Mit dem Rucksack nach Indien
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Mit dem Rucksack nach Indien

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Mit dem Rucksack nach Indien

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1926 zog es den Weltenwanderer Faber nach Indien. Nur mit dem Nötigsten reiste er über Belgrad und Istanbul in das Land der Maharadschas und Elefanten. Eine unglaubliche Reise voller Abenteuer.

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Information

Mit dem Rucksack nach Indien
Kurt Faber
Inhalt:
Kurt Faber – Biografie und Bibliografie
Mit dem Rucksack nach Indien
Die Straße der Abgebauten
Ein Lehrling im Morgenland
Im Lande Armenien
Nächte in Erserum
Durchs wilde Kurdistan
Stillstand der Zeit
Die ewige Straße
In Teheran
Von Isfahan nach Schiras
Den Sternen nach
Perlenland
An der Piratenküste
Ein Blick nach Indien
Die Bakschischbahn
Mit dem Rucksack nach Indien, K. Faber
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
86450 Altenmünster, Loschberg 9
Deutschland
ISBN: 9783849653033
www.jazzybee-verlag.de

Kurt Faber – Biografie und Bibliografie

Deutscher Abenteuer- und Reiseschriftstellers, geboren am 6. Dezember 1883 in Mulhouse (heute Frankreich), verstorben im Winter 1929 am Großen Sklavensee in Kanada. Sohn eines Lehrers. Verbrachte seine Jugend in Lambrecht in der Pfalz. Brach die Schule und später auch eine Ausbildung zum Buchhändler ab, um auf Reise gehen zu können. Arbeitete unter anderem mehrere Jahre auf einem Walfänger, der im Nordmeer einfror. F. konnte sich nur retten indem er mit Hilfe von Eskimos zu Fuß mehrere tausend Kilometer nach Edmonton lief. Spätere Reisen führten in mehrfach in die USA, Australien oder Südamerika. Nachdem er das Abitur nachgeholt hatte, promovierte er sogar in Politikwissenschaften. F. erfror am Großen Sklavensee nach einem heftigen Kälteeinbruch.
Wichtige Werke:
  • Unter Eskimos und Walfischfängern, 1916
  • Dem Glücke nach durch Südamerika, 1919
  • Rund um die Erde, 1924
  • Tage und Nächte in Urwald und Sierra, 1926
  • Mit dem Rucksack nach Indien, 1927
  • Die Seelenverkäufer, 1927
  • Tausend und ein Abenteuer, 1929
  • Das Gold am Krähenfluß, 1931
  • Im wildesten Patagonien, 1932
  • Mit dem Rucksack durch Persien, 1932
  • Ewig auf Wanderschaft, 1939
  • Als Landstreicher durch Australien, 1943

