Bildung und Erziehung
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Im Mittelpunkt dieses Bands stehen die zentralen Begriffe Bildung und Erziehung, die in ihren grundlegenden Dimensionen, ihren interdisziplinĂ€ren BezĂŒgen und in ihrem Gehalt als Recht auf Bildung fĂŒr alle dargestellt werden. Unter BerĂŒcksichtigung der Allseitigkeit dieser Prozesse wird ein Spektrum pĂ€dagogischen und erzieherischen Handelns deutlich, das weit ĂŒber schul- bzw. unterrichtsbezogene TĂ€tigkeiten hinausgeht. NormalitĂ€t ist Vielfalt in der Differenz. Bildung unter dieser PrĂ€misse umfasst Entwicklung und Lernen als lebenslangen Prozess. Das Spektrum der thematisierten Problem- und Aufgabenfelder umreißt die gegenwĂ€rtigen und zukĂŒnftigen Arbeitsbereiche einer PĂ€dagogik fĂŒr Menschen in erschwerten Lern- und Lebenssituationen.

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Information

Publisher
Kohlhammer
Year
2010
Print ISBN
9783170196322
eBook ISBN
9783170277267
Edition
1

Teil III

Bildung, Behinderung und soziale Ungleichheit

Katja Koch

Problemaufriss

Die Thematik „Bildung, Behinderung und soziale Ungleichheit“ verweist auf drei zentrale Problemfelder, die sich im Wesentlichen durch folgende Tatsachen kennzeichnen lassen:
  • Eine der wichtigsten Funktionen, die das Bildungssystem in modernen Leistungsgesellschaften hat, ist die Statuszuweisung (Allokationsfunktion). Der Zugang zu unterschiedlichen sozialen Positionen inklusive ihrer Privilegien und Benachteiligungen ist eng an das Bildungsniveau gekoppelt (Geißler 2006) – Bildung ist somit eine zentrale Ressource fĂŒr Lebenschancen (Bourdieu 1982).
  • Auf der anderen Seite sind es gerade die unterschiedlichen sozioökonomischen und soziokulturellen Voraussetzungen, die wesentlich ĂŒber die Leistungen von Kindern und damit ĂŒber die zukĂŒnftige Statusverteilung entscheiden. Die Bildungslaufbahn eines Kindes steht in engem Zusammenhang mit seiner sozialstrukturellen Position (bzw. mit der seiner Familie).
  • Behinderungen treten in der Gesellschaft nicht entsprechend der sozialstrukturellen Untergliederung der Gesamtbevölkerung auf, sondern sie kumulieren in unteren Sozialschichten.
Zum einen zeigt sich ein enger, interdependenter Zusammenhang zwischen Bildung und sozialer Ungleichheit. Zum anderen zeigt sich ein ebensolcher Zusammenhang zwischen Behinderung und sozialem Status.

