Die Schiller-Strategie
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Die Schiller-Strategie

Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers

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Die Schiller-Strategie

Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers

About this book

Er gilt als der größte deutsche Dramatiker: Friedrich Schiller.Hinter seinem literarischen Erfolg steckt aber nicht nur Können, sondern auch eine ausgeklügelte Karriere-Strategie. Denn Schiller dachte für seine Zeiterstaunlich "modern". Und er nutzte zeitlose Methoden und Erkenntnisse, die wir auch heute leicht im Berufsleben anwenden können. Selbst aus Schillers Fehlern können wir lernen – und es im eigenen Leben besser machen.Die Schiller-Strategie zeigt, wie Schiller seine berufliche Karriere, seinen Erfolg und vor allem schon seinen Nachruhm akribisch plante und wie wir heute davon profitieren können. Der Leser bekommt in 33 kurzen Kapiteln nicht nur einen Überblick über mögliche Strategien zum Erfolg, sondern auch einen unterhaltsamen Einblick in das bewegte Leben des Ausnahme-Dichters.Jedes Kapitel, das eine Lebens- und Karrierestation Schillers beleuchtet, enthält zugleich passende Zitaten des Dichters: eine Fundgrube für jeden Redenschreiber.Überraschend, modern, mit zahlreichen Zitaten.Das ideale Geschenkbuch.Gelungene Verbindung von Literatur und Management.Ein echter Mehrfach-Nutzen nicht nur für Literaturinteressierte und Schiller-Fans.

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Information



18 REISS’ DIE ANDEREN MIT

„Die Jugend brauset, das Leben schäumt!“
Reiterlied, Wallensteins Lager
Stuttgart, 1781: Die Stadt ist muffig und kleinbürgerlich, die Arbeit als Arzt ist ihm zutiefst verhasst – aber zum Glück hat er ja seine Freunde, die ihm das Leben erträglich machen. Nicht nur erträglich, sondern sogar angenehm. Fast täglich treffen sie sich, spielen Karten, lachen und leeren manch eine Flasche Wein zusammen. Manchmal scheint es Schiller fast wie das Leben eines Studenten, der sich Zeit lässt mit dem Studium und der Wissenschaft – eigentlich ist es doch ein nicht so schlechtes Leben, als das es ihm sonst so oft erschienen ist …
Seid mir schöne Kerls. Bin da gewesen, und kein Petersen, kein Reichenbach. Tausendsackerlot! Hol euch alle der Teufel! Bin zu Hause, wenn ihr mich haben wollt. Adies, Schiller. Das hatte er auf einem Zettel in ihrer Stammkneipe, dem Gasthof zum Ochsen, für seine Freunde hinterlassen – sie würden kommen, da war er sich sicher.
Merkwürdig, er scheint immer der Anführer, der Mittelpunkt seiner Freundeskreise zu sein – schon früher, auf der Karlsschule, da hatten sich seine Freunde um ihn geschart, wenn er ihnen heimlich aus seinen Schriften vorlas. Sie waren begeistert gewesen, hatten ihm ehrliche Bewunderung gezollt. Alle hatten sich mitreißen lassen, und vor allem die „Räuber“ hatten es ihnen angetan. Sie hatten sein Räuberlied gesungen und sich fast so frei gefühlt wie Karl Moor in den böhmischen Wäldern …
