Gesammelte Werke
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Gesammelte Werke

  1. 254 pages
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About this book

Carl Wilhelm Salice Contessa war ein schlesischer Dichter und Schriftsteller der Romantik. In dieser Edition finden sich die folgenden Erzählungen: Vergib uns unsere SchuldDas GastmahlMagister RößleinDie SchatzgräberHaushahn und Paradiesvogel

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Information

Year
2013
eBook ISBN
9783849626327

Am andern Morgen in aller Frühe hielt Herr von Scharneck Rat mit seinem Diener, auf welche Weise nun die Spur des Geisterbanners am sichersten aufzufinden. Daß dies wohl so leicht nicht sein möchte, als sie es sich vorgestellt, davon waren sie schon gestern durch die Länge und Menge der Straßen, durch welche ihr Weg sie geführt hatte, überzeugt worden; indes verloren sie darum den Mut noch nicht, und Herr Wolfgang, mit den Einrichtungen großer Städte doch einigermaßen bekannt, hielt es am Ende für das Geratenste, in allen Gasthöfen und bei den Polizeikommissarien sämtlicher Stadtviertel Umgang und Nachfrage nach dem Fremden zu halten, den sein auffallendes Äußere leicht erkennbar machte.
Demzufolge begaben sie sich unter dem Vorwande, die Stadt zu besehen, mit einem Grundrisse derselben bewaffnet, sogleich an die Ausführung des entworfenen Plans. Der Geheimerat, worauf sie gerechnet hatten, wurde durch Geschäfte verhindert, sie zu begleiten. Allein nachdem Heimken, auf dem glatten Pflaster ausglitschend, zehnmal die Tiefe der Rinnsteine gemessen, und da er überall gaffend stehenblieb, zwanzigmal in Gefahr gewesen war, von vorübereilenden Wagen gerädert zu werden, kehrten sie endlich gegen Mittag unverrichteter Sache müde und hungrig nach ihrer Wohnung zurück.
Beim Tische ward Herr von Scharneck mit dem gefaßten Beschlusse bekannt gemacht, heut abend im Theater »Die Schuld»von Müllner zu sehen. Er versprach, sich dort einzufinden, und bat den Geheimerat, ihm zu diesem Ende die Nummer der genommenen Loge mitzuteilen. Für den Nachmittag entschuldigte er sich abermals durch Geschäfte in der Stadt. Mathilde schlug vor, die Zeit bis zum Schauspiele bei dem schönen Wetter zu einem Spaziergang nach dem Tiergarten zu benutzen, und Fräulein Mathilde war nicht ohne gute Ursachen zu diesem Vorschlage. Waring nämlich hatte diesen Morgen ihr schriftlich angezeigt, daß er gleichfalls in Berlin angekommen sei, und sie um eine Zusammenkunft im Tiergarten gebeten, wo es leicht sein würde, sich unbemerkt zu treffen, denn er habe sehr wichtige Gründe zu dem Wunsche, daß seine Gegenwart für Herrn von Scharneck ein Geheimnis bleiben möge. Mathildens Vorschlag ward angenommen. Frau Gertrud mit ihren beiden Töchtern und ihrem Sohne begaben sich in Begleitung des Geheimerats nach dem Tiergarten; Herr von Scharneck und Heimken traten ihre Wanderung von neuem an.
