Major Schill, der Treubrecher
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Major Schill, der Treubrecher

Zwischen Patriotismus und Staatsräson

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Major Schill, der Treubrecher

Zwischen Patriotismus und Staatsräson

About this book

Ferdinand Schill kämpfte gegen Napoleon und für die Befreiung seines Landes. Ohne den Segen der Obrigkeit. Das machte ihn in den Augen bürgerlicher Historiker zum Verräter, in der DDR zum Patrioten. Inzwischen aber möchte die Bundesrepublik Schill als Vorkämpfer der deutschen Demokratie in ihre Ahnengalerie aufnehmen. Dazu bedarf es aber beträchtlicher Verrenkungen, wie der Schill-Biograf Helmut Bock herausgefunden hat.

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Information

Year
2013
Print ISBN
9783360027146
eBook ISBN
9783360530011
Katastrophe in Stralsund
Noch will ich mein Urteil über diese Angelegenheit verschieben, indem ich nicht weiß, ob dieser meteorische Mensch mit großen Ansichten zu Werke geschritten ist oder bloß als gewöhnlicher Parteigänger gehandelt hat. Im ersteren Falle wäre sein Unternehmen ein Versuch auf den deutschen Nationalcharakter gewesen, der freilich misslungen wäre.
Gneisenau an seine Frau, Königsberg, 10. Juni 1809
O Schill! O Schill! du tapferer Held,
Was sprengest du nicht mit den Reitern ins Feld?
Was schließest in Mauern die Tapferkeit ein?
Bei Stralsund, da sollst du begraben sein.
O Stralsund, du trauriges Stralesund!
In dir geht das tapferste Herz zu Grund,
Eine Kugel durchbohrt das redlichste Herz
Und Buben, sie treiben mit Helden Scherz.
Ernst Moritz Arndt, Das Lied von Schill, 1813
Gelebter Widerspruch
Die Stadt der hanseatischen Giebelhäuser, der gotischen Backsteinkirchen, der mittelalterlichen Klöster am Strelasund – 1370 die Stätte eines Friedensdiktats der triumphierenden Hanse gegen den Dänenkönig Waldemar Atterdag, 1628 die uneinnehmbare Trutzburg gegen Wallensteins Belagerung, 1648 infolge des Westfälischen Friedens die Festlandsbeute der schwedischen Krone – stand seit 1807 unter französischem Protektorat. Napoleon hatte befohlen, die Wehranlagen der alten Festung zu schleifen. Die Wälle waren abgetragen. Die Gräben zugeschüttet. Die Schanzen zerstört. Die Gewässer der großen Teiche, die im Westen und Süden die inselartige Hafenstadt schützend umflossen hatten, waren abgelassen. Nur an Artillerie war kein Mangel. Einige hundert Geschütze und 300 Zentner Pulver lagerten seit der schwedischen Herrschaftszeit in den Mauern der Stadt.
Schill selbst hatte Stralsund als eine der stärksten Festungen kennen gelernt: 1807, als er im königlichen Auftrag die damalige schwedische Besatzung aufsuchte. Was er jetzt vorfand, war wenig verlockend. Und doch blickte er auf den Rest alter Kriegstüchtigkeit durchaus nicht entmutigt. Der Zeichenlehrer Petersson, ein abgedankter schwedischer Artillerieoffizier, von dem man sagt, er sei es gewesen, der die Freischärler bei ihrem Sturm auf das Zeughaus in den Rücken der Franzosen führte, bot Schill seine Dienste an. Die offene Stadt, so versprach er, könnte nach seinem Plan binnen weniger Tage wieder in eine taugliche Festung verwandelt werden. Freudig nahm Schill diesen Vorschlag an. Weil sich der Wille in ihm versteift hatte, Stralsund zum Widerstandsnest des Patriotismus zu machen, ernannte er den Schweden zum Leiter der Neubefestigung.
