Bewusstsein: Die Suche nach dem Ursprung des Ich (GEO eBook Single)
eBook - ePub

Bewusstsein: Die Suche nach dem Ursprung des Ich (GEO eBook Single)

,
  1. 35 pages
  2. English
  3. ePUB (mobile friendly)
  4. Available on iOS & Android
eBook - ePub

Bewusstsein: Die Suche nach dem Ursprung des Ich (GEO eBook Single)

,

About this book

Wie kommt es, dass wir beim Anblick einer roten Kirsche Rot empfinden? Dass sich Haut fĂŒr uns weich und warm anfĂŒhlt? Viele Forscher glauben, sie mĂŒssten nur immer weiter ins Dickicht der Nervenzellen vordringen, um den Kern unseres Ich-GefĂŒhls zu finden. Der Hirnforscher Giulio Tononi geht neue Wege. Vergesst die alten Ideen, sagt er. Und behauptet: Bewusstsein ist eine Grundeigenschaft der Materie und entsteht nicht nur im menschlichen GehirnDie großen Themen der Zeit sind manchmal kompliziert. Aber oft genĂŒgt schon eine ausfĂŒhrliche und gut recherchierte GEO-Reportage, um sich wieder auf die Höhe der Diskussion zu bringen. FĂŒr die Reihe der GEO eBook-Singles hat die Redaktion solche Einzeltexte als pure LesestĂŒcke ausgewĂ€hlt. Sie waren vormals Titelgeschichten oder große Reportagen in GEO.

Frequently asked questions

Yes, you can cancel anytime from the Subscription tab in your account settings on the Perlego website. Your subscription will stay active until the end of your current billing period. Learn how to cancel your subscription.
At the moment all of our mobile-responsive ePub books are available to download via the app. Most of our PDFs are also available to download and we're working on making the final remaining ones downloadable now. Learn more here.
Perlego offers two plans: Essential and Complete
  • Essential is ideal for learners and professionals who enjoy exploring a wide range of subjects. Access the Essential Library with 800,000+ trusted titles and best-sellers across business, personal growth, and the humanities. Includes unlimited reading time and Standard Read Aloud voice.
  • Complete: Perfect for advanced learners and researchers needing full, unrestricted access. Unlock 1.4M+ books across hundreds of subjects, including academic and specialized titles. The Complete Plan also includes advanced features like Premium Read Aloud and Research Assistant.
Both plans are available with monthly, semester, or annual billing cycles.
We are an online textbook subscription service, where you can get access to an entire online library for less than the price of a single book per month. With over 1 million books across 1000+ topics, we’ve got you covered! Learn more here.
Look out for the read-aloud symbol on your next book to see if you can listen to it. The read-aloud tool reads text aloud for you, highlighting the text as it is being read. You can pause it, speed it up and slow it down. Learn more here.
Yes! You can use the Perlego app on both iOS or Android devices to read anytime, anywhere — even offline. Perfect for commutes or when you’re on the go.
Please note we cannot support devices running on iOS 13 and Android 7 or earlier. Learn more about using the app.
Yes, you can access Bewusstsein: Die Suche nach dem Ursprung des Ich (GEO eBook Single) by in PDF and/or ePUB format, as well as other popular books in Biological Sciences & Neurology. We have over one million books available in our catalogue for you to explore.

