Der Idiot
eBook - ePub

Der Idiot

  1. 862 pages
  2. English
  3. ePUB (mobile friendly)
  4. Available on iOS & Android
eBook - ePub

About this book

Der Idiot gehört zu den fünf bekanntesten Romanen Fjodor Dostojewskis, die zur Weltliteratur gezählt werden. Er wurde von Dostojewski in Genf 1867 begonnen und in Mailand 1868 beendet und erschien von Januar 1868 bis Februar 1869 in der Zeitschrift Russki Westnik. Der junge Fürst Myschkin, Titelheld des Romans, kehrt nach einem jahrelangen Aufenthalt in einer Schweizer Heilanstalt nach Sankt Petersburg zurück. Er leidet an Epilepsie (wie auch Dostojewski selbst), ist zwar den Jahren nach erwachsen, gleicht aber in emotionaler Hinsicht einem unerfahrenen Kind. Viele seiner Eigenschaften, die in der damaligen russischen Gesellschaft als "idiotisch" angesehen werden, beruhen schlicht auf Myschkins eigenwilliger Ehrlichkeit und Vertrauensseligkeit. Er zeigt sich großmütig und ist immer bereit, gelassen zu verzeihen und das Beste in den Menschen zu sehen und zu fördern... (aus wikipedia.de)

Frequently asked questions

Yes, you can cancel anytime from the Subscription tab in your account settings on the Perlego website. Your subscription will stay active until the end of your current billing period. Learn how to cancel your subscription.
At the moment all of our mobile-responsive ePub books are available to download via the app. Most of our PDFs are also available to download and we're working on making the final remaining ones downloadable now. Learn more here.
Perlego offers two plans: Essential and Complete
  • Essential is ideal for learners and professionals who enjoy exploring a wide range of subjects. Access the Essential Library with 800,000+ trusted titles and best-sellers across business, personal growth, and the humanities. Includes unlimited reading time and Standard Read Aloud voice.
  • Complete: Perfect for advanced learners and researchers needing full, unrestricted access. Unlock 1.4M+ books across hundreds of subjects, including academic and specialized titles. The Complete Plan also includes advanced features like Premium Read Aloud and Research Assistant.
Both plans are available with monthly, semester, or annual billing cycles.
We are an online textbook subscription service, where you can get access to an entire online library for less than the price of a single book per month. With over 1 million books across 1000+ topics, we’ve got you covered! Learn more here.
Look out for the read-aloud symbol on your next book to see if you can listen to it. The read-aloud tool reads text aloud for you, highlighting the text as it is being read. You can pause it, speed it up and slow it down. Learn more here.
Yes! You can use the Perlego app on both iOS or Android devices to read anytime, anywhere — even offline. Perfect for commutes or when you’re on the go.
Please note we cannot support devices running on iOS 13 and Android 7 or earlier. Learn more about using the app.
Yes, you can access Der Idiot by Fjodor Dostojewski, Hermann Röhl in PDF and/or ePUB format, as well as other popular books in Literature & Classics. We have over one million books available in our catalogue for you to explore.

