GelĂ€nde lag brach, nachdem 32 Millionen Mark fĂŒr den Abriss ausgegeben worden waren.
Der Berliner Senat verkaufte das GelÀnde an den Bund.

Anlage 2

Informationsarbeit des BND gegenĂŒber
den Organen der Bundesregierung

Im Laufe der Jahre ist ein System der InformationsĂŒbergabe an die Bundesregierung entwickelt worden.
Es bestehen folgende Informationskategorien:
Einzelinformationen zu Personen, Sachverhalten und Ereignissen. Das ist die Hauptform in der Informationsarbeit
Spitzeninformation: eine von PrĂ€sident Wieck eingefĂŒhrte Informationsform, in der Regel mit geheimem und vertraulichem Inhalt zu besonderen Ereignissen oder ausgewĂ€hlten Personen
Lagebericht: Es handelt sich um analytische Bewertungen von Ereignissen und Sachverhalten, in der Regel um die Zusammenfassung und Lageeinordnung von Einzelinformationen
Kanzlervorlagen: ausschließlich fĂŒr den Bundeskanzler bestimmte Informationen
Informationsmappen: in der Regel auf Antrag angefertigte Informationszusammenfassungen ĂŒber LĂ€nder, Staaten, Ereignisse, Entwicklungen, z. B. Anforderungen vor Auslandsreisen von Ministern, StaatssekretĂ€ren bzw. leitenden Mitarbeitern
Jahresberichte. MilitÀrischer Lagebericht Ost: Von militÀrischer Auswertung erarbeitet, vorangestellt eine Bewertung der politischen Lage, zugearbeitet von der politischen Auswertung
Die Informationen enthalten offene, d. h. legale Materialien und ĂŒber nachrichtendienstliche Quellen erlangte Erkenntnisse. Letzteres wird sichtbar gemacht.

Zum EmpfÀngerkreis

Das Bundeskanzleramt/Abteilung 6 erhÀlt als vorgesetzte Dienststelle alle Ausgangsinformationen.
Spitzeninformationen werden ausschließlich auf der Ebene von StaatssekretĂ€ren ĂŒbergeben.
Als wichtigste InformationsempfĂ€nger gelten das AuswĂ€rtige Amt, die Bundesministerien fĂŒr Verteidigung und Wirtschaft und bis zu dessen Auflösung das Bundesministerium fĂŒr Gesamtdeutsche Fragen, jeweils auf der Ebene der zustĂ€ndigen Referate.
In EinzelfĂ€llen werden entsprechend des Inhalts der Information darĂŒber hinaus EmpfĂ€nger festgelegt, z. B. MinisterprĂ€sidenten der LĂ€nder, Vorsitzende von Parteien oder Partnerdienste, soweit der Quellenschutz es zulĂ€sst.
Neben der InformationstÀtigkeit wird vom BND versucht, Einfluss auf die politische, wirtschaftliche und militÀrische LageeinschÀtzung und -bewertung mit Konsultationen und Besprechungen zu nehmen.
Dienstags findet die Besprechung »Kanzlerlage« unter FederfĂŒhrung des Bundeskanzleramtes/Abteilung 6 statt. Daran nehmen die Chefs aller Geheimdienste bzw. deren Vertreter teil. Es werden die wesentlichen Informationen zur Unterrichtung des Bundeskanzlers behandelt bzw. bewertet. Diese Besprechung geht auf den unter Kanzler Brandt tĂ€tigen Kanzleramtsminister Ehmke zurĂŒck.
Fachbesprechungen beim Bundeskanzler. Sie fanden in der Regel drei- bis viermal jĂ€hrlich zu ausgewĂ€hlten Themen statt, die vom Bundeskanzler vorgegeben bzw. vom BND vorgeschlagen wurden. Diese Besprechungen werden seit der zweiten HĂ€lfte der 80er Jahre durchgefĂŒhrt.
Vereinzelt Konsultationen auf der Ebene der Fachreferate (Ministerien/BND) zu konkreten Themen.
Offensichtlich wird mit dem neuen Berliner Hauptquartier beabsichtigt, die Informationsbeziehungen und damit auch die Einflussmöglichkeiten zu intensivieren. BND-PrĂ€sident Ernst Uhrlau hielt es fĂŒr erforderlich, persönliche Verbindungen auf den verschiedenen Ebenen zu entwickeln, die sicher und schnell funktionieren mĂŒssten.