Sofort wurden in der Stadt und den umliegenden Dörfern 1.000 Schanzarbeiter, außerdem 150 Maurer und Zimmerleute aufgeboten. Wagen, mit Bauholz und Palisaden beladen, rumpelten durch die Straßen: zu den trutzigen Stadttoren, wo Plattformen für die Geschütze, auch Sperrzäune und Brustwehren jede feindliche Annäherung erschweren sollten. Der Hauptwall wuchs sichtlich empor. Die Gräben und Teiche füllten sich wieder; doch die Sperren wurden so hastig errichtet, dass einer der Dämme brach und das Wasser wiederum abfloss. Die Aufstellung der Geschütze machte ebenfalls große Mühe. Weil Lafetten fehlten, mussten hölzerne Blöcke als notdürftige Unterlagen herhalten. Im Hafen wurden Getreideschiffe beschlagnahmt und entladen. Man arbeitete fieberhaft. Petersson tat, was nur möglich war.
Inmitten des geschäftigen Treibens hastete Schill umher. Er spornte zu noch größerer Eile an. Vor seinem Quartier am Neuen Markt Nr. 246, dem Haus des ehemals schwedischen Offiziers Parsenow, warteten Bittsteller und Neugierige oft Stunden vergebens. Denn vom frühen Morgen bis zum späten Abend lenkte Schill die Übung der Truppen, prüfte er den Fortgang der Schanzarbeiten. Fast immer zu Pferde, sogar in den Gassen Galopp reitend, die abgehetzten Tiere mehrmals am Tag wechselnd, war er in seiner knapp sitzenden Husarenuniform mit den orangefarbenen Kämelgarnschnüren des Dolmans und der erbeuteten, bunt bestickten Mütze eines polnischen Ulanenoffiziers eine unermüdlich treibende Kraft.
Schill wusste, dass viele Menschen mit Ehrfurcht auf ihn blickten. Er sprach Soldaten und Bürger auf leutselige Weise an. Und doch peitschte ihn alles zu Anstrengungen, die sein physisches Leistungsvermögen von Tag zu Tag überforderten. Eine schlecht verheilte Wunde im Nacken, die ihm in der Schlacht bei Auerstedt zugefügt worden war, bereitete solche Schmerzen, dass der Regimentsarzt Wittig ihn täglich behandeln musste.
Trotz erster Enttäuschungen behielt er seine Zuversicht. Schill hatte seine Hoffnungen vergeblich auf England gerichtet: auf eine Truppenlandung an der norddeutschen Küste, möglichst im Rücken des ihn verfolgenden Gegners, und auf eine Hilfsflotte nahe der Insel Rügen. Kein englischer Rotrock war zwischen Rhein und Oder an Land gegangen, kein Union Jack flatterte an einem Schiffsmast im Strelasund. Schills Unterhändler, die in Dömitz das Korps verlassen und sich nach Hamburg begeben hatten, schickten keinerlei Nachricht. Was er nicht wusste: Man hatte sie in Hamburg, das scharf von den Franzosen überwacht war, festgehalten, und ahnungslos kreuzte Admiral Saumarez mit der britischen Ostseeflotte in den fernen Gewässern bei Riga.
Um so mehr verwirklichte sich, was Schill schon in harter Diskussion auf dem Bernburger Kriegsrat angekündigt hatte: »Ich will Stralsund zu einem zweiten Saragossa machen!« – Die Stadt am Ebro war zeitgenössischer Inbegriff des spanischen Volkskrieges: »Saragossa, die Heldenstadt!« Sie war am 21. Februar 1809 nach zweimaliger Belagerung von den Franzosen erobert worden und galt als ein tragisch-stolzes Martyrium Spaniens, wo 14.000 reguläre Soldaten und 40.000 Männer, Frauen, Kinder bei der Verteidigung einen vaterländischen Opfertod starben. Diese Stadt lebte im Bewusstsein aller Guerillas der Iberischen Halbinsel und auch der Widerständler in anderen Ländern Europas.
