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Global History und Weltgeschichte
Quellen, ZusammenhÀnge, Perspektiven
This book is available to read until 5th December, 2025
- 277 pages
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About this book
Global history has now been established as a field in historical studies for a decade. One of its fundamental demands is a renunciation of Eurocentrism in research on and analysis of world-historical developments. A mere glance at the important historical works published in the twentieth century shows that historical research was already well aware of the issues and problem areas involved. World history thus appears as a precursor for global-history approaches. This book provides a vivid and exemplary introduction to the models and conceptual structures used in global history, and in a comprehensive analysis explains the way in which global history has developed, what the term means and the prospects for this new direction in research.
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Information
1
Einleitung: Was ist Global History?
1.1 Fragen an die Global History und nach ihrer Bedeutung
»Unser Feld ist die Welt.«1
Titel der Festschrift zum 150-jÀhrigen Bestehen der Hapag-Lloyd.
»Globalgeschichte ist ein relativ junger Ansatz in der Geschichtswissenschaft, der auch jenseits der Fachwissenschaft zunehmend Beachtung findet: der Wechsel der Perspektive, den die Globalgeschichte impliziert, scheint einer globalen Welt angemessen. Wo sich die Beziehungen zunehmend weltweit erstrecken, interessiert es auch, ob es Ă€hnliche Beziehungen schon in der Vergangenheit gegeben hat. Hinzu kommt, dass die Globalgeschichte den Fokus von einer Zentrierung auf die westliche oder europĂ€ische Vergangenheit weg und hin zu der Beachtung auĂereuropĂ€ischer Kulturen â vor allem im asiatischen Raum â lenkt.«2
Landesbildungsserver Baden-WĂŒrttemberg, 3/2016.
Geht man nach dem ersten Blick auf Cover- und Schutzumschlagabbildungen fĂŒhrender Darstellungen der Global History, kann an ihrem Gegenstand keinerlei Zweifel bestehen: Wie der Slogan der Traditions- und GroĂreederei Hapag-Lloyd3 es suggestiv fernwehlastig ausdrĂŒckt: »Unser Feld ist die Welt«: Weltkugeln, Weltkarten, immer wieder Schiffe, ĂŒberhaupt jede Art der Verkehrs- und Kolonialinfrastruktur, gern HĂ€fen ohne und mit Schiff-Schiene-Warenumschlag in diesen, vor allem auch zweier fĂŒr die Globalgeschichte besonders bewusstseinsbildender Handelswaren nicht nur der Vormoderne: Sklaven und Kolonialwaren werden immer wieder abgebildet.4
Aber schon ein zweiter Blick auf die Titel macht nachdenklich, was noch unter globaler oder gar einer Weltgeschichte verstanden werden kann. Der Karlsruher Verbundkatalog KVK gibt unter den ersten zehn Treffern fĂŒr die Titelstichworte global history Ende MĂ€rz 2016 u. a. die folgenden Monographien an:5
âą Frans Josef Jeroen, Dynasties. A Global History of power, 1300â1800, Cambridge/UK 2016.
âą Haaro Maat, Sandrip Hazareesingh (Eds.), Local Subversions of Colonial Studies: Commodities and Anti-Commodities in Global History, Basingkstoke/UK 2016
âą Alexander Mikaberidze, The Napoleonic Wars. A Global History, Oxford/UK 2016.
âą Kiran Klaus Patel, The New Deal. A Global History, Princeton, NJ 2016.
âą Dietmar Rothermund, Aspects of Indian and Global History. A collection of Essays, Baden-Baden 2016.
Die Geschichte der Macht, der VerÀnderung der kolonialen Provinz, der Napoleonischen Kriege, des New Deal und Indiens ist also auf den Nenner der Weltgeschichte zu bringen? Wie macht man das?
