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Old Firehand
und andere Erzählungen, Band 71 der Gesammelten Werke
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About this book
In diesem Band sind zahlreiche kleine, sehr früh entstandene Geschichten enthalten, die die Keimzellen für nachfolgende größere Reiseerzählungen bildeten. Später weltberühmt gewordene Figuren wie Winnetou, Old Firehand, Sam Hawkens und andere treten hier in ihrer ursprünglichen Gestaltung auf. Der Band enthält folgende Erzählungen: 1.) Inn-nu-woh, der Indianerhäuptling2.) Old Firehand3.) Die Rose von Kahira4.) Ein Wüstenraub5.) Die 'Both Shatters'6.) Die Gum7.) Aqua Benedetta8.) Ein Selfmademan9.) Der Afrikaander10.) Die Rache des Ehri11.) Ibn el 'amm12.) Sklavenrache13.) Maghreb-el-aksa14.) Die beiden Kulledschi Die vorliegenden Erzählungen spielen in nicht eindeutig bestimmbaren Jahren des 19. Jahrhunderts.
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Information
Topic
LittératureSubtopic
WesternsOld Firehand
(1875)
„Mein Frühling ging zur Rüste,
ich weiß gar wohl warum:
Die Lippe, die mich küsste,
ist worden kühl und stumm.“
So klang es über die weite Ebene hin, und Swallow, mein wackerer Mustang, spitzte die kleinen Ohren, schnaubte freudig durch die Nüstern und hob graziös die feinen Hufe wie zum Menuett.
Warum gerade dieses Lied, das ich zuletzt vor drei Monaten in Cincinnati von einer Tiroler Gesellschaft gehört hatte, mir über die Lippen tönte, ich weiß es nicht. Noch hatte mich kein Mund geküsst, und mein Frühling konnte also wohl beginnen, doch beileibe nicht schon zu Ende sein, aber das Leben war mir bisher nichts gewesen als ein Kampf mit Hindernissen und Schwierigkeiten, ich war einsam und allein meinen Weg gegangen, unbeachtet, unverstanden und ungeliebt, und bei dieser inneren Abgeschiedenheit hatte sich eine Art Weltschmerz in mir entwickelt, zu dem der klagende Inhalt dieser Strophen recht gut passte.
Schon neigte sich dem Teil der Rocky-Mountains, der die Grenze zwischen Nebraska und Oregon bildet, die Sonne zu, und noch immer ließ sich keine Senkung der mit gelbblühendem Helianthus übersäten Ebene wahrnehmen. Das Pferd bedurfte der Ruhe, ich selbst war müde und so sehnte ich mich je länger desto mehr nach New-Venango, wo ich mich von langer Wanderung einmal einen ganzen Tag lang gehörig ausruhen und die ziemlich alle gewordene Munition wieder ergänzen wollte.
Plötzlich hob Swallow das Köpfchen seitwärts und stieß den dampfenden Atem mit jenem eigentümlichen Laut aus, durch den das echte Prairiepferd das Nahen eines lebenden Wesens signalisiert.
Mit einem leisen Ruck war er zum Stehen gebracht, und ich wandte mich auf seinem Rücken, um den Horizont abzusuchen.
Da, seitwärts von meinem Standort, nahte ein Reiter, der gerade auf mich zuhielt und sein Pferd weit ausgreifen ließ, und da die Entfernung zu groß war, um genau unterscheiden zu können, griff ich zum Fernrohr und gewahrte zu meiner nicht geringen Verwunderung, dass dieser Reiter nicht ein Mann, sondern ein Frauenzimmer war.
