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Die Zisterzienser
This book is available to read until 5th December, 2025
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Die Zisterzienser
About this book
Cistercians are the reform order of Benedictine monks dating back to the High Middle Ages. As ingenious technical designers, they laid down the basis for intensive agriculture. Their ideal of piety was far ahead of the mendicant orders and made the Benedictine order attractive again in the time of the Investiture Controversy.The book covers the history of the Cistercians from their oundation by Robert of Molesme and Bernard of Clairvaux, through their cultural, scientific and social function in the Middle Ages to the present day, although its focal point - the importance of the order - was in the Middle Ages.
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Information
1 Rebellion und Experiment – die Anfänge der Zisterzienser
Die ersten Zisterzienser stellt man sich nicht als Rebellen vor, schon eher als Fundamentalisten, denen die konsequente Rückkehr zu einem älteren Ideal vor Augen stand. Gleichwohl bewegten sich Robert von Molesme, Alberich, Stephan Harding und ihre Anhänger nicht in den vorgezeichneten Bahnen der Kirche. Ihnen schwebte die Verwirklichung eines religiösen Ideals, eine vita perfectionis vor, zu deren Erreichung man sogar den Bruch kirchlicher Gelübde und kirchenrechtlicher Normen in Kauf nahm. Den Maßstab eines solchen Verhaltens, das von der Sorge um das eigene Seelenheil diktiert war, lieferten die heiligen Texte des Evangeliums, der Kirchenväter und der Benediktsregel, die selbst nur einen »Anfang im klösterlichen Leben« (RB 73,1) setzen wollte. Für die Amtskirche, die das Auslegungsmonopol der heiligen Texte für sich reklamierte, implizierte ein solches Verhalten die öffentliche Infragestellung ihres Primats. Folglich bemühten sich Kirchenleute darum, die ersten Zisterzienser in das System der Kirche einzubinden. Betrachtet man aber die Ereignisse von 1098 aus der Perspektive der Betroffenen, kann man darin sehr wohl die tatkräftige Auflehnung gegen eine kirchliche Ordnung erkennen, der es durch das trostlose Erscheinungsbild ihrer Glieder in der Welt an Glaubwürdigkeit mangelte. Gerade das Beispiel Roberts von Molesme ist dabei von einer rastlosen Suche nach alten Idealen und innovativen Lösungen geprägt. Rebellion gegen die Unordnung der Amtskirche und Experimentierfreude in der Verwirklichung der mönchischen Lebensform kennzeichnen die Anfänge der Zisterzienser.
1.1 Vor den Zisterziensern
Die Gründung des Neuklosters im Jahre 1098 und mehr noch das bis dahin beispiellose Anwachsen des zisterziensischen Verbandes im Laufe des 12. Jahrhunderts sind Ausdruck einer verbreiteten und vielgestaltigen Suche nach religiöser Erlösung. Das Mittelalter brachte in fast jeder Generation Zweifel an herkömmlichen Wegen und Neuansätze im religiösen Leben hervor, doch in den beiden Jahrhunderten vor der zisterziensischen Ordensgründung entfaltete sich im westlichen Europa eine besondere Dynamik der Heilssuche1. Eine Bedingung dafür war langfristig in den karolingischen Bildungsreformen geschaffen worden, die zu einer Befruchtung der Theologie und zu einer rudimentären Hebung des intellektuellen Niveaus beitrugen. Prophezeiungen im Umfeld der ersten Jahrtausendwende riefen überdies gesteigerte religiöse Erwartungen und Ängste vieler Menschen hervor. Die im Abendland zu diesem Zeitpunkt erstmals auftretenden Wanderprediger und Ketzer predigten Enthaltsamkeit, Weltflucht und Evangelientreue. Ihr Erfolg ist ein Indiz dafür, dass das Vertrauen in die amtskirchliche Heilsvermittlung angesichts offensichtlicher Missstände im Schwinden begriffen war. Verstärkt wurde dieses Misstrauen durch die kritischen Stimmen der Kirchenreform. In beispielloser Schärfe geißelt etwa der Kardinal und Ordensmann Petrus Damiani († 1072) in seiner »Verteidigung der Weltverachtung« (Apologeticum de contemptu saeculi) die Habgier und Verweltlichung vieler Mönche und Kleriker als Grundübel seiner Zeit.