Stralsund – ein »zweites Saragossa«? Wenn das keine patriotische Phrase war, dann gab Schill der Stadt und den Menschen am Strelasund nicht nur die Perspektive einer ruhmreichen Verteidigung, sondern auch des blutigen Untergangs – dann sollten sie alle das oft von ihm zitierte »Ende mit Schrecken« erleiden, das er einem Schrecken ohne Ende vorziehen wollte. Fürwahr, eine düstere Perspektive für Menschen, die notfalls kämpfen, weil sie leben, nicht aber, weil sie sterben wollen!
Sonst freilich war der Vergleich mit Spanien so unrichtig nicht. Wenn auch Saragossa das Mahnmal eines ganzen kämpfenden Volkes, Stralsund aber nur die befestigte Endstation eines kleinen Rebellenkorps war, so gilt doch für beide: Sie waren Beispiel eines Unabhängigkeitskampfes, der sich mit Reaktion paarte – einer nationalen Wiederherstellung, vermischt mit dem abgestandenen Bodensatz dynastischer Restauration.
Dass Schill selbst die Inkarnation dieses Widerspruchs war, ist schon gesagt worden. Trotz deutsch-nationaler Bestrebung und Volkstümlichkeit blieb er dem alten System verhaftet, war er jenen Generalen und Guerillaführern vergleichbar, die in Spanien ebenfalls auf dem konservativen Flügel der Nationalbewegung standen. Dynastischer Legitimismus und nationales Rebellentum kontrastierten als Gegensatz beständig in Schill.
Mit Berufung auf legitime Staatsinteressen nahm er Stralsund und Vorpommern für den König von Schweden in Beschlag, betrachtete er sich selbst keinesfalls als ein »rechtmäßiger Besitzer«. Aber er pochte auf die »Rechte des Eroberers« und ignorierte geflissentlich, dass Schweden seit dem Regierungsumsturz vom 13. März 1809 auf die Seite Napoleons gewechselt war. – Mit Empfindungen der Schuld des Meuterers und in der Absicht, die Gunst seines Monarchen zurückzugewinnen, bestimmte er die hundert besten Geschütze Stralsunds zum Geschenk für den König von Preußen, und er verfügte auch tatsächlich ihren Abtransport. Aber den Krieg führte er weiter auf eigene Faust, wobei er nicht daran dachte, seinen König um Erlaubnis zu fragen. – Nach Werberart der Feudalarmeen kaufte er mit hoher Bezahlung ehemals schwedische Soldaten als Söldner für die Bedienung der Artillerie. Aber bei Androhung der Todesstrafe befahl er die Einberufung der Rügenschen Landwehr. Und die bei Damgarten gefangenen Mecklenburger ließ er bei Hungerkost in eine Kirche sperren, damit sie – physisch und psychisch zermürbt – dem Beispiel ihrer 80 Landsleute folgten, die sich der Freischar bereitwillig angeschlossen hatten.
Dem Magistrat der Stadt befahl Schill wiederum Requisitionen »auf Kosten des Landes«: Verpflegung für Truppen und Reittiere, Bezahlung der Schanzarbeiter, Bereitstellung von Pferden und Wagen, von Stroh, Holz und Palisaden, von 100 Schubkarren, 600 Spaten und Hacken, Lieferung von 200 Ellen grauen Tuches und 58 Sätteln. Die Generaltabelle der von Schill in Stralsund verursachten Kosten nennt 16.744 Taler. In der Hafenliste sind außer sieben Kanonenbooten und einem Wachtschiff auch 17 beschlagnahmte Handelsschiffe aufgeführt.
