No llores mi querida. Weine nicht, mein Schatz
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No llores mi querida. Weine nicht, mein Schatz

Ein Skinhead-Roman

  1. 240 pages
  2. English
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No llores mi querida. Weine nicht, mein Schatz

Ein Skinhead-Roman

About this book

Der erste deutschsprachige Skinhead-Roman, nicht von einem Journalisten oder Kinderbuchautor, sondern von einem Skinhead geschrieben.André Pilz, Jahrgang 1972, hält sich mit diversen Jobs über Wasser und ist Gitarrist einer Oi!-Punkband. Wenn André Pilz über den Skinhead "way of life", über Gewalt im Stadion, Stress mit Einwanderergangs oder Neonazis in der Szene schreibt, weiß er, worüber er spricht."Ein Leben lang der letzte Dreck. Ein Leben lang haben sie mich geschlagen und gedemütigt, und ich habe es regungslos hingenommen. Ein artiger, braver Junge. Doch irgendwann war irgendein Schlag zu viel, und ich habe begonnen, mit meinen Augen zu sehen, mit meinen Ohren zu hören, und meinen Verstand gebraucht. Ich habe gelernt. Und mir den Kopf geschoren und Euch den Krieg erklärt."Aber "No llores, mi querida– Weine nicht, mein Schatz" ist keine verkappte Autobiographie, kein Tagebuch, sondern ein erstklassiges, bis zur letzten Zeile superspannendes Stück Literatur."Gewalt ist die einzige Form von Achtung, die wir von Euch erzwingen können. Gewalt ist in Eurem Spiel nicht erlaubt, jedenfalls nicht die, die die Leute beim Einkaufen oder Spaß haben stören könnte. Aber wir, wir lieben sie. Nur die Gewalt auf der Straße und im Stadion schafft es, uns für kurze Zeit über Euch zu stellen. In dem Moment, wo es knallt, da spüren wir Eure Angst. Vor uns, den Glatzköpfen."