Schiller kommt ins Nachdenken, während er eine Bouteille Rotwein öffnet und auf seine Freunde wartet. War er es selbst, war es seine Sprache, oder waren es seine Gedanken, die die anderen beeindruckten? Auf jeden Fall war er froh darüber …
Schiller war ein leidenschaftlicher Mensch. Er war ein Vorbild für seine Freunde, ein geborener Anführer, ein charismatischer Leader. Früh schon schwang er das große Wort, sagte den anderen, wo es lang ging, überredete seine Kommilitonen in der Karlsschule zu geheimen (und eigentlich verbotenen) abendlichen Treffen.
Schiller als Motivator: Eine Fähigkeit, die damals wie heute sehr geschätzt ist. Nur wer es versteht, andere für seine Ideen zu begeistern, zum Mitmachen und Mitziehen zu bewegen, hat auf lange Sicht Erfolg. Nicht umsonst beschäftigen sich so viele Managementbücher mit dem Thema Motivation. Fehlt sie, bleibt jede noch so gute Idee bloße Theorie, schafft es letztlich nicht bis in den praktischen Alltag.
Schiller jedoch hat begeistert. Mit Frische und Energie. Mit seiner Lebensfreude, seinem mitunter derben Humor, die ein bewusstes Gegenbild zum stumpfen Drill der Schule darstellten. Mit seinem übersprudelnden Talent. Mit immer neuen Ideen. Schiller war ein initiativer Mensch. Und er war selbst äußerst begeisterungsfähig.
Gewiss, das hat ihm oft auch Nackenschläge eingebracht. Denn zur Begeisterungsfähigkeit gehören idealerweise auch Klugheit und Erfahrung, um nicht blindlings jeder neuen Idee, jeder windigen Versprechung zu folgen. Diese Lektion hat Schiller sehr schmerzhaft gelernt (siehe Kapitel „Lerne leere Versprechungen erkennen“).
Auch bei den Frauen hat Schillers stürmische Begeisterungsfähigkeit übrigens großen Anklang gefunden. Der junge, schwärmerische Dichter eroberte so manches Herz im Sturm – und auch um ihn selbst war es zumeist recht schnell geschehen. Doch ebenso schnell folgte meist auch die Ernüchterung, eine schmerzhafte Trennung, ein Abschied unter Tränen. Auch in Liebesdingen hat Schiller erst allmählich gelernt, dass neben Begeisterungsfähigkeit eben noch andere Dinge im Leben zählen, wenn eine Beziehung von Dauer sein soll …
Immerhin: Schiller zeigt uns, wie weit man mit Begeisterung kommen kann. Wie sehr einen der beinahe grenzenlose Optimismus, das permanente Pläne-Schmieden, die immer neuen Ideen voranbringen können. Und wie man dabei noch andere auf dieser stürmischen Reise mitzunehmen und für sich einzunehmen versteht. Mehr dazu in den folgenden Kapiteln.
„Enthusiasmus ist der kühne, kräftige Stoß, der die Kugel in die Luft wirft, aber derjenige hieße ja ein Tor, der von dieser Kugel erwarten wollte, dass sie ewig in dieser Richtung und ewig mit dieser Geschwindigkeit auslaufen sollte. Die Kugel macht einen Bogen, denn ihre Gewalt bricht sich in der Luft. Aber im süßen Moment der idealischen Entbindung pflegen wir nur die treibende Macht, nicht die Fallkraft und nicht die widerstehende Materie in Rechnung zu bringen.“
An L.F. Huber, 1785

