Untersuchungen zum Sprachgebrauch im Dancehall
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Untersuchungen zum Sprachgebrauch im Dancehall

auf Martinique, Guadeloupe und im frankokreolophonen Sprachraum

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Untersuchungen zum Sprachgebrauch im Dancehall

auf Martinique, Guadeloupe und im frankokreolophonen Sprachraum

About this book

Vor dem Hintergrund der Kolonialgeschichte hat sich Dancehall als eigenstÀndiges musikalisches Genre mit charakteristischen Sprachformen entwickelt. Die hier vorgefundenen Kreolsprachen und deren Besonderheiten erhalten als Forschungsgegenstand verstÀrkte Aufmerksamkeit. Die Arbeit bietet neben einem umfassenden Einblick in die historische und soziale Entwicklung dieses weltweit populÀren Musikstils auch eine vertiefte Analyse der Themenkomplexe in den Texten und deren linguistische Besonderheiten anhand ausgewÀhlter Songbeispiele.

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Information

1 Einleitung

Dancehall ist als in Jamaika entstandenes Musikgenre heute international bekannt und zeigt deutliche PrĂ€senz in den Medien nahezu aller Kontinente, einerseits durch die jamaikanischen InterpretInnen, andererseits durch mittlerweile zahlreiche ImitatorInnen des Musikstils in verschiedenen LĂ€ndern. Dancehall bildete sich als Ausdrucksform der urbanen jamaikanischen Kultur, es handelt sich hierbei um ein komplex aufgebautes Genre, das sich vieler verschiedener, nur ihm eigener Verhaltensmuster und sprachlicher Eigenheiten bedient. Das hat, aufgrund mangelnder Kenntnis der EntstehungshintergrĂŒnde, oftmals eine starke Divergenz zwischen der Aufnahme der Werte und Themen des Dancehall im Ausland und der eigentlich intendierten Aussage zur Folge. Die DancehallinterpretInnen erregen oft Aufsehen aufgrund ihrer Texte, die allein auf gewaltverherrlichende, sexistische oder in anderer Weise diskriminierende Aussagen reduziert wurden. Ohne diese durchaus auch existierende Dimension der Songs bestreiten zu wollen, kann dennoch behauptet werden, dass ein tieferer Einblick in die HintergrĂŒnde dieser thematischen Aufarbeitung der Lebenserfahrung der GhettobewohnerInnen mit einigen dieser Vorurteile aufrĂ€umen kann.
Die hĂ€ufig als „Poor People’s Music“ charakterisierte Musik bedient sich zu ihrer Entstehungszeit der damals noch verpönten Sprache der schwarzen Unterschicht der jamaikanischen Ghettos: des Kreolischen. Noch heute wird der Großteil der jamaikanischen Dancehalltexte in dieser Sprache vorgetragen, englische Dancehallsongs sind weiterhin eine Seltenheit. Das Verwenden des Kreolischen spielt eine zentrale Rolle fĂŒr die Bewahrung des kulturellen Erbes der ehemaligen SklavInnen, unter anderem, da in ihm Elemente der afrikanischen Sprachen fortbestehen können. Das Kreolische im Dancehall wird als „Zentrum linguistischer KreativitĂ€t“1 beschrieben, zahlreiche Neukreationen und sprachliche Innovationen werden in Chester Francis-Jacksons Official Dancehall Dictionary des Jahres 1995 analysiert. Der Dancehall ist ein Genre, das sich ihm eigener, spezieller sprachlicher Mechanismen und Modifikationen bedient; hierbei handelt es sich um eine große Anzahl eigener Wortkreationen sowie phonologischer und semantischer VerĂ€nderungen des ursprĂŒnglichen kreolischen Vokabulars. Werke wie dieses Wörterbuch spielen eine erhebliche Rolle fĂŒr weiterfĂŒhrende Forschung, da sie diese Besonderheiten betonen und außerdem illustrieren, wie deutlich sich diese Modifikationen von der sprachlichen Entwicklung anderer kreolischer Texte abgrenzen.