Information

WIE DAS ICH IN DEN KOPF KOMMT

Wie kommt es, dass wir beim Anblick einer roten Kirsche Rot empfinden? Dass sich Haut fĂŒr uns weich und warm anfĂŒhlt? Viele Forscher glauben, sie mĂŒssten nur immer weiter ins Dickicht der Nervenzellen vordringen, um den Kern unseres Ich-GefĂŒhls zu finden. Der Hirnforscher Giulio Tononi geht neue Wege. Vergesst die alten Ideen, sagt er. Und behauptet: Bewusstsein ist eine Grundeigenschaft der Materie und entsteht nicht nur im menschlichen Gehirn
Von Christian SchwÀgerl
Manchmal wacht Giulio Tononi auf und weiß nicht, wer er ist, wo er ist und wie er heißt, ob er Mann ist oder Frau. Meist erwischt es ihn auf Reisen, im Dunkel eines fremden Hotelzimmers. Dann sind da nur SchwĂ€rze und Stille. FĂŒr einen Augenblick ist alles verschwunden, was ihn ausmacht: seine IdentitĂ€t, das Wissen um den eigenen Platz in der Welt. Die meisten Menschen finden es schrecklich, wenn ihnen so etwas widerfĂ€hrt. Weil sie glauben, es stimme etwas nicht mit ihnen. Tononi dagegen, ein international angesehener Hirnforscher, freut sich: „Das ist genau das, wonach ich suche“, sagt er. Momente einer besonders reinen Form des Seins. Reduziert auf die allereinfachste Empfindung: Ich bin. Ich bin hier. Und sonst nichts.
Diese Vorliebe ist nicht etwa nur ein Tick. Sie steht fĂŒr einen neuen wissenschaftlichen Blick auf eines der grundlegendsten PhĂ€nomene unseres Daseins: das Bewusstsein. FĂŒr Tononi, der seit 2001 einen Lehrstuhl fĂŒr Schlaf- und Bewusstseinsforschung an der UniversitĂ€t von Madison in Wisconsin leitet, ist Bewusstsein, und damit vor allem unsere ganz subjektive Erfahrung, nicht einfach nur irgendein interessanter Forschungsgegenstand. Es ist der Startpunkt von allem, der entscheidende Blickwinkel auf die Welt. Oder auf das, was wir fĂŒr die Welt halten. Im Morgengrauen im Hotelzimmer, wenn er nichts empfindet als sich selbst in Dunkelheit und Stille, erfĂ€hrt Tononi das besonders klar.
Der in Italien aufgewachsene Forscher sitzt in der Sonne am Tisch auf seiner Veranda, inmitten eines Eichenwalds. Ein prĂ€chtiges Haus aus Holz hat er sich außerhalb von Madison auf die Lichtung bauen lassen. Das warme Braun der Balken, den Sound seiner gigantischen Stereoanlage, den lichtdurchfluteten Wintergarten, das Singen der WaldsĂ€nger und Drosseln in den BĂ€umen, den herben Duft des Bodens nimmt er aber anders wahr als wohl die meisten Menschen: Giulio Tononi sieht das, was er wahrnimmt, nicht primĂ€r als Ă€ußere Umwelt, sondern als Produkt seines Bewusstseins. Entstanden in seinem eigenen Gehirn.
Tononi klopft mit den Knöcheln auf das Holz des Tisches: „Wir werden geboren mit der Überzeugung, dass es diese Ă€ußere Welt, diesen Tisch hier, gibt. Und es gibt sie ja wirklich. Wir haben mit der Naturwissenschaft phĂ€nomenale Erfolge erzielt, die Welt da draußen immer genauer zu beschreiben. Trotzdem sind wir Gefangene unseres Bewusstseins. Alles, was wir wissen, entsteht innen.“
Die große Frage aber ist: Wie kommt man ran an dieses „Innen“? Mit welchen Tricks können Wissenschaftler das Wesen und Wunder des Bewusstseins begreifen – wenn doch alle menschenmögliche Erkenntnis zwangslĂ€ufig vom Bewusstsein selbst geprĂ€gt, gefiltert, aufbereitet wird? Über dieses Dilemma, diesen Teufelskreis der Wahrnehmung, streiten Wissenschaftler seit Jahrhunderten. Und darĂŒber, welcher der beiden möglichen Wege in unser „Inneres“ der bessere wĂ€re.