„Alle Teufel, eine Dame, hier im ,Far West‘, mitten in der Prairie, und gar mit einem Reitkleid und wehendem Schleier!“, fuhr es mir über die Lippen, und erwartungsvoll schob ich Revolver und Bowiemesser, die ich vorsichtig gelockert hatte, wieder zurück. „Oder ist’s gar der ,flats-ghost‘, der Geist der Ebene, der auf feurigem Ross über die Woodlands fliegen soll, um die weißen Menschen von den Jagdgründen ihrer ,roten Brüder‘ zu vertreiben?“
Mit einigem Bedenken musterte ich meinen äußeren Adam, der mir allerdings nicht sehr hoffähig erschien. Die Mokassins waren mit der Zeit höchst offenherzig geworden, die Leggins glänzten, da ich sie bei der Tafel als Serviette zu gebrauchen pflegte, vor Fett, das sackähnliche lederne Jagdhemd verlieh mir den würdevollen Anstand einer von Wind und Wetter malträtierten Krautscheuche, und die Bibermütze, die mein Haupt bedeckte, hatte einen guten Teil ihrer Haare verloren und schien zu ihrem Nachteil mit den verschiedenen Lagerfeuern intime Bekanntschaften gepflogen zu haben.
Aber ich befand mich ja nicht im Parkett eines Opernhauses, sondern zwischen den Black-Hills und dem Felsengebirge und hatte auch gar keine Zeit, mich zu ärgern, denn noch war ich mit meiner Selbstinspektion nicht fertig, so hielt die Reiterin schon vor mir, hob den Griff ihrer Reitpeitsche grüßend in die Höhe und rief mit tiefer, reiner und sonorer Stimme:
„Good day, Sir! Was wollt Ihr finden, dass Ihr so an Euch herumsucht?“
„Your servant, Mistress! Ich knöpfte mein Panzerhemd zu, um unter dem forschen Blick Eures schönen Auges nicht etwa Schaden zu leiden.“
„So darf man Euch wohl nicht ansehen?“
„Doch, doch, wenn mir die Erlaubnis zur Gegenbetrachtung wird.“
„Die sollt Ihr haben.“
„Danke; so wollen wir uns denn einmal nach Herzenslust begucken, wobei ich natürlich besser wegkomme als Ihr.“ Und meinen Mustang auf den Hinterbeinen herumdrehend, setzte ich hinzu: „So, da habt Ihr mich von allen Seiten, zu Pferd und in Lebensgröße! Wie gefalle ich Euch?“
„Wartet ein wenig und seht auch mich erst an!“, erwiderte sie lachend, zog ihre Stute vorn in die Höhe und präsentierte sich durch eine kühne Wendung in derselben Weise, wie ich es getan hatte. „Jetzt ist die Vorstellung vollständig, und nun sagt erst Ihr, wie ich Euch gefalle.“
„Hm, nicht übel, wenigstens scheint Ihr mir gut genug für diesen Ort hier. Und ich?“
„So la la! An dem ganzen Mann ist das Pferd das beste.“
„Ihr seid eine Dame, folglich habt Ihr Recht. Überhaupt hat mich Eure Gegenwart hier mitten in der Prairie so perplex gemacht, dass ich nicht die nötigen Worte finde, um Euch einen besseren Begriff von meiner Schönheit beizubringen.“
„Mitten in der Prairie? So seid Ihr wohl fremd hier?“
„Welche Frage – in der Wildnis!“
„Folgt mir, so sollt Ihr sehen, wie groß diese Wildnis ist.“
Sie wandte sich der Richtung zu, die ich verfolgt hatte, und ließ ihr Pferd vom langsamen Schritt durch alle Gangarten bis zum gestreckten Galopp übergehen. Swallow folgte mit Leichtigkeit, obwohl wir vom grauenden Morgen an unterwegs gewesen waren. Ja, das brave Tier schien zu bemerken, dass es sich hier um eine kleine Probe handle, und griff ganz freiwillig in der Weise aus, dass die Reiterin zuletzt nicht mehr zu folgen vermochte und mit einem Ausruf der Bewunderung ihr Tier parierte.
„Ihr seid außerordentlich gut beritten, Sir. Ist Euch der Hengst feil?“
„Um keinen Preis, Mistress.“
„Lasst das ,Mistress‘ fort.“
„Dann Miss, ganz wie es Euch beliebt. Das Pferd hat mich aus so mancher Gefahr hinweggetragen, sodass ich ihm mehr als einmal mein Leben verdanke und es mir also unmöglich feil sein kann.“
„Es hat indianische Dressur“, sagte sie mit scharfem Kennerblick. „Wo habt Ihr es her?“
„Ich erhielt es von Winnetou, einem Apachenhäuptling, mit dem ich am Rio Suanca ein weniges zusammenkam, zum Geschenk.“
„Von Winnetou? Das ist ja der berühmteste und gefürchtetste Indianer zwischen Sonora und Columbien! Ihr seht gar nicht nach einer solchen Bekanntschaft aus, Sir!“
„Warum, Miss?“, fragte ich mit offenem Lächeln.
