Die Zukunft der IT in Unternehmen
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Die Zukunft der IT in Unternehmen

Managing IT as a Business

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Die Zukunft der IT in Unternehmen

Managing IT as a Business

About this book

Wenige Dinge werden in den Unternehmen so einhellig kritisch bewertet wie die Leistung des eigenen IT-Bereichs. Sie gelten in aller Regel als zu teuer und erfĂŒllen nicht die in sie gesetzten Erwartungen, sei es auf Seiten des Managements, sei es in den Augen der Anwender.Wie die interne IT am besten funktioniert, zeigen Brenner, Resch und Schulz in diesem Buch. Die Grundlage hierfĂŒr bildet eine internationale Studie mit acht konzerngebundenen IT-Dienstleistern global tĂ€tiger Unternehmen aus Deutschland, der Schweiz, Schweden, Frankreich, den USA und Kanada mit aufschlussreichen Ergebnissen."Die Zukunft der IT in Unternehmen" gibt Antworten auf folgende Fragen: Unter welchen Bedingungen kann ein selbstĂ€ndiger Servicebereich entwickelt werden? Welches GeschĂ€ftsmodell optimiert die konzernbezogene IT? Und wie lĂ€sst sich der Servicebereich unternehmerisch fĂŒhren, ohne ein echtes Unternehmen im strikten Sinne zu sein?‱ Zeigt praxisnah und nachvollziehbar die sechs Dimensionen eines funktionierenden IT-Bereichs‱ Zielgruppen: FĂŒhrungskrĂ€fte und Mitarbeiter konzerngebundener IT-Bereiche, Anwender von IT in Unternehmen, IT-Entscheider in Konzernen, Berater

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Information

III

GeschÀftsmodell

Wir haben uns entschlossen, fĂŒr die von uns beschriebene IT-Organisationsform die Bezeichnung „konzerngebundener IT-Dienstleister“ zu nehmen. Wir sind jedoch wĂ€hrend unserer Recherchen auf eine Vielzahl anderer Begriffe gestoßen, welche Ă€hnlich und synonym verwendet werden könnten. Dazu zĂ€hlen unter anderem „Shared-Service-Organisationen“ beziehungsweise „Shared-Service-Center“ oder auch „konzerninterner IT-Dienstleister“.

Historie der Konzern-IT

Um das GeschĂ€ftsmodell konzerngebundener IT-Dienstleister sowie das SelbstverstĂ€ndnis der IT-Mitarbeiter besser verstehen zu können, geben wir einen kurzen historischen Abriss zur Entwicklung der Konzern-IT. Alle von uns untersuchten konzerngebundenen IT-Dienstleister entstammen der klassischen IT-Abteilung. Seit Beginn der IT stand die Technik immer im Fokus, die Mitarbeiter verstanden sich als Technikspezialisten. Basierend auf diesem Wissen entwickelte sich bei dem Großteil der IT-Experten die Einstellung, eigentlich am besten zu wissen, was fĂŒr das GeschĂ€ft gut ist. So bestimmten sie zum Beispiel oft allein, mit Hilfe welcher Anwendungen die Benutzer ihre GeschĂ€ftsprozesse durchfĂŒhren sollten. Weitere typische Aussagen zeigen die Einstellung vieler IT-Mitarbeiter [6]:
‱ „Wir vertrauen auf unsere Planungs- und Kontrollsysteme!“
‱ „Hierarchie erzeugt die bestmöglichen Lösungen!“
‱ „Wir mĂŒssen sicherstellen, dass das GeschĂ€ft alles richtig macht!“
‱ „Das GeschĂ€ft ĂŒbernimmt alle bei uns entstandenen Kosten!“
‱ „Wir setzen unser Budget und managen es!“
‱ „Wir teilen dem GeschĂ€ft Dinge mit, von denen wir glauben, sie mĂŒssten sie wissen!“
Es ist offensichtlich, dass das GeschÀft nicht optimal mit IT-Services versorgt wurde, aber in den vergangenen Jahren hat sich ein Wandel vollzogen. Unter anderem durch immer bessere Vergleichbarkeit der IT-Services und das breite Outsourcing-Angebot auf dem externen Markt hat der Druck auf diese klassische, technikzentrierte IT-Abteilung zugenommen. Um konkurrenzfÀhig zu sein, ist bei den Mitarbeitern ein radikaler Sinneswandel notwendig, weg von der Technikfokussierung, hin zu Kunden und Anwendern.
Um das GeschÀftsmodell konzerngebundener IT-Dienstleister besser verstehen zu können, ist die Kenntnis der organisatorischen Entwicklung ihrer VorgÀngerbereiche hilfreich.
Organisationstechnisch waren die 1970er Jahre geprĂ€gt von IT-Zentralabteilungen, die IT-Services fĂŒr den gesamten Konzern erbrachten. Diese Unternehmenszentralen wurden grĂ¶ĂŸer, mĂ€chtiger und unflexibler. Deshalb gab es in den 1980er Jahren Dezentralisierungswellen. So wurden beispielsweise allgemeine Verwaltungs- und UnterstĂŒtzungsfunktionen in die operativen GeschĂ€ftsbereiche verlegt. Die Erbringung dieser IT-Services war auf die jeweiligen Anforderungen der Bereiche zugeschnitten, was innerhalb der Konzerne zu heterogenen IT-Systemlandschaften fĂŒhrte. Kritisch waren Schnittstellenprobleme zwischen verschiedenen GeschĂ€ftsbereichen und höhere Kosten, unter anderem aufgrund von Doppelarbeit. Diese Probleme traten in den 1990er Jahren stĂ€rker in den Vordergrund und man erachtete weitere Umstrukturierungen als notwendig. Es war das Ziel, die Vorteile von Zentralisierung und Dezentralisierung miteinander in einer neuen Organisationsform zu verbinden [72]. Es sollen Konsolidierung und Standardisierung erreicht werden, kombiniert mit KundennĂ€he, FlexibilitĂ€t und Effizienz. Es entstand das GeschĂ€ftsmodell der konzerngebundenen IT-Dienstleister.

