1.  GruĂwort
Prof. Dieter Kempf
Social Media sind aus der heutigen Welt nicht mehr wegzudenken, sie gehören fĂŒr Millionen von Menschen ganz selbstverstĂ€ndlich zum Alltag. Ohne Facebook, YouTube oder Wordpress wĂ€re die Nutzung des Internets eine andere. LĂ€ngst ist âSocialâ zu einem Standard im Internet geworden â Web-Angebote ohne Vernetzungs- und Interaktionsmöglichkeiten wirken wie aus der Zeit gefallen.
Menschen haben sich daran gewöhnt, ihre sozialen Beziehungen digital abzubilden oder zu ergĂ€nzen. Dazu zĂ€hlen auch Beziehungen zu Unternehmen und Marken: Laut BITKOM sind in Deutschland bereits 13 Millionen Menschen Fan einer Marke in einem sozialen Netzwerk, bei den unter 30-JĂ€hrigen liegt der Anteil sogar bei fast der HĂ€lfte der Internetnutzer. Aber Marketing ist bei weitem nicht das einzige Anwendungsfeld von Social Media fĂŒr Unternehmen. Auch Mitarbeiter in Unternehmen haben ein immer stĂ€rkeres BedĂŒrfnis danach, soziale Vernetzungen fĂŒr ihre Arbeit zu nutzen, weil diese fĂŒr sie oft eine Erleichterung darstellen. In der ITK-Branche nutzen einer BITKOM-Befragung zufolge bereits 71 Prozent der Unternehmen Social-Software-Lösungen wie Wikis oder interne soziale Netzwerke und Blogs.
Unternehmen aller Branchen und GröĂen spĂŒren die Folgen dieser Entwicklung und versuchen seit einiger Zeit, diesen Trend fĂŒr ihre Wertschöpfung zu nutzen. Sie betrachten Social Media und User Generated Content nicht mehr nur unter kommunikativen, sondern auch unter unternehmerischen Gesichtspunkten. Hier beginnt der Trend des Social Business. Er bedeutet, dass Unternehmen ihren GeschĂ€ftsbetrieb weiterentwickeln können, wenn sie auf Social Media, Social Software und Social Networks setzen, um effizientere, effektivere und nĂŒtzlichere Verbindungen zwischen Menschen, Informationen und Ressourcen herzustellen â sowohl innerhalb als auch auĂerhalb des Unternehmens.
Der Beitrag zur Wertschöpfung durch Social Business ist dabei keineswegs nur âvirtuellâ, sondern sehr real: Neue KanĂ€le fĂŒr Service und Support werden geschaffen, die VerfĂŒgbarkeit von Wissen im Unternehmen verbessert sich, Prozesse im Projektmanagement werden vereinfacht, Mitarbeiter beteiligen sich stĂ€rker an Entscheidungen, und durch Crowdsourcing-AnsĂ€tze steigt die InnovationsfĂ€higkeit der Unternehmen.
Die BeitrĂ€ge in diesem Buch zeigen, dass wir es bei Social Business nicht mit einem kurzfristigen Hype, sondern mit einer nachhaltigen VerĂ€nderung des Wirtschaftens im Internet zu tun haben. Unternehmen verstehen âSocialâ immer weniger als Modeerscheinung oder gar als Ablenkung, sondern zunehmend als neues Paradigma und stellen den Nutzen fĂŒr den GeschĂ€ftserfolg nicht mehr in Frage. Es ist erfreulich, dass die ITK-Branche mit gutem Beispiel vorangeht und Social Business als GeschĂ€ftsfeld ernst nimmt: Mehr als 40 Prozent der in einer BITKOM-Studie befragten ITK-Unternehmen haben bereits Social-Business-Projekte und mehr als 70 Prozent glauben, dass Social-Business-Anwendungen in den nĂ€chsten zwei Jahren verstĂ€rkt in Unternehmen zu finden sein werden.
Jedes Unternehmen hat die Aufgabe, gewissenhaft zu prĂŒfen, ob es mit internen oder externen Social-Business-AktivitĂ€ten seine Wettbewerbsposition stĂ€rken kann. Ich bin davon ĂŒberzeugt, dass das vorliegende Buch einen Beitrag dazu leisten kann. Es versammelt eine Vielzahl von anschaulichen Beispielen aus der Praxis, die Entscheidern und Anwendern in Unternehmen zeigen, wie Unternehmen mit Social-Business-AnsĂ€tzen ihren GeschĂ€ftserfolg vorantreiben können.