Heute ist Dancehall nicht nur in Jamaika ein fest etablierter Musikstil, er konnte sich in den unterschiedlichsten Regionen der Welt ausbreiten, vor allem die Einflussnahme auf die Musikszene anderer Inseln der Karibik ist sehr groß. Im Umfang dieser Arbeit soll eines dieser Nachbargebiete, das einige deutliche Parallelen in der historischen und kulturellen Entwicklung aufweist, im Sinne der Etablierung und sprachlichen Verfestigung dieses Musikstils untersucht werden: Es handelt sich um die beiden französischen Antillen-Inseln Guadeloupe und Martinique. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird von der Entwicklung der französischen Antillen die Rede sein; hierbei ist zu beachten, dass diese Formulierung rein auf Guadeloupe und Martinique bezogen ist, die Inseln Saint-BarthĂ©lemy und Saint-Martin, die auch zu den französischen Antillen zĂ€hlen, werden außer Acht gelassen.
Im Vorfeld sind einige inhaltliche Aspekte der Themenwahl relevant. Der gewĂ€hlte Titel der Arbeit Untersuchungen zum Sprachgebrauch im Dancehall auf Martinique, Guadeloupe und im frankokreolophonen Sprachraum muss im Folgenden eine geringe AbĂ€nderung erfahren. Im Zuge der Textrecherche stellte sich die BefĂŒrchtung, es gĂ€be bei der BeschrĂ€nkung auf zwei kreolsprachige Inseln nicht genĂŒgend Textmaterial zur Analyse, das heißt im Internet niedergeschriebene Songtexte der DancehallinterpretInnen, als grundlos heraus. Es erfolgt somit im Umfang dieser Arbeit keine Analyse des Dancehall in anderen frankokreolophonen Gebieten, da sich eine BeschrĂ€nkung auf die französischen Antillen aufgrund der auffindbaren SekundĂ€rliteratur und der geographischen NĂ€he zu Jamaika am sinnvollsten erwies. Die im Titel programmatisch festgeschriebene linguistische Untersuchung zum Sprachgebrauch des Kreolischen im Dancehall kommt des Weiteren nicht ohne eine vorhergehende Analyse und Darstellung der musikgeschichtlichen Entstehung des Genres aus. Diese Arbeit kann darum keine rein linguistische Analyse sein, da der historische und inhaltliche Hintergrund fĂŒr das VerstĂ€ndnis der Texte von zentraler Bedeutung ist.
Im Umfang dieser Arbeit soll das Genre Dancehall mit seiner sprachlichen Verfestigung in Guadeloupe und Martinique im Zentrum der Analyse stehen, der dortige Musikstil bedient sich sprachlich des französisch-basierten Kreol. Die Entstehung und Entwicklung des jamaikanischen Dancehall sowie seine sprachlichen Besonderheiten dienen dem Vergleich. Die Situation der französischen Antillen und die Jamaikas zeigt, was die soziale, musikalische und sprachliche Dimension betrifft, deutliche Parallelen. Dies wird in der gemeinsamen geschichtlichen Vergangenheit der Kolonialherrschaft und der daraus resultierenden sozialen und sprachlichen Hierarchie deutlich, die lange Zeit eine gesellschaftliche Zweiteilung zwischen französischsprachigen ehemaligen KolonialherrInnen und kreolischsprachigen ehemaligen SklavInnen hervorruft. Außerdem ist die musikgeschichtliche Situation der Dichotomie zwischen europĂ€ischen und afrikanischen Musikstilen, die sich mit der Zeit immer mehr vereinen, von Relevanz. DarĂŒber hinaus kann durch die geographische NĂ€he von einer deutlich grĂ¶ĂŸeren Beeinflussung innerhalb des musikalischen Genres ausgegangen werden als beispielsweise bei einem Vergleich des Dancehall in Jamaika und in Europa.
Das Forschungsziel dieser Arbeit ist es, die Frage zu beantworten, ob die linguistische KreativitĂ€t, die in einigen WörterbĂŒchern und sprachwissenschaftlichen Textanalysen ihren Ausdruck fand, und die enorme Beeinflussung, die die Musik auf die Sprache des jamaikanischen Dancehall hat, gleichermaßen oder in vergleichbarer Weise im Dancehall der französischen Antillen auffindbar ist. Gibt es dort Ă€hnliche linguistische VerĂ€nderungen, die Abweichungen von den sprachlichen Strukturen der französischen Kreolsprachen darstellen und die nur den kreolischen Dancehalltexten eigen sind? Falls dies der Fall ist, sind diese PhĂ€nomene inspiriert von den jamaikanischen Modifikationen oder handelt es sich um unabhĂ€ngige Prozesse? Wie lassen sie sich begrĂŒnden?
