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Nach dem Verfassungsschutz
PlĂ€doyer fĂŒr eine neue Sicherheitsarchitektur der Berliner Republik
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Nach dem Verfassungsschutz
PlĂ€doyer fĂŒr eine neue Sicherheitsarchitektur der Berliner Republik
About this book
Der Verfassungsschutz steckt in einer tiefen Vertrauenskrise. Selbst konservative Politiker fordern AufklĂ€rung ĂŒber seine Verstrickungen ins Neonazi-Milieu und stellen seine EffektivitĂ€t in Frage.Claus Leggewie und Horst Meier analysieren den Verfassungsschutz als Fehlkonstruktion aus dem Kalten Krieg und geben Antworten - zu einem stĂ€ndigen SkandaltrĂ€ger, der Millionen verschlingt und den niemand braucht - schon garnicht eine Demokratie.
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Information
ANHANG
APPELL GEGEN NEONAZIS: WAS JETZT ZU TUN IST
Vor-Ort-Initiativen gegen rechte Gewalt und Projekte zur Hilfe von Opfern fordern eine Umkehr in der Politik staatlicher Behörden gegen Rechtsradikalismus.
(Dokumentiert in der tageszeitung online vom 20. November 2011).
Mobile Beratungsteams und Opferberatungsprojekte beraten und begleiten Opfer rechter Gewalt, Kommunen und Zivilgesellschaft. Auch wenn wir seit Jahren vor der Gewalt von Neonazis und rassistischen GelegenheitstÀtern warnen, sind wir geschockt von dem Ausmaà an Ignoranz und Verharmlosung staatlicher Stellen angesichts der rassistischen Mordserie. Wir verlangen jetzt eine ZÀsur im Umgang mit der extremen Rechten.
1. Eingreifen und einmischen statt wegsehen
Jeden Tag ereignen sich in Deutschland mindestens zwei bis drei rechte und rassistische Gewalttaten. Die TĂ€terInnen sprechen vor allem denjenigen das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Leben ab, die als Minderheiten ohnehin schon gesellschaftlich diskriminiert werden. Das zu Ă€ndern und eine inklusive Gesellschaft zu schaffen, können wir nicht an den Staat delegieren: Jede und jeder kann bei rassistischen SprĂŒchen am Arbeitsplatz, antisemitischer Hetze auf dem Sportplatz oder âSchwulenwitzenâ Kontra geben und eingreifen, wenn andere bedroht und geschlagen werden. Und jede und jeder kann jetzt praktische SolidaritĂ€t zeigen: z. B. Spenden fĂŒr Einrichtungen sammeln, die Zielscheibe von neonazistischen BrandanschlĂ€gen geworden sind oder den Menschen in diesen Einrichtungen persönlich in GesprĂ€chen oder praktisch beistehen.
2. Mehr Demokratie statt mehr Verfassungsschutz
Polizei, Justiz und Geheimdienste spiegeln gesellschaftliche VerhĂ€ltnisse wider. In einem Land, in dem regelmĂ€Ăig ein Drittel erklĂ€ren, Deutschland sei âim gefĂ€hrlichen MaĂe ĂŒberfremdetâ, ist es keine Ausnahme, dass Sonderkommissionen âAladinâ oder âBosporusâ genannt und Opfer rassistischer Gewalt unter Generalverdacht gestellt werden. Schon die Bezeichnung âDöner-Mordeâ ist rassistisch und entwĂŒrdigend. Nationale Terrorabwehrzentren und neue Gesamtdateien von Polizei und Geheimdiensten werden daran nichts Ă€ndern. Ein erster Schritt wĂ€re eine klare Abkehr von den Feindbildern der âLinksextremistenâ, âMuslimeâ und âFremdenâ. Der Rassismus der Mitte muss als Problem erkannt werden.
3. Zivilgesellschaftliche Expertisen anerkennen und nutzen
Der derzeitige Schock der politisch Verantwortlichen ĂŒber den Terror des âNationalsozialistischen Untergrundsâ lĂ€sst sich nur damit erklĂ€ren, dass sie die öffentlich zugĂ€nglichen Informationen und Analysen der zivilgesellschaftlich Aktiven gegen Rechts und Rassismus â Antifagruppen, BĂŒndnisse und Beratungsprojekte â offenbar komplett ignoriert und stattdessen nur auf die Geheimdienste gehört haben. Wer die falschen BeraterInnen in der Auseinandersetzung mit der extremen Rechten setzt, kann nur verlieren â und spielt mit dem Feuer. KĂŒnftig muss der Erfahrungsschatz der zivilgesellschaftlichen ExpertInnen angemessenes Gehör finden.