Eine anregende LektĂŒre wĂŒnscht
Prof. Dieter Kempf, BITKOM PrÀsident
2. Alles wird âsocialâ â Wie Social Business Unternehmen verĂ€ndert
Thomas Mickeleit und Annabelle Atchison
UnlĂ€ngst saĂen wir mit der Leiterin Interne Kommunikation eines groĂen Unternehmens zusammen und tauschten uns ĂŒber unsere Erfahrungen mit Social Networks aus. NatĂŒrlich sprachen wir auch ĂŒber Yammer, das seit 2012 zu Microsoft gehört und dessen Fremium-Ansatz Mitarbeiter von Unternehmen auf die Seite zieht, um dort an der IT vorbei eine Social Plattform mit Kolleginnen und Kollegen zu betreiben. Bei uns machte sich die verblĂŒffende Erkenntnis breit, dass weder Yammer, noch Jive, noch Connections (IBM) oder einer der anderen Marktteilnehmer bekannt war. Es stellte sich ĂŒbrigens heraus, dass sich bereits mehr als 1.400 Mitarbeiter des Unternehmens auf Yammer tummelten, sich dort in Gruppen organisierten und diskutierten. Allein, das Unternehmen hatte davon keine Kenntnis.
HĂ€me darĂŒber ist unangebracht, denn die Kollegin ist nicht allein. Immer hĂ€ufiger kam es in den letzten 18 Monaten vor, dass wir als Kommunikationsverantwortliche bei KundengesprĂ€chen hinzugezogen wurden. Immer geht es dabei um die Frage, wie wir bei Microsoft mit dem Thema âSocialâ umgehen. Ob GesprĂ€che mit kleinen, groĂen oder ganz groĂen Microsoft-Kunden, alle hatten in einer Hinsicht einen Ă€hnlichen Verlauf. Die GesprĂ€chspartner hatten das GefĂŒhl, jetzt handeln zu mĂŒssen, wussten aber nicht recht, wie sie sich dem Thema nĂ€hern sollten. Und damit sind wir am Kern, der auch zu der Idee zu diesem Buch fĂŒhrte. AbhĂ€ngig von der Funktion, mit der wir sprachen, wurden völlig andere Facetten von âSocialâ thematisiert. Die IT-Abteilungen hinterfragen die technischen Features von Sharepoint. Im Marketing spielen die Koordination von Redaktionsprozessen und die Entwicklung von Social-KanĂ€len oder im weiteren Sinne Customer Relationship Management eine groĂe Rolle. In Entwicklungsabteilungen möchte man weltumfassende Projekte besser managen.
Schon diese Schlaglichter zeigen: Wir haben es bei âSocialâ nicht mit einem einzigen Thema, sondern mit einem PhĂ€nomen zu tun, dass alle Unternehmensbereiche durchdringt. Wenn ĂŒber âSocialâ gesprochen wird, reduziert sich die Debatte hĂ€ufig auf Fragen wie: âBenötigen wir einen Facebook-Auftritt und wie managen wir ihn?â. Das ist zu kurz gesprungen, denn tatsĂ€chlich werden Social Media viel umfassender eingesetzt, und âSocialâ geht weit ĂŒber Facebook, Twitter und Co. hinaus.
Wir sprechen deshalb ganz bewusst von âSocial Businessâ. Suchmaschinen werfen unter dem Begriff Social Business einiges aus, das der ursprĂŒnglichen Definition von Social Business entspricht, nĂ€mlich ein gesellschaftsvertrĂ€gliches GeschĂ€ft im Sinne einer Corporate Social Responsibility zu betreiben. Heute setzt sich die Deutung durch, dass Social Business sich durch den Einsatz von Social Media auszeichnet. Wir haben die Hoffnung, dass beide Deutungen am Ende nicht so weit auseinander liegen. Könnte es nicht sein, dass eine Organisation, die das âperfekteâ Social Business verkörpert, am Ende menschlicher und gesellschaftlich nĂŒtzlicher agiert?
Wir erliegen nicht der Illusion, dass unternehmerische Entscheidungen â von Ausnahmen abgesehen â aus altruistischen Motiven getroffen werden. Unternehmen sind dazu da, um Geld zu verdienen. Wie können also EntscheidungstrĂ€ger in Unternehmen ĂŒberzeugt werden, dass es zum Vorteil der Organisation ist, zu einem Social Business zu werden?
Was ist eigentlich Social Business?