Nur wenig später hat der süddeutsche Benediktiner Bernold von Konstanz († 1100), der in den Abteien Sankt-Blasien und Schaffhausen für die Kirchenreform eintrat, die Breite und damit das Neue der religiösen Bewegung seiner Zeit gesehen, indem er die laikale Frömmigkeit neben die herkömmlichen Lebensformen der Mönche und Kleriker einordnete:
Zu diesen Zeiten stand das gemeinsame Leben (vita communis) im Reich der Deutschen an vielen Orten in Blüte – nicht allein bei den Klerikern und Mönchen, die in größter Frömmigkeit lebten, sondern auch bei den Laien, welche sich und ihre Güter zu eben solchem gemeinsamen Leben demütigst anboten; und obwohl sie der Kleidung nach nicht als Kleriker oder Mönch erschienen, standen sie diesen dennoch, wie man glaubt, keineswegs an Verdiensten nach. [...] Eine unzählbare Menge nicht nur von Männern, sondern auch von Frauen nahm zu diesen Zeiten ein derartiges Leben an (Bernold von Konstanz, Chronik, ann. 1091).
Beim Auftreten neuer Wanderprediger war die Grenze zwischen Ketzerei und Rechtgläubigkeit selbst für Kirchenleute oft nicht leicht zu bestimmen. Für das einfache Volk entschied das charismatische und asketische Auftreten maßgeblich über die Glaubwürdigkeit der Verkündung. Nach der Kreuzzugssynode von Clermont im November 1095 stellten sich in ganz Westeuropa Prediger in den Dienst der Kreuzzugswerbung. An ihrer Wirkung lässt sich ermessen, aus welchen Quellen sich die religiöse Begeisterung im zeitlichen Umfeld der zisterziensischen Ordensgründung hauptsächlich speiste. Nach Guibert von Nogent trat nach 1095 im Berry, in der Champagne und in Lothringen ein Mönch namens Peter auf, der sich selbst als Einsiedler bezeichnete. Dieser soll auf einem Esel reitend und in Lumpen gekleidet umhergezogen sein. Guibert schreibt ihm eine große charismatische Ausstrahlung zu: »Was immer er sagte oder tat, schien halbgöttlicher Art zu sein«2. Seinen Zuhörern zeigte Peter ein Stück Pergament vor, das er als einen »Himmelsbrief« ausgab, durch welchen ihn Gott selbst zum Predigen beauftragt habe. Auch wenn die Kirche solchen Erscheinungen ablehnend gegenüberstand, so weist doch der nachhaltige Erfolg Peters des Eremiten auf gesteigerte religiöse Bedürfnisse und Hoffnungen in breiten Bevölkerungskreisen hin.
Für den Erfolg der Zisterzienser waren beide Ausprägungen der religiösen Bewegung des hohen Mittelalters entscheidend: die verstärkte Heilssuche bei Laien und die Neuansätze im benediktinischen Mönchtum. Eine Verknüpfung beider Stränge hatte bereits die von der Abtei Cluny ausgehende mönchische Reformbewegung vorbereitet. Die mächtige burgundische Ordenszentrale wird zur Zeit Abt Hugos des Großen (1049–1109) in der Forschung traditionell als Gegenfolie zur bescheidenen Gründung des Neuklosters dargestellt. Dennoch darf man nicht übersehen, dass die Cluniazenser in den beiden Jahrhunderten zuvor mit der Verchristlichung des burgundischen und europäischen Adels das Feld für die Zisterzienser wie für andere Ordensgründungen bestellt hatten. Euphorisch beurteilten Chronisten und Kirchenreformer das Heilswerk der Cluniazenser: Für den Mönch Rodulf Glaber († um 1047) war nach der Jahrtausendwende geradezu eine neue Ära der Heilsgeschichte angebrochen: »Es war, als schüttele die Welt ihr Alter ab und legte allenthalben einen weißen Mantel von Kirchen an« (Histor. III,4). Die strenge Lebensweise und feierliche Liturgie Clunys beeindruckten im Jahre 1063 auch den päpstlichen Legaten Petrus Damiani, der als Prior von Fonte Avellana selbst einer eremitischen Gemeinschaft angehörte.
Die Abtei Cluny, im Jahre 909/910 durch Herzog Wilhelm den Frommen von Aquitanien gegründet, erhielt bereits 931 eine päpstliche Reformlizenz3. Geistliche und weltliche Klosterherren übertrugen ihre Häuser den Äbten von Cluny in großer Zahl. Die Regelungen des herzoglichen Gründungsprivilegs, die den ersten Abt Berno (910–927) und seine Nachfolger mit einem hohen Grad an Unabhängigkeit ausstatteten, weiteten Cluniazenser und kirchliche Reformer im Zeitalter des Investiturstreits zum Programm einer umfassenden Kirchenfreiheit (libertas ecclesiae) aus. Somit entstand im 10. und 11. Jahrhundert ein bedeutender Reformverband in der Mitte Europas, der insbesondere durch das Angebot einer hoch entwickelten Memorialkultur auf die Adelsgesellschaft ausstrahlte. Ihr Tätigkeitsspektrum z. B. in der Pflege der Memoria Verstorbener vermittelt einen Eindruck von den religiösen Bedürfnissen dieser Zeit. Von ihren Kerngebieten in Burgund und im Westfrankenreich aus wirkten die Cluniazenser in der Zeit Abt Odilos (994–1049) führend bei der Verbreitung der Gottesfrieden mit. In Spanien nutzte König Alfons VI. von León-Kastilien (1065–1109) seine Beziehungen zu Cluny dazu, um die Bistümer und Klöster seines Reiches besser auf die Unterstützung der Reconquista und die Förderung des Jakobskultes einzuschwören. Als mit Urban II. (1088–1099) erstmals ein Cluniazenser auf den Papstthron stieg, konnte er die Erfahrungen und Netzwerke seiner ehemaligen Abtei dafür einsetzen, um die 1095 in Clermont ausgerufene Massenbewegung des Kreuzzugs ideell und organisatorisch zu unterstützen.
