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About this book
Die Zähringer gehörten mit Staufern und Welfen zu den drei bedeutenden Fürstenhäusern im hochmittelalterlichen Schwaben. Als Herzöge von Zähringen und Rektoren von Burgund prägten sie von ca. 1100 bis zu ihrem Aussterben 1218 die Geschichte und Kultur im Raum vom mittleren Schwarzwald bis zum Genfer See. Hier setzten die Zähringer Zeichen ihrer auf Adel und Ministerialität gestützten Herzogsherrschaft durch Burgenbau und zahlreiche Stadtgründungen. Räumliche Nähe und Konkurrenz in Schwaben und Burgund führten immer wieder zu Konflikten zwischen Zähringern und Staufern, die 1198 in der Thronkandidatur des Zähringerherzogs Bertold V. gipfelten.
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Information
1 Ursprung der Familie in der Ottonenzeit: Königsnähe und hoher Rang
Genealogische Zeugnisse und frühe Verwandtschaft
Eine Rückbesinnung auf die Genealogie der Zähringer fand um die Mitte des 12. Jahrhunderts statt, und damit zur gleichen Zeit, als Otto von Freising in seinen Gesta Friderici imperatoris die Geschichte Friedrich Barbarossas von dessen Großvater Herzog Friedrich I. und dem staufischen Schicksalsjahr 1079 her aufrollte. Die Ursprünge des Welfenhauses wurden dagegen bereits gegen 1126 wohl auf Initiative Herzog Heinrichs des Schwarzen in der Genealogia Welforum aufgezeichnet. Ihr kommt auch für die Geschichte der Zähringer Bedeutung zu, ist hier doch erstmals und zeitgenössisch das einzige Mal von den Zaringi die Rede.1 Um 1170 fand die welfische »Ursprungssuche« (Bernd Schneidmüller) ihren Höhepunkt in der wohl am Hof Herzog Welfs VI. verfassten Historia Welforum.2
Während die Hauserinnerung der Staufer und Welfen im 12. Jahrhundert jeweils in deren eigenem Umfeld angestoßen und gespeichert wurde, kam der Anstoß, die Ahnenreihe der Zähringer aufzuzeichnen, von außerhalb: Als Friedrich Barbarossa kurz nach seiner Königserhebung 1153 die Absicht hegte, seine mit Adela von Vohburg um 1147 geschlossene Ehe zugunsten einer politisch höherwertigen byzantinischen Heirat auflösen zu lassen,3 wurde eine Ahnentafel der Eheleute erstellt, damit sich so prüfen ließ, ob die verwandtschaftliche Nähe von Friedrich und Adela als Hinderungsgrund nach kanonischem Recht ins Feld geführt werden könnte.4 Diese sog. Tabula Consanguinitatis, im Briefbuch des zum Vertrautenkreis Friedrich Barbarossas zählenden Abtes Wibald von Stablo und Corvey überliefert, kann als ein – eher beiläufig zustande gekommenes – wichtiges Zeugnis zur zähringischen Genealogie gelten.5

Tabula Consanguinitatis Wibalds von Stablo, um 1150.