„Ich hielt Euch für einen Surveyor (Feldmesser) oder etwas Derartiges, und diese Leute sind zwar oft recht gute Schützen, aber sich mitten zwischen Apachen, Nijoras und Navajos hineinzuwagen, dazu gehört schon ein wenig mehr. Eure blanken Revolver, das zierliche Messer da im Gürtel und die Weihnachtsbüchse dort am Sattelriemen oder gar noch Eure Paradehaltung auf dem Pferd stimmen wenig mit dem überein, was man an einem echten und rechten Trapper oder Squatter zu bemerken pflegt.“
„Ihr sollt wieder Recht haben, und ich gestehe offen, dass ich auch nur so eine Art Sonntagsjäger bin; aber die Waffen sind nicht ganz schlecht. Ich habe sie in Front-Street, St. Louis, gekauft, und wenn Ihr auf diesem Feld so zu Hause seid, wie es scheint, so müsst Ihr auch wissen, dass man dort für gute Preise auch gute Ware bekommt.“
„Diese Ware aber zeigt ihre Güte erst beim rechten Gebrauch. Was sagt Ihr zu dieser Pistole?“
Sie zog bei diesen Worten ein altes, verrostetes Schießinstrument aus der Satteltasche und hielt es mir zur Besichtigung hin.
„Hm, das Ding stammt jedenfalls noch von Anno Pocahontas her; aber es kann doch gut sein. Ich habe Indianer oft mit dem miserabelsten Schießzeug zum Verwundern umgehen sehen.“
„Haben sie auch das fertig gebracht?“
Sie warf das Pferd zur Seite, schlug im raschen Trab einen Kreis um mich, hob den Arm und drückte auf mich los, ehe ich nur eine Ahnung von ihrer Absicht haben konnte.
Ich fühlte einen leisen Ruck an meiner Kopfbedeckung und sah zu gleicher Zeit die Helianthusblüten, die ich mir an die Mütze gesteckt hatte, vor mir niederfliegen. Es schien mir ganz, als wolle die sichere Schützin sich darüber informieren, was von meiner Sonntagsjägerei zu halten sei, und ich antwortete also auf die ausgesprochene Frage kaltblütig:
„So etwas bringt jeder fertig; aber ich bitte denn doch ganz höflich, Miss, die Mütze von jetzt an in Ruhe zu lassen, da zufälligerweise mein Kopf drinnen steckt.“
Sie lachte und hielt sich wieder an meiner Seite. Die ganze Begegnung kam mir wie ein Traum vor, und hätte ich früher vielleicht etwas Ähnliches in irgendeinem Roman gelesen, so wäre mir der Verfasser ganz gewiss in den Verdacht gekommen, Unmögliches als möglich darzustellen. Jedenfalls, das war klar, musste eine Ansiedlung in der Nähe sein, und da seit längerer Zeit der Kriegspfad keines der wilden Stämme in diese Gegend geführt hatte, so konnte es selbst eine Dame immerhin wagen, ein Stückchen in die Ebene hinein zu reiten.
Nicht so klar war es mir, was ich eigentlich aus meiner Begleiterin machen sollte. Ihre ganze Erscheinung deutete auf den Salon, und doch verriet sie eine Kenntnis des Westens und eine Übung in den hier notwendigen Fertigkeiten, die auf ganz besondere Verhältnisse schließen...
Table of contents
- Cover
- Titel
- Inhalt
- Vorwort
- Inn-nu-woh, der Indianerhäuptling
- Old Firehand
- Die Rose von Kahira
- Ein Wüstenraub
- Die ‚Both Shatters‘
- Die Gum
- Aqua Benedetta
- Ein Selfmademan
- Der Afrikaander
- Die Rache des Ehri
- Ibn el ’amm
- Sklavenrache
- Maghreb-el-aksa
- Die beiden Kulledschi
- Nachwort