Durch die Wüste
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Durch die Wüste

Reiseerzählung, Band 1 der Gesammelten Werke

  1. 560 pages
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Durch die Wüste

Reiseerzählung, Band 1 der Gesammelten Werke

About this book

Durch die Wüste reiten Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar, sein treuer Gefährte. Der Fund einer Leiche bei den Salzseen Nordafrikas löst ein faszinierendes Abenteuer aus, dessen Folgen den Leser sechs Bände lang in Atem halten. Schon zu Beginn erschließt sich die ganze Buntheit der orientalischen Welt. Die vorliegende Erzählung spielt in den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts. "Durch die Wüste" gehört als Band 1 zum sechsteiligen "Orientzyklus". Weitere Bände: "Durchs wilde Kurdistan" (Band 2)"Von Bagdad nach Stambul" (Band 3)"In den Schluchten des Balkan" (Band 4)"Durch das Land der Skipetaren" (Band 5)"Der Schut" (Band 6)

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Information

Year
2011
eBook ISBN
9783780215017

1. Der Tote im Wadi Tarfaui

„Und ist es wirklich wahr, Sihdi[1], dass du ein Giaur bleiben willst, ein Ungläubiger, der verächtlicher ist als ein Hund, widerlicher als eine Ratte, die nur Verfaultes frisst?“
„Ja.“
„Sihdi, ich hasse die Ungläubigen und gönne es ihnen, dass sie nach ihrem Tode in die Dschehenna kommen, wo der Teufel wohnt; aber dich möchte ich retten vor dem ewigen Verderben, das dich ereilen wird, wenn du dich nicht zum Ikrâr bi’l-lisân, zum heiligen Zeugnis, bekennst. Du bist so gut, so ganz anders als die Herren, denen ich früher gedient habe, und darum werde ich dich bekehren, du magst wollen oder nicht.“
So sprach Halef, mein Diener und Wegweiser, mit dem ich in den Schluchten und Klüften des Dschebel Aures herumgekrochen und dann nach dem Dra el Hauna hinuntergestiegen war, um über den Dschebel Tarfaui nach Seddada, Kris und Dgasche zu kommen, von wo aus ein Weg über den berüchtigten Schott el Dscherid nach Fetnassa und Kbilli führt.
Halef war ein eigentümliches Kerlchen. Er war so klein, dass er mir kaum bis unter die Arme reichte, und dabei so hager und dünn, dass man hätte behaupten mögen, er habe ein volles Jahrzehnt zwischen den Löschpapierblättern eines Herbariums gelegen. Dabei verschwand sein Gesichtchen vollständig unter einem Turban, der drei volle Fuß im Durchmesser hatte, und sein Burnus war jedenfalls für einen weit größeren Mann gefertigt worden, sodass er ihn, sobald er vom Pferd gestiegen war und nun gehen wollte, empor nehmen musste. Aber trotz dieser äußeren Unansehnlichkeit musste man allen Respekt vor ihm haben. Er besaß einen ungemeinen Scharfsinn, viel Mut und Gewandtheit und eine Ausdauer, die ihn die größten Beschwerden überwinden ließ. Und da er auch außerdem alle Dialekte sprach, die zwischen dem Wohnsitz der Uëlad Bu Seba und den Nilmündungen erklingen, so kann man sich denken, dass er meine volle Zufriedenheit besaß und dass ich ihn mehr als Freund denn als Diener behandelte.
Eine Eigenschaft hatte er allerdings, die mir zuweilen recht unbequem werden konnte: Er war ein fanatischer Muselman und hatte aus Liebe zu mir den Entschluss gefasst, mich zum Islam zu bekehren.
Eben jetzt hatte er wieder einen seiner fruchtlosen Versuche unternommen, und ich hätte lachen können, so komisch sah er dabei aus.
