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eBook - ePub
About this book
Wir wären gern perfekt; doch der Perfektion wohnt ein totalitärer Impuls inne: Wer Fehlerlosigkeit fordert, wähnt sich im Besitz der absoluten Wahrheit. Dabei bergen gerade Fehler die Chance auf kreative Gedankensprünge. Ein Plädoyer für Gelassenheit im Umgang mit der Fehlbarkeit.Die großen Themen der Zeit sind manchmal kompliziert. Aber oft genügt schon eine ausführliche und gut recherchierte GEO-Reportage, um sich wieder auf die Höhe der Diskussion zu bringen. Für die Reihe der GEO eBook-Singles hat die Redaktion solche Einzeltexte als pure Lesestücke ausgewählt. Sie waren vormals Titelgeschichten oder große Reportagen in GEO.
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Information
Fehler? Falsch!
Warum auch Irrtümer uns im Leben vorranbringen
Wir wären gern perfekt; doch der Perfektion wohnt ein totalitärer Impuls inne: Wer Fehlerlosigkeit fordert, wähnt sich im Besitz der absoluten Wahrheit. Dabei bergen gerade Fehler die Chance auf kreative Gedankensprünge. Ein Plädoyer für Gelassenheit im Umgang mit der Fehlbarkeit
Ein Wettkampf mit ungleichen Startchancen; auf der einen Seite: Rattus norvegicus, die gemeine Wanderratte, ein Dutzendexemplar aus dem Labor, graues Fell, kleine Augen, nackter Schwanz. Auf der anderen Seite Homo sapiens und nicht irgendeiner: eine Auswahl der Besten, Studenten der amerikanischen Eliteuniversität Yale. Die Aufgabe ist einfach; doch nicht jeder kommt damit gut zurecht.
Ein T-förmiges Labyrinth; die Ratte sitzt am Fuß des T, an den beiden Armen befindet sich jeweils eine Futterluke. Mal öffnet sich die linke, mal die rechte Seite. Mensch und Ratte sollen vorhersagen, wo die nächste Ration zu haben ist, doch die Verteilung ist nicht gleich: Links gibt es in 60 Prozent der Fälle Futter, rechts nur in 40 Prozent. Die Ratte begreift schnell, geht konsequent immer zur linken Seite. Am Ende schafft sie damit eine Erfolgsquote von fast 60 Prozent.
Das ist den Yale-Studenten nicht gut genug: Die Strategie der Ratte nimmt 40 Prozent Verlust in Kauf, und wir Menschen hassen es, zu verlieren. Die Studenten versuchen stattdessen, der Futtermaschine auf die Schliche zu kommen: Wie war der Rhythmus gleich? Links, rechts, links, links? Was ist also als Nächstes dran? Sie suchen eine göttliche Ordnung im Algorithmus des Zufallsgenerators. Und landen am Ende bei einer Erfolgsquote von 52 Prozent.
Dieses Experiment an der Yale-Universität liegt mehr als 30 Jahre zurück, und es beeindruckte den jungen Psychologen Philip Tetlock nachhaltig. Warum waren die Studenten nicht in der Lage, den Versuchsaufbau zu durchschauen? Warum sahen sie nicht ein, dass menschliche Intuition gegen Zufall machtlos ist? Und dass es deswegen nur eine sinnvolle Lösung für dieses Problem gibt? Eine Einsicht, die der Ratte offenbar keine Schwierigkeiten machte. Und wenn uns schon so einfache Versuchsaufbauten überfordern – wie viel sind unsere Vorhersagen dann in komplexen Zusammenhängen wert?
Diese Fragen ließen Tetlock keine Ruhe. Mitte der 1980er Jahre setzte er ein gewaltiges Experiment in Gang: Er befragte 284 Experten – Politik- und Wirtschaftswissenschaftler, Journalisten und Berater – zu den Weltläuften. Würde die Apartheid in Südafrika friedlich enden? Würde es in der Sowjetunion einen Putsch gegen Gorbatschow geben? Würde die Provinz Quebec aus Kanada ausscheren?
In 20 Jahren sammelte Tetlock mit seinen präzisen Fragen 82 361 Vorhersagen. Deren Auswertung war niederschmetternd. Die Experten versagten quer durch die Bank: Ihre Vorhersagen trafen seltener ein als das statistische Mittel. Oder, wie Tetlock es formulierte: Affen, die Dartpfeile auf eine Zielscheibe werfen, haben eine höhere Trefferquote. Und am schlechtesten schnitten ausgerechnet jene Experten ab, die das beste Renommee hatten.
1. Denkfallen:
Wie wir irren und warum
Irren ist menschlich! So sehr, dass wir den Irrtum zu einer Kunstform erhoben haben: Kein Wesen irrt auf so viele Arten und Weisen wie wir Menschen. Psychologie und Wahrnehmungsforschung haben lange Reihen klassischer Denkfallen dokumentiert. Die Selbstüberschätzung etwa: Bei einer Umfrage unter einer Million amerikanischer Oberschüler behaupteten 70 Prozent, sie seien überdurchschnittlich intelligent – eine Quote, die statistisch schwer einzulösen ist. Sogar nachweisbar erhöhte Intelligenz schützt uns nicht vor dieser Vermessenheitsverzerrung; in einer anderen Studie gaben 94 Prozent aller befragten Professoren an, ihre Forschung sei „überdurchschnittlich“. Was nicht mehr weit von dem Paradox entfernt war, von 100 Prozent überdurchschnittlich auszugehen. Ist die Erkenntnis „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ irgendwann aus der Mode gekommen?
Weil wir die Natur des Zufalls nicht begreifen können, glauben wir, zufällige Ereignisse erahnen oder beeinflussen zu können („Kontrollillusion“): Wir schütteln den Würfelbecher umso heftiger, je höher die Zahl ist, die wir brauchen. Unsere Intuition taugt auch nicht für Wahrscheinlichkeiten: Lottospieler bestehen dar...
Table of contents
- Cover
- Impressum
- Inhalt
- Fehler? Falsch! Warum auch Irrtümer uns im Leben vorranbringen
- „Perfektion ist der Tod“
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