Ex-Yugos
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Ex-Yugos

Junge MigrantInnen aus Jugoslawien und seinen Nachfolgestaaten in Deutschland

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Ex-Yugos

Junge MigrantInnen aus Jugoslawien und seinen Nachfolgestaaten in Deutschland

About this book

Seit dem Ende Jugoslawiens 1991 beschäftigt der zerfallende Staat den Westen und besonders Europa: Krieg in Slowenien, Krieg in Kroatien, Krieg in Bosnien, der Krieg der Nato gegen Serbien wegen Kosovo... und immer wieder: Flüchtlinge. Rüdiger Rossig, Redakteur der Berliner tageszeitung und der englischsprachigen Monatszeitung The German Times, lebte in den 90er Jahren als Mitarbeiter von UN und OSZE in Kroatien und Bosnien-Herzegowina. Der studierte Balkan-Historiker analysiert die Hintergründe des Konfliktes, erzählt aber vor allem von den vielfältigen sub- und jugendkulturellen Blüten im einstigen Jugoslawien. Er berichtet, wie die ersten "Jugos" als "Gastarbeiter" nach Deutschland kamen und zugleich Rockmusik und damit westliche Popkultur die jugoslawische Jugend eroberte, wie schließlich aus Jugos Bosnier, Kroaten, Serben, vor allem aber Deutsche wurden und aus Deutschen Jugos, und porträtiert zahlreiche junge, kulturschaffende (Ex-)Jugos in der Bundesrepublik Deutschland.Rossig, Jahrgang 1967, war für die Uno in Sarajewo tätig, er spricht Serbokroatisch, hat wissenschaftlich über Popmusikkultur in Südosteuropa gearbeitet und legt jetzt eine überbordend reiche Studie zu den so wichtigen und weitgehend von der Diplomatie unterschätzten oder komplett ignorierten Strömungen der Jugend- und Subkultur des Balkan vor. Eine Studie, wie sie kaum ein anderer hätte verfassen können.Rossigs Streifzüge durch die komplexe, widersprüchliche, verwundete und teils wieder wundersame Geschichte der Ex-Yugo-Kulturen und ihrer Ausprägungen - besonders in Deutschland - verdanken ihre Faszination der nahezu schlafwandlerischen Sicherheit, mit der Subkulturexperte Rossig sich bei seinem Thema auskennt - nur 'aficionados' bringen das zuwege. Hier findet man Songtexte und Plattencover, Speisekarten und Sportereignisse, Filmszenen, Werbeplakate, die Musikszenen von Belgrad, Sarajevo, Ljubljana und Zagreb, auch die Veranstaltungen zu Traumata und Flucht. Nichts, rein gar nichts, so scheint es, ist Rossig in all den Jahren entgangen.