Anlage 3

Auszug aus der Diskussion wÀhrend der Konferenz am 17. und 18. November 2007 an der UniversitÀt Odense*

WĂ€hrend der Konferenz zum Thema »Hauptverwaltung A – Geschichte, Aufgaben, Einsichten« referierte Dr. Armin Wagner ĂŒber das Thema »MilitĂ€rspionage des BND in der DDR«. Er war 2007 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut fĂŒr Friedensforschung und Sicherheitspolitik in Hamburg. Dr. Wagner stellte u. a. fest, dass es dem BND gelungen war, seit Beginn der 50er Jahre fast 500 Standorte der sowjetischen StreitkrĂ€fte in der DDR zu ĂŒberwachen. Das habe einen aussagefĂ€higen militĂ€rischen Lagebericht ermöglicht. Eine Hochrechnung hĂ€tte ergeben, dass ĂŒber 10.000 Agenten im Einsatz waren, 1.000 jeweils gleichzeitig. Zu den vom MfS vorgenommenen Verhaftungen stellte Dr. Wagner fest, dass diese Agenten »Opfer auf dem Altar der Freiheit« gewesen seien.
Im Anschluss an den Vortrag gab es eine Diskussion.
Frage: Hatte der BND Zugang zu Informationen aus den Warschauer Vertragsstaaten bzw. deren militĂ€rischen Zentren, wie sie die HV A durch Rainer Rupp aus der NATO besaß?
Dr. Wagner ging auf diese Frage nicht ein.
Frage: Gab es jemals eine Information des BND, dass aus der DDR Krieg drohe?
Antwort Dr. Wagner: Dem BND ging es vordergrĂŒndig um das militĂ€rische Potenzial, nicht um aktuelle Bedrohungen.
Frage: Sie unterscheiden zwischen guten und bösen Geheimdiensten. Also war die HV A ein böser und der BND ein guter Geheimdienst?
Antwort Dr. Wagner: Nein, eine solche Unterscheidung nehme ich nicht vor. Aber ich sehe schon ethisch-moralische Unterschiede, ob ein Geheimdienst fĂŒr eine freiheitlich-demokratische Ordnung und unter parlamentarischer Kontrolle tĂ€tig ist.

Dr. Gabriele Gast zum Vortrag Dr. Wagners:

Sie widersprach der Behauptung Wagners, der BND habe rund 10.000 Spione in der DDR gehabt: Seine Hochrechnung auf diese Zahl sei voluntaristisch und aus seinen Aussagen nicht zu belegen. Sie könne aus ihrer 17-jĂ€hrigen TĂ€tigkeit im BND nicht bestĂ€tigen, dass der BND ĂŒber ein derart großes Agentennetz in der DDR verfĂŒgt habe. Nach ihren dortigen Feststellungen habe der BND im wesentlichen von den Informationen aus der fernmeldetechnischen/elektronischen AufklĂ€rung (des DDR-Richtfunks und der militĂ€rischen Kommunikationsverbindungen) gelebt und daraus eine FĂŒlle von Informationen gewinnen können. In den 50er Jahren habe es zwar aufgrund der offenen innerdeutschen Grenze einige sehr gute Innenquellen der Organisation Gehlen bzw. des BND in der DDR gegeben; diese ZugĂ€nge seien aber spĂ€testens mit dem Mauerbau 1961 zum Erliegen gekommen. DDR-Innenquellen habe der BND erst wieder Ende der 80er Jahre aufgrund der Erosion des Sowjetblocks gewinnen können.
Nach ihren Feststellungen als Insiderin habe sich der BND im Zeitraum 1961-1988 bei der Gewinnung und dem Einsatz von Agenten zunehmend auf Reise- und Transitquellen (Reisende im privaten und kommerziellen Ein- und Durchreiseverkehr) gestĂŒtzt, die vornehmlich auf militĂ€rische Objekte der GSSD (Gruppe der Sowjetischen StreitkrĂ€fte in Deutschland) und der NVA angesetzt wurden. Sie seien dabei vom BND in unverantwortlicher Weise einem hohen Entdeckungsrisiko ausgesetzt und reihenweise enttarnt und verhaftet worden. Markus Wolf habe sie deshalb wiederholt gefragt, ob der BND genau dies beabsichtige, um die DDR mit den dadurch provozierten Schlagzeilen ĂŒber die Verhaftung von BRD-BĂŒrgern anprangern zu können.
Seit den 70er Jahren habe sich der BND verstĂ€rkt auf die Anwerbung von DDR-Diplomaten konzentriert, z. T. mit aggressiven, erpresserischen Methoden. Dank der geschickten Gegenstrategie von Markus Wolf habe diese Vorgehensweise jedoch so gut wie keine Erfolge gezeitigt. Die meisten DDR-Spione seien bekanntlich Doppelagenten und damit fĂŒr den BND von zweifelhaftem Nutzen gewesen.
Was die Behauptung Wagners betreffe, der BND habe dank seiner zigtausend Informationen ein zutreffendes Bild von der GSSD erarbeitet, so ließen seine diesbezĂŒglichen AusfĂŒhrungen ein solches Fazit nicht zu. Er habe lediglich eine FĂŒlle von Details ĂŒber Material und RĂŒstung der GSSD vorgetragen, es fehlten aber Informationen zu den ĂŒbergreifenden militĂ€rstrategischen und -taktischen Zielen. Auch in der militĂ€rischen Auswertung des BND sei es ĂŒblich gewesen, das RĂŒstungspotenzial des Ostens akribisch aufzulisten, um daraus auf dessen gigantische militĂ€rische Überlegenheit und Bedrohung zu schließen. Solche Art der Auswertung sei BND-intern als »ErbsenzĂ€hlerei« bezeichnet worden, eben weil die wesentliche Komponente politisch-militĂ€rischer Absichten und Ziele fehlte. Insofern seien die Aussagen Wagners erheblich zu relativieren.
* Aus: »Hauptverwaltung A. Geschichte – Aufgaben – Einsichten. Konferenz am 17./18. November 2007 in Odense/DĂ€nemark, Berlin 2008, Seite 190f.

Anlage 4

Braunes Sammelbecken*

Als verbindliche Rechtsnorm erließ der Alliierte Kontrollrat am 20. Dezember 1945 das Kontrollratsgesetz Nr. 10, am 12. Januar 1946 wurde die Kontrollratsdirektive Nr. 24 und am 12. Oktober 1946 die Direktive Nr. 38 erlassen. Darin wurden in der Kategorie der als »Sonstige Hauptschuldige« an den NS-Verbrechen zu internierenden Personen u. a. genannt: Beamte bzw. leitende Beamte der Geheimdienste und der AbwehrĂ€mter, der Sicherheits- und Ordnungspolizei sowie alle NSDAP-FunktionĂ€re vom Kreisleiter aufwĂ€rts, alle SS-Offiziere ab Major und die Mitglieder der SS-TotenkopfverbĂ€nde.1
Die Direktive Nr. 24 enthielt z. B. unter Ziffer 70 des Abschnittes 10 folgende Definition:
»Alle Offiziere und alle anderen Personen, die zu irgendeiner Zeit dem MilitĂ€rischen Amt (frĂŒh...

Table of contents

  1. Cover
  2. Impressum
  3. Titel
  4. Vorbemerkung
  5. BND-Hauptquartier Pullach damals und heute
  6. BRD als kriegfĂŒhrender Staat unter aktiver Beteiligung des BND
  7. GrĂ¶ĂŸenwahn – das neue Hauptquartier in Berlin
  8. Permanente Krise des BND
  9. BND-PrÀsidentendilemma
  10. Altnazis im BND. Versuch der Aufarbeitung
  11. Anlage 1
  12. Anlage 2
  13. Anlage 3
  14. Anlage 4
  15. Anlage 5
  16. Anlage 6