Ihrer Logik entsprechend führt die Verwandtschaftstafel die Vorfahren Friedrich Barbarossas und die zähringischen Vorfahren Adelas letztlich in einem namenlos gebliebenen Elternpaar zusammen. Deren Kinder Friedrich und Berta eröffnen hier die beiden Linien: Friedrich habe Friedrich von Büren gezeugt, dessen Sohn Herzog Friedrich, der die Burg Hohenstaufen habe erbauen lassen, habe mit der Tochter König Heinrichs Herzog Friedrich gezeugt, der wiederum der Vater von König Friedrich gewesen sei. Demgegenüber nennt die Tabula als Bertas Sohn Bezelin (Koseform von Bertold) von Villingen, den Vater Bertolds mit dem Bart. Von diesem stamme Liutgard, die Mutter des Markgrafen Diepold, der Friedrich Barbarossas Gemahlin Adela gezeugt habe.6
Die Verwandtschaftstafel lässt erkennen, dass Staufer und Zähringer in ferner Vergangenheit gemeinsame Vorfahren hatten. Dabei ist bedeutsam, dass dies um die Mitte des 12. Jahrhunderts, zumindest auf staufischer Seite bekannt war, als es dieser aus den erwähnten heiratspolitischen Gründen darum ging, die verwandschaftliche Nähe zwischen Friedrich Barbarossa und Adela von Vohburg herauszustellen.7 Während die beiden Linien gemeinsamen Ursprungs zunächst gleichgewichtig erscheinen, fällt bei genauerer Betrachtung auf, wie unterschiedlich die beiden Ahnenstränge behandelt sind: Auf der einen Seite wird der gleichnamige Sohn Friedrichs von Büren, dessen Beiname vielleicht die Burg Burren bei Wäschenbeuren nahe dem Hohenstaufen meint, als Herzog (Friedrich I. von Schwaben) und Gründer der Burg Staufen und überdies als Ehemann einer Tochter des salischen Königs Heinrich (IV.) angesprochen, aus deren Ehe Herzog Friedrich (II. von Schwaben) und dessen Sohn König Friedrich (I.) stammten. Das ist eine deutliche Markierung: Die Staufer als Nachkommen der Salier!
Gegenüber dieser hochrangigen Kennzeichnung der staufischen Vorfahren und ihrer Verwandtschaft mit dem salischen Herrscherhaus nimmt sich auf der anderen Seite die Art der Nennung der zähringischen Verwandten als Bezelin von Villingen und dessen Sohn Bertold mit dem Bart recht zurückhaltend aus. Mit letzterem ist nämlich kein Geringerer als Herzog Bertold I. von Kärnten († 1078) gemeint,8 der Vater Herzog Bertolds II., welcher die Linie der Herzöge von Zähringen begründete. Hier, aber auch bei Bezelin von Villingen, der auf derselben Ebene positioniert ist wie Friedrich von Büren, entsteht der Eindruck, dass gesellschaftlicher Rang offenbar nur auf der staufischen Seite zum Ausdruck kommen sollte.
Sowohl Friedrich als auch Bezelin werden nach einer Örtlichkeit benannt, wie dies seit dem 12. Jahrhundert bei einfacheren Adligen ohne Rangtitel allgemein üblich geworden war.9 Während die mutmaßliche Gleichsetzung Friedrichs von Büren mit einem Grafen im Riesgau letztlich unsicher bleiben muss,10 lässt sich Bezelin von Villingen mit großer Wahrscheinlichkeit identifizieren: als Graf Bertold vom Thurgau, vom Breisgau und von der Ortenau. Damit tritt eine Person in den Blick, die um die Jahrtausendwende unter Kaiser Otto III. und König Heinrich II. eine gehobene Position in Schwaben innehatte.11
Wenn die Verwandtschaftstafel Bezelin lediglich über Villingen definierte, so unterschlug sie damit zwar, wie bei seinem Sohn Bertold mit dem Bart, seinen gesellschaftlichen Rang, doch rückt andererseits mit der Nennung von Villingen durchaus ein bedeutsames Element zähringischer Früh- oder genauer Vorgeschichte ins Licht; denn Graf Bertold erwirkte im Jahr 999 von Otto III. das Privileg, an seinem Ort Villingen einen Markt mit Münze, Zoll und Gerichtsbann einzurichten.12 Villingen galt mithin in der genealogischen Rückschau des 12. Jahrhunderts als Zähringerort alter Tradition, und in der Tat lässt sich hier erstmals eine gesicherte Besitz- und Herrschaftsposition der Familie erkennen, die ihr über die ganze Zähringerzeit wichtig bleiben sollte.13