Nachdem wir schon ĂŒber Social Business in seinen verschiedenen Facetten sprechen, hĂ€tte es sich hier angeboten, tiefer in die Frage einzutauchen, was man denn unter einem Social Business zu verstehen hat. Diese Aufgabe hat Axel Oppermann in seinem Beitrag âAusblick: Social Business â Vision & RealitĂ€ten 2020â hervorragend abgedeckt und wir verweisen darauf.
Wenn wir genauer hinschauen, welche der Anwendungsszenarien von Social Business in den Unternehmen besonders weit entwickelt sind, fĂ€llt auf, dass beim Einsatz von Social Media PR und Marketing die Nase vorn haben. Das erklĂ€rt auch die reflexhafte Verbindung von Social mit der PrĂ€senz in Social Networks wie Facebook. Ein anderes Bild ergibt sich, wenn wir auf das Wertschöpfungspotential der Anwendungsszenarien zu sprechen kommen. Nach einer neueren McKinsey-Studie (siehe Details im Beitrag von Carsten Rossi, Social Business in Zahlen, S. 23 ff.) erschlieĂen sich zwei Drittel des insgesamt errechneten âEconomic Surplusâ allein durch die verbesserte Zusammenarbeit aufgrund von Social-Anwendungen in und zwischen Unternehmen. Noch unterbelichtet ist der Einsatz von Social-Anwendungen im Bereich vom Customer Relationship Management. Hier ist aber bereits zu beobachten, dass die Integration von Social-Anwendungen in die CRM-Suites â wie bei Microsoft CRM Online â diesem Anwendungsfeld einen massiven Push gibt. Der Beitrag von Petra Felgen (S. 231 ff.) verdichtet die neuen Möglichkeiten zu einer Vision, was Social CRM zu leisten vermag â eines Tages.
Dieses Buch unterscheidet sich von der aktuell verfĂŒgbaren Literatur, da es den Versuch macht, möglichst viele Facetten des PhĂ€nomens âSocialâ aus Unternehmensperspektive zu beleuchten und dabei erstmals dem Aspekt der Collaboration im Unternehmen die seinem Wertschöpfungsbeitrag angemessene Beachtung einzurĂ€umen. Es ist kein wissenschaftliches Buch, es ist vielleicht nicht mal ein Fachbuch. Schon seine Entstehungsgeschichte spiegelt die VerĂ€nderungen wider, die auch die Produktion eines Buchs betreffen. Es steht gewissermaĂen fĂŒr die These: Alles was âsocialâ werden kann, wird âsocialâ. Die Autoren wurden ĂŒberwiegend mit einem Call-for-Papers ĂŒber Facebook und Twitter gewonnen. Die Diskussion ĂŒber die Inhalte und die notwendige Administration erfolgte ĂŒber eine Yammer-Gruppe. Transparenz zu schaffen, einen offenen Dialog zu fĂŒhren und dabei auch im Interesse eines besseren Ergebnisses Fehler und SchwĂ€chen einzugestehen, gehört zu den Prinzipien, in denen wir uns als Herausgeber geĂŒbt haben. Auch in unserer Yammer-Gruppe gab es die eifrigen Mitmacher, die punktuell Engagierten und die Beobachter. In jeder Hinsicht sind wir durch die gleichen Zyklen gelaufen, die einem bei der Implementierung eines Social-Projekts immer wieder begegnen. Darum geht es in diesem Buch. Wir haben zahlreiche Praxisbeispiele gesammelt, die Orientierung geben und Mut machen sollen. Manche der mit groĂer Offenheit berichteten Erfahrungen sind Berichte des âbeinahe Scheiternsâ, siehe etwa den Beitrag unseres Co-Herausgebers Carsten Rossi zur EinfĂŒhrung von Yammer bei Kuhn, Kammann & Kuhn GmbH (S. 135 ff.) und Björn EichstĂ€dts Beitrag zur Nutzung von Yammer in seiner Agentur Storymaker (S. 130 ff.). Es gehört nach unseren ganz persönlichen Erfahrungen zu den fundamentalen VerĂ€nderungen, viel unbefangener aus Fehlern zu lernen, etwa so, wie es dort geschildert wird.
Wo kann ich die Einsparungen abholen?