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Information

IV. Wie aus Jugos Bosnier, Kroaten, Serben, vor allem aber Deutsche wurden – und aus Deutschen Jugos

„Wir waren die Punks, der Kontrapunkt zu den nationalen Communities“

„Im Mudd Club drängen sich rhythmisch wogende Körper aneinander. An den Tischen rundherum sitzen kleine Gruppen zusammen, man klatscht in die Hände oder schwenkt die Arme. Ein paar Jungs in der Ecke grölen den Refrain des serbischen Punkstückes mit, das gerade läuft. Von der Backsteindecke tropft kondensiertes Wasser. Der Balkan ist im Haus.
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Balkan Beats Flyer
Nicht nur auf deutschen Konzertbühnen sind Balkan-Styles zurzeit sehr angesagt. Der Bucovina Club des DJs Shantel, der vorzugsweise in Opernhäusern gastiert, ist bereits Legende. Doch der Gegensatz zu den Balkan Beats im Mudd Club könnte kaum größer sein. Hier im feucht-stickigen Keller ist es nicht gefällig abgemischte Instrumentalfolklore, sondern Musik von Punk- oder Skabands, zu der die Tanzenden lustvoll aufschreien.“ – Spürbar begeistert beschreibt der Berliner Journalist Mirko Heinemann in der Berliner tageszeitung seinen ersten Besuch beim Berliner Sound-System Balkan Beats. Der DJ ist sichtlich geschmeichelt. „Früher war das nur ein Hobby“, berichtet der 1970 im bosnischen Zenica geborene Robert Šoko. „Ich war Taxifahrer und habe nebenbei auf Partys aufgelegt, zu denen vor allem Jugos kamen – und zwar Jugos jeglicher Art. Wir haben die alten sozialistischen Feiertage begangen, Titos Geburtstag am 25. Mai oder den Tag der Republik am 29. November. ’Culture recycling’ haben wir das genannt, das Logo benutzen wir noch heute. Mit unserer Art, die sozialistischen Feiertage zu begehen, haben wir sowohl aus ihnen als auch aus den Nationalisten Satire gemacht. Einfach, weil wir wild etwas gefeiert haben, was die nicht mehr feiern.“
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Balkan Beats Flyer
Mit dem Balkan-Hype, der seit dem Erfolg der Filme des Regisseurs Emir Kusturica, der Auftritte von Goran Bregović und der „Bucovina-Club“-Abende des Frankfurter DJs Stefan Hantel alias Shantel in der Bundesrepublik angesagt ist, hatte Robert Šoko ursprünglich nichts zu tun. „Als Teenager habe ich Kurt Cobain oder Jim Morrison vergöttert. Ansonsten habe ich mit den Punks sympathisiert. Und natürlich mit dem jugoslawischen New Wave.“ Dementsprechend legten die Jugo-DJs um DJ Soko, wie er sich eingedeutscht bereits in den Neunzigern nannte, Punk, Rock, Ska und andere Sounds auf, die ihre Generation in der SFRJ vor Kriegsbeginn gehört hatte.
Eigentlich hat Robert in Bosnien eine Ausbildung zum Elektrotechniker gemacht. Auf dem Umweg über ein paar niederländische Baustellen kam er 1990 nach Berlin. Ein Jahr vor Kriegsbeginn war von Visapflicht für Inhaber von SFRJ-Reisedokumenten nicht die Rede. Robert lernte schnell Deutsch, heiratete eine Ostberlinerin, machte einen Taxischein und war auf dem besten Wege, einer der vielen voll integrierten Jugos Berlins zu werden.
Der Beginn des Krieges in Bosnien riss den Taxifahrer Šoko voll aus der Assimilation in die deutsche Gesellschaft. Plötzlich waren Massen von Landsleuten in Berlin. „Ständig lief man Jugo-Flüchtlingen über den Weg.“ Irgendwann sagte irgendwer, im „Arcanoa“ in der Kreuzberger Zossener Straße könnte man mal einen Jugo-Abend mit einheimischer Musik machen. „Das war der Anfang“, erzählt der Balkan Beats-DJ, „es sprach sich herum, dass sich da in einer deutschen Kneipe irgendwelche Flüchtlinge treffen, die gute Mukke auflegen.“ Bald wurde das Arcanoa zu klein für die Balkan Beats-Veranstaltungen. Robert und Co. begannen, auch anderswo aufzulegen: In den besetzten Häusern Ostberlins und im legendären „Club der Visionäre“ an der Grenze zwischen Kreuzberg und Friedrichshain zum Beispiel.
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Balkan Beats Flyer
Daran, mit dem DJing Geld zu verdienen, hat DJ Soko damals nicht im Entferntesten gedacht: „Am Anfang war das vor allem eine Nostalgiesache. Gerade wegen des Kriegs und des ganzen Wahnsinns war es wichtig für mich, Musik, die ich kenne, in meiner eigenen Sprache zu hören.“ Aber es ging auch um Abgrenzung: „Es gab ja schon vor dem Krieg eine Jugoszene hier in Berlin. Die hatte sich dann in bosnische, kroatische und serbische Szenen gespalten, aber die hatten immerhin ihre Clubs mit ihren kulturellen Aktivitäten und ihre Kontakte. Die Flüchtlinge hatten nichts.“
An ein Zusammengehen mit den „Gastarbeitern“ war für die Szene-Jugos unter den Flüchtlingen nicht zu denken: „Die Gastarbeiter waren LKW-Fahrer und Friseusen“, sagt Robert, „die fuhren einen fetten BMW und ließen einen ’raushängen. Wenn die Leute in unserem Alter überhaupt im Nachtleben unterwegs waren, dann tranken sie Whiskey. Wir dagegen trinken Bier oder Šlivovica, bleiben eher auf einem einfachen Trip, fahren keine fetten Autos, ziehen keine superschicken Klamotten an, sondern versuchen, mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben. Die Flüchtlingsszene ist zum Teil auch eine intellektuelle Szene: Viele von den Leuten sprechen mehrere Sprachen, haben was im Kopf, machen Musik, fotografieren, machen Filme oder malen. Wir waren die Punks, der Kontrapunkt zu den nationalen Communities.“
Dass die Partys der Balkan-Punks besonders gut waren, sprach sich bald herum. In den späten Neunzigern waren bei weitem nicht mehr nur Ex-Jugoslawen anwesend, wenn DJ Soko auflegte. „Irgendwann schrieben die ersten Medien über uns“, erinnert er sich, „und ungefähr um diese Zeit habe ich auch begonnen, immer weniger Rock und immer mehr Ethno aufzulegen. Einfach, weil mir diese Musik mittlerweile immer besser gefiel. Am Anfang war das mehr eine Spielerei, viel Rock und dann – bumm! – eine Folk-Nummer. Heute hat sich das fast ganz umgedreht: Ich spiele kaum noch Rock-Stücke. Und von den Leuten, die regelmäßig kommen, sind nur noch ein Drittel Jugos. Die anderen sind Deutsche oder einfach international.“
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Verein der Visionäre, Berlin-Kreuzberg 2000