GrĂŒnde gegen Outsourcing

Es gibt eine Vielzahl von Motiven, welche zur GrĂŒndung konzerngebundener IT-Dienstleister gefĂŒhrt haben. In einer Untersuchung von PA Consulting Group gaben 30 Prozent der Befragten an, dass eine Prozessstandardisierung der Hauptgrund sei, gefolgt von der Nutzung von Skaleneffekten. Weitere genannte GrĂŒnde sind bessere IT-ServicequalitĂ€t und der Fokus auf das KerngeschĂ€ft [52].
Die Motive fĂŒr die Etablierung konzerngebundener IT-Dienstleister Ă€hneln jenen, die beim Outsourcing genannt werden, aber es gibt diverse Punkte, die fĂŒr konzerngebundene IT-Dienstleister sprechen und gegen das Outsourcing:
‱ Als erstes Motiv sind die Kosten zu nennen. Vielfach wird davon ausgegangen, dass externe IT-Dienstleister per se gĂŒnstiger sind. Viele IT-Verantwortliche sind mit den Kosteneinsparungen durch Outsourcing-GeschĂ€fte unzufrieden. So stellen externe IT-Dienstleister viele Kosten in Rechnung, die vom Outsourcing-Nehmer als schon im Preis inbegriffen angesehen wurden. Zudem schlagen externe IT-Dienstleister eine ĂŒppige Gewinnmarge, teils ĂŒber 35 Prozent, auf die internen Kosten auf. Die Marge ist bei konzerngebundenen IT-Dienstleistern dagegen beschrĂ€nkt [18].
‱ Der Eingriff in Unternehmenskultur und ProzessablĂ€ufe durch Outsourcing darf nicht unterschĂ€tzt werden. WĂ€hrend bei einem konzerngebundenen IT-Dienstleister die Mitarbeiter weiterhin im Konzern bleiben, prallen bei der Zusammenarbeit mit externen IT-Dienstleistern verschiedene Unternehmenskulturen und ProzessablĂ€ufe aufeinander [18]. So hat beispielsweise jedes Unternehmen seine eigenen Leitbilder, Werte, Umgangsformen mit Mitarbeitern oder Kommunikationsstile. Diese Unterschiede in den Unternehmenskulturen können zu schwerwiegenden Problemen beim Outsourcing fĂŒhren, wie Erfahrungen vieler Informatikchefs zeigen. Durch MissverstĂ€ndnisse und Unsicherheit sinkt die ArbeitsproduktivitĂ€t, das Unternehmen verliert gute Mitarbeiter und damit wichtiges Wissen. Teils dauert es Jahre, bis die IT-Organisation wieder reibungslos funktioniert.
‱ Viele Konzerne schĂ€tzen das Risiko in puncto Datensicherheit als zu hoch ein und verzichten deswegen auf Outsourcing. Die Angst, dass sensible und wettbewerbskritische Informationen in falsche HĂ€nde geraten könnten, ist prĂ€sent. Es wird die konzerninterne Lösung bevorzugt [18].
‱ HĂ€ufig wird die Besorgnis geĂ€ußert, man könnte in ein zu starkes AbhĂ€ngigkeitsverhĂ€ltnis zu einem externen IT-Dienstleister geraten, besonders bei IT-Services, die keine Commodity darstellen. Denn die Einflussmöglichkeiten auf externe IT-Dienstleister sind gering. Im Gegensatz dazu kann der Konzern auf den konzerngebundenen IT-Dienstleister einwirken und ist nicht den reinen Mechanismen des Marktes ausgeliefert.
‱ Durch Outsourcing geht konzerninternes Wissen ĂŒber Informationstechnologie und Prozesse verloren. Dadurch wird die Steuerung des externen IT-Dienstleisters erschwert, AbhĂ€ngigkeiten erhöht sowie ein spĂ€teres Insourcing verkompliziert.
‱ Die fehlende Kenntnis der Konzernprozesse ist ein weiterer Nachteil des Outsourcings. Im Gegensatz zu konzerngebundenen IT-Dienstleistern haben externe IT-Dienstleister oft nur beschrĂ€nktes Branchenwissen und verfĂŒgen ĂŒber keine Kenntnis der konzerninternen Prozesse. Auf die spezifischen Rahmenbedingungen, denen eine Branche beziehungsweise ein Konzern ausgesetzt ist, kann beim Outsourcing nur teilweise eingegangen werden.
Durch die Nutzung von Informationstechnologie können unternehmerische Chancen fĂŒr den Konzern entstehen. Konzerngebundene IT-Dienstleister können als Business-Enabler agieren und sind durch die enge Bindung an den Konzern gut geeignet, das Mutterunternehmen bei der Wahrnehmung dieser Chancen zu unterstĂŒtzen.
‱ Der konzerngebundene IT-Dienstleister ist verpflichtet, den Konzern mit allen benötigten IT-Services zu unterstĂŒtzen, es besteht Lieferpflicht. Externe IT-Dienstleister können die Belieferung bestimmter Standorte oder Regionen des Konzerns ablehnen.

