Gemeinsame Tagzeiten
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Gemeinsame Tagzeiten

Motivation - Organisation - Gestaltung

  1. 350 pages
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About this book

Die Wiederbelebung des Stundengebets in den Gemeinden ist seit dem 2. Vatikanischen Konzil nur selten gelungen. Warum? Die vorliegende Untersuchung versucht eine Antwort auf diese Frage zu geben, indem sie den bislang unbeachteten Aspekt der Organisation in die Analyse einbezieht: Welches geistliche Movens fĂŒhrte unter welchen pragmatischen Bedingungen zu welcher liturgischen Gestalt? Und welche Modifikationen werden heute notwendig, wenn der Gottesdienst z. B. ehrenamtlich oder in einem citypastoralen Kontext durchgefĂŒhrt wird? Die Ergebnisse ĂŒberraschen und stehen teils im Widerspruch zu verbreiteten Auffassungen. Einer BewĂ€hrungsprobe sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse seit Jahren im Bonner Mittagsgebet und in der Initiative Ökumenisches Stundengebet ausgesetzt. Das Buch dokumentiert auch solche Erfahrungen aus der gottesdienstlichen Praxis.

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Information

Publisher
Kohlhammer
Year
2013
eBook ISBN
9783170270626
Edition
1
Subtopic
Theology

(B) Organisation

Bereits die Didache macht die Gestalt der Liturgie in zentralen Angelegenheiten von den pragmatischen Rahmenbedingungen abhĂ€ngig. Im Kapitel ĂŒber die Taufe widmet sie z. B. der organisatorischen Frage, welche Konzessionen man machen darf, wenn es kein â€șlebendiges Wasserâ€č gibt, mehr Raum als dem eigentlichen Ritus oder seinem theologischen VerstĂ€ndnis1. Bereits der Ă€lteste ĂŒberlieferte liturgische Vorschriftenkatalog macht also ZugestĂ€ndnisse an die Möglichkeiten der konkreten Gemeinde. Dennoch ist die liturgische Überlieferung meines Wissens noch nie systematisch auf die Frage der Organisation hin durchforscht worden. Dass es sich dabei um ein dringendes Desiderat mit großen Chancen fĂŒr die pastorale Gegenwart handelt, zeigt sich am Thema â€șTagzeitenâ€č recht gut: Seit dem Aufruf des Konzils zu ihrer Wiederbelebung ist der theologische Gehalt eingehend untersucht worden; auch liegen auf dem Reißbrett qualitĂ€tvolle Modelle fĂŒr die gottesdienstliche Praxis bereit. Woran es jedoch mangelt, ist die Umsetzung.
Die liturgische Organisation wird vermutlich auch deshalb von der Forschung stiefmĂŒtterlich behandelt, weil ihr der Makel der NebensĂ€chlichkeit anhaftet: Wichtiger als technische oder gar rubrizistische Fragen ist doch der theologische Gehalt der Feier! Hinzu tritt der berechtigte Argwohn gegen den Versuch, das gnadenhafte Geschehen einer echten Gottesbegegnung im Gebet mit organisatorischen Mitteln herstellen zu wollen2. Diesem Einwand soll mit George Guiver die Selbstbescheidung des programmatischen Anspruchs entgegengehalten werden: Geeignete Rahmenbedingungen und Techniken können und sollen keine spirituelle Wirklichkeit schaffen, sondern lediglich einen Ausgangspunkt bieten, von dem aus sich die Beziehung zwischen Mensch und Gott entfalten kann3. Insofern sind sie gewiss keine hinreichende, aber eben doch eine notwendige Voraussetzung dafĂŒr, dass die Kirche und die Christen ihrer Bestimmung zu einem Leben aus dem Glauben gerecht werden können. Dass zahlreiche Gebete und Gottesdienste heute nur deshalb nicht oder nicht mehr stattfinden können, weil die organisatorischen Ressourcen dafĂŒr nicht vorhanden sind oder nicht hinreichend intelligent eingesetzt werden, ist Grund genug, die Mechanismen der Gebetsorganisation im Detail aufzuarbeiten.
Der zweite Teil der vorliegenden Untersuchung soll deshalb diesem Feld gewidmet werden: der Frage nach der Organisation. Die Arbeitshypothese lautet, dass sich in den Gemeinden bis heute vor allem deswegen keine tĂ€gliche Feier des Stundengebets hat etablieren können, weil die vorhandenen liturgischen Formen nicht auf die realen pragmatischen Rahmenbedingungen eingerichtet sind. Die Gliederung in drei Abschnitte entspricht dabei der Aufteilung des vorigen Teiles zur theologischen Motivation; denn auf denselben drei Ebenen – mit Bilck auf den Einzelnen, auf die Gemeinschaft und auf die ganze Schöpfung – wurden und werden die oben herausgearbeiteten Motivationen auch organisatorisch angegangen.