Die formale Grundlage seiner Militärmacht schuf sich Schill durch eine öffentliche Bekanntmachung, in der abermals Zwiespalt offenbar wurde: »Durch die mit Waffen in der Hand erfolgte Besitzname hiesiger Stadt und Festung trete ich, vermöge des Waffenglücks, in die Rechte des Eroberers. Meine Absicht ist bei meinen Unternehmungen, ein widerrechtlich unterjochtes und der Krone gewaltsam entrissenes Land zurückzugeben, da ihr solches gebührt. Solange aber, bis dieses Land von mir in die Hände des rechtmäßigen Besitzers zurückgegeben ist, und solange der Besitz desselben mit der Ausführung meiner ferneren Pläne vereinigt ist, muss ich mir dessen Besitz sichern. Wenn nun aber zur Verpflegung, Bekleidung und sonstigen Unterhaltung meiner Truppen die Annahme aller und jeder Staatskassen als Domäneneinkommen, Zoll- und Akzisesteuergelder und dergleich mehr, erfordert wird, so werden von dem Tage der erfolgten Besitznahme an, sämtliche Kassen des Landes für mich verwaltet, und nur mir sind die Rendanten responsable (Kassenverwalter verantwortlich – H. B.). Die Übertretung dieses Gebots sowie der geringste dabei vorkommende Unterschleif wird mit Festungsstrafe geahndet.« Der willkürlich Recht setzende Eroberer nannte den 31. Mai 1809 als den Tag, an dem die Kassenbücher kontrolliert und die staatlichen Gelder beschlagnahmt würden.
Das war die Sprache eines Kommandierenden, der sich subjektiv als selbstberufener Stellvertreter eines Landesfürsten auffasste, objektiv aber als Anführer einer Freischar von Rebellen behaupten musste. Sogar das neue Amtssiegel widerspiegelte diesen Konflikt: Wohl hockte der gekrönte Preußenadler noch immer auf Geschützrohren und Standarten, rechts das Schwert und links das Zepter in den Fängen haltend. Doch verschwunden war die legitime Aufschrift: »Kön. Pr. 2. Brandenburgisches Husarenregiment von Schill«. Jetzt hieß es in rebellischer Übertreibung und Kürze: »Siegel des v. Schillschen Armeekorps«.
Der vollzogene Wandel des ursprünglich königlich-preußischen Regiments zur eigenständigen Freischar offenbarte sich auch an Offizieren und Soldaten. Von den 100 Offizieren waren 71 erst nach Feldzugsbeginn zu Schill gekommen – viele mit dem klaren Bewusstsein, dass Preußens König den Akt deutsch-nationaler Selbsthilfe missbilligte, dass sie also nicht als regulär Kriegführende, sondern als Empörer, Rebellen, Brigands angesehen würden. Bereit zu vaterländischer Tatkraft und Tapferkeit, vertraten sie aber auch den Anspruch, Schills Pläne und Handlungen freimütig beurteilen zu dürfen. Die Gebote traditioneller Disziplin, obrigkeitlicher »Zucht und Ordnung« gerieten dabei ins Wanken. Schills Befehle fanden nur eigenwilliges Gehör.
Mehrere Offiziere nannten die Verschanzung in Stralsund einen Unsinn. Sie wollten die zahlreichen Schiffe, die im Hafen lagen, zur Abfahrt nach England benutzen – ein Gedanke, den Bärsch schon in Rostock vertreten hatte. Leo von Lützow, zuvor einer der eifrigsten Anhänger Schills, trat als kritischer Wortführer auf. Gut möglich, dass er jetzt und späterhin gegenüber Schill die Gedanken seines älteren Bruders Adolf verfocht: »Hätte er nur etwas von dem Geiste eines Parteigängers gehabt, er hätte seinen Stützpunkt in Ostfriesland gesucht, aber nein, das war ihm zu entfernt […]. Er wählte Dömitz, und kein Mensch begriff, was er dort wollte. Von Dömitz ging er nach Stralsund, hier hielt er sich, anstatt sich einzuschiffen, die einzige Rettung, die ihm in dieser Ecke übrig blieb. Er hielt sich für unüberwindlich […].«