Ich ritt einen kleinen, halbwilden Berberhengst und meine Füße schleiften dabei fast am Boden; er aber hatte sich, um seine Figur zu unterstützen, eine alte, dürre, aber himmelhohe Hassi-Ferdschan-Stute ausgewählt und saß nun so hoch, dass er auf mich herabblicken konnte. Während der Unterhaltung war er äußerst lebhaft; er wedelte mit den bügellosen Beinen, gestikulierte mit den dünnen, braunen Ärmchen und versuchte, seinen Worten durch ein so lebhaftes Mienenspiel Nachdruck zu geben, dass ich alle Mühe hatte, ernst zu bleiben.
Als ich auf seine letzten Worte nicht antwortete, fuhr er fort:
„Weißt du, Sihdi, wie es den Giaurs nach ihrem Tode ergehen wird?“
„Nun?“
„Nach dem Tod kommen alle Menschen, sie mögen Moslemin, Christen, Juden oder etwas anderes sein, in den Barasch.“
„Das ist der Zustand zwischen dem Tod und der Auferstehung?“
„Ja, Sihdi. Aus ihm werden sie alle mit dem Schall der Posaunen erweckt, denn el Jôm el achir, der Jüngste Tag, und el Achiret, das Ende, sind gekommen. Dann geht alles zu Grunde, außer el Kurs, dem Sessel Gottes, er Ruh, dem heiligen Geist, el Lauh el mafus und el Kalâm, der Tafel und der Feder der göttlichen Vorherbestimmung.“
„Weiter wird nichts mehr bestehen?“
„Nein.“
„Aber das Paradies und die Hölle?“
„Sihdi, du bist klug und weise; du merkst gleich, was ich vergessen habe, und daher ist es jammerschade, dass du ein verfluchter Giaur bleiben willst. Aber ich schwöre es bei meinem Bart, dass ich dich bekehren werde, du magst wollen oder nicht!“
Bei diesen Worten zog er seine Stirn in sechs drohende Falten, zupfte sich an den sieben Fasern seines Kinns, zerrte an den acht Spinnfäden rechts und an den neun Partikeln links von seiner Nase, alles in allem Bart genannt, schlenkerte die Beine unternehmend in die Höhe und fuhr mit der freien anderen Hand der Stute so kräftig in die Mähne, als sei sie der Teufel, dem ich entrissen werden sollte.
Das so grausam aus seinem Nachdenken gestörte Tier machte einen Versuch, vorn emporzusteigen, besann sich aber sofort auf die Ehrwürdigkeit seines Alters und ließ sich stolz in seinen Gleichmut zurückfallen. Halef aber setzte seine Rede fort:
„Ja, Dschennet, das Paradies, und Dschehenna, die Hölle, müssen auch mit bleiben, denn wohin sollten die Seligen und die Verdammten sonst kommen? Vorher aber müssen die Auferstandenen über die Brücke Ssiret, die über el Halâk, den Abgrund des Verderbens, führt und so schmal und scharf ist wie die Schneide eines gut geschliffenen Schwertes.“
„Du hast noch etwas vergessen.“
„Was?“
„Das Erscheinen des Deddschâl.“
„Wahrhaftig! Sihdi, du kennst den Korân und alle heiligen Bücher und willst dich nicht zur wahren Lehre bekehren! Aber trage nur keine Sorge: Ich werde einen gläubigen Moslem aus dir machen! Also, vor dem Gericht wird sich der Deddschâl zeigen, den die Giaur den Antichrist nennen, nicht wahr, Sihdi?“
„Ja.“
„Dann wird über jede...

Table of contents

  1. Cover
  2. Titel
  3. Inhalt
  4. 1. Der Tote im Wadi Tarfaui
  5. 2. Ein Todesritt
  6. 3. Gerichtsbarkeit im Morgenland
  7. 4. In Abrahim Mamurs Gewalt
  8. 5. Wunderbare Fügung
  9. 6. Eine Entführung
  10. 7. Am ‚See Pharaos‘
  11. 8. Der Vater des Säbels
  12. 9. Mein treuer Halef
  13. 10. Bei den Atejbeh
  14. 11. Im heiligen Mekka
  15. 12. Am Tigris
  16. 13. Rih
  17. 14. Auf Kundschaft
  18. 15. Die Atejbeh kommen
  19. 16. Eine Wüstenschlacht
  20. 17. Eine grausige Entdeckung
  21. 18. Beim Pascha von Mossul
  22. 19. Bei den Teufelsanbetern
  23. 20. Das große Fest