Um eine Antwort auf diese Fragen geben zu können, ist zunĂ€chst eine umfassende ErlĂ€uterung der HintergrĂŒnde des Genres Dancehall nötig. Es handelt sich hierbei um einen Musikstil, der geprĂ€gt ist von einer spezifischen Symbolik, was die Sprache, die verkörperten Werte und die Art der Performance betrifft. Das erschwert Außenstehenden den Zugang zu den Songtexten und fĂŒhrt hĂ€ufig zu Fehlinterpretationen. Die spezifischen Charakteristika können nur durch einen tiefen Einblick in die Geschichte des Dancehall deutlich werden, der nach einer kurzen EinfĂŒhrung in die Begriffe des Genres allgemein und der Kreolsprachen erfolgen soll. Da im Umfeld der Untersuchung nur einzelne TextauszĂŒge zitiert werden können, sind der VollstĂ€ndigkeit halber im Anhang alle behandelten Songtexte in gesamter LĂ€nge vorhanden, viele von ihnen, soweit im Internet vorhanden, auch mit einer französischen Übersetzung. FĂŒr eine Einheitlichkeit in der Orthographie der Musiktexte oder die Korrektheit der Übersetzungen kann hier nicht garantiert werden.
Die Arbeit gliedert sich in fĂŒnf Teile. Der erste Hauptteil dieser Analyse befasst sich mit der musikgeschichtlichen Entwicklung. ZunĂ€chst sollen die fĂŒr den Dancehall nötigen Vorbedingungen dargestellt werden. Hierbei liegt der Fokus auf den afrikanischen Wurzeln sowie der Bedeutung der Kolonialgeschichte Jamaikas und der französischen Antillen fĂŒr die Entwicklung der Musik. Darauf aufbauend erfolgt eine Darstellung der Entwicklung verschiedener Musikstile in chronologischer Abfolge und ihrer Rolle fĂŒr die Entstehung des Dancehall, wobei unter anderem Musikstile wie der Mento, der Ska und afrikanische Trommelmusiken wie der Burru eine zentrale Rolle spielen. Hierbei sind die sozialen HintergrĂŒnde von Relevanz, da es sich beim Dancehall um ein Musikgenre der Unterschicht handelt, das es erst in einem langen Prozess zu annĂ€hernder gesellschaftlicher Akzeptanz brachte. Des Weiteren geht mit der geschichtlichen Entwicklung eine fortschreitende Illustrierung der Eigenschaften des Dancehall einher, welche mit einer Beschreibung der aktuellen Verfestigung des Musikstils in Jamaika abgeschlossen wird. FĂŒr die Analyse dieser Position steht ein umfangreicher Korpus wissenschaftlicher Arbeiten zur VerfĂŒgung, die sich mit den lokalen Musiktraditionen und der geschichtlichen Entwicklung der Karibik befassen.
Im nĂ€chsten Abschnitt der musikgeschichtlichen Analyse stehen die Verbreitung des Dancehall und seine Festsetzung auf den französischen Antillen im Mittelpunkt. Welche Faktoren spielen fĂŒr die Übernahme und dortige Entwicklung des Musikstils eine Rolle? Hierbei sind die gesellschaftlichen Strukturen von elementarer Bedeutung. Warum kann sich die Jugend und vor allem die schwarze Bevölkerung der Unterschichten der französischen Antillen mit dem jamaikanischen Dancehall, der ĂŒber die Vorstufe des Reggae diese Inseln erreicht, identifizieren? Welche Vorbedingungen sind hierfĂŒr nötig? In diesem Kontext ist nun zu untersuchen, wie der Prozess der Etablierung des Musikstils in Guadeloupe und Martinique vonstattengeht. Ein Aspekt, der diese Analyse wesentlich erschwert, ist der erhebliche Mangel an Forschungsmaterial. WĂ€hrend es eine FĂŒlle linguistischer, sozialer und geschichtlicher Analysen zum Dancehall in Jamaika gibt, existieren zu dessen Verbreitung auf den französischen Antillen kaum Dokumente. Im Wesentlichen stĂŒtze ich mich daher auf die gesellschaftliche Dancehallanalyse Jamaikas und Martiniques von Mylenn Zobda-Zebina und eine 2008 in Guadeloupe produzierte Dokumentation der Geschichte des Dancehall der französischen Antillen.2 Eine Differenzierung zwischen den Bewegungen in Guadeloupe und in Martinique kann folglich nicht vollzogen werden, im Umfang dieser Arbeit muss hier eine einheitliche Bewegung angenommen werden. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass sich innerhalb der Entwicklungen aufgrund der geographischen NĂ€he und der sehr Ă€hnlichen politischen und gesellschaftlichen Situation Guadeloupes und Martiniques nur geringfĂŒgige Abweichungen ergeben haben.