Soziale Ungleichheit und Sozialstruktur

Soziale Ungleichheit bezeichnet im weitesten Sinne das PhĂ€nomen, dass aus der Position von Menschen in gesellschaftlichen BeziehungsgefĂŒgen vorteilhafte bzw. nachteilige Lebensbedingungen resultieren (vgl. Korte & SchĂ€fers 1993, 147).
Die Aufmerksamkeit der Ungleichheitsforschung gilt den typischen, ungleichen Lebensbedingungen von Gruppen innerhalb der Gesellschaft.
Soziale Ungleichheit liegt dort vor, wo „die Möglichkeiten des Zugangs zu allgemein verfĂŒgbaren und erstrebenswerten sozialen GĂŒtern und/oder zu sozialen Positionen, die mit ungleichen Macht- und/oder Interaktionsmöglichkeiten ausgestattet sind, dauerhafte EinschrĂ€nkungen erfahren und dadurch die Lebenschancen der betroffenen Individuen, Gruppen oder Gesellschaften beeintrĂ€chtigt bzw. begĂŒnstigt werden“ (Kreckel 1992, 17).
Nicht alle sozialen und individuellen Differenzierungen unter Menschen sind TatbestĂ€nde sozialer Ungleichheit, sondern nur diejenigen sozialen Merkmale, die individuell erstrebenswert sind, weil sie gesellschaftlich hoch eingeschĂ€tzt oder bewertet werden (meist im Sinne von besser oder schlechter, höher oder tiefer gestellt). Als eines dieser „wertvollen GĂŒter“ (Hradil 2005) unser Gesellschaft gilt die Bildung, da mit ihr vielfĂ€ltigste Chancen zur individuellen und gesellschaftlichen Lebensgestaltung verbunden sind (z.B. ein Beruf mit hohem Einkommen oder hohem sozialen Prestige). Der Begriff soziale Ungleichheit bezeichnet somit die gesellschaftlich hervorgebrachten Lebens- bzw. Handlungsbedingungen von Menschen, die in ihrer Gesamtheit die Lebens- und Handlungschancen des Einzelnen in der Gesellschaft bestimmen (Hradil 1987, 144). [→ VI Gesellschaftsentwicklung und soziale Gerechtigkeit]
Betrachtung sowie Abbildung sozialer Ungleichheit erfolgen unter soziologischer Perspektive mittels sogenannter Sozialstrukturmodelle. Unter dem Aspekt bildungsspezifischer Ungleichheit ergibt sich fĂŒr die Gesellschaft die Struktur einer vertikalen Abstufung. Modelle, die eine solche hierarchisch gegliederte Gesellschaft beschreiben, werden als Schichtmodelle bezeichnet. Sozialschichten beschreiben also Bevölkerungsgruppen, deren Mitglieder bestimmte gemeinsame Merkmale besitzen. In diesen Merkmalen unterscheiden sie sich in einer als hierarchisches GefĂŒge vorgestellten Sozialstruktur von anderen Bevölkerungsgruppen.