Ăberblick verschafft vielleicht ein Lexikon. Daher kann man sich ĂŒber den Artikel Weltgeschichte aus der 19. Auflage des Brockhaus umso mehr wundern, in dessen entsprechendem Band von 1994 das Thema fĂŒr erledigt erklĂ€rt wird:
»Weltgeschichte, Universalgeschichte, die Darstellung der Menschheitsgeschichte als Ganzes. Im 18. und 19. Jh. wurde die Weltgeschichte meist als fortschreitende Entwicklung der Menschheit begriffen, im 20. Jh. trat die Betrachtung des globalen Zusammenhangs wechselseitiger Beziehungen von Völkern und Kulturen in den Vordergrund. Infolge der Ausdifferenzierung der Geschichtswissenschaft und angesichts der KomplexitÀt von Geschichte hat die Darstellung der Weltgeschichte ihre Bedeutung verloren.«6
Die 16. Auflage des GroĂen Brockhaus von 1957 war noch nicht so pessimistisch:
»Weltgeschichte, in der Geschichtsschreibung der Versuch, die geschichtliche Entwicklung der verschiedenen Völker, Reiche und Kulturen in ihren wechselseitigen Beziehungen und inneren Gemeinsamkeiten zu einem wissenschaftlichen Gesamtbild zusammenzufassen. Ăber die Darstellung der tatsĂ€chlichen Ereignisse und der feststellbaren Kulturwandlungen hinaus enthĂ€lt jede Weltgeschichte, sofern sie eine Sinndeutung anstrebt, Elemente der Geschichtsphilosophie in sich.«7
Weltgeschichte aber ist wie alle Geschichte nicht neutral. Der GroĂe Herder benannte 1935, im Jahr der »NĂŒrnberger Rassegesetze«, neben der Entwicklung der Weltgeschichtsschreibung auch deren zeitgenössische Anpassung an den politischen Zeitgeist:
»Weltgeschichte, die Geschichte der ganzen Menschheit in ihren ursĂ€chlichen Zusammenhang und ihrer gegenseitigen Beeinflussung. Seit dem christlichen Altertum begnĂŒgte sich die Weltgeschichtsschreibung mit einer erzĂ€hlenden Darstellung des Hauptstoffs aus der politischen und religiösen Geschichte. Voltaire und die Romantiker dehnten ihre Aufgabe auf alle Kulturgebiete aus. Lange beschrĂ€nkte sie sich auf die orientalisch-abendlĂ€ndische Kulturgemeinschaft; heute fordert man Ausdehnung auf die ganze Erde und auch auf die vorgeschichtliche Zeit. Die von einer einheitlichen Auffassung (der teleologischen Auffassung vom Werden des Gottesreichs im Sinn Augustins oder dem optimistischen Fortschrittsglauben der AufklĂ€rung) getragene Weltgeschichtsschreibung wurde im 19. Jahrhundert aufgegeben, weil ein einzelner den gesamten Stoff nicht mehr beherrschen kann. Entgegen den bisherigen Deutungen von der Entwicklung der Rassen und Völker erklĂ€ren neuere Auffassungen die Weltgeschichte als die Darstellung bestimmter Rassenvölker und Rassenseelen und fordern die Durchforschung der Weltgeschichte nach diesen Gesichtspunkten (âșWeltgeschichte auf rassischer Grundlageâč).«8
Meyers Konversations-Lexikon verweist in seiner fĂŒnften Auflage von 1897 im entsprechenden Band unter Weltgeschichte auf den Artikel Geschichte:9
»Die Universal- oder Weltgeschichte verarbeitet die in den Spezial- und Partikulargeschichten gewonnenen Ergebnisse zu einem nach rĂ€umlichen und zeitlichen VerhĂ€ltnissen wohlgeordneten Ganzen. Sie soll uns die ZustĂ€nde des gesamten menschlichen Geschlechts, wie sie sich im Laufe der Zeiten gestaltet haben, nach ihren wichtigsten Beziehungen und bedeutungsvollsten Erscheinungen kennen lehren und so gleichsam die Krone bilden, in welcher alle Strahlen geschichtlicher Darstellung zusammenflieĂen.«10
Offenbar gibt es lediglich Weltgeschichten, aber keine Weltgeschichte.11 Möglicherweise erinnern sich Geschichtsstudierende in ihrer Ratlosigkeit auch an ihre EinfĂŒhrung in das Studium der Geschichte und/oder an die EinfĂŒhrung in ihre UniversitĂ€tsbibliothek. Auch dort gibt es an den RĂ€ndern der Abteilung Geschichte sogar deutschsprachige Hilfsmittel, in deren Titeln Welt- erscheint, auch wenn sie schon einigermaĂen betagt sind, u. a.:
âą dtv-Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, hg. v. Martin Broszat, Helmut Heiber, Bd. 1â14, MĂŒnchen 1967 ff.
âą Fischer Weltgeschichte, Bd. 1-36, Frankfurt am Main 1965â1983.
âą PropylĂ€en-Weltgeschichte. Eine Universalgeschichte, hg. v. Golo Mann u. a., Bd. 1â10, Berlin/Frankfurt am Main 1960â1965.