Über die Bestimmung der Generationenfolge hinaus lässt die genealogische Rückbesinnung in der Mitte des 12. Jahrhunderts auf zähringische und staufische Vorfahren noch ein anderes Element erkennen, das für die mittelalterliche Adelskultur kennzeichnend war: Hier wie dort spielte der von Generation zu Generation weitergegebene Leitname eine Rolle, der einer auf Kontinuität bedachten Adelsfamilie eine innere Struktur verlieh und zugleich nach außen ihr gesellschaftliches Erkennungszeichen war.14
Um die Mitte des 12. Jahrhunderts, mitten in der Zähringerzeit, beleuchtete also die Tabula Consanguinitatis Wibalds von Stablo und Corvey die Zähringervorfahren aus staufischem Blickwinkel. Eine andere wichtige Überlieferung zur Genealogie der Zähringer findet sich im ehemaligen zähringischen Hauskloster St. Peter im Schwarzwald: Nach dem Aussterben der Dynastie wurde hier, vermutlich im späteren 13. Jahrhundert, die sog. Genealogia Zaringorum aufgezeichnet; sie ist in dem von Abt Peter Gremmelsbach 1497 angelegten Liber vitae (Buch des Lebens) des Kloster aufgezeichnet.15 Wie nicht anders zu erwarten, bietet der Text aus St. Peter ein ehrerbietigeres Bild der Familienmitglieder. Er beginnt mit den Worten: »Als erster dieses Geschlechts (der Klosterstifter) sei Graf Bezelin angeführt« (Primus namque Bezelinus comes ponatur in hac genealogia.)16 Aus dem Zusammenhang wird rasch klar, dass es sich hier ebenfalls um Bezelin von Villingen handelt, denn anschließend ist von seinem Sohn Bertold mit dem Bart, also mit der schon geläufigen Kennzeichnung, die Rede. Hier wird nun aber zusätzlich Bertolds Rang und Status angesprochen: Dieser habe zuerst das Herzogtum Schwaben, dann das Fürstentum Kärnten empfangen,17 als Erster seines Namens.
Die Aufzeichnung aus St. Peter erkannte also einen zweifachen »Anfang« in der Geschichte der Familie, zunächst mit Graf Bezelin, dann mit Herzog Bertold I. mit dem Bart. Dieser galt quasi als »herzoglicher Stammvater der Zähringer« (Alfons Zettler)18 und gab die Zählung der späteren Herzöge dieses Namens vor, wie sie in den für die Liturgie des Klosters St. Peter verzeichneten Nomina fundatorum (Namen der Stifter), gleichfalls in dem erwähnten Liber vitae überliefert, greifbar ist und wie sie sich bis heute gehalten hat.19 So kommt es, dass der erste im Jahr 1100 nach Zähringen benannte Herzog Bertold, Sohn des Kärntner Herzogs, als der Zweite bezeichnet wurde – eine etwas verwirrende Situation, die auch schon damals dazu führte, dass mitunter sein Vater Bertold I. in späterer Rückprojektion unzutreffenderweise Herzog von Zähringen hieß.
Wenn in der Aufzeichnung aus St. Peter weiterhin davon die Rede ist, Graf Bezelin habe mit seinem Bruder Gebezo (Gebhard) das Nonnenkloster Sulzburg gegründet und sei dort zusammen mit ihm beigesetzt worden, so berühren sich diese Angaben mit Nachrichten aus der frühen urkundlichen Überlieferung zum Kloster St. Cyriak im breisgauischen Sulzburg: König Otto III. übertrug im Jahr 993 auf Bitten des damals im Breisgau amtierenden Grafen Birchtilo Besitz an die von diesem offensichtlich errichtete Kirche in Sulzburg.20 Laut einer undatierten, erst im 12. Jahrhundert aufgezeichneten Urkunde stattete Birchtilo seinerseits das Kloster, in dem er seine letzte Ruhe finden wolle, mit Gütern im Breisgau aus; eine neuerdings unter Fälschungsverdacht geratene Urkunde Bischofs Adalbero von Basel von 1010 hält fest, dass Birchtilo dem Kloster unter Mitwirkung seines Bruders Gebhard seinen Erbteil (den gegenüber der früheren Urkunde leicht erweiterten Güterkomplex) übertragen und St. Cyriak an die Basler Kirche übergeben habe.21