Forschungsstand

Insbesondere durch die Ergebnisse der PISA-Studie (2001) wurde offensichtlich, dass trotz der Bildungsexpansion der 1960er Jahre soziale LebensverhĂ€ltnisse mit Bildungsaspirationen, Bildungsbeteiligung, BildungsabschlĂŒssen, LebensplĂ€nen und Lebenschancen kovariieren (vgl. Baumert & SchĂŒmer 2001, 338). Daraus ergibt sich ein enger Zusammenhang zwischen sozialem Status und Bildungsabschluss. Dieser illustriert sich durch die nicht entsprechend der sozialstrukturellen Untergliederung der Gesamtbevölkerung verteilten BildungsabschlĂŒsse.
Aus der sozialen Herkunft resultieren also nach wie vor Nachteile, die durch das Schulsystem nur zum Teil ausgeglichen werden. Sie beeinflusst Bildungskarrieren – entweder unabhĂ€ngig von der Leistung oder dadurch, dass Leistungen mit Lebensbedingungen zusammenhĂ€ngen (Geißler 2006, 273).
Aus dieser engen VerknĂŒpfung von Bildung und sozialer Herkunft ergibt sich die Relevanz der Thematik Bildung und soziale Ungleichheit fĂŒr die Heil- und SonderpĂ€dagogik. Zahlreiche Untersuchungsbefunde weisen auf den geringen sozioökonomischen Status der Herkunftsfamilien von Behinderten sowie auf eine deutliche ÜberreprĂ€sentation von Behinderungen in unteren Sozialschichten hin. Insbesondere betrifft dies die Gruppe der SchĂŒler an Schulen fĂŒr Lernbehinderte.
So wurde bereits in den spĂ€ten 1960er und frĂŒhen 1970er Jahren festgestellt, dass etwa 90 % der SchĂŒler von Schulen fĂŒr Lernbehinderte der „Unterschicht“ angehören (Begemann 1968; Ferdinand & Uhr 1973). Des Weiteren weist Koch nach, dass etwa 90 % der Herkunftsfamilien Lernbehinderter unter Armutsbedingungen (Niedrigeinkommensbereich bis 75 % des NettoĂ€quivalenzeinkommens) leben (2004). [→ VII Lernbehinderung und Schulversagen] Gleichwohl bei dieser Gruppe am stĂ€rksten ausgeprĂ€gt, sind solcherart ZusammenhĂ€nge auch fĂŒr andere Behinderungsgruppen bekannt (fĂŒr Körper- und geistige Behinderungen siehe Weiß 1985; fĂŒr Hör- und SehschĂ€digungen siehe Thimm & Funke 1977).
Diese schichtabhĂ€ngigen AuftretenshĂ€ufigkeiten implizieren die Frage nach der Rolle sozialer Faktoren bei der Genese von Behinderung. FĂŒr Entstehung von Lernbehinderung spielen soziale Verursachungsfaktoren eine wichtige Rolle. Der empirisch nachweisbare Zusammenhang von Sozialschicht und Schulerfolg bzw. dem Entstehen einer Lernbehinderung ist allerdings lediglich korrelativ. Soziale Lebensbedingungen, auch im Sinne von Armut, stehen nicht in kausalem Zusammenhang mit der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und ihrer Bildungsgenese. Insbesondere die Familie und die von ihr bereitgestellten Sozialisationsbedingungen erweisen sich als wichtige moderierende Variable. Aus ungĂŒnstigen Sozialisationsbedingungen können jedoch „sozialisationsbedingte Behinderungsgenesen aufgrund erheblicher soziokultureller Benachteiligungen“ resultieren. Kein Zweifel besteht darin, dass Deprivationen die Entwicklung, die Lernmöglichkeiten und die Bildungschancen von Kindern beeinflussen, und dass Armut als Begleitumstand des Aufwachsens verheerende Folgen haben kann (Merten 2003, 139). [→ VII Behinderung und Armut]