19 SUCHE DIR ECHTE FREUNDE, DIE DIR IN DER NOT BEISTEHEN

„– und auf der Größe Gipfel, Vergiss nicht, was ein Freund wiegt in der Not.“
Die Braut von Messina
Würde diese Flucht nie ein Ende haben? Diese verdammte Flucht, die im September 1782 in Stuttgart ihren Anfang genommen hat und nun schon Wochen, ja Monate andauert. Die Mannheimer Freunde hatten sie beschworen, nicht in der Stadt zu bleiben – ein Rat, dem sie widerstrebend gefolgt waren. Über Darmstadt waren sie bis nach Frankfurt gekommen. Zu Fuß, weil sie sich keine Kutsche leisten konnten, und auch, um nicht weiter aufzufallen. Er war zusammengebrochen auf dem weiten Weg, vor Erschöpfung und Enttäuschung. Und Streicher hatte dafür gesorgt, dass er ein paar Stunden im Schatten eines Buschs schlafen konnte.
Sein treuer Freund. Der mit ihm das Wagnis geteilt hatte, aus Mannheim zu fliehen. Der selbst große Ambitionen als Künstler hatte, aber sie zurückstellte, um ihn – Schiller – zu unterstützen. Nach Hamburg zu Carl Philipp Emanuel Bach wollte Streicher, um dort seine Musikstudien zu vervollständigen. Und jetzt war es fraglich, ob er jemals dort ankommen würde, denn das Reisegeld, das ihm seine Mutter geschickt hatte, war fast schon aufgebraucht – Streicher hatte es für Unterkunft und Lebensmittel für sie beide genommen, war bei dem kränkelnden und deprimierten Schiller geblieben, munterte den Freund auf, stand ihm mit Rat und Tat zur Seite …
Nur eine kurze Zeit waren sie in Frankfurt geblieben, weil das Leben in der Stadt einfach zu teuer war. Und dann hatten sie sich daran erinnert, dass die Mannheimer ihnen geraten hatten, Quartier in einem linksrheinischen Dorf in der Nähe Mannheims zu nehmen, wo es sich spottbillig und vor allem unerkannt leben ließ. Und hier sind sie jetzt angelangt. Im Oggersheimer Gasthaus Viehhof, wo sie unter falschen Namen wohnen. Seit bald zwei Monaten schon …
Der Gasthof ist einfach, aber nicht immer können sie sich ein Essen dort leisten. Streicher geht und versucht etwas aufzutreiben, während Schiller arbeitet wie ein Besessener: An seinem neuen Drama, der „Verschwörung des Fiesco zu Genua“ – ein Stück, das er weit besser und reifer findet als die hochgelobten „Räuber“: Meine Räuber mögen untergehen, mein Fiesko wird leben. Während des Tages schreibt Schiller an diesem Stück, in der Nacht arbeitet er seine Ideen weiter aus – begleitet von Streichers Melodien, die er auf dem mitgenommenen Reiseklavier für ihn spielt.
Verdammt, noch nicht einmal Kerzen können sie sich leisten, deshalb verrinnen die Abendstunden so sinnlos, ohne die Tätigkeit des Schreibens. Aber nein, sinnlos sind sie doch nicht – Streicher schafft ihm mit seiner Musik die Umgebung, die er braucht, um sein Stück weiterzuentwickeln. Immer und immer weiter spielt Streicher, wenn Schiller ihn darum bittet – er, der treueste aller seiner Freunde, sein Gefährte in den wohl schwersten Stunden …
Schiller hatte einen großen Vorzug in seinem Leben – eine positive Eigenschaft, einen sympathischen Charakterzug, der ihm sein ganzes Leben lang nützlich war: Immer wieder verstand er es, mit seiner Persönlichkeit und seinem Schaffen andere zu begeistern (siehe voriges Kapitel) und Freundschaften fürs Leben anzubahnen. Er hat auf seinem Lebensweg immer wieder Menschen – Freunde – gefunden, die bereit waren, alles für ihn zu tun. Auch wenn sie dadurch eigene Wünsche hintanstellen mussten, wie dies bei Schillers Fluchtgefährten Streicher der Fall war. Dieser hat sogar bewusst seine eigene Karriere aufs Spiel gesetzt, nur um dem Freund zu helfen, ihn nicht im Stich zu lassen …