Information

Year
2012
eBook ISBN
9783849617134

XII

Kolja führte den Fürsten in die Nähe nach der Litejnaja-Straße, zu einem Kaffeehaus, das im Erdgeschoß lag und seinen Eingang von der Straße hatte. Hier hatte Ardalion Alexandrowitsch es sich als alter Stammgast rechts in der Ecke in einem besonderen Zimmerchen bequem gemacht; eine Flasche stand vor ihm auf einem Tischchen; in der Hand hielt er wirklich die ›Indépendance Belge‹. Er hatte auf den Fürsten gewartet; kaum hatte er ihn erblickt, so legte er sofort die Zeitung beiseite und begann eine eifrige, wortreiche Auseinandersetzung, von der der Fürst übrigens fast nichts verstand, weil der General schon beinahe »fertig« war.
»Zehn Rubel habe ich nicht«, unterbrach ihn der Fürst. »Aber hier ist ein Fünfundzwanzigrubelschein; lassen Sie ihn wechseln und geben Sie mir fünfzehn Rubel zurück, da ich sonst selbst keinen Groschen in der Tasche habe.«
»Oh gewiß; und seien Sie überzeugt, daß ich schleunigst ...«
»Ich habe außerdem noch eine Bitte an Sie, General. Sind Sie niemals bei Nastasja Filippowna gewesen?«
»Ich? Ich sollte nicht dagewesen sein? Das sagen Sie zu mir? Mehrmals, mein Lieber, mehrmals!« rief der General in einem Anfall von selbstgefälliger, triumphierender Ironie. »Aber ich habe schließlich diese Beziehung selbst abgebrochen, weil ich diese Mesalliance nicht befördern mag. Sie haben es selbst gesehen und waren heute morgen Zeuge: ich habe alles getan, was ein Vater tun konnte; aber das war ein milder, nachgiebiger Vater; jetzt wird ein Vater von anderer Art auf die Bühne treten, und dann ... dann wollen wir einmal sehen, ob ein alter, verdienstvoller Krieger über die Intrige obsiegen oder die schamlose Kameliendame in eine hochanständige Familie eindringen wird.«
»Und ich wollte Sie gerade fragen, ob Sie, als Bekannter Nastasja Filippownas, mich nicht heute abend bei ihr einführen könnten. Ich muß heute unter allen Umständen hingehen; ich habe da etwas zu tun, aber ich weiß schlechterdings nicht, wie ich Einlaß finden kann. Ich bin ihr zwar vorhin vorgestellt; aber sie hat mich nicht eingeladen, und es ist dort heute eine Abendgesellschaft nur für geladene Gäste. Ich bin übrigens bereit, mich über mancherlei Vorschriften des gesellschaftlichen Verkehrs hinwegzusetzen und mich sogar auslachen zu lassen, wenn ich nur irgendwie hineinkomme.«
»Sie haben da vollständig, aber auch vollständig meinen eigenen Gedanken getroffen, mein junger Freund«, rief der General ganz begeistert. »Ich habe Sie nicht wegen dieser Kleinigkeit herrufen lassen«, fuhr er fort, indem er die fünfundzwanzig Rubel nahm und in die Tasche steckte, »sondern gerade um Sie zu einem gemeinsamen Besuch bei Nastasja Filippowna oder, besser gesagt, zu einem gemeinsamen Feldzug gegen Nastasja Filippowna aufzufordern! General Iwolgin und Fürst Myschkin! Was wird sie dazu für ein Gesicht machen! Mit Rücksicht auf ihren Geburtstag werde ich in liebenswürdigster Form schließlich doch meinen Willen zum Ausdruck bringen, indirekt, nicht so geradeheraus; aber die Wirkung wird dieselbe sein, wie wenn ich geradeheraus spräche. Dann mag Ganja sich selbst entscheiden, wie er sich verhalten will: auf der einen Seite sein Vater, ein hochverdienter und ... sozusagen ... und so weiter, auf der andern Seite ... Aber was kommen muß, das komme! Ihr Gedanke ist außerordentlich vielversprechend. Um neun Uhr wollen wir uns hinbegeben; wir haben noch Zeit.«
»Wo wohnt sie denn?«
»Weit von hier: beim Großen Theater, im Haus der Frau Mytowzowa, fast auf dem Platz selbst, in der Beletage. Es wird keine große Gesellschaft da sein, obwohl es ihr Geburtstag ist, und die Gäste werden frühzeitig aufbrechen ...«