Mit dem Rucksack nach Indien

Die Straße der Abgebauten

Anfang in Wien – Die nicht vorhandenen Backhahnderln – Endlich unterwegs – Heimat in der Fremde – Politik im Eisenbahnwagen – Ankunft in Belgrad – Nix Daitsch – Serbische Bummelzüge – Der allzugewissenhafte Schaffner – Nisch – Kalif Storch am Bosporus-Stambul.
Das war am 21. März des Jahres 1926. Es liegt also noch nicht allzuweit zurück in der Weltgeschichte, und ich sehe das alles heute noch vor mir, als ob es gestern gewesen wäre, denn es war ein wichtiger Tag in meinem wechselvollen Leben. Nur der Zufall hatte mich in eines jener guten alten Wirtshäuser geführt, die sich da zwischen steilen, wunderlichen Giebeln in dem engen Gewirbel von Gassen und Gäßchen verstecken als pathetische Überbleibsel aus der guten alten Zeit, wo es noch »nur a Kaiserstadt, nur a Wian« gegeben hat. So eine von den Wirtschaften, wo es noch Backhahnderln – richtige Backhahnderln gibt und a Möhlspeis – richtige Möhlspeis und nicht so ein verzuckertes Zeug, wie sie es heute den Zugereisten aus dem Osten vorsetzen. An dem runden Tisch saßen behäbige Bürgersleute in verschossenen Anzügen, die einmal bessere Zeiten gesehen. Gewiß hatte es ihnen heute, wie schon so oft, nicht zum Backhähnderl gelangt. Aber den »Heurigen« konnte man sich noch leisten, wenn er fünfzig Heller kostete, und dabei ließ sich gut reden und orakeln von der Aufwertung, die nicht kommen wollte, von den Häusern, die man einstmals besessen, von den Straßen der alten Stadt, die man umtaufte und immer wieder umtaufte, bis sich kein Mensch mehr auskenne, und vom Kaiser, der einmal wiederkommen müsse, wenn alle Stricke reißen.
Und derweilen brummte das Feuer in dem großen Kachelofen und der verspätete Winter wirbelte den Schnee vor dem Fenster, als ob er nachholen wollte, was er versäumt hatte in den letzten Monaten. Und die Katze schnurrte neben dem Ofen und der Dackel des Herrn früheren Hausbesitzers Schapferl streckte alle Viere von sich aus purer Behaglichkeit und kurzum: es war ein Idyll trotz alledem.
O letzter Abend auf deutschem Boden! Ich möchte die Stunden festhalten, damit sie nicht zu schnell vergehen. Aber ehe ich mich's versah, war das Lokal schon leer. Der Wirt stellte die Stühle auf den Tisch und kam auf mich zu, während er die Hände an der Schürze abputzte; »Feierabend, Herr Nachbar. – Drei Schilling. Hobdiähre.«
Da zahlte ich den Obulus, nickte noch einmal zum Abschied dem Kaiser Franzel zu, der von der Wand herunterschaute und ging hinaus auf den Platz, wo eben die zitternden Schläge der Turmuhr am Stefansdom die Mitternachtsstunde verkündeten. Dicht unter dem Dom hielt eine Droschke mit einem verfrorenen Pferd und einem frosterstarrten Kutscher mitten im Schneegestöber. Und ich sagte mir: den mußt du patronisieren. Wer weiß, ob es noch Pferde geben wird, wenn du wieder zurückkommst in dieses benzinschnaubende Deutschland von heute.
Wir fuhren über die Ringstraße, wo die Lichter der Autos rot leuchteten durch die Nacht und durch den Schnee. Wir kamen durch die umgetaufte Jaurèsgasse – gesprochen wie geschrieben – und landeten schließlich am Bahnhof. Es war ein etwas überstürzter Abschied. Ich hatte gerade noch Zeit, meinen Rucksack aus der Gepäckaufgabe zu holen. Er war noch schwer von allerlei unnötigen Dingen. Aber bis Konstantinopel – so dachte ich mir – würde er noch aushalten und dann würde man wohl weiter sehen. Wenig sah ich voraus, daß er in Bälde auf persischen Karawanenwegen wandern, daß er den Himalaya besteigen und unter dem Schatten ceylonesischer Kokospalmen noch immer mein Begleiter sein würde. Aber so geht es zuweilen auf dieser Erde. Indes rumpelte der Zug immer weiter auf der großen Straße, die nach dem Morgenlande führt. –
Einmal – im Glück und im Sommer des Reiches – da war es, als ob sich auf modernen Stahlrossen der Ritt nach dem Ostland noch einmal wiederhole. Das war die Zeit, da die Salonwagen des schnellen Balkanzuges alle besetzt waren mit Ingenieuren, Offizieren, Kaufleuten, Bankdirektoren mit Bündeln von Aktien und Kisten voll Gold, das sich umsetzte in Bergwerke und Eisenbahnen, das sprudelnde Brunnen und üppige Baumwollplantagen hervorzauberte in der dürftigsten Wüste. Das war die Zeit, in der gelehrte Leute die dicksten Bücher schrieben über diesen Weg. Berlin-Bagdad. Der Weg zur Sonne; die neue Heerstraße der Abenteurer. –
Ach, sie ist inzwischen zu einer Straße der Abgebauten geworden. Denn die Zeiten sind schlecht. Manch einer in Deutschland träumt von großen Reisen nach Nord- oder Südamerika, vorausgesetzt, daß er die dazu nötigen 500–600 Mark aufbringen kann. Und wer dazu nicht in der Lage ist – nun ja, es ist nicht jedermanns Sache, mit 10 oder 15 Mark Arbeitslosenunterstützung seinen Angehörigen auf dem Pelze zu sitzen, und also schnürt man sein Bündel und wandert gen Osten, wo man mit guten Beinen zur Not auch ohne Fahrkarte nach fremden Ländern kommt, falls nicht der an den Grenzen lauernde St. Bürokratius einen vorzeitigen Strich durch diese Rechnung macht und den abenteuernden Jüngling per Schub wieder nach der Heimat befördert. Der ganze Osten ist heute übersät mit deutschen Männern und deutschen Rucksäcken. Scharenweise tauchen sie auf in Athen und Konstantinopel, arbeitsuchend tippeln sie einzeln und in Gruppen auf der staubigen Straße, die nach Angora führt, sie tragen ihre Unruhe in die syrische Wüste und in den armenischen Kaukasus, abenteuernd ziehen sie als moderne Marco Polos noch weiter hinein in den bunten Orient und sind der Schrecken aller Konsulate von Teheran bis Kalkutta. Was Wunder, wenn nach allen diesen Glücksrittern auch einmal einen Landsknecht der Feder die Lust nach dem Orient anwandelt und er mit dem Rucksack nach Osten zieht?