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Information

Publisher
Hirnkost
Year
2017
eBook ISBN
9783945398760
008
Über Nacht fiel der Herbst ins Land. Er kommt jedes Jahr über Nacht, wie ein Dieb, nur dass der Dieb sich wieder davonmacht und der Herbst bleibt. Am Tag zuvor waren wir noch Baden, im Baggersee bei der alten Militärbrücke. Und jetzt war Herbst. Auf dem Parkplatz standen die Pfützen, und in den Pfützen schwammen die Blätter.
Und ich war verliebt.
Als ich das Zeug ins Postauto lud, erkannte ich die Welt nicht wieder. Sie schien um Jahre gealtert und den letzten Rest an Farbe verloren zu haben. All die Menschen waren verschwunden. Das Land war wie ausgestorben. Es war, als hätte der Herbst seinen großen Arsch auf diese Stadt gesetzt und würde gar nicht daran denken, auch nur einen Zentimeter zu weichen.
Und ich war verliebt.
Der Wind war kalt, der Regen lästig. Ich mochte den Regen, aber nicht, solange ich arbeitete. Die Unterschriftenlisten waren nach fünf Minuten unleserlich und die Scheiben des Autos beschlagen. Ich drückte alle möglichen Knöpfe, aber nichts geschah. Stundenlang musste ich im Blindflug ein- und ausparken. Ich stieß nen Motorradfahrer nieder, er rappelte sich hoch und hüpfte vor meinem Auto auf und ab. Ich winkte ihm zu und fuhr weiter. Nach einer halben Stunde hatte ich ihn abgehängt.
Maga war leider nicht zu Hause. Und mit einem Schlag wurde aus dem himmelhoch jauchzend ein zu Tode betrübt.
Freitagabend gab’s nur eins: Feiern bis zum Reihern. Anstoß war pünktlich um sechs im Bunker. Vorher hab ich mir immer die Haare rasiert, geduscht und ne Pizza verdrückt. Im Bunker, da haben wir die ersten zwei Kisten vernichtet, und dann ging’s ab in die verfickte Stadt.
Zwei-, dreimal im Monat fuhren wir auf ein Ska- oder Oi!-Konzert. Und zwei-, dreimal im Jahr fuhren wir auf ein Onkelz-Konzert. Auch wenn die Böhsen Onkelz längst keinen Oi! mehr spielten, waren sie immer noch die Größten für uns. Wir wären keine Skinheads geworden, hätte es die Onkelz nicht gegeben, diese ersten beiden Scheiben, „Der nette Mann“ und „Böse Menschen, böse Lieder“. Warum sie sich vom Skinheadkult verabschiedeten, haben wir nie verstanden. Sie hätten den Nazi-Skins die Stirn bieten müssen. Sie hätten den wahren Kult verteidigen müssen. Einmal hab ich Kevin erwischt, bei nem Sound­check in Karlsruhe. Hab ihn genau das gefragt, warum sie ausgestiegen sind und so. Ihr hättet die Bastarde ficken müssen, hab ich gesagt, ihr hättet Skins bleiben müssen, allen Nazis zum Trotz, aber ehe Kevin die Klappe aufmachen konnte, hatte mich so n Gorilla auch schon am Kragen und warf mich raus.
„KEVIN!“ hab ich gerufen. „WIR MÜSSEN DAS KLÄREN! WAR’S WEGEN DEM GELD? WAR’S WIRKLICH WEGEN DEM GELD? KEVIN! KEEEVIIIIINN!!“
Onkelz-Musik ist Hassmusik. Wenn ich wen hasse, so richtig hasse, mit Leib und Seele hasse, und dann die Onkelz höre, dann hass’ ich das Schwein danach nicht mehr oder ich bring es um. Nichts dazwischen. Entweder der Hass ist weg oder der Kerl. Ich schwör, da gibt’s nichts dazwischen.
Als ich vor dem Block auf Hatze wartete, prasselte der Regen mit solcher Wucht herunter, dass ich fürchtete, es wären Steine, die vom Himmel fielen, und mir voller Panik die Bomberjacke über den Schädel zog. Nach zehn Minuten hätten sich in meiner Unterhose Büffelhorden ertränken lassen.
Und so stand ich an der Straße, die sich wie eine Wüste auszubreiten schien. Gierig fraß sie sich durchs Land. Wurde breiter und breiter. Aus vier Spuren wurden sechs, aus sechs wurden acht. Bauen statt Stauen, das ist nicht nur ne hohle Phrase, Bauen statt Stauen ist längst Realität. Die Lkws donnerten mit einer Entschlossenheit vorbei, als müssten sie Soldaten an die Front bringen.
Zwei Prostituierte standen leichtbekleidet unter einem Haltestelle­häuschen. Sie waren jung und hübsch, hatten eine dunkle Haut, genau wie Maga. Sie schienen auf ein Auto zu warten. Hin und wieder lief eine der beiden auf die Fahrbahn. Ich stellte mir vor, Maga wäre eine dieser Nutten, Maga würde auf ein Auto warten. Der Gedanke ließ meine Hände zittern. Ich sprang in eine Pfütze, der Dreck spritzte mir bis zum Arsch.