Grundmerkmale des GeschÀftsmodells konzerngebundener IT-Dienstleister

Das Konzept konzerngebundener IT-Dienstleister wird in Praxis und Literatur als relativ elastisch und dynamisch angesehen. GrundsÀtzlich verstehen wir unter einem konzerngebundenen IT-Dienstleister ein Unternehmen, das dem Konzern gehört und vorrangig Konzernkunden mit IT-Services beliefert. Detaillierter können konzerngebundene IT-Dienstleister anhand folgender, in Praxis und Literatur allgemein akzeptierter Merkmale beschrieben werden [63]:
‱ Konsolidierung von UnterstĂŒtzungsprozessen: In dezentral aufgestellten Konzernen hat jeder GeschĂ€ftsbereich seine eigenen UnterstĂŒtzungsservices (beispielsweise Lohnabrechnungen oder IT-Services) fĂŒr die Kernprozesse. Diese sind genau auf die BedĂŒrfnisse der jeweiligen GeschĂ€ftseinheiten zugeschnitten. Jene dezentral durchgefĂŒhrten UnterstĂŒtzungsprozesse werden in einer separaten Organisationseinheit, dem konzerngebundenen IT-Dienstleister, zusammengefĂŒhrt und konsolidiert. Ziele sind die Vermeidung von Doppelarbeit und das Erreichen von Synergien. So können beispielsweise durch BĂŒndelung von Entwicklung, Wartung und Betrieb von IT-Services die entstehenden Kosten zwischen den GeschĂ€ftsbereichen aufgeteilt werden. Dabei ist zu betonen, dass es nicht nur eine einfache Konsolidierung gibt, sondern dass Optimierung und Effizienzsteigerung der Prozesse im Vordergrund stehen. Prozesse, die vormals UnterstĂŒtzungsleistungen fĂŒr das GeschĂ€ft darstellten, sind jetzt die Kernprozesse der konzerngebundenen IT-Dienstleister und im Fokus dieser Organisation.
‱ Fokussierung auf Konzernkunden: Der starke Fokus konzerngebundener IT-Dienstleister auf den Konzernkunden wird explizit als Eigenschaft dieses GeschĂ€ftsmodells erwĂ€hnt. Damit soll die Abgrenzung zum herkömmlichen Ansatz der zentralen IT-Abteilung deutlich gemacht werden, die wie ein Monopolist gegenĂŒber den internen Abnehmern der IT-Services auftritt [4]. Zudem liegt der Fokus bei IT-Abteilungen oft auf der Technologie. Konzerngebundene IT-Dienstleister hingegen fokussieren auf optimale UnterstĂŒtzung der Konzernkunden mit IT-Services. Der Schwerpunkt liegt auf dem IT-Service-Output, also der vertraglich vereinbarten QualitĂ€t zum vereinbarten Preis.
‱ Halbautonome, eigenstĂ€ndige Organisationseinheit: Konzerngebundene IT-Dienstleister sind eine von anderen Bereichen klar getrennte Organisationseinheit mit eigener Verantwortung und eigenem Management. Nur dadurch ist eine Trennung der Governance-Funktion von der eigentlichen IT-Leistungserstellung möglich, wie bereits in Kapitel II beschrieben. Im Konzern wird gezeigt, dass etwas Neues entstanden und der konzerngebundene IT-Dienstleister keine neue Zentralabteilung ist. Oft wird der Begriff „halbautonom“ verwendet [4]. Er soll signalisieren, dass konzerngebundene IT-Dienstleister zwar wie ein separates Unternehmen gefĂŒhrt werden, aber stark vom Mutterunternehmen abhĂ€ngig sind. So gehören konzerngebundene IT-Dienstleister 100-prozentig dem Konzern, welcher gleichzeitig der Hauptkunde ist.