Öde und eintönig war die Reise durch die graue Pußta, über der der Wind mit den Wolken um die Wette lief. Düstere Männer mit großen Pelzmützen saßen stumm und breit auf den Bänken, während Marktfrauen in bunten Trachten wie knallrote Klatschrosen zwischen ihren Körben erblühten. Man war eben schon hinterwärts von Temesvar, und da konnte man nichts anderes erwarten. Aber wie man eben dachte, daß es noch immer exotischer werden würde, da füllte sich der Wagen mit Männern ohne Pelzmützen und Bauersfrauen in bunten Kopftüchern, die so schön heimatlich pfälzisch sprachen, daß ich nicht umhin konnte, mich an der Unterhaltung zu beteiligen. – Ja, sie kamen von Werbas. Und ich sei wohl auch aus der Gegend, das höre man schon an der Sprache. – Nein? Aus Deutschland? Das könne doch gar nicht sein. Im Kriege seien viele Deutschländer in der Gegend gewesen und die hätten ganz anders geschwätzt, überhaupt kenne sich da schon kein Mensch mehr aus. Erst hätte man hier sollen magyarisch reden, dann serbisch und alleweil soll es eine Sünde sein, wenn man Deutsch spricht, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Heute dürfe man das nur noch mit dem lieben Vieh tun, wenn man nicht riskieren will, daß einem der Wojwode auf den Pelz rückt. Nun mischte sich ein starker Mann mit großen Fäusten, Kanonenstiefeln und einer Stimme wie ein Erdbeben ins Gespräch.
»Ruh', ihr Weibsleut'«
Augenblicklich herrschte Ruhe und der Mann mit den Stiefeln nahm mich alsbald ins Gebet.
Von Deutschland komme ich? Geradewegs? – Ja, und ob man dort auch etwas wisse von dem, was mit unsereinem hier unten passiert? Zum Beispiel gerade hier in der Batschka?
Er schaute zum Fenster hinaus in das graue Land, über dem das erste Grün wie eine Ahnung des Frühlings lag. Dicht an der Bahnlinie bauten Leute an einem Hause. »Das sind die ›Freiwilligen‹«, erklärte der Landsmann. »Freiwillig waren sie im serbischen Heer, oder gaben sich wenigstens nachträglich dafür aus. Freiwillig sind sie zu uns gekommen wie eine Herde von Heuschrecken. Niemand hat sie gerufen, am wenigsten wir in der Batschka. Jeder nahm einem Bauern ein Stück Land, als ob das so sein müßte, und der Minister kam selbst von Belgrad, um zu sehen, daß sie es auch behielten. Dem Deutschen nimmt man's und die anderen setzen sich darauf. So etwas nennt man Agrarreform. Keiner von den Burschen versteht das Geringste von der Landwirtschaft, und zudem sind die Stellen kaum groß genug, um einen vom Verhungern zu retten, selbst wenn er was davon verstünde. Die meisten wären froh, wenn sie den armseligen Kram um ein Butterbrot wieder an den deutschen Vorbesitzer verkaufen könnten. Aber das erlaubt nun wieder nicht der Wojwode und legt der Gemeinde Steuern auf, damit sie die Herrschaften durch den Winter füttern.«
Aber das sei alles nur Politik und nütze ihnen ebensowenig wie sie den Magyaren genützt habe. Die Schwaben seien nun einmal da und würden immer da sein und er halte es mit den Worten des guten alten Banater Dichters:
»Denn wo des Schwaben Pflug das Land durchzogen,
Bleibt deutsch die Erde, und er weicht nicht mehr!«
Während er so sprach, nickten die »Weibsleut« und murmelten beifällig. Nur eine stramme, rotbackige Frau an seiner Seite ließ ihre Augen mißtrauisch durch den ganzen Wagen gehen und stieß ihn mehrmals warnend in die Seite, worauf er grimmig zu Boden starrte. – Überdem tauchte der hohe Kirchturm von Neusatz auf. Der Zug hielt an einem schönen, ländlichen Bahnhof, wo alle ausstiegen und eine neue Ladung Schwaben von draußen hereinkam. Weiter ging die Reise über die Donau zur trutzigen Feste Peterwardein, zu deren Füßen noch immer schöne Schwabenhäuser hinter blühenden Kirschbäumen standen.
Nur wenige Stunden Eisenbahnreise von Neusatz liegt die Stadt Belgrad. Je nun, eine Großstadt im modernen Sinne ist sie nicht. Aber wenn man über Nacht zur Hauptstadt eines Zwölfmillionenstaates geworden ist, so bringt das Verpflichtungen mit sich. Zu einem Verkehrsturm hat man es freilich noch nicht gebracht. Dafür aber steht bis in die entferntesten Vororte zwischen baufälligen Hütten an jeder Straßenecke ein Schutzmann, der für die Regulierung des Straßenverkehrs zu sorgen hat. Kommt nun von ungefähr wirklich einmal ein Mistwagen angefahren, so erhebt er majestätisch seinen Gummiknüppel und gibt die Straße frei für Ochsen, Büffel, oder was sonst als Zugtier dienen mag. Im Innern der Stadt aber ist in den letzten Jahren viel gebaut worden und wirklich so etwas wie großstädtische Eleganz aufgekommen. Das Muster dazu haben sie sich von ihren neuen, in der Kultur weiter vorangeschrittenen Brüdern aus Agram geholt. Was aber ist Agram? Ein kleines Wien. Und also – mögen sie es nun wahr haben wollen oder nicht – also ist Belgrad ...

Table of contents

  1. Kurt Faber – Biografie und Bibliografie