Wem das zu allgemein ist, mag mehr Inspiration aus den Zahlen schöpfen und darin den zweiten Grund fĂŒr die Motivation finden, Social Business zu betreiben. Gartner hat âSocial Enterpriseâ neben Cloud, Mobile und Big Data als einen der vier beherrschenden IT-Trends der nĂ€chsten zehn Jahre identifiziert. Wir wollen hier die Anwenderperspektive einnehmen und hinterfragen, welche Wertschöpfungs- oder ProduktivitĂ€tsgewinne die Nutzer erzielen. Diese Fragen sind relevant, und wir sind nicht so unbedarft, dass wir nicht wĂŒssten, dass sich jeder Investment Case, auch der in Social Business, betriebswirtschaftlich rechnen muss. FĂŒr FinanzvorstĂ€nde sind solche Gewinne nur relevant, wenn sie sie in Bilanz und GuV verbuchen können. Und tatsĂ€chlich finden wir in der Praxis belegte Einsparungsgewinne, wie der Beitrag âSocial Business in Zahlenâ (S. 23 ff.) aufzeigt. Trotzdem möchten wir eine Lanze dafĂŒr brechen, den Nutzen eines Social Business nicht ausschlieĂlich an Finanzkennzahlen festzumachen. Unbestreitbar definiert sich Unternehmenserfolg auch ĂŒber langfristiger angelegte Performance-Indikatoren, die fĂŒr den Bestand des Unternehmens keinen geringeren Stellenwert einnehmen. Wie viele Produkte oder Services wird ein Unternehmen noch verkaufen, dessen Markenreputation in den Keller gegangen ist, dessen Kundenzufriedenheitswerte mit denen des Wettbewerbs nicht mithalten können oder nicht zuletzt dessen BeschĂ€ftigte unmotiviert sind und die Besten sich bereits nach anderen Jobs umschauen?
Die neue Welt des Arbeitens â als Arbeitgeber attraktiv bleiben
Kommen wir zum dritten Treiber fĂŒr Social Business: Unsere Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren massiv verĂ€ndert. Die VerĂ€nderung ist getrieben durch die VerfĂŒgbarkeit neuer Technologien und anderer AnsprĂŒche, gerade jĂŒngerer BeschĂ€ftigter, an ihr Arbeitsumfeld. Was die Technologien angeht, so ist offensichtlich, dass unser Arbeiten heute mobiler stattfindet und wir ĂŒber eine Vielzahl von KanĂ€len kommunizieren. Die alte Welt der Wissensarbeiter bestand aus einem Schreibtisch, einem PC und einem Festnetztelefon. Heute ist der Wissensarbeiter mobil und kommuniziert ĂŒber sein Smartphone oder Tablet in Social Networks, ĂŒber Instant Messaging, noch viel ĂŒber Mail und nur noch in ganz wichtigen Angelegenheiten per Telefon. Wo es eine LĂŒcke gibt, etwa zwischen dem, was Mitarbeiter in ihrem privaten Umfeld selbstverstĂ€ndlich tun â nĂ€mlich diese Technologien zu nutzen â, und der VerfĂŒgbarkeit am Arbeitsplatz, gibt es ein Problem. Die Industrieanalysten von Forrester haben schon 2009 in einer Befragung herausgefunden, dass fĂŒr 67 Prozent der BerufsanfĂ€nger die technische Ausstattung ihres Arbeitgebers entscheidend fĂŒr die Wahl des Arbeitsplatzes sei. Auch wenn hier Anspruch und Wirklichkeit nicht vollstĂ€ndig in Einklang zu bringen sind, wird doch der Trend deutlich. Die Consumerization von IT, also der Einfluss der privaten Nutzung von IT auf das Unternehmensumfeld, ist eine fĂŒr Entscheider in der IT alltĂ€gliche gewordene Erfahrung. Es lohnt sich, hier einen sehr pragmatischen Standpunkt einzunehmen im Sinne von âIf you canât beat them, join themâ. Wir wollen hier noch einmal an unser GesprĂ€ch anknĂŒpfen, ĂŒber das wir zu Beginn des Beitrags berichtet haben. Die 1.400 BeschĂ€ftigten, die sich ohne Wissen des Unternehmens, geschweige denn sinnstiftend gesteuert, in Yammer organisieren, sind weder ein Einzelfall noch ĂŒberraschend. Was kann die IT-Abteilung des Unternehmens also tun, um die Guerilla-Aktion der Mitarbeiter in Bahnen zu lenken, die den berechtigten Sicherheitsanforderungen entsprechen? Die Nutzung von Yammer verbieten? Das wĂ€re wahrscheinlich die spontane Reaktion in vielen Vorstandsetagen â und doch eben grundfalsch. Jene early adopters, die fĂŒr ihre Arbeit den Nutzen aus dem Engagement in einem Social Network suchen, sind gutwillig! Sie verlĂ€ngern nur das, was sie privat jeden Tag auf Facebook und anderswo tun, in ihre Arbeitswelt hinein. Dieses Engagement ist ein Geschenk, denn wer als Community Manager einmal erfahren musste, wie schwierig es ist, die nachhaltige Nutzung einer Social Plattform zu orchestrieren, weiĂ um den Vorteil eines Kerns von aktiven Protagonisten. Die richtige Entscheidung ist also, die Yammer-Gruppe in das Active Directory einzubinden und sie so aus der IT bzw. dem Community Management heraus zu betreuen. So haben es zum Beispiel die Deutsche Post/DHL und viele andere getan und sich eine AbkĂŒrzung ins Social Business und wahrscheinlich auch einen Wettbewerbsvorteil verschafft.