Nach der Veranschaulichung der Entwicklung und Etablierung des Genres gehe ich im Folgenden zum Vergleich Jamaikas mit den französischen Antillen ĂŒber. An dieser Stelle ist sowohl eine musikalisch-Ă€sthetische als auch eine inhaltliche Dimension relevant. ZunĂ€chst soll die Frage geklĂ€rt werden, ob sich der Dancehall Guadeloupes und Martiniques stilistisch von seinem Vorbild entfernt hat oder ob von einem einheitlichen Genre gesprochen werden kann, sowie anschließend, ob sich die behandelten Themen entsprechen. Trotz der Ă€hnlichen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen gibt es hier dennoch zentrale Unterschiede, die dazu fĂŒhren könnten, dass die AntillianerInnen andere Inhalte in ihren Songs behandeln. So könnte beispielsweise die Tatsache, dass Jamaika die UnabhĂ€ngigkeit von England erlangte und Guadeloupe und Martinique durch ihren Status als französische DĂ©partements noch eng an Frankreich gebunden sind, Auswirkungen auf die Themenwahl und -gestaltung haben.
Im Anschluss an die KlĂ€rung der HintergrĂŒnde, Vorbedingungen und Charakteristika des Dancehall ist die sprachliche Analyse Gegenstand des zweiten Hauptteils der Arbeit. Diese stĂŒtzt sich auf eine Auswahl im Internet abrufbarer Lieder. Der Korpus beschrĂ€nkt sich auf die Songtexte acht verschiedener KĂŒnstler: Admiral T, Krys und Tiwony aus Guadeloupe und Yaniss Odua, MC Janik, First’ T, Supa High und XMan aus Martinique. Von diesen Interpreten werden Songtexte sowie Interviews aus einem Zeitraum von 1994 bis 2006 analysiert, wobei Erstere sich im Wesentlichen auf diejenigen beschrĂ€nken, zu denen eine französische Übersetzung auffindbar ist, um Fehler bei der sprachlichen Analyse so weit wie möglich vermeiden zu können.
Bevor die strukturellen Merkmale und Besonderheiten herausgearbeitet werden, soll eine allgemeine Einordnung des Dancehall als poetische Gattung in die Tradition der Oralliteratur erfolgen. An dieser Stelle stehen zentrale Eigenschaften dieser Literatur und ihrer ReprÀsentation im Dancehall im Zentrum, was zum VerstÀndnis der speziellen Sprache und Ausdrucksform der Texte beitrÀgt.
Bei der anschließenden Untersuchung der Strukturmerkmale steht die Hervorhebung der besonderen sprachlichen Merkmale der antillianischen Dancehalltexte im Vordergrund. Die Beeinflussung durch die Sprache des jamaikanischen Dancehall soll vor allem unter Einbindung von Le Pages Act-of-Identitiy-Modell3 erfolgen, der sprachliche VerĂ€nderungen und Übernahmen aus soziolinguistischer Perspektive im Hinblick auf die angestrebte kulturelle Zugehörigkeit analysiert. Neben der Untersuchung anhand dieses Modells sollen auch noch weitere strukturelle Besonderheiten aufgefĂŒhrt werden, die von den traditionellen Regeln der französischen Kreolsprachen abweichen.
Nicht nur der sprachliche Einfluss von außerhalb, sondern auch der von innerhalb ist in der Analyse relevant. Im letzten Abschnitt liegt der Fokus auf der Sprachsituation der französischen Antillen. Die gesellschaftliche Verteilung des Französischen und des Kreolischen zeichnet sich durch eine soziale Hierarchie aus, jede Sprache ist bestimmten DomĂ€nen zugeordnet. Da eine stetig wachsende gegenseitige Beeinflussung der beiden Sprachen feststellbar ist, soll diese in den Texten des Dancehall untersucht werden. Die linguistische Analyse im Umfeld dieser Arbeit kann sich nicht auf vergleichbare Arbeiten berufen, da es noch keine sprachwissenschaftlichen Untersuchungen zum frankokreolophonen Dancehall gibt. Bisherige Untersuchungen dieser Art beschĂ€ftigen sich ausschließlich mit dem jamaikanischen Dancehall.
1 Stolzoff (2000): S. 3.
2 Kramé/Burn (2008): Dancehall Story. DVD.
3 Vgl. Kapitel 4.2.2 und 4.2.3.