Schill fühlte sein Ansehen schwinden, das Kommando seiner Hand entgleiten. Das aber stachelte sein Temperament zu einem Starrsinn an, der sich Ratschlägen verschloss. Unerwünschte Vernunftgründe bekämpfte er mit aufbrausender Heftigkeit. Den Leutnant von Blum, der ihn öffentlich kritisierte, verstieß Schill vor angetretener Mannschaft aus der Freischar. Der jüngere Lützow verließ das Korps aus eigener Entscheidung und ging zu erfolgreicherem Kampf nach Österreich und weiter nach Spanien. Schwer zu sagen, wann Schill für notwendige Ordnung sorgte, wann er gerechtfertigte Kritik erstickte.
Im Tagesbefehl vom 30. Mai drohte er jedenfalls, seine Autorität mit allen Mitteln durchsetzen zu wollen: »Nachdem der sehr unglückliche Ton eingerissen, dass nach Willkür meine Befehle abgeändert, sogar öfter nicht befolgt worden sind, […] werde ich solches jetzt um so mehr ahnden. […] Es ist kein Fall vorhanden, wo mich mit Recht ein Vorwurf von einem oder dem anderen trifft, und kann ich daher mit Fug und Recht […] um Zutrauen bitten, und werde ich frei auf die Ordnung halten, wie ich es ingleichen nie leide, dass man mir öffentlich und in Gegenwart anderer widerspricht oder mich verspottet. Der nächste Vorfall dieser Art würde mich schon bestimmen, ein Beispiel einziger Art aufzustellen und mit dem Betreffenden eine Kur zu versuchen, die er wohl nicht weitererzählen möchte. Noch nie habe ich mich kompromittieren lassen […].«
Nach diesem sehr persönlichen Ausbruch schlug der Kommandierende eine ruhigere Tonart an. Er lobte die Leutnante Brünnow und Quistorp für Treue und Diensteifer, versprach allen Mitstreitern einen genussreichen Lebensabend und bat das Offizierskorps um den »Geist der Einigkeit, der die Seele im Krieg ist und die Bahn zum größten Ruhme öffnet«.
Hatten sich Zusammensetzung und Haltung des Offizierskorps gewandelt, so gilt dies mehr noch für die Soldaten. Unter den etwa 1.500 Gemeinen, die der Major in Stralsund befehligte – 350 weitere waren mit Bärsch von Warnemünde nach Rügen gesegelt, ankerten dort vor dem Nordperd bei Göhren, ohne Stralsund zu erreichen –, gab es nach den überstandenen Kämpfen nur noch 500 altgediente Husaren, Jäger, Infanteristen der ehemaligen Berliner Garnison. Die neu Hinzugekommenen waren rund 600 anhaltinische, westfälische und mecklenburgische Freiwillige, 60 in Sold genommene schwedische Artilleristen und 300 zwangsverpflichtete Rügensche Landwehrmänner.
Die Altgedienten waren eine straff organisierte Elitetruppe, die in Schill wohl noch immer ihren Regimentschef und Helden verehrte, die überhaupt gewohnt war, den Kriegszug als eine Tugend aufzufassen. Von ganz anderem Charakter waren die Freiwilligen, soweit sie nicht früher einmal als Soldaten gedient hatten. Von Herkunft plebejische und bäuerliche Elemente, hatten sie an den Rebellenzug soziale, manchmal vielleicht nationale Hoffnungen geknüpft. Sie suchten in Schill den Heros einer anderen, b...

Table of contents

  1. Impressum
  2. Der Autor
  3. Das Buch
  4. Titel
  5. Preußische Ouvertüre
  6. Ein Held wird gemacht
  7. Zwischen Patriotismus und Staatsräson
  8. Vorstoß nach Westen
  9. Irrweg zur Ostseeküste
  10. Katastrophe in Stralsund
  11. Anlagen
  12. Zeittafel
  13. Quellen- und Literaturverzeichnis
  14. Personenregister