‱ Übernahme von UnterstĂŒtzungsleistungen fĂŒr Kernprozesse: Bei den UnterstĂŒtzungsleistungen fĂŒr die Kernprozesse wird zwischen transaktionsorientierten und komplexen, wissensbasierten Prozessen unterschieden. Typische transaktionsorientierte Prozesse sind Lohnabrechnung, Rechnungswesen und Buchhaltung oder Rechenzentrumsbetrieb. Charakteristische wissensbasierte Prozesse sind unter anderem Finanzanalysen, das Training von Mitarbeitern, Applikationsentwicklung oder die Immobilienverwaltung. Bei transaktionsorientierten Prozessen handelt es sich um Prozesse, die einen hohen Gemeinsamkeits- und Standardisierungsgrad und wenig Schnittstellen mit anderen Prozessen und Technologien haben, geringes finanzielles und geschĂ€ftliches Risiko mit sich bringen, nur in geringem Umfang von externen Kunden abhĂ€ngig sind sowie ein hohes Automatisierungspotential aufweisen.
‱ Belieferung mehrerer GeschĂ€ftsbereiche/Kunden: Konzerngebundene IT-Dienstleister beliefern mehrere GeschĂ€ftsbereiche des eigenen Konzerns, wobei es keine BeschrĂ€nkung auf einzelne LĂ€nder oder Regionen gibt. Ferner ist die Lieferung der IT-Services an Drittmarktkunden möglich. Der Fokus liegt auf standardisierten IT-Services, die alle GeschĂ€ftsbereiche Ă€hnlich oder gleich beziehen.
‱ Optimierung des Ressourceneinsatzes: Die Etablierung konzerngebundener IT-Dienstleister trĂ€gt zu einer verbesserten Wertschöpfungsorientierung im Gesamtkonzern bei, da die strategischen GeschĂ€ftseinheiten sich verstĂ€rkt auf ihre Kernprozesse konzentrieren können. Grund ist die Übernahme der UnterstĂŒtzungsprozesse durch den konzerngebundenen IT-Dienstleister. Die einzelnen GeschĂ€ftseinheiten sind in der Lage, ihre Managementressourcen auf die Kernkompetenzen zu konzentrieren und nicht auf die Abwicklung von UnterstĂŒtzungsfunktionen.
‱ Orientierung am externen Wettbewerb: Um eine markt- und wettbewerbsorientierte Sichtweise einnehmen zu können, werden innerhalb der konzerngebundenen IT-Dienstleister umfassende Marktkenntnisse benötigt. Dazu gehören beispielsweise Informationen ĂŒber Wettbewerber auf dem Drittmarkt, GegenĂŒberstellungen mit eigenen StĂ€rken und SchwĂ€chen oder Preis-Benchmarks. Bei letzteren werden die internen Preise der konzerngebundenen IT-Di...

Table of contents

  1. Die Welt der IT ist eigentlich wunderbar
  2. I. Einleitung
  3. II. Handlungsfelder fĂŒr konzerngebundene IT-Dienstleister
  4. III. GeschÀftsmodell
  5. IV. Kundenorientierung
  6. V. Industrialisierung
  7. VI. Wertschöpfungskettenmanagement
  8. VII. Internationalisierung
  9. VIII. Innovationsmanagement
  10. IX. Vergleich Gesamtunternehmen
  11. X. Schlussbetrachtung
  12. Literatur
  13. Register