2 BegriffsklÀrung

Im Vorfeld der Analyse ist, wie bereits angekĂŒndigt, die EinfĂŒhrung einiger Begriffe nötig, die im Laufe der Arbeit noch im Detail herausgearbeitet werden.

2.1 Dancehall als musikalisches Genre

Der Begriff „Dancehall“ wird im Laufe der Zeit sehr unterschiedlich verwendet. Bis in die 1990er Jahre handelt es sich dabei nicht um die Bezeichnung eines musikalischen Genres, sondern um einen Überbegriff fĂŒr die in Jamaika stattfindenden Tanzpartys und ihre jeweilige Musik. Auf den Tanzveranstaltungen erklingt jedoch nicht immer der gleiche Musikstil; es handelt sich um eine lange Entwicklung, begleitet von verschiedenen Musikgenres wie unter anderem Mento, Jazz, Rhythm’n’Blues4 oder Reggae, wie spĂ€ter in der Musikgeschichte Jamaikas noch deutlich werden wird.
Erst Ende des 20. Jahrhunderts beginnt sich ein bestimmter Musikstil auf diesen Veranstaltungen zu etablieren, der den Namen „Dancehall-Style“ oder kurz „Dancehall“ erhĂ€lt. Diese Musik entsteht unter dem Einfluss einer Vielzahl verschiedener Musikstile als Genre der Unterschicht, was sich auch durch die in den Songs behandelte Thematik widerspiegelt. Dancehall zeichnet sich durch eine spezielle, meistens sehr schnelle Art des Singens aus, die sich verschiedener stilistischer Muster bedient. Da es sich hierbei um ein noch relativ junges Genre handelt, sind auch die LiebhaberInnen dieser Musik eher in den jĂŒngeren Generationen zu finden. Die UrsprĂŒnge des Dancehall liegen in Jamaika, heute hat dieser Musikstil jedoch internationale Bedeutung erlangt, die jamaikanischen KĂŒnstlerInnen touren in der ganzen Welt. Außerdem gibt es mittlerweile eine große Anzahl an DancehallinterpretInnen aus den unterschiedlichsten Regionen, eine Vielzahl davon aus Europa, Asien oder verschiedenen karibischen Inseln. Die spezifischen Eigenschaften dieses Musikstils sowie die HintergrĂŒnde seiner Entwicklung und die Frage, wie der Wechsel von der Bezeichnung der Tanzveranstaltung zu der eines Musikgenres vonstatten ging, wird im Detail in der musikgeschichtlichen Analyse dargestellt werden. Die Anthropologin Zobda-Zebina gibt in ihrer Definition des Genres Dancehall einen Ausblick auf die erwĂ€hnte VielfĂ€ltigkeit: „Le dancehall dĂ©signe tant une musique qu’un ensemble de pratiques sociales d’idĂ©es, de mouvement rĂ©ligieux et culturel, de partiques langagiĂšres.“5

2.2 Kr...

Table of contents

  1. Cover
  2. Impressum
  3. Titel
  4. Inhalt
  5. 1 EINLEITUNG
  6. 2 BEGRIFFSKLÄRUNG
  7. 3 MUSIKALISCHE ANALYSE
  8. 4 SPRACHLICHE ANALYSE
  9. 5 SCHLUSSBEMERKUNG
  10. QUELLENVERZEICHNIS
  11. ANHANG