Wie das Beispiel des von Abt Maiolus von Cluny (965–994) angeworbenen Reformspezialisten Wilhelm von Volpiano († 1031) zeigt, entstanden im Umfeld Clunys durchaus verschiedene institutionelle Spielarten der Klosterreform. Wilhelm selbst stammte aus dem oberitalienischen Benediktinerkloster Lucedio. Die Kontakte zu Maiolus führten ihn um 987 nach Cluny und nur drei Jahre später auf den Abtsstuhl der reformbedürftigen bischöflichen Abtei Saint-Bénigne in Dijon4. Der sichtbare Erfolg seiner dortigen Tätigkeit trug ihm eine Vielzahl weiterer Reformaufträge in Burgund, Paris, der Normandie, Lothringen und Oberitalien ein. Kennzeichen seiner Tätigkeit und Ursache seiner Beliebtheit bei bischöflichen und weltlichen Klosterherren war der Grundsatz, das Leben in den reformierten Klöstern nach dem Vorbild der cluniazensischen Lebensweise (ordo cluniacensis) zu bessern, ohne ihre Rechtsstellung zu verändern.
Auch in Italien machten sich bereits am Ende des 10. Jahrhunderts Ansätze einer religiösen Neuorientierung im monastischen Leben bemerkbar. Aus dem Hochadel stammend, war Romuald von Ravenna († um 1027) kurz vor der Jahrtausendwende zuerst mit der durch cluniazensische Mönche reformierten Abtei S. Apollinare in Classe bei Ravenna und wenig später mit griechischen Eremiten im Adria-Raum in Berührung gekommen. Nach Ravenna zurückgekehrt, entschied er sich bewusst gegen eine Karriere als Abt im Reichsdienst, die ihm der junge Kaiser Otto III. hatte eröffnen wollen. Seine Klostergründung an einer abgelegenen Stelle im Aretiner Apennin in Camaldoli bietet noch heute die Anschauung einer strikten Umsetzung des bereits von Benedikt von Nursia als Krönung des Mönchtums gewürdigten eremitischen Ideals (RB 1). Durch seine griechischen Gewährsleute hatte Romuald Zugang zu den eremitischen Urtexten und Traditionen des Mönchtums, etwa zu der Antonius-Vita des Athanasius, den Klosterregeln des Pachomius und Basilios (Asceticum magnum und parvum) oder den in unterschiedlichen griechischen und lateinischen Redaktionen vorliegenden »Worten der Wüstenväter« (Apophthegmata patrum)5. Durch das Vorbild Romualds ließen sich weitere italienische Mönche inspirieren, so der spätere Kardinal Petrus Damiani († 1072), der eine Lebensbeschreibung Romualds verfasste und an der Spitze eines kleinen eremitischen Klosterverbandes in Fonte Avellana (Marken, Umbrien) wirkte, sowie der aus Florenz stammende Benediktiner Johannes Gualbertus († 1073).