Ist der zweiwöchige Balkan Beats-Allnighter im Mudd Club heute ein Ort, wo Berliner Ex-Jugoslawen einen Bezug zur alten Heimat finden? „Ich glaube nicht, dass es hier um Jugo-Nostalgie geht“, sagt Robert Šoko. „Die meisten von unseren Leuten sind mittlerweile echte Berliner, haben sich voll in die Gesellschaft integriert, geben aber ihre Jugo-Seite auch nicht auf, sondern haben noch viele Freunde mit Jugo-Background. Berliner Jugos halt. Es geht einfach darum, dass man diese Identität, die besteht bei den Jugos, wach hält. Dass man zeigt: Wir sind auch Europäer. Wir sind ein Teil Europas und warum sollten wir uns hier nicht ausdrücken? Durch Musik, Film, Festivals und andere Aktivitäten – aber nicht, um sich stark von den Deutschen abzugrenzen, sondern um sich mit anderen Kulturen zu multiplizieren.“
Früher hatten Robert und das Balkan Beats-Umfeld ihre liebe Mühe, an Musik aus Ex-Jugoslawien zu kommen. Bei Besuchen in der alten Heimat kauften Freunde Platten, die dann auf Kassetten kopiert von Hand zu Hand gingen. „Heute ist das alles ganz einfach“, freut sich DJ Soko. „Anfang 2000 habe ich mir meinen ersten Computer gekauft – und ich entdeckte, was man mit diesen Dingern alles machen kann. Musik herunterladen zum Beispiel.“ Heute kann sich Robert ein Leben ohne Computer nicht mehr vorstellen: „Was ich jetzt mache, geht ohne Internet nicht. Die meisten Kontakte und Infos, aber auch viel Musik kommen einfach via Internet. Irgendwann habe ich die Website www.balkanbeats.de ins Netz gesetzt. Die ist sehr gut besucht heutzutage, die Leute finden das wohl interessant, melden sich … und dann lernt man sich irgendwann kennen.“
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DJ Soko konzentriert, Fan begeistert in der Luna Bar, Berlin-Prenzlauer Berg 2002
Dank des World-Wide-Web ist Robert Šokos Sound-System mittlerweile weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt. Regelmäßig legt der DJ in verschiedenen deutschen Städten, aber auch in Prag, London und Paris auf. In der französischen Hauptstadt gibt es mittlerweile eine Dependance von Balkan Beats. Vor kurzem war DJ Soko das zweite Mal in den USA. „Ich hatte die Einladung eigentlich von einem amerikanischen DJ bekommen, der zufällig auf einer meiner Partys war. Und weil ich schon mal da war, also in New York, bin ich auch nach Los Angeles geflogen und nach San Francisco, wo ich Bekannte habe. Einer von denen, Gino Banana aus Sarajevo, hatte vorher schon mit seiner Band Kulturshock bei Balkan Beats in Berlin gespielt. So schaffen wir Berliner Jugos am Ende einen Austausch zwischen Berlin und den USA.“
Die erste Balkan Beats-CD, eine Compilation der meistgespielten Songs aus DJ Sokos Repertoire, erschien 2005 bei dem Berliner Label Eastblok Music und hielt sich wochenlang in den World Music Charts. Die zweite Scheibe kam im Herbst vergangenen Jahres auf den Markt. Sie verkauft sich gut. „Durch die CDs haben uns wieder neue Leute entdeckt“, berichtet DJ Soko, „so zum Beispiel die Macher eines Festivals in Holland oder Veranstalter aus Italien. Unser Kreis wird immer größer.“ Will Ex-Taxifahrer Robert Šoko für den Rest seines Lebens DJ bleiben? „Ich frag’ mich immer wieder, was ich denn nun eigentlich von Beruf bin“, sagt er. „Ok, ich bin ein DJ, das war früher mal mein Hobby und jetzt ist es so richtig zu meinem Beruf geworden. Und es ist ein schöner Beruf, weil er nicht so durchschnittlich ist und weil er mit Kunst und Musik verbunden ist. Ich bin DJ geworden, weil Musik meine Leidenschaft ist.“
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Cover der ersten Balkan Beats-CD, 2005
Eastblok Music
An eine Rückkehr nach Ex-Jugoslawien denkt Robert Šoko nicht. „Ich bin schon lange ein Berliner geworden. Meine Art, zu denken und zu handeln, ist berlinerisch. Nach Ex-Jugoslawien fahre ich schon gerne, schon alleine wegen der Erinnerungen und weil ich das Land mag und die Leute. Sicher, da gibt es viele schlechte Sachen … aber ich mag die Geografie und die Kultur und die Gelassenheit. Ich bin gerne unter diesen Leuten.“ Kollidiert die Liebe zum Herkunftsland mit der Zugehörigkeit zu Deutschland? „Nein, im Gegenteil“, sagt DJ Soko. „Jetzt, wo ich viel ’rumgereist bin, in die USA, nach England, nach Frankreich und Holland, merke ich erst recht, wie sehr ich hier dazugehöre. Wenn ich nach Deutschland zurückkomme, dann fühle ich mich zu Hause. Ich fühle eigenen Boden. Man versteht die Sprache, man kennt die Regeln. Ich kann mir nicht vorstellen, woanders zu wohnen als hier.“
Trotzdem hat Ex-Jugoslawien seine Bedeutung für den Balkan Beats-Macher: „Ich identifiziere mich einerseits mit Bosnien, aber andererseits auch mit Kroatien und Serbien, wo meine Vater und meine Mutter herkommen. Ich hab das mit der Identität sowieso nie richtig hinbekommen, was bin ich, wer bin ich, zumal ich als Kind eines Katholiken, sprich eines bosnischen Kroaten, und einer Serbin auf die Welt gekommen bin und in einer Stadt aufgewachsen bin, wo die Muslime die Mehrzahl darstellten. Mein bester Freund ist seit unserer Schulzeit ein Muslim, also bin ich wirklich auf allen drei Seiten verwachsen. Wenn Nationalität eine Ansammlung von Eigenschaften ist, Mentalität, Sprache, Humor und so weiter, dann bin ich ein Bosnier. Aber ich bin auch kroatischer Staatsbürger, weil mein Vater ein Kroate war. Durch meinen Namen, meine Familie und deren Lebenskultur gehöre ich auf die kroatische Seite. Und durch meine Mutter auch zur serbischen. Ich bin ein richtiger Melting-Pot. Auch das ist typisch für Bosnier. Klar, es gibt heute viele Bosnier, die Serben oder Kroaten oder Moslems sind. Aber das Bosnische wächst wieder zusammen. Das kann man nicht killen. Die Sprache kann man nicht vergewaltigen, den Humor kann man nicht auslöschen, die Mentalität, die bleibt.“
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Cover eines Dokumentarfilms über Balkan Beats und die Berliner (Ex-) Jugo-Szene, 2005
Rocknroll Productionx
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Voja und Saša mit tschechischem bzw. bayerischem Bier