Social Business â ein Plan hilft
Als Microsoft-Mitarbeiter erleben wir, welche Vorteile die VerfĂŒgbarkeit von State-of-the-Art-Technologien in unserem Arbeitsalltag mit sich bringen. Instant Messaging, Video-Telefonie, Wikis, Blogs, Yammer: All das steht den rund 100.000 Microsofties weltweit zur VerfĂŒgung und wird ganz selbstverstĂ€ndlich genutzt. Es ermöglicht uns das Arbeiten und Zusammenarbeiten unabhĂ€ngig von Zeit und Ort und fĂŒhrt unter anderem dazu, dass Annabelle und ich synchron ĂŒber Office 365 an diesem Beitrag gearbeitet haben. Wir leiden nicht unter Insel-Lösungen, dem Nebeneinander von unterschiedlichen IT-Infrastrukturen und deren InkompatibilitĂ€t. Schon lange arbeiten wir mit Windows 8 und vermissen keinen Start-Button. ;-) Wovon wir in gleichem MaĂe betroffen sind, ist die KomplexitĂ€t, die eine erfolgreiche Implementierung von Social-Business-Lösungen verlangt. Es ist nicht vermessen zu behaupten, dass es unterschiedlich gute Ausgangspositionen gibt. Die AffinitĂ€t der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu IT ist ebenso ein Vorteil wie Englisch als die etablierte Unternehmenssprache bis hin zum Umstand, dass sich von der Praktikantin bis zum Vorstandsvorsitzenden alle duzen. Dennoch ist auch unsere Erfahrung, dass die Bereitstellung von Technologie allein keine Erfolgsgarantie ist. Was nĂŒtzt etwa Yammer, wenn nicht klar ist, wozu es eigentlich eingesetzt werden soll. Was ist die Vision fĂŒr meine Organisation und welchen konkreten Wertschöpfungsbeitrag soll die Technologie zur Erreichung der Organisationsziele leisten?
Nicht nur, aber gerade Technologieunternehmen wie Microsoft laufen Gefahr, zu technologiefixiert an die EinfĂŒhrung von Software heranzugehen. Was in der Vergangenheit durchaus erfolgreich sein konnte, fĂŒhrt bei Social-Business-Applikationen zu mittelschweren Verwerfungen. Nach der Akquise von Yammer hatten binnen drei Monaten praktisch alle Microsoft-Mitarbeiter einen Yammer-Account. In Folge entstanden mehrere tausend Gruppen, zumeist von Organisationseinheiten, oft auch von Interessierten, die sich um ein Thema herum formierten. Einen Masterplan zur Nutzung von Yammer gab es nicht. Vielleicht ist das in sehr groĂen Strukturen auch eine Ăberforderung. Sicher aber ist es erforderlich, etwa auf der Ebene von LĂ€ndergesellschaften oder Divisions sehr klar zu sein, wozu man eine Social Plattform wie Yammer einsetzen will. Auch bei Microsoft gibt es â nach einigem Zögern â Change-Projekte auf der Ebene der LĂ€ndergesellschaften, um die Nutzung von Yammer in die richtigen Bahnen zu lenken. Die gute Nachricht ist: Das ist alles schon erprobt und bewĂ€hrt. Wir wissen, wie solche Projekte zu managen sind, denn wir raten unseren Kunden eindringlich, es genauso zu tun.
Hier war zur Veranschaulichung von Yammer die Rede. Die Entscheidung ĂŒber die Plattform oder den Kanal, mit dem ich mein Social Business realisieren will, steht aber nicht am Anfang. Im Prinzip sind alle GeschĂ€ftsprozesse mit dem Ziel zu hinterfragen, wo kann ich durch den Einsatz von âSocialâ einen Mehrwert schaffen (siehe dazu den Beitrag von Horst PĂŒtz, S. 267 ff.). Wenn ich weiĂ, was ich erreichen will, fĂ€llt die Entschei...