Auf dem Gange durch die Linden glaubte Mathilde den bekannten grünen Wagen mit den Rotschimmeln in der Ferne vorübereilen zu sehen. Waring schien an der Seite eines Frauenzimmers darin zu sitzen. Eine ihr bis jetzt unbekannt gebliebene schmerzliche Empfindung regte sich in ihrem Busen und trieb eine zornige Röte auf ihre Wangen.
Als sie endlich in den sogenannten Zelten angekommen waren, flogen ihre Blicke spähend nach allen Seiten. Waring ließ sich nirgends sehen. Der Geheimerat, der Gewohnheit der Berliner entgegen, die anmutige Aussicht dem Staube und Gedränge vorziehend, führte seine Gesellschaft nach dem Platze hinten am Wasser. Da nahte sich ein junger Mann Mathilden, derselbe, der ihr schon heut den Brief von Waring gebracht, und steckte ihr verstohlen ein Billett zu. Sie erkannte Warings Hand; doch da eben ihre Mutter sich nach ihr umsah, schob sie es schnell in den Busen. Der Geheimerat war indes an das Geländer an der Spree getreten und zeigte seiner Begleitung links Bellevue und rechts das prächtige Gebäude der Charite. Diese Gelegenheit benutzte Mathilde, um schnell das Billett zu öffnen und zu lesen.
Es enthielt bloß mit einigen flüchtigen Worten eine kahle Entschuldigung seines Nichtkommens, da er in diesem Augenblicke zu ihrer beiden Glück und Heil an einem andern Orte beschäftigt sei.
»Beschäftigt!« flüsterte Mathilde, »und wohl angenehmer!« und legte die kleine Hand unter die linke Brust, wo sie eben einen recht stechenden Schmerz fühlte, und zwei große Tränen perlten ihr in den schönen Augen. Doch ihr Herz konnte den Glauben an Warings Treue nicht so geschwind aufgeben, und das alte Vertrauen, nur auf einen Augenblick aus seiner Wohnung verdrängt, machte bald wieder sein Recht auf dasselbe geltend, und so fing es allmählich an, wieder gelassener zu schlagen, und als darauf der Tee kam, konnte sie mit einer gewissen behaglichen Sorgfalt die Handschuhe auf dem Tische zusammenlegen, ja, als ihrem ungeschickten Bruder das allzu große Stück Kuchen von dem Löffel abglitschend in die Tasse zurückfiel und ihm der Tee ins Gesicht sprützte, vermochte sie recht herzlich darüber zu lachen. Allein auf dem Heimwege ging ihrem Herzen alle erkämpfte Ruhe und Heiterkeit mit einem Male wieder verloren. Der grüne Wagen mit den Rotschimmeln jagte unter den Linden ganz nahe vorbei. Waring saß neben einem jungen Frauenzimmer, hinter deren großen Hute er sein Gesicht zu verbergen suchte. – »War das nicht Waring?« rief Elisabeth. – »Nein, nein!« erwiderte der Geheimerat mit einem besondern Lächeln. »Sie irren sich! Waring ist jetzt nicht in Berlin.« Mathilde aber senkte die tränenschweren Blicke zur Erde und sprach leise, doch mit einer Empfindung, die sie für mutige Entschlossenheit hielt: »Zu meinem Glück und Heil! Fahr hin! Noch zu rechter Zeit entlarvt sich der Verräter!« Indem erreichten sie das Schauspielhaus; doch Mathilde sah und hörte wenig von der "Schuld", sondern dachte wider Willen nur immer an den Schuldigen. –