Es war schon längst Abend; der Fürst saß noch immer da und wartete darauf, daß der General aufstehen würde; aber dieser begann eine endlose Menge von Anekdoten zu erzählen, ohne eine einzige zu Ende zu bringen. Bei der Ankunft des Fürsten hatte er sich eine neue Flasche geben lassen, die er erst nach einer Stunde geleert hatte; dann hatte er noch eine dritte verlangt und auch diese ausgetrunken. Man kann sich leicht denken, daß der General dabei Zeit gefunden hatte, fast seine ganze Lebensgeschichte zu erzählen. Endlich stand der Fürst auf und erklärte, er könne nicht länger warten. Der General trank den letzten Rest aus seiner Flasche aus, erhob sich und verließ mit sehr unsicheren Schritten das Zimmer. Der Fürst war in Verzweiflung. Es war ihm jetzt unbegreiflich, wie er hatte so dumm sein können, auf diesen Menschen sein Vertrauen zu setzen. In Wirklichkeit hatte er ja auch nie sein Vertrauen auf ihn gesetzt; er hatte nur insofern auf den General gerechnet, als er gehofft hatte, durch dessen Beihilfe Einlaß bei Nastasja Filippowna zu finden, wenn auch mit etwas unangenehmem Aufsehen; aber er hatte nicht erwartet, daß der General sich in einem derartig skandalösen Zustand befinden werde: Er war völlig betrunken, entwickelte eine große Redseligkeit und sprach ohne Unterbrechung in sehr gefühlvoller, ja weinerlicher Weise. Sein Thema war dabei fortwährend dieses: durch das schlechte Benehmen all seiner Familienmitglieder sei alles zugrunde gegangen, und es sei endlich Zeit, dem ein Ende zu machen. Endlich traten sie auf die Litejnaja-Straße hinaus. Das Tauwetter dauerte noch fort; ein bedrückender, warmer, feucht riechender Wind pfiff durch die Straßen; die Kutschen platschten im Schmutz; die Hufschläge der Traber und Karrengäule ertönten mit hellem Klang auf dem Pflaster. Die Fußgänger wanderten trübselig und durchnäßt die Trottoirs entlang. Man begegnete einzelnen Betrunkenen.
»Sehen Sie wohl diese erleuchteten Beletagen?« sagte der General. »Hier wohnen überall meine Kameraden, und ich, der ich am längsten von ihnen gedient und am meisten durchgemacht habe, ich schleppe mich zu Fuß nach dem Großen Theater in die Wohnung eines zweideutigen Frauenzimmers! Ein Mann, der dreizehn Kugeln in der Brust hat ... Sie glauben es nicht? Und doch hat einzig um meinetwillen Pirogow 1nach Paris telegraphiert und seine Aufmerksamkeit dem belagerten Sewastopol eine Zeitlang entzogen, und Nélaton, der Pariser Hofarzt, hat sich im Namen der Wissenschaft freies Geleit verschafft und ist in das belagerte Sewastopol hereingekommen, um mich zu untersuchen. ›Ach, das ist jener Iwolgin, der dreizehn Kugeln im Leibe hat!‹, so reden die Leute von mir. Sehen Sie wohl dieses Haus hier, Fürst? Hier wohnt in der Beletage ein alter Kamerad von mir, General Sokolowitsch, mit seiner zahlreichen, prächtigen Familie. Dieses Haus und noch drei Häuser auf dem Newski-Prospekt und zwei in der Morskaja-Straße, die bilden jetzt meinen ganzen Bekanntenkreis. Wenn ich sage ›meinen‹, so bezieht sich das nur auf meine eigene Person; Nina Alexandrowna hat sich schon längst den Verhältnissen gefügt. Aber ich gebe mich immer noch in der gebildeten Gesellschaft meiner ehemaligen Kameraden und Untergebenen, die mich bis auf den heutigen Tag vergöttern, meinen Erinnerungen hin und finde da sozusagen meine Erholung. Dieser General Sokolowitsch ... ich bin übrigens schon lange nicht mehr bei ihm gewesen und habe Anna Fjodorowna geraume Zeit nicht gesehen ... wissen Sie, lieber Fürst, wenn man selbst nicht mehr empfängt, dann hört man auch unwillkürlich auf, bei anderen Besuche zu machen. Indessen ... hm ...! Sie scheinen mir nicht zu glauben ... Übrigens, warum sollte ich den Sohn meines besten Freundes und Jugendgespielen nicht in diese entzückende Familie einführen? General Iwolgin und Fürst Myschkin! Sie werden ein reizendes junges Mädchen kennenlernen, oder vielmehr nicht eines, sondern zwei, ja drei, die Zierden der Residenz und der vornehmen Gesellschaft: Schönheit, Bildung, moderne Richtung ... Frauenfrage, Poesie, all das hat sich bei ihnen zu einer glücklichen, bunten Mischung vereinigt, ganz abgesehen von den achtzigtausend Rubeln Mitgift in barem Geld für eine jede von ihnen, was trotz aller Frauenfragen und sozialen Probleme niemals schaden kann ... mit einem Wort, ich fühle mich unbedingt verpflichtet und verbunden, Sie einzuführen. General Iwolgin und Fürst Myschkin! Mit einem Wort ... das macht Eindruck!«
»Jetzt? Jetzt gleich? Aber Sie haben vergessen ...«, begann der Fürst.
»Nich...

Table of contents

  1. Fjodor Michajlowitsch Dostojewski - Biografie und Bibliografie
  2. Zweiter Teil
  3. Dritter Teil
  4. Vierter Teil