„Die Jugoszene hat begonnen, die Sachen nur noch zu konsumieren“

Vojislav Mičić alias „Voja“ stammt wie Robert Šoko aus Bosnien – aber der 1974 Geborene hat nicht nur mittlerweile einen serbischen Pass, sondern bezeichnet sich auch explizit als Serben. An seinem Finger prangt ein dicker Ring mit einem Adler und den vier kyrillischen „S“: „Samo sloga Srbina spašava.“ – „Nur die Einigkeit rettet den Serben.“ „Sicher, ich bin mit einem roten jugoslawischen Pass gekommen“, sagt Voja, „aber ich war auch damals schon Serbe. Meine Eltern sind serbisch-orthodox, ich bin serbisch-orthodox. Deshalb bin ich Serbe. Wobei ich nie so ein Ultraserbe war, eher ein Verbalserbe. Es gibt Serben, die können Serben sein – aber nicht ihrem muslimischen Nachbarn sagen, dass er sein Haus oder sein Land verlassen muss.“
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Zwei Generationen Berliner Ex-Jugos im Görlitzer Park, Berlin-Kreuzberg 2002
Zu dieser klar post-jugoslawischen Orientierung passt Vojislav Mičićs ziemlich multikultureller Freundeskreis. „Klar verbringe ich viel Zeit mit Leuten aus Ex-Jugoslawien, aber auch mit anderen Menschen, von Deutschen bis zu Russen“, sagt der Serbe aus Bosnien, der als Theatertechniker an der Deutschen Oper in Berlin-Charlottenburg arbeitet. „Dort, bei der Arbeit, kommen meine Kollegen auc...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort
  6. I. Wie die Jugos nach Deutschland kamen
  7. II. Wie die Rockmusik und damit westliche Popkultur und Jugendkulturen nach Jugoslawien kamen
  8. III. Wie die YU-gos nach Deutschland kamen
  9. IV. Wie aus Jugos Bosnier, Kroaten, Serben, vor allem aber Deutsche wurden – und aus Deutschen Jugos
  10. Nachwort
  11. Danksagung
  12. Glossar
  13. Quellen
  14. Eine kleine Auswahl (ex-) jugoslawischer Tipps & Adressen