Schließlich kam das Auto, ein großer schwarzer BMW mit Frank­furter Kennzeichen. Die Mädchen stiegen ein, ich rannte auf die andere Straßenseite, klopfte an die Fensterscheibe auf der Fahrerseite. Das Fenster ging auf, ein Mann um die 50 sah mich fragend an. Ich sagte nichts, ich hielt ihm nur die Beretta vor die Fresse. Ich sah Maga, wie sie vor ihm kniete, seinen Schwanz in ihrem Mund. Ich wollte seinen Schädel zerfetzen, seine Augen platzen sehen, ich wollte hören, wie er nach seiner Mama schreit. Keine Ahnung, warum ich nicht abgedrückt habe. Alles in mir hat danach geschrien. Tu’s! Tu’s! Nun mach’s schon! Sei kein Feigling! Fick das Schwein! Fick es! Fick es! Fick es! Aber ich ging nur einen Schritt zurück und das Auto raste davon. Ein anderes Auto hielt, der Fahrer schrie mich an. Was ich denn mit dem Scheißding auf der Straße wolle, ob ich völlig verrückt geworden sei.
„Hallo Hatze“, sagte ich und steckte die Beretta wieder weg.
„Eines Tages landest du im Knast“, sagte er, nachdem ich eingestiegen war. „Eines Tages legst du einen um.“
„Ich weiß“, sagte ich.
„Ich war im Knast, Rico. Das war die Hölle.“
„Manchmal muss man töten. Manchmal kann man nicht anders. Sonst frisst einen die Wut auf. Und das ist schlimmer als Knast.“
Hatze beruhigte sich wieder, legte den rechten Arm um meine Schultern, während er mit der linken Hand lenkte und immer wieder wie blöde hupte, sobald er nen Rock aufm Gehsteig sah.
„Ich hab schon zu viele Kameraden hinter Gittern verschwinden sehen“, sagte er. „Will nicht auch noch meinen Kleinen verlieren. Bist doch wie n Sohn für mich.“ Er packte meinen Schädel und schüttelte ihn durch. Im Auto stank’s nach Diesel. Genau wie in meiner Postkarre. Den Dieselgeruch wurdest du den ganzen Tag nicht los, und wenn du am Abend in die Heia hüpftest, hattest du immer noch diesen Geruch in der Nase.
„Erzähl mal vom Knast“, sagte ich.
„Vergiss es.“
„Stimmt das mit dem geschmolzenen Plastik?“
Hatze machte eine Vollbremsung. Der Beifahrersitz hatte keine Nackenstütze und mein Kopf wär beinahe abgebrochen.
„Arschloch!“ sagte ich und rieb mir den Nacken.
„Wer hat dir diese Scheiße erzählt?“
Ich zuckte mit den Achseln und schob eine Kassette in den Rekorder. „I want all you skinheads to get up on your feet, put your braces together and your boots on your feet and give me some of that old moonstomping, are you ready? Start stomping! Yeah, yeah, yeah, yeah, yeah, yeah, yeah, yeah, yeah!!!“
Kurz vor dem Bahnhof staute sich alles. Busse, Straßenbahnen, Lkws, Autos, Motorräder und wir. Nix ging mehr.
„Hast du mal 150 Euro?“ fragte Hatze. „Ich bin blank.“
„Du schuldest mir noch 400, Hatze. Mindestens!“
„Ey Baby, das ist längst verjährt!“ Er hielt seine rechte Hand auf und lächelte.
„Die sollte man dir absägen“, sagte ich und kramte in der rechten Tasche der Bomberjacke nach ein paar zerknitterten Scheinen.
„Nächste Woche fang ich bei nem Zustelldienst an. Dann verdien ich endlich wieder Kohle. Danke, Rico, du bist n echter Kamerad.“
„Was stellst du zu? Pizzas? Drogen? Weiber?“
„Fressen. Für die Alten im Heim.“
Hatze hatte d...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Kapitel 000
  6. Kapitel 001
  7. Kapitel 002
  8. Kapitel 003
  9. Kapitel 004
  10. Kapitel 005
  11. Kapitel 006
  12. Kapitel 007
  13. Kapitel 008
  14. Kapitel 009
  15. Kapitel 010
  16. Kapitel 011
  17. Kapitel 012
  18. Kapitel 013
  19. Kapitel 014
  20. Kapitel 015
  21. Kapitel 016
  22. Kapitel 017
  23. Kapitel 018
  24. Kapitel 019
  25. Kapitel 020
  26. Kapitel 021
  27. Kapitel 022
  28. Kapitel 023
  29. Kapitel 024
  30. Kapitel 025
  31. Kapitel 026
  32. Kapitel 027
  33. Kapitel 028
  34. Kapitel 029
  35. Kapitel 030
  36. Kapitel 031
  37. Kapitel 032
  38. Kapitel 033
  39. Kapitel 034
  40. Kapitel 035
  41. Kapitel 036
  42. Kapitel 037
  43. Kapitel 038
  44. Kapitel 039
  45. Kapitel 040
  46. Kapitel 041
  47. Kapitel 042
  48. Kapitel 043
  49. Kapitel 044
  50. Kapitel 045
  51. Kapitel 046