Belegt wird dies auch an den Forschungsergebnissen zur Schulleistungsprognose. Die soziale Lage eines Kindes erweist sich hier nicht als direkter PrÀdiktor, sondern als wichtige Bedingungsvariable (Heller 1998), die sich auf die Persönlichkeit des Kindes auswirkt (Helmke & Weinert 1997).
Die Kumulation somatischer oder (neuro-) physiologischer SchĂ€digungen in unteren Statuslagen resultiert aus komplexen Kumulations- und Interaktionsprozessen zwischen sozialer und somatischer Ebene. So können sozialisationsspezifische Akzentuierungen zu einer VerschĂ€rfung der Folgen vorliegender organischer SchĂ€digungen fĂŒhren. Diese wiederum sind in ihrer AuftretenshĂ€ufigkeit von sozialen Faktoren mitbestimmt (Weiß 1985, 46).
Diese Ergebnisse verweisen auf die Notwendigkeit der Erweiterung der sozialstrukturellen auf eine sozialisationstheoretische Perspektive. Sie thematisiert, wie sich ein Individuum unter bestimmten sozialen, ökologischen und ökonomischen Lebensbedingungen entwickelt, wie sich die Persönlichkeitsentwicklung in Auseinandersetzung mit der vorgegebenen materiellen, sozialen und kulturellen Umwelt vollzieht. Hierbei gilt die Sozialisation innerhalb der Familie als oberster Sozialisationsinstanz als ein vermittelnder Faktor zwischen den sozialen Bedingungen der Familie und der Entwicklung des Individuums. Wie durch ein Prisma ihrer Erfahrungen brechen Eltern soziale und materiale Umwelt und stellen ihren Kindern damit einen Rahmen bereit, in dem sich deren Persönlichkeitsentwicklung vollzieht. Sozialisation kondensiert zum Beispiel in Erziehungszielen und -stilen, in Maß und QualitĂ€t der Eltern-Kind-AktivitĂ€ten, im Bildungsklima, im sozialen Netzwerk der Familien. Diese Sozialisationsprozesse beeinflussen die Persönlichkeitsentwicklung entscheidend positiv oder negativ, wobei sich das Individuum selbst aktiv und produktiv mit seiner Umwelt auseinandersetzt. Eine SchlĂŒsselrolle fĂŒr die QualitĂ€t der Sozialisationsprozesse kommt den sozialen Bedingungen zu, indem sich ungĂŒnstige Sozialisationsbedingungen in den unteren Schichten bzw. Soziallagen bĂŒndeln. [→ V Sozialisation, Biografie, Lebenslauf]
„Mit abnehmender Stellung einer Familie im System gesellschaftlicher Ungleichheit ist diese in ihrer Wirkung sich kumulativ verstĂ€rkenden ökonomischen, sozialen und kulturellen Benachteiligungen und Belastungen ausgesetzt, die die sozialisatorischen Prozesse auf der Familienebene derart strukturieren, dass eine optimale Entwicklung solcher kognitiver, motivationaler und sprachlicher Kompetenzen der Kinder zunehmend unwahrscheinlicher wird, die fĂŒr den Schulerfolg besondere Bedeutung haben“ (Steinkamp 1991, 251).
Zusammengefasst stellt sich der Forschungsstand also folgendermaßen dar: Bildungswege sind wesentlich durch die soziale Lage eines Kindes und seiner Familie mitbestimmt. Dies resultiert aus dem Zusammenhang zwischen Sozialschicht, Sozialisation und Persönlichkeitsentwicklung. Nicht die Zugehörigkeit zu einer Sozialschicht als solche entscheidet ĂŒber den Bildungsweg, sondern die zur VerfĂŒgung stehenden Ressourcen und ihre Nutzung. Diese Ressourcen allerdings sind wieder schichtspezifisch verteilt. Dabei erweist sich die Familie mit den durch sie konstituierten Sozialisationsbedingungen als wichtige moderierende Variable.