Angesichts der Überlieferung aus St. Peter mag es zunächst naheliegen, den Breisgaugrafen und Klosterstifter Birchtilo mit Bezelin von Villingen gleichzusetzen. Damit hätte der erste sicher greifbare Vorfahr der Zähringer zu einer seit der Mitte des 10. Jahrhunderts durch das Grafenamt und durch Besitz im Breisgau verankerten Adelsfamilie gehört, jener Landschaft, die für die späteren Zähringer zu einem ihrer Herrschaftsschwerpunkte wurde. Jakob Mennel, der Genealoge Kaiser Maximilians I., wertete um 1500 die Angabe über Graf Bezelin und seinen Bruder Gebezo in der Überlieferung von St. Peter als Beleg für die Abstammung der Zähringer von den Habsburgern, die im Breisgau seit dem frühen Mittelalter verankert gewesen seien, wie Mennel anhand urkundlicher und bildlicher Zeugnisse aus den Klöstern St. Trudpert und Sulzburg beweisen zu können glaubte – ganz im Sinne Maximilians, der Gebiete links und rechts des Rheins als den ursprünglichen Besitz seines Geschlechts betrachtete.22
Auch die spätere kritische Zähringerforschung seit Heyck hat, gestützt auf die Überlieferung aus St. Peter, den Breisgaugrafen Birchtilo und Bezelin von Villingen über lange Zeit gleichgesetzt.23 Allerdings gab es auch immer wieder die heute allgemein vertretene Auffassung, die gegen die Personenidentität argumentiert: Die in St. Peter aus großer zeitlicher Distanz vorgenommene Gleichsetzung des Stifters des Sulzburger Klosters mit dem im frühen 11. Jahrhundert am Oberrhein belegten Zähringervorfahren erscheine suggestiv und habe insofern keine Beweiskraft.24 In der Tat spricht einiges dafür, dass der im Jahre 1004 in einer St. Cyriak in Sulzburg betreffenden Urkunde Heinrichs II. belegte, für den Breisgau zuständige Graf Bertold nicht mit dem früheren Grafen Birchtilo identisch ist, sondern in ihm der Zähringervorfahr gesehen werden darf, den Heinrich II. zu Beginn seines Königtums im Zuge der Neuordnung des Oberrheingebiets nach dem Tod seines Thronrivalen Herzog Hermanns II. von Schwaben 1003 hier eingesetzt hat.25 Doch ist zu betonen, dass sich die angesprochenen Fragen angesichts der spärlichen Überlieferung und der Varianten Bertold / Bezelin / Birchtilo für ein und denselben Namen nicht mit letzter Sicherheit klären lassen.26
Bereitete also die genaue Bestimmung des ersten namentlich bekannten Ahnherrn der Bertolde in der Zusammenschau der verschiedenen Überlieferungen der Forschung bereits einiges Kopfzerbrechen, so gilt dies noch weitaus mehr für die Zeit vor Graf Bezelin bzw. Bezelin von Villingen. Die Genealogia Zaringorum merkt hierzu an, dass sie die übrigen Angehörigen des Geschlechts, die in früheren Zeite...
Table of contents
- Deckblatt
- Titelseite
- Impressum
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- 1 Ursprung der Familie in der Ottonenzeit: Königsnähe und hoher Rang
- 2 Der gewundene Weg zur schwäbischen Herzogswürde im 11. Jahrhundert
- 3 Die Zähringer in spätsalischer Zeit und die Formierung ihrer Herzogsherrschaft
- 4 Herzog Konrad, das Rektorat von Burgund und die Staufer
- 5 Die Zähringer und Kaiser Friedrich I. Barbarossa
- 6 Herzog Bertold V. auf dem Weg in den Thronstreit
- 7 Burgund und der ducatus Zaringiae unter dem »letzten Zähringer«
- 8 Friedrich II. und der Ausklang der Zähringerzeit
- 9 Erben und Nachfahren, Zähringermemoria und Zähringertradition
- Schluss
- Anmerkungen
- Stemma der Zähringer
- Abkürzungen
- Quellen- und Literaturverzeichnis
- Abbildungsnachweise
- Register