Die Juden von Zirndorf
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Die Juden von Zirndorf

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Die Juden von Zirndorf

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Anno 1885 in Mittelfranken: Der junge Agathon geht in Zirndorf, Fürth und Nürnberg seinen Weg bis zum Happy-End.

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Information

Year
2012
eBook ISBN
9783849619381
Die Juden von Zirndorf
Jakob Wassermann
Inhalt:
Jakob Wassermann – Biografie und Bibliografie
Die Juden von Zirndorf
Vorspiel
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Achtes Kapitel
Neuntes Kapitel
Zehntes Kapitel
Elftes Kapitel
Zwölftes Kapitel
Dreizehntes Kapitel
Vierzehntes Kapitel
Fünfzehntes Kapitel
Sechzehntes Kapitel
Siebzehntes Kapitel
Achtzehntes Kapitel
Neunzehntes Kapitel
Die Juden von Zirndorf, Jakob Wassermann
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849619381
www.jazzybee-verlag.de
Frontcover: © Vladislav Gansovsky - Fotolia.com


Jakob Wassermann – Biografie und Bibliografie

Schriftsteller, geb. 10. März 1873 in Fürth, gestorben am 01.01.1934 in Altaussee/Steiermark. Wassermann machte nach Absolvierung der Realschule notreiche Wanderjahre durch und lebte lange in Wien, dem Kreise Schnitzlers und Hofmannsthals nahe stehend. Er schrieb die Romane: »Melusine« (Münch. 1896), »Die Juden von Zirndorf« (das. 1897, neubearbeitete Ausg. 1906), »Die Geschichte der jungen Renate Fuchs« (Berl. 1900, 9. Aufl. 1906), »Der Moloch« (das. 1902), »Alexander in Babylon« (das. 1904) und »Caspar Hauser« (Stuttg. 1908); ferner die Novellen: »Schläfst du, Mutter?« (Münch. 1897), »Die Schaffnerin« u. a. (das. 1897). »Der niegeküßte Mund. Hilperich« (das. 1903), »Die Schwestern« (Berl. 1906) und die theoretische Schrift »Die Kunst der Erzählung« (das. 1904). Weitere Werke sind z.B. "Caspar Hauser oder die Trägheit des Herzens" (Roman, 1908), "Das Gänsemännchen" (Roman, 1915), "Christian Wahnschaffe" (Roman, 1919), "Laudin und die Seinen" (Roman, 1925) und "Der Fall Maurizius" (Roman, 1928). W. zeichnet sich durch moderne Auffassung und scharfe Beobachtung des Lebens aus.
Wichtigste Werke:
  • Melusine (Roman, 1896)
  • Die Juden von Zirndorf (Roman, 1897)
  • Schläfst du, Mutter? (Novelle, 1897)
  • Die Geschichte der jungen Renate Fuchs (Roman, 1900)
  • Der Moloch (Roman, 1902)
  • Der niegeküßte Mund (Erzählungen, 1903)
  • Die Kunst der Erzählung (Abhandlung, 1904)
  • Alexander in Babylon (Roman, 1905)
  • Donna Johanna von Castilien (Erzählung, 1906)
  • Caspar Hauser oder Die Trägheit des Herzens (Roman, 1908)
  • Die Gefangenen auf der Plassenburg (Erzählung, Erstausgabe 1909)
  • Der goldene Spiegel (Novellenband, 1911)
  • Geronimo de Aguilar (Erzählung, 1911)
  • Faustina (1912)
  • Der Mann von vierzig Jahren (Roman, 1913)
  • Das Gänsemännchen (Roman, 1915)
  • Christian Wahnschaffe (Roman, 1919)
  • Die Prinzessin Girnara, Weltspiel und Legende (Schauspiel, 1919)
  • Mein Weg als Deutscher und Jude (Autobiographie, 1921,)
  • Imaginäre Brücken (Studien und Aufsätze, 1921)
  • Sturreganz (Erzählung, 1922)
  • Ulrike Woytich (Roman, 1923)
  • Faber, oder die verlorenen Jahre (Roman, 1924)
  • Laudin und die Seinen (Roman, 1925)
  • Der Aufruhr um den Junker Ernst (Novelle, 1926)
  • Das Gold von Caxamalca (Erzählung, 1928)
  • Christoph Columbus, eine Biographie (1929)
  • Selbstbetrachtungen. 1931
  • Engelhart Ratgeber
  • Der Fall Maurizius (1928)
  • Etzel Andergast (1931)
  • Joseph Kerkhovens dritte Existenz (1934)