Fazit

Die sozialstrukturelle Perspektive auf die Thematik Bildung und Behinderung besitzt einerseits sozial- und bildungspolitische, andererseits auch pĂ€dagogische Relevanz. Sie kann Hinweise ĂŒber Ausstattungen mit materiellen, sozialen und kulturellen Ressourcen geben und damit mögliche Benachteiligungen aufzeigen.
Eine Erweiterung durch eine sozialisationstheoretische Perspektive lenkt den Blick auf die Persönlichkeit eines Kindes als Ergebnis spezifischer Aneignungs- und Verarbeitungsprozesse mit einer sozialen Lebens- und Bildungsgeschichte. Solcherart Informationen bilden die Grundlage fĂŒr pĂ€dagogische Interventionen und geeignete individuelle Hilfs- und UnterstĂŒtzungsangebote.
Indem Nachteile, die aus der sozialen Herkunft resultieren, durch das Schulsystem nur zum Teil ausgeglichen werden, bleiben Ungleichheitsforschung sowie die Frage nach der sozialen Reproduktion von Behinderungen gewichtige Themen fĂŒr die PĂ€dagogik.

Literatur

Baumert, JĂŒrgen & SchĂŒmer, Gundel (2001): FamiliĂ€re LebensverhĂ€ltnisse, Bildungsbeteiligung und Kompetenzerwerb. In: Deutsches PISA-Konsortium (Hrsg.): PISA 2000. Basiskompetenzen von SchĂŒlerinnen und SchĂŒlern im internationalen Vergleich. Opladen, 323–410
Begemann, Ernst (1968): Die BildungsfĂ€higkeit der HilfsschĂŒler. Berlin-Charlottenburg
Bourdieu, Pierre (1982): Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt a.M. [Original: La distinction. Critique sociale du jugement. Paris 1979]
Ferdinand, W. & Uhr, R. (1973): Sind Arbeiterkinder dĂŒmmer – oder letztlich nur die Dummen? In: Die Grundschule 4, 237–239
Fuchs, Werner (1977) (Hrsg.): Lexikon zur Soziologie. Opladen
Geißler, Rainer (2006): Die Sozialstruktur Deutschlands. Die gesellschaftliche Entwicklung vor und nach der Vereinigung. 4., grundlegend ĂŒberarb. Aufl., Wiesbaden
Heller, Kurt A. (1998): Schulleistungsprognosen. In: Oerter, Rolf & Montada, Leo (Hrsg.): Entwicklungspsychologie. Weinheim, 983–989
Helmke, Andreas & Weinert, Franz E. (1997): Bedingungsfaktoren schulischer Leistungen. In: Weinert, Franz E. (Hrsg.): Psychologie des Unterrichts und der Schule. EnzyklopÀdie der Psychologie. Serie I PÀdagogische Psychologie, Band 3. Göttingen
Hiller, Gotthilf G. (1991): Ausbruch aus dem Bildungskeller – PĂ€dagogische Provokationen. Langenau-Ulm
Hradil, Stefan (1987): Sozialstruktur in einer fortgeschrittenen Gesellschaft: Von Klassen und Lagen zu Schichten und Milieus. Opladen
Hradil, Stefan & Schiener, JĂŒrgen (2005): Soziale Ungleichheit in Deutschland. Nachdruck der 8. Aufl., Opladen
Koch, Katja (2004): Die soziale Lage der Familien von FörderschĂŒlern – Ergebnisse einer empirischen Studie – Teil I. SonderpĂ€dagogische Förderung. Integration und pĂ€dagogische Rehabilitation 49 (2) 181–200
Korte, Hermann & SchĂ€fers, Bernhard (1993) (Hrsg.): EinfĂŒhrung in Hauptbegriffe der Soziologie. Opladen
Kreckel, Reinhard (1992): Politische Soziologie der sozialen Ungleichheit. Frankfurt a.M.
Merten, Roland (2003): Psychosoziale Folgen von Armut im Kindes- und Jugendalter. In: Butterwegge, Christoph & Klundt, Michael (Hrsg): Kinderarmut und Generationengerechtigkeit. Familien und Sozialpolitik im demografischen Wandel. 2. Aufl., Opladen, 137–151
Steinkamp, GĂŒnther (1991): Sozialstruktur und Sozialisation. In: Hurrelmann, Klaus & Ulich Dieter (Hrsg.): Neues Handbuch der Sozialisationsforschung. Weinheim, 151–177
Thimm, Walter & Funke, Edmund H. (1977): Soziologische Aspekte der Lernbehinderung. In: Kanter, Gustav & Speck, Otto (Hrsg.): Handbuch der SonderpĂ€dagogik, 4. Berlin, 581–611
Weiß, Hans (1985): Behinderung und soziale Herkunft. In: VHN 54, 1, 32–54

Migration und Bildung

Wolfgang Nieke

Migration: die Wanderung ĂŒber Grenzen hinweg

Migration ist die Fachbezeichnung fĂŒr eine OrtsverĂ€nderung von Objekten und wird in dieser Bedeutung nicht nur in den Sozialwissenschaften, sondern auch in technischen Disziplinen verwendet. Auf Menschen bezogen, bezeichnet Migration eine Wanderung ĂŒber Grenzen hinweg. Diese Grenzen markieren dabei nicht nur politische Territorien, sondern vor allem Sprach- und Kulturgrenzen. Wenn Kultur als die Gesamtheit der Deutungsmuster einer sozialen Einheit, einer Lebenswelt verstanden wird (Nieke 2000, 50), dann kann auch eine Wanderung innerhalb staatlicher Grenzen zu einem Verlassen einer vertrauten Umgebung, einer Heimat werden, weshalb bei der sogenannten Binnenmigration vergleichbare Anpassungsaufgaben entstehen können wie bei einer Wanderung ĂŒber Staatsgrenzen hinweg.
Bei jeder Migration in diesem Sinne entstehen Verluste an elementarer Lebenskompetenz: Die bisher gĂŒltigen Orientierungsmuster rĂ€umlicher und kultureller Art gelten in der neuen Umgebung nicht mehr oder nur teilweise, die bisherige Sprachkompetenz kann nicht mehr zur VerstĂ€ndigung eingesetzt werden. Migranten erleben sich als mental amputiert und behindert.
Die deutsche Sprache bewahrt dieses elementare Verlusterleben noch in dem Wort Elend auf, das etymologisch auf alja landja zurĂŒckgefĂŒhrt wird: sich in einem anderen Land befinden.
Dieses Ver...

Table of contents

  1. Deckblatt
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  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort der Gesamtherausgeber
  6. Vorwort
  7. Teil I
  8. Teil II
  9. Teil III
  10. Stichwortregister
  11. Die Autoren