Manche Studierende werden sich auch an weltgeschichtliches Unterrichtsmaterial aus dem Gymnasium erinnern. Seit 1964 erscheint der dtv-Atlas zur Weltgeschichte, ein systematischer Durchgang durch die Geschichte mit Karten- und Datenmaterial. Im Vorwort der Erstausgabe heiĂt es:
»Der âșdtv-Atlas zur Weltgeschichteâč stellt einen Versuch dar, Karten und chronologischen AbriĂ sinnvoll miteinander zu verbinden und dem Benutzer historische Situationen auch auf optischem Wege nahezubringen. Bei der Auswahl der Fakten haben wir uns nicht von einem bestimmten Geschichtsbild leiten lassen, sondern wollten versuchen, einen möglichst objektiven Ăberblick zu geben. Aus diesem Grunde wurden auch auĂereuropĂ€ische Themen und Epochen berĂŒcksichtigt«.12
Schon eine solche Aussage wirft viele Fragen auf: Gibt es eine Auswahl historischer Fakten, die nicht von einem bestimmten Geschichtsbild geleitet sind? Ist schon die BerĂŒcksichtigung auĂereuropĂ€ischer Themen und Epochen ein hinreichender MaĂstab fĂŒr einen objektiven Ăberblick und kann es den ĂŒberhaupt geben?
Noch fast 100 Jahre Àlter ist Putzgers Historischer Schulatlas, der seit 1877 erscheint. WÀhrend das Lehrmittel der Kaiserzeit in Aufbau und Anspruch eine deutsche Nationalgeschichte des Reichs von 1871 als sinnvolles Ziel der europÀischen Geschichte samt ihrer kolonialen AnhÀnge darstellt,13 prÀsentiert sich der Putzger von 1979 dezidiert weltgeschichtlich:
»die 100. Auflage [fĂŒhrt] die schon vorhandenen AnsĂ€tze einer weltgeschichtlichen Orientierung konsequent weiter: Der Anteil weltweiter Themenkarten wurde insgesamt erhöht; Weltthemen, die fĂŒr das universale VerstĂ€ndnis der Gegenwart von Bedeutung sind, wurden in einer gesonderten Kartenfolge zusammengefasst. DarĂŒberhinaus ist die Abhandlung der modernen Geschichte der auĂereuropĂ€ischen RĂ€ume aus dem Kontext der europĂ€ischen Geschichte herausgenommen worden. Jeder Raum wird in einer eigenen Sektion mit Themenkarten aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft behandelt. So ist es möglich, die auĂereuropĂ€ischen RĂ€ume nicht mehr nur aus der Perspektive der europĂ€ischen Geschichte, sondern unter dem Aspekt ihrer eigenstĂ€ndigen Entwicklung zu betrachten.«14
FĂŒr die eher an histotainment als an Fachwissen Interessierten, denen vor allem optisch etwas geboten werden muss, das mit BBC und ZDF History annĂ€hernd mithalten kann, wird Weltgeschichte gern ĂŒbersichtlich gemacht, zum Beispiel zum Ausklappen wie ein windowisiertes Kinderbuch: Weltgeschichte auf einen Blick. Vom Homo sapiens bis heute, 2001 herausgegeben vom DuMont-Verlag.15 Die Bildtafeln mit TextlĂ€ngen, die an Internetnutzern orientiert sind, bieten einen Durchlauf der europĂ€ischen Geschichte einschlieĂlich ihrer BerĂŒhrungen mit anderen Weltteilen vor allem durch Kriege. Die Weltgeschichte kommt etwas zusammenhangslos tatsĂ€chlich vor, und zwar im beigefĂŒgten 20-seitigen Personenlexikon. Von 117 Kurzbiographien ohne Literaturangaben behandeln 14 keine EuropĂ€er oder Amerikaner. Und in der deutschen Geschichte bekennt sich die klappbare DuMont-Weltgeschichte mit impliziter Ăberhöhung der Chronologie zur Notwendigkeit der zumindest unter...
Table of contents
- Deckblatt
- Titel
- Copyright
- Inhalt
- Dank
- Vorwort
- 1 Einleitung: Was ist Global History?
- 2 Global(isierungs)geschichte als Historiographie: Beispiele
- 3 Weltgeschichten vor und ohne Global History: Beispiele
- 4 Ein paar Schritte zurĂŒck: Konzeptionen von Weltgeschichte
- 5 Ausblick: Back to the world oder post-world?
- 6 Anmerkungen
- 7 Quellen- und Literaturverzeichnis
- 8 Abbildungsverzeichnis
- 9 Register