Da gibt es, erstens, die sogenannten Reduktionisten. Sie glauben, dass unser Bewusstsein irgendwann sein Geheimnis preisgeben muss, wenn wir nur die „Maschine“, die es erschafft, endlich in all ihren Einzelteilen verstehen: das Gehirn. Kompliziert ist es, ja! Aber warum sollte der menschliche Forscherdrang am Ende nicht auch aus vielen Milliarden Einzelteilen eine schlĂŒssige ErklĂ€rung fĂŒr unser Ich-GefĂŒhl, fĂŒr unser Bewusstsein, zusammensetzen – genau wie das bei Ă€hnlich komplexen RĂ€tseln wie der Evolution, der Fotosynthese oder der DNS bereits gelungen ist.
Die Haltung der Reduktionisten hat eine lange Tradition. Die Wissenschaft soll sich die Natur Detail fĂŒr Detail vorknöpfen – dann werde sich das große Gesamtbild quasi automatisch einstellen. Und objektiv soll es zugehen, bitte schön: Zu viel GefĂŒhlsduselei stört da nur. Esoterik sowieso.
Schon Galileo Galilei, einer der GrĂŒndervĂ€ter der modernen Naturwissenschaften, verbannte alle subjektiven Empfindungen aus dem, was er als Forschung durchgehen ließ. „Alles messen, was messbar ist – und messbar machen, was noch nicht messbar ist“ – ein Großteil der heutigen Gehirnforschung folgt noch immer getreu diesem Galilei-Prinzip: Die Forscher messen Hirnströme und Neurotransmitter und versuchen, aus den Ergebnissen die UrgrĂŒnde dessen zu destillieren, was wir Bewusstsein nennen.
Klingt vernĂŒnftig, sagen die einen. Hat aber einen Haken, sagt Tononi. Denn wie tief sich die Forscher auch in die Materie des Hirns vorarbeiten, sie finden dort immer nur: Materie. Aber keinen Aufschluss ĂŒber das Wesen des Bewusstseins.
Wie kommt es zustande, dass wir beim Anblick einer roten Kirsche wirklich Rot empfinden? Dass beim Hören von Bachs Orgelwerken eine tiefe Resonanz in uns mitschwingt? Dass sich das Holz des Esstisches glatt und warm anfĂŒhlt? Wie kann dieser graue Schwamm aus drei Pfund Fett, Eiweiß und Wasser in unserem Kopf wissen, dass es ihn selbst gibt und um ihn herum eine Welt?
Auf diese grĂ¶ĂŸte Frage unserer Existenz, glaubt Hirnforscher Giulio Tononi, finden wir die Antwort nicht im Klein-Klein der Synapsen und Neuronen. Die Wissenschaft mĂŒsse die Welt deshalb direkt vom Bewusstsein her betrachten.
„Schließlich ist das Bewusstsein das Einzige, was wirklich real ist“, sagt Tononi. Allein die Tatsache, dass ich wahrnehme, dass in meinem eigenen Bewusstsein ein Bild, ein Erlebnis entsteht, nur diese Tatsache ist unbestreitbar wahr.
Alles darĂŒber hinaus? Spekulation. Schon die Frage, ob sich das Rot einer Kirsche fĂŒr einen anderen Menschen so Ă€hnlich „anfĂŒhlt“ wie fĂŒr einen selbst, entzieht sich jeder Messbarkeit. Es könnte eine reine Konvention sein, etwas als rot zu bezeichnen.
Ein „Duo neuronale“ sorgt fĂŒr mĂ€chtig Wirbel
Mit seinem Ansatz stellt Tononi die bisherigen PrĂ€missen auf den Kopf und sorgt gerade fĂŒr mĂ€chtig Wirbel in der Gehirnforscher-Szene. Und hat es doch geschafft, einen einflussreichen Mann ins GrĂŒbeln zu bringen, der eigentlich sein heftigster Widersacher hĂ€tte sein mĂŒssen.
Seit einiger Zeit weiß der Italiener einen mĂ€ch...

Table of contents

  1. Cover
  2. Impressum
  3. Inhalt
  4. Wie das Ich in den Kopf kommt
  5. Forschungspolitik: Angriff auf die Zitadelle
  6. Interview: Die Hirnforscher ĂŒbertreiben
  7. Literaturtipps
  8. Mehr eBooks von GEO