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p> Herr Wolfgang und Heimken waren indes auf ihrer Fahrt nicht glücklicher gewesen, als am Vormittage; der Abend dämmerte bereits in den Straßen und beide stolperten müde und mißmutig, Heimken allezeit einen halben Devotionsschritt hinter seinem Herrn, nebeneinander hin. Da faßte jener plötzlich den letztern beim Arm, zeigte mit dem Finger vorwärts und sprach hastig: »Halten zu Gnaden«, und zugleich, »wenn ich nicht behext bin, so geht dort unser Satan!«
Herr Wolfgang sah in der Entfernung von etwa fünfzig Schritten einen Mann im grünen Rock vor sich gehen, der allerdings mit dem Gesuchten die größte Ähnlichkeit zu haben schien. Sie beschleunigten ihre Schritte. Doch, als hätte jener Kunde von seinen Verfolgern, fing er gleichfalls an, stärker auszuschreiten, und wie sehr diese sich auch anstrengten, die Entfernung zwischen ihnen ward nicht kleiner, sondern nahm vielmehr mit jedem Schritte zu.
So ging's durch mehrere Straßen. »Soll mich Gott holen«, rief Heimken keuchend, »wenn der Belial sich nicht die Beine mit Armesünderfett eingeschmiert hat, und dies und das! Zwanzig Meilen in einem Tage ist solch einem Kerl ein Spaß.« Herr Wolfgang fing an sich in Trab zu setzen. Heimken folgte. Schon waren sie jetzt nur noch wenige Schritte von dem Grünen. Heimken streckte schon die Hand aus, ihn festzuhalten, da bog er plötzlich in eine schmale Gasse ein, und als sie sich gleichfalls um die Ecke wandten, sahen sie ihn bereits am andern Ende derselben in ein Haus schlüpfen. Herr Wolfgang folgte ihm auch hier ohne Bedenken. Sein Entschluß stand fest, keinen Winkel dieses Hauses undurchforscht zu lassen: er sandte daher seinen Begleiter nach dem Hofe, von wo ihnen aus einem Hintergebäude laute Musik entgegenschallte, und trat selbst in die nächste Tür; die er vor sich sah. Aus den Wolken von Tabaksrauch, die ihn sogleich einhüllten, und aus den mit Biertrinkern wohlbesetzten Tischen nahm er bald ab, wo er sich befand. Er ließ sich ebenfalls ein Glas Bier geben und begann seine Wanderung durch die Zimmer. Vor einer verschloßnen Tür ward er endlich genötigt haltzumachen; doch indem trat einer herbei, pochte dreimal auf eine besondere Weise an und sprach dann laut ein unbekanntes Wort aus; die Tür öffnete sich, und Herr Wolfgang ging dem Vortretenden, wie befremdet ihn auch dieser von der Seite ansah, ohne Umstände nach. Die Stube war voll Menschen, die sich um einen großen grünbeschlagenen Tisch in der Mitte drängten, auf welchem die Würfel lustig hin und wider liefen. Sein erster Blick fiel auf den Grünen ihm gegenüber an der andern Seite des Tisches. Sogleich machte er sich Bahn durch das Gewühl. Jener hatte sich indes in einen Winkel zurückgezogen und kehrte ihm den Rücken zu. Schnell trat er ihn an, klopfte ihm hocherfreut auf die Schulter und sprach: »Auf ein Wort, mein Freund!« Doch als schlüge der Blitz vor seinen Füßen ein, prallte er zurück, als jetzt der Grüne sich wandte, und ihm ein gänzlich unbekanntes Gesicht entgegenstarrte. Mit Mühe stotterte er eine Entschuldigung hervor und sah sich nun um, wo der echte Grünrock geblieben. Allein dieser war nirgends zu sehen. Mißmutig zog sich Herr Wolfgang nach der Tür zurück; indem er aber hier sich nochmals, das Zimmer überblickend, umkehrte, siehe! da stand ihm gegenüber an der andern Seite des Tisches der Geistermann wieder, wie er vorhin gestanden. Mit kochendem Grimm in der Brust stürzte er sich von neuem in das Gedränge, doch ehe er noch die andere Seite erreicht hatte, sah er dort eine zweite Tür sich öffnen, und da der Grüne verschwunden war, zweifelte er nicht, daß er dort hinausgegangen und folgte ihm auf der Stelle. Er befand sich im Hofe, ihm gegenüber aber trat jener in den hellerleuchteten Tanzsaal; Herr Wolfgang schnell hinterdrein. Doch welches Schauspiel stellte sich hier vor seine Blicke! Heimken in den Armen eines Frauenzimmers, deren hochgeschminkte Wangen und freie Bewegungen gleich keinen Zweifel über sie ließen, wirbelte nach dem Takt einer rauschenden Musik im raschesten Walzer durch den Saal. Der Schweiß floß über sein Gesicht, und bei dem vergeblichen Bestreben, sich loszuwinden, machte er die allerseltsamsten Kapriolen. Sowie die Tänzerin müde zu werden begann, trat sogleich eine andere an ihre Stelle, und von neuem rasete der Wirbel in die Runde unter dem wiehernden Gelächter der Umstehenden. Mitten unter dem Haufen aber ward Herr Wolfgang seinen Grünrock gewahr, der die Mädchen noch immer zu tollerer Lust aufzuregen schien. Sein erster Gedanke indes war jetzt nur, den treuen Diener aus den Händen der Mänaden zu retten, und so sprang er in den Kreis, faßte die Tänzerin beim Arm und donnerte ihr den Befehl zu, den Menschen loszulassen. Das Mädchen trat vor der hohen Gestalt und dem gebietenden Wesen scheu zurück, und Herr Wolfgang faßte den taumelnden Heimken beim Kragen und steuerte mit ihm dem Grünen nach, der soeben den Saal verließ und schnell über den ...

Table of contents

  1. Carl Wilhelm Salice-Contessa – Biographie und Bibliographie
  2. Magister Rößlein
  3. Die Schatzgräber
  4. Haushahn und Paradiesvogel