I. Der Einzelne – Strukturierung des Betens

Oben, im parallelen Abschnitt zur Motivation des Einzelnen, war der Anspruch dargestellt worden, das gesamte Leben im Modus des Gebets zuzubringen. Diesen Anspruch umzusetzen, ist nicht leicht; und das grĂ¶ĂŸte Hindernis ist dabei der Mensch selbst: Er verliert immer wieder kurzfristig den Grund seines Daseins und seiner Erlösung aus dem GedĂ€chtnis. George Guiver spricht in seiner anthropologischen Grundlegung des Gebets von der â€șchronischen Vergesslichkeitâ€č des Menschen: »Die menschliche FĂ€higkeit zu vergessen ist so ausgeprĂ€gt, dass besondere Maßnahmen ergriffen werden mĂŒssen, um gegen sie anzukommen.«4 Guiver verweist dabei auf C. S. Lewis, der bereits eine große Bedeutung darin erkannte, das einmal als wahr angenommene Christentum durch stĂ€ndiges Bewusstmachen zu stabilisieren, damit nicht der »Glaube vom Wetter oder von der Verdauung abhĂ€ngig ist« wie andere wechselhafte Stimmungen: »Darum sind tĂ€gliches Gebet, tĂ€gliches Lesen von christlichen Schriften und der Besuch des Gottesdienstes von so großer Bedeutung. Wir mĂŒssen stĂ€ndig daran erinnert werden, was wir glauben«5.
Doch im Alltag lenken allerlei TĂ€tigkeiten, die volle Aufmerksamkeit beanspruchen, davon ab, immerzu zu beten. Nicht jeder kann den ganzen Tag Körbe flechten oder Ă€hnlich beschaulichen BeschĂ€ftigungen nachgehen, die fĂŒr das gleichzeitige Gebet ausreichend kognitiven Spielraum lassen. Das ehrgeizige Ziel, auch anspruchsvolle Momente ganz aus einer bewussten Beziehung zu Gott heraus zu leben, ist hingegen fĂŒr die allermeisten schlichtweg eine Überforderung. Das Ideal des immerwĂ€hrenden und innigen Gebetes stellt sich nicht von selbst ein; sich ihm Schritt fĂŒr Schritt anzunĂ€hern, bedarf der Hilfestellung durch Ă€ußere Faktoren, sprich: der Gebetsorganisation.