4. Staatliche Alimentierung der Neonazis beenden, V-Leute abschaffen
V-Leute sind vom Staat bezahlte Neonazis, die Steuergelder dazu verwenden, um Neonazistrukturen auszubauen und zu stabilisieren sowie staatliche Stellen allenfalls mit fragwĂŒrdigen Informationen zu versorgen. In der Geschichte der deutschen Neonazibewegung waren immer wieder V-MĂ€nner und -Frauen in tödliche Attentate (Wehrsportgruppe Hoffmann) und BrandanschlĂ€ge (Solingen) involviert, haben die Produktion und den Vertrieb neonazistischer Hassmusik organisiert (Brandenburg und Sachsen), NPD-LandesverbĂ€nde am Laufen gehalten (Nordrhein-Westfalen), mit Steuergeldern militante Neonazistrukturen wie den ThĂŒringer Heimatschutz und Blood & Honour aufgebaut und ein NPD-Verbot im Jahr 2003 verhindert.
5. LĂŒckenlose AufklĂ€rung und Konsequenzen auf allen Ebenen
Alle Daten und Informationen, die notwendig gewesen wĂ€ren, um mit polizeilichen und rechtsstaatlichen Mitteln schon 1998 â vor Beginn der rassistischen Mordserie â gegen den Kern des âNationalsozialistischen Untergrundsâ (NSU) vorzugehen, lagen den Strafverfolgungsbehörden und Geheimdiensten gleichermaĂen vor. Doch diese Informationen wurden mit einer Mischung aus Verharmlosung, Entpolitisierung und Inkompetenz von Polizei, Justiz und Geheimdiensten ignoriert, wie sie bei rechter Gewalt immer wieder zu beobachten war und ist. Wer jetzt AufklĂ€rung verspricht, muss ĂŒberall dort, wo Versagen offenkundig geworden ist, auch personelle Konsequenzen ziehen, egal ob in Innenministerien, Geheimdiensten oder Strafverfolgungsbehörden.
Die Angehörigen der Ermordeten, die Verletzten der NagelbombenanschlĂ€ge und die Communities, die durch die Attentate der NSU unmittelbar betroffen sind, aber auch die Gesellschaft als Ganzes haben ein Recht darauf, dass eine lĂŒcken- und schonungslose AufklĂ€rung in aller Ăffentlichkeit stattfindet.
6. Nebelkerze NPD-Verbot ad acta legen
Die zum x-ten Mal gefĂŒhrte Debatte ĂŒber ein NPD-Verbot verstellt den Blick auf das schockierende AusmaĂ staatlicher Verharmlosung der extremen Rechten und gesamtgesellschaftlichen Rassismus. Effektiver als jede reflexartige Debatte wĂ€re ein geschlossenes Vorgehen aller demokratischen Parteien dort, wo sie mit der NPD konfrontiert sind. Die NPD und die extreme Rechte sind ĂŒberall dort stark, wo demokratische Parteien und die Zivilgesellschaft ihnen nicht ge- und entschlossen entgegen treten. Dass sich, wie in Sachsen, die CDU-gefĂŒhrte Regierung nach diskreditierenden parlamentarischen Anfragen der NPD nicht zur wertschĂ€tzenden UnterstĂŒtzung von Beratungsprojekten gegen Rechts durchringen kann, ist kein Einzelfall.
7. Engagement gegen Rechts braucht Anerkennung und UnterstĂŒtzung statt Diffamierung und Kriminalisierung
Bei den Protesten gegen den Neonaziaufmarsch in Dresden im Februar 2011 wurden Hunderttausende Telefonate abgehört, bei Ermittlungen gegen NeonazigegnerInnen wegen Aufrufen zu Blockaden wird nicht einmal mehr vor Kirchgemeinden Halt gemacht. Anstatt Antifa-Gruppen, GewerkschafterInnen, BĂŒndnis...
Table of contents
- Cover
- Titel
- Impressum
- INHALT
- Vorwort
- I. âNationalsozialistischer Untergrundâ
- II. In der V-Leute-Falle
- III. Die Erfindung des Verfassungsschutzes
- IV. Was macht eigentlich der Verfassungsschutz?
- V. Die LebenslĂŒge vom âFrĂŒhwarnsystemâ
- VI. Wie lange noch?
- VII. Skizze einer neuen Sicherheitsarchitektur
- VIII. Nach dem Verfassungsschutz: Eine unabhÀngige Stiftung zur Verteidigung der Demokratie
- IX. Republikschutz statt Verfassungsschutz
- Anhang