Was uns diese Episode zeigt? Dass der Wert der Freundschaft im Leben nicht hoch genug einzuschätzen ist. Und zwar nicht nur in guten Zeiten, sondern gerade dann, wenn es eben einmal nicht rund läuft, wenn man auf Unterstützung angewiesen ist. Das muss nicht immer gleich Geld sein wie bei dem chronisch klammen Schiller, oder auch gute berufliche Beziehungen, die man zugunsten eines Freundes spielen lässt (auch hiervon hat Schiller mehr als einmal profitiert). Nein, häufig reicht schon ein gutes Gespräch, ein „für den Freund da sein“, ein geduldiges Zuhören, ein kluger Rat, um eine schwierige Lebenssituation deutlich weniger desolat aussehen zu lassen und neue Zuversicht zu spenden.
Denn Freunde stützen einen in der Not. Sie helfen, ermutigen, beflügeln, und schon gar nicht lassen sie einen im Stich. Wenn man Glück hat, hält eine solche Freundschaft ein Leben lang – selbst dann, wenn sich die Lebenswege längst auseinanderentwickelt haben, wenn man räumlich voneinander getrennt ist, wenn man ganz unterschiedliche Berufe ergriffen hat. Der tiefen, wahren Freundschaft tut das keinen Abbruch. Es ist der Gedanke des Lebensbundes, der hier aufleuchtet, und wie ihn viele studentische Korporationen, viele Service-Clubs wie Rotary oder Lions heute noch pflegen: Einmal Freund, immer Freund …
Aber so wohltuend es ist, von anderen unterstützt zu werden: Freundschaft ist keine Einbahnstraße. Sie beruht auf Geben und Nehmen, auf einem empfindlich austarierten Gleichgewicht, selbst oder gerade bei gegensätzlichen Naturen. Wohl mag sich die Waage im Laufe der Zeit mal zur einen, mal zur anderen Seite neigen. Doch wer ständig nur fordert, die anderen ausnützt, verliert schnell auch den letzten wohlmeinenden Freund.
Und Schiller hat seine Freunde arg strapaziert. Er hat viel von ihnen genommen, und sie haben ihm viel gegeben. Doch ausgenutzt fühlten sie sich nicht. Im Gegenteil, sie spürten: Hier ist einer, der vom Schicksal arg mitgenommen ist. Der dringend Hilfe braucht. Der etwas Großes vollbringen will. Der die Fähigkeiten dazu hat, aber nicht die nötigen Geldmittel …
Auch in späteren Jahren hat Schiller immer wieder gute Freunde gefunden, die für ihn sorgten, ihn finanziell unterstützten. Manchmal sogar nur weit entfernte „Seelenfreunde“, die das Schicksal des darbenden Dichters rührte – und die doch lebhaften Anteil an seinem Leben nahmen. Und Schiller hat es ihnen vergolten. Nicht so sehr mit barer Münze; das ließ seine Börse nicht zu. Aber dafür mit viel Zeit, die er für seine Freunde investierte. Mit Briefen. Mit Gedanken und guten Wünschen. Mit philosophischen oder auch ganz profanen Gesprächen. Oder auch mit einer geselligen Runde bei einem guten Glas Wein, bei einer Tabakspfeife, beim Kartenspiel …
Schiller wusste, was er seinen Freunden schuldig war. Er hat seine Freundschaften gepflegt – nicht nur in der Not, sondern auch und gerade, als er ein arrivierter Professor und Schriftsteller geworden war. Gerade dann brauchte Schiller seine Freunde um sich, die Geselligkeit …
Und er gibt uns auch damit ein Beispiel: bei aller Hektik im Berufsleben, bei aller Fixierung auf die Karriere, bei allem Erfolg nicht die Freunde zu vergessen. Freunde, die uns auf unserem Lebens- und Karriereweg begleiten. Die sich mit uns über unsere Erfolge freuen können. Die uns mit klugem, freundschaftlichem Rat zur Seite stehen und uns vielleicht von mancher spontanen Torheit abhalten. Die auch in schwierigen Situationen für uns da sind – bei Jobverlust, schwerer Krankheit oder in einer Beziehungskrise. Freunde, für die wir jederzeit das gleiche tun würden, auch wenn wir selbst gerade genügend eigene Sorgen haben. Wer weiß – vielleicht braucht ja gerade jemand uns in diesem Augenblick ganz dringend?
„Denn über alles Glück geht doch der Freund, der’s fühlend erst erschafft, der’s teilend mehrt.“
Wallensteins Tod