Die Juden von Zirndorf

Vorspiel

Gemächlich schwebt die Zeit hin über die Länder und über die Geschlechter, und wenn sie auch Städte zertritt und Wälder zerstampft und neue Städte und neue Wälder hinwirft mit gleichgültiger Gebärde, so vermag sie doch dem heimatlichen Boden niemals seine Lieblichkeit zu rauben oder seine Rauheit, kurz jene Gestalt und jenes Antlitz, womit die Heimat ihren Sohn erfüllt, indem sie ihn gleichsam als ihr Eigentum in Anspruch nimmt und ihm auf den Weg seines Lebens die Worte ins Herz sät: aus meinem Ton bist du gemacht.
Die süße und einschmeichelnde Linie des Horizonts, die von den Mauern Nürnbergs über Altenberg nach der Kadolzburg zieht, hat sicherlich im Lauf der Jahrhunderte keinerlei Veränderung erlitten; es sei denn, daß ein gewitterreicher Sommer eine einsame Pappel gefällt, oder daß eine ungestüme Überschwemmung einen stillen Fichtenhain mit fortgerissen hätte. Dort, wo Rednitz und Pegnitz zusammenfließen, haben freilich die letzten zweihundert Jahre den Flor der Wälder vernichtet, aber weiter hinüber, jenseits der alten Veste mit ihren Steinbrüchen und ihren dunklen Tannen, dehnt sich der fränkische Gau seit Urandenken als eine weite, breite, friedliche, fruchtbare Ebene, wo das Korn gedeiht und die Kartoffel gedeiht und der Mohn blüht und die weiße Rübe reist.
Aber in jenem Winkel zwischen den beiden Strömen haben die Kriege des siebzehnten Säkulums dem natürlichen Schmuck des Bodens gar sehr Abbruch getan. In den dreißiger Jahren befand sich hier das große Lager der Schweden, und der geängstigte Bauer fand seine Äcker mit Blut gedüngt. Schnellfüßig hastete der Kriegsschrecken durch Franken, und die kurfürstlich Onolzbachischen und die Nürnbergischen sahen sich gleicherweise gedrängt, Mut und Gottvertrauen nicht fahren zu lassen. Lange Jahre gingen hin, bis die zertretenen Felder wieder zu ihrer natürlichen Fruchtbarkeit erstarkten, und selbst nach dem Friedensschluß lag noch manches Stück Land verödet. Überall zeigten sich Spuren frecher Feindeshände. Unweit der Kapelle Karls des Großen, die am Schießanger in Fürth steht, ragt ein mächtiger Steinhaufen in die Höhe, und man sagt, die Schweden hätten ihn aufgerichtet als ein Wahrzeichen ihrer Siege: nämlich jeder Stein bedeutet ein geplündertes Haus. Langsam entfaltete sich der Frieden wieder; schüchtern wuchs er heran und sah mit ungläubigen Augen ins ebene Land der Regnitz hinauf. Das Volk begann zu vergessen, und es kam die Zeit, wo schon die Väter und die alten Veteranen von den Schrecken der Schlacht erzählten, und sie ließen sich die Mühe nicht verdrießen, die erlittenen Fährlichkeiten phantasievoll auszuschmücken, und was sie an Heldentaten von andern vernommen, sich selbst zuzuschreiben. So war es Kriegerbrauch seit Kriege bestehen, und auch die von Franken waren mit ihrer Zunge mehr Helden als mit ihrem Arm. Der Krieg gewinnt an Buntheit und an Froheit, wenn ihn die Jahre fortgetragen haben, und gar mancher erzählt schmunzelnd von denselben Gräueln, die ihn einst erzittern ließen bis in seine tiefste Seele.
Auf jenem Schwedenstein bei der Kapelle befand sich unter vielem andern Gemäuer ein gut zubehauener Granitblock, welcher mit seltsamen und fremdländischen Lettern bemalt war. Es war eine jüdische Inschrift auf einem Grabmonument; die Schweden hatten ihn vom Gottesacker der Juden gestohlen und ihn mitten unter die Steine rechtgläubiger Christen geworfen. Kein Christ wagte es aber, den Stein zu entfernen, denn ein großes Befremden ging von seinen verschnörkelten Lettern aus und sie hatten Furcht, daß sie dem Bann eines Zauberspruchs verfallen möchten, wenn ihre Hand den verruchten Judenblock berührte. Mehr als drei Jahrzehnte lag der Grabstein so; wollte man seine Inschrift in die Sprache jener Zeit übersetzen, so lautete sie: »Der schöne Joseph, den man nur gern angesehen, unsere Augen-Lust ist nicht mehr vorhanden. Jetzt sind ihm Gabriel und Michael als Hüter zu seiner rechten und linken Hand zugegeben worden. Die Jahre seines Lebens waren wenig und boeß. Er brachte sie nicht höher als auf siebzig. Er war ein solcher Regent, der wie Barak und Deborah das Volk mit großem Ruhm regieret. Er suchte seine Lust in dem Studieren, sein Sterben war wie seine Geburt, nemlich ohne Sünde. Als seine Seele am fünften Tag in der Woche von ihm geschieden, hörte man Heulen und Weinen. In Bamberg ist er freudig gestorben, den achtundzwanzigsten Tag des Sivans. Jetzt ist dies die Zeit, da wir vor Jammer und Herzeleid unsere Kleider zerreißen und unserer Augen Tränen fließen lassen. Nach seinem Abscheiden hat man ihn zu Fürth zur Grabesruhe gebracht. Seine Seele soll gebunden sein in das Bündelein der Lebendigen mit der Seele Abrahams, Isaaks und Jakobs und der Sara.«
Lange Zeit hindurch war es der Kummer der Juden, einen Stein aus ihrem Heiligtum solcher Entweihung preisgegeben zu wissen. Sie glaubten, die Seele des schönen Joseph, des Naphtali Sohn, hätte...

Table of contents

  1. Jakob Wassermann – Biografie und Bibliografie
  2. Die Juden von Zirndorf