Auch nördlich der Alpen wirkte im 11. Jahrhundert das Vorbild der italienischen Eremiten auf monastische Reformkreise. Am bedeutendsten wurde die Initiative des aus dem rheinischen Hochadel stammenden Klerikers Bruno von Köln († 1101), der sich nach Theologiestudien und einer hochrangigen Stellung an der Reimser Kathedrale von der in seinen Augen verweltlichten Kirche abwandte. Nach einer Zwischenstation in Molesme, der klösterlichen Neugründung des Wanderpredigers Robert († 1111), gründete Bruno mit seinen Gefährten eine Einsiedelei in den Seealpen bei Grenoble. Die »Große Kartause« unterschied sich architektonisch von der Einsiedelei in Camaldoli, da Bruno und seine Gefährten die Zellen der Mönche und die Gemeinschaftsgebäude einschließlich der Kirche durch einen großen Kreuzgang miteinander verbanden. Eine strenge Isolation und Schweigepflicht sowie das kontemplative Leben, zu dessen Umsetzung man ebenfalls auf Laienbrüder zurückgriff, galten als die Grundlagen der Lebensform6. Ähnliche Biografien kennzeichnen viele weitere Wanderprediger und Klostergründer dieser Jahrzehnte, die in ihrer Begeisterung für eine evangelische Lebensform nach einem Platz in der Kirche suchten: Vitalis von Savigny, Bernhard von Tiron, Stephan von Muret, Stephan von Obazine, Robert von Arbrissel oder Norbert von Xanten. Die mit den genannten Namen verbundenen Kloster- und Ordensgründungen umreißen ein weites Spektrum monastischer Neuorientierungen, deren geographischer Rahmen im Wesentlichen durch das alte Frankenreich auf beiden Seiten der Alpen vorgegeben war. Gemeinsame evangelische Ideale und persönliche Kontakte dürfen nicht über die erheblichen Unterschiede und Besonderheiten dieser Initiativen hinwegtäuschen. Die neu entstehenden Klöster und Orden erfassten eremitische und zönobitische Tendenzen, die Bedürfnisse der religiösen Frauenbewegung sowie die Reform des Säkularklerus, die etwa von den Prämonstratensern, von einzelnen regulierten Stiftskapiteln wie Rottenbuch, Springiersbach, S. Ruf bei Avignon oder Arrouaise oder von Bischöfen wie dem Salzburger Erzbischof Konrad I. (1106–1147) vorangetrieben wurde.
Fragt man nach den Gründen für die besondere Dynamik religiös-monastischer Neuansätze im 11. und frühen 12. Jahrhundert, stößt man auf eine aus heutiger Sicht überraschend gute Vernetzung der tragenden Reformkreise, deren Protagonisten nicht selten aus dem Hochadel stammten. Förderlich waren solchen Beziehungen unter anderem regionale Schwerpunktbildungen in Burgund, Lothringen oder im oberitalienischen Apennin. Am Ende des 11. Jahrhunderts schien das große Waldgebiet von Craon im Nordwesten Frankreichs eine besondere Anziehung auf Wanderprediger und Eremiten auszuüben. Eine Folge solcher persönlichen Netzwerke, die in ihrem tatsächlichen Umfang nur schwer zu ermitteln sind, war der Transfer von Ideen und Texten. Die Gewohnheiten Clunys in Hirsau, die Vita Romualds im Reformverband von Fonte Avellana, die von Vallombrosa beeinflussten Gewohnheiten der zisterziensischen Laienbrüder (Usus conversorum) oder die textlichen Übereinstimmungen im frühen Statutenwerk von Prämonstratensern und Zisterziensern dokumentieren solche Transfers.
1.2 Robert von Molesme
Robert von Molesme war einer der aktivsten Vertreter der religiösen Bewegung des ausgehenden 11. Jahrhunderts, der auf der Suche nach Selbstheiligung verschiedene Spielarten der monastischen Lebensform erprobte. Die detaillierteste Quelle zu Roberts Herkunft und Leben, die von einem unbekannten Mönch in Molesme verfasste Vita Roberti, entstand erst über ein Jahrhundert nach seinem Tod7. Als Auftraggeber nennt der Text Abt Odo II. (1215–1227) von Molesme, der sich im Jahre 1220 an der Kurie für die Heiligsprechung Roberts einsetzte und dafür auch die Unterstützung des Generalkapitels der Zisterzienser einwarb. Die zeitliche Distanz zu den Ereignissen und der Anlass ihrer Abfassung haben immer wieder zu Zweifeln an der Glaubwürdigkeit der Vita geführt. Dennoch lässt sich im Vergleich mit älteren Quellen ein durchaus aussagekräftiges Bild über den Lebensweg und die Motive Roberts von Molesme gewinnen.
Robert stammte aus einer Adelsfamilie der Champagne oder des Tonnerrois. Verschiedene Forschungsmeinungen verorten die Familie im Umfeld der Grafen der Champagne, der Grafen von Tonnerre oder der einflussreichen Herren von Maligny8. Nach Angaben seiner Vita trat Robert um 1045 im Alter von 15 Jahren in die Abtei Montier-la-Celle bei Troyes ein, in der er es bis zum Amt des Klaustralpriors brachte. Eine erste Zäsur und einen Ortswechsel von der Champagne nach Burgund brachte da...
Table of contents
- Deckblatt
- Titelseite
- Impressum
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1 Rebellion und Experiment – die Anfänge der Zisterzienser
- 2 Charisma und Ratio – der zisterziensische Verband und seine Verfassung
- 3 Verinnerlichung und Gelehrsamkeit – die geistliche Welt der Zisterzienser
- 4 