1. Gebetszeiten

Obwohl bereits der 1. Clemensbrief ganz grundsĂ€tzlich eine theologische BegrĂŒndung festgesetzter und geordneter Zeiten und Stunden fĂŒr Gottesdienste unternimmt, indem er sie auf direkte Anweisung des Herrn selbst zurĂŒckfĂŒhrt6, so bleibt doch auf dem Feld der Tagzeiten noch lange das Bewusstsein dominant, dass es sich mit ihnen anders verhĂ€lt, weil ihr Anliegen nicht die Strukturierung der Zeit, sondern ihre kontinuierliche PrĂ€gung ist. Auch dort, wo feste Gebetszeiten aufkommen und befĂŒrwortet werden, soll in ihnen die stĂ€ndige Bereitschaft fĂŒr das Kommen des Gottesreiches Gestalt annehmen7. In pauschalen Formulierungen wie »alle Morgen und zu allen Stunden preisen und loben sie Gott«8 kommt das Bewusstsein zum Ausdruck, dass die erwĂ€hnten Zeiten fĂŒr die ganze Zeit stehen, und Tertullian bringt diesen Gedanken in gewohnter PrĂ€gnanz auf den Punkt: »Hinsichtlich der Gebetszeiten ist gar nichts vorgeschrieben, als nur zu jeder Zeit und an jedem Ort zu beten«9. Tertullian lĂ€sst diese Aussage in aller Wucht stehen und leitet dann, als sei nichts gewesen, im nĂ€chsten Kapitel zu den konkreten Gebetszeiten ĂŒber10. Auf vergleichbare Weise stellt auch sein Zeitgenosse Clemens von Alexandrien die Ablehnung bestimmter Stunden recht unvermittelt neben das ZugestĂ€ndnis ihrer Einhaltung11.
StÀndiges und besonderes Gebet
Origenes hingegen spricht – wie wir oben sahen12 – die Schwierigkeit dieses Anspruchs offen an und löst sie auf, indem er ein weiteres VerstĂ€ndnis des Gebets im Sinne eines frommen und aus der Gottesbeziehung gelebten Lebens von einem engeren VerstĂ€ndnis im Sinne sprachlicher und gedanklicher Äußerungen unterscheidet. Er bestimmt selbst das VerhĂ€ltnis dieser beiden Gebetsarten: »Ein Teil dieses â€șgroßen Gebetesâ€č ist auch das, was man gewöhnlich â€șGebetâ€č nennt, welches nicht seltener als dreimal an jedem Tage verrichtet werden muß.«13 Es ist diese explizite VerhĂ€ltnisbestimmung zwischen dem immerwĂ€hrenden Gebet und dem Gebet zu konkreten Tageszeiten, die ein summarisches VerstĂ€ndnis der dann konkret benannten Zeiten ausschließt. In diesem Sinne hatte sich Robert Taft gegen den Versuch ausgesprochen, eine feste Ordnung aus Origenes’ Äußerungen abzuleiten14. DemgegenĂŒber ist festzuhalten, dass Origenes das explizite Gebet mindestens dreimal tĂ€glich (und einmal nachts) fĂŒr eine obligatorische Konkretisierung des immerwĂ€hrenden Gebetes hĂ€lt.
Entgegen der monastischen Maxime, den Vollzug des Gebetes in seinem engeren VerstĂ€ndnis auf möglichst viel Lebenszeit auszudehnen15, blieb fĂŒr das Weltchristentum die in der vorkonstantinischen Kirche vorgenommene VerhĂ€ltnisbestimmung vorherrschend: Nirgendwo ist die Vorschrift belegt, sĂ€mtliche TĂ€tigkeiten, wĂ€hrend derer man nicht zusĂ€tzlich auch noch bewusst und explizit beten kann, seien vollstĂ€ndig zu unterlassen. Demnach hielt man es offenbar fĂŒr möglich, das Gebot des immerwĂ€hrenden Gebetes auch wĂ€hrend und in solchen TĂ€tigkeiten zu erfĂŒllen. Die Frage, mit der nun offenbar auch Clemens, Tertullian und Origenes ihre Schwierigkeiten hatten, lautet: Warum muss es dann ĂŒberhaupt noch feste Gebetszeiten geben? Wenn mit dem in 1 Thess 5, 17 geforderten Gebet eher ein Habitus und eine innere Grundhaltung denn die explizite (verbale oder gedankliche) Äußerung gemeint ist, dann können konkrete Unterbrechungen durch Zeiten expliziten Gebets eigentlich nicht mehr mit jenem Gebot begrĂŒndet werden. TatsĂ€chlich verlagert sich der Schwerpunkt der biblischen BegrĂŒndung auch auf das Motiv konkreter Tages- und Uhrzeiten. Wenigstens Tertullian gibt dabei noch unumwunden zu, dass die Apostel ihr Gebet zu solchen Uhrzeiten völlig absichtslos hielten und ĂŒberhaupt keine spĂ€tere Praxis damit begrĂŒnden wollten. Dennoch – und darin scheint dann wohl Tertullians eigenes Movens am ehesten durch – halte er es fĂŒr gut, darauf nachtrĂ€glich »eine Anschauung (praesumptio) zu beg...

Table of contents

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort
  6. Einleitung
  7. (A) Motivation
  8. (B) Organisation
  9. (C) Gestaltung
  10. Epilog: Chronik eines neuen Anlaufs
  11. Literaturverzeichnis
  12. Register