20 SUCHE DIR FÖRDERER UND GÖNNER: BAUE DIR EIN NETZWERK AUF

„Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt, vertrau auf Gott und rette den Bedrängten.“
Wilhelm Tell
Dezember 1782: Neben ihm knistert ein Feuer im Ofen und erfüllt die kleine, geschmackvoll eingerichtete Stube mit gemütlicher Wärme, während draußen tiefer Schnee liegt. Genügend Kerzen erhellen den Schreibtisch, damit er auch noch am Abend schreiben kann, und unten aus der Küche dringt das Klappern von Geschirr und Besteck zu ihm nach oben: Bald würde das Abendessen aufgetragen werden, die dritte Mahlzeit an diesem Tag, der ganz dem Schreiben gewidmet war. In Ruhe, ohne Angst vor württembergischen Soldaten, ohne die ständige Sorge, dass sich seine Gläubiger nicht mehr länger gedulden und jetzt sofort ihr Geld von ihm fordern würden – ihr Geld, das er nicht hatte.
Langsam lässt Schiller die Feder sinken und bläst vorsichtig über den gerade voll geschriebenen Bogen, damit die schwarze Tinte schneller trocknet. Die Arbeit an seinem bürgerlichen Trauerspiel „Luise Millerin“ geht voran – es ist seine Abrechnung mit Herzog Karl Eugen, mit allen Herrschern, die voller Willkür und Nichtachtung ihre Untertanen regieren. Es würde das Publikum aufrütteln – er wusste, das Stück würde ein großer Erfolg werden!
Welch eine glückliche Fügung, dass ihn der Brief Henriette von Wolzogens in Oggersheim erreicht hatte. Die Mutter eines seiner Mitschüler auf der Karlsschule war schon lange von seinem Talent überzeugt, hatte ihm angeboten, vorübergehend in ihr Gutshaus im thüringischen Bauerbach zu ziehen, das sie selbst nur selten besuchte. Dort würde ihn niemand vermuten, und dort hätte er die nötige Ruhe und Sicherheit zum Schreiben. Wie dringend er die brauchte …
Das war ihm in Oggersheim wieder bewusst geworden, als man ihm erzählte, dass in Mannheim ein württembergischer Offizier nach ihm gesucht hätte – erst später hatte sich herausgestellt, dass es ein alter Schulfreund war, der ihn besuchen wollte. Aber diesmal reichte es ihm wirklich. Das wenige Geld, das er und Streicher hatten, war fast aufgebraucht, der schmuddelige Gasthof war zu nah an Mannheim, um wirklich sicher zu sein, und von einer dauerhaften Bleibe konnte auch nicht die Rede sein. Was also hatte näher gelegen, als der großzügigen Einladung Frau von Wolzogens zu folgen? Mochten die Götter sie dafür segnen …
Dieses Kapitel der „Schiller-Strategie“ schließt unmittelbar an das vorherige an. Denn neben guten Freunden wie Streicher hat Schiller auch immer wieder nahe und ferne Gönner gefunden, die ihn unterstützt haben. Die ihm Zuspruch gaben. Die selbst aus der Ferne etwas für ihn taten.
Das erste Beispiel ist Henriette von Wolzogen, die Mutter eines Studienfreundes. Sie bietet Schiller nicht nur Asyl in ihrem Gut in Bauerbach – sie finanziert den praktisch mittellosen Dichter auch über Monate hinweg. Ein „Schreibstipendium“ abseits der Hektik des Mannheimer Theaterbetriebs – genau das ist es, was Schiller in dieser Situation braucht. Was ihm über die erste Durststrecke hinweghilft. Und ihn dazu befähigt, seine nächsten Stücke zu schreiben. Stücke, mit denen er in Mannheim schon bald reüssieren will …
Beispiel zwei: Christian Gottfried Körner in Leipzig. Er hat von Schiller viel gehört, bewundert den Dichter der „Räuber“, ist von Schillers Freiheitsliebe fasziniert. Und beschließt, den Bedrängten in seine Nähe zu holen, für ihn zu sorgen. Ein neuerliches „Schreibstipendium“ beflügelt Schillers Karriere weiter.
Beispiel drei: Der dänische Erbprinz Friedrich Christian von Augustenburg und Graf Ernst von Schimmelmann, die Schiller für drei Jahre ein jährliches Stipendium von 1.000 Talern aussetzen: Im Sommer 1791 hatte sich das Gerücht verbreitet, dass Schiller gestorben sei – zutiefst erleichtert, dass sich der von ihnen sehr geschätzte Dichter von seiner schweren Krankheit erholt hat, bieten sie Schiller die großzügige Unterstützung an, damit dieser sich ohne Geldsorgen dem Schreiben widmen kann.
Wir staunen angesichts dieser Begeisterung, die Schiller selbst bei wildfremden Menschen entfacht. Doch wir können auch daraus lernen: Wie Schiller es geschafft hat, Marketing in eigener Sache zu betreiben und sich weithin bekannt zu machen. Wie sehr er an seinem Ruf als genialer Dichter der „Räuber“ gefeilt hat. Wie sehr er seine dramatische Flucht, seine bitteren persönlichen Umstände zu verbreiten wusste – und letztlich daraus Kapital geschlagen hat. Denn im Grunde war er, trotz aller schwierigen Situationen, schon bald kein bemitleidenswerter Habenichts mehr, sondern ein europaweit bekannter Dichter. Ein Dichter zwar ohne Geld und ohne festen Wohnsitz, aber mit treuen Unterstützern und einem beachtlichen Renommee. Einem Renommee, das sich schon bald in neuen nützlichen Kontakten niederschlagen sollte, und letztlich auch in klingender Münze.
Schiller ist es immer wieder gelungen, andere von sich zu überzeugen. Er hat sein Umfeld spontan mitgerissen, er hat Freundschaften geknüpft. Und er hat gelernt, wie man Kontakte anbahnt. Das ist ihm nicht in den Schoß gefallen. Als er in Mannheim ankam, war er ein abgerissener, hagerer, stark schwäbelnder und auf gesellschaftlichem Parkett höchst unsicherer junger Mann. Erst später, letztlich auch mit Hilfe seiner adligen Frau, hat er an Statur gewonnen, hat endlich meh...

Table of contents

  1. Prolog: Flucht in die Karriere
  2. Vorwort
  3. I. Visionen entwickeln
  4. II. Erfahrungen sammeln
  5. III. Mit Rückschlägen umgehen
  6. IV. Freunde finden, Netzwerke knüpfen
  7. V. Strategisch ans Ziel kommen
  8. Nachwort
  9. Zeittafel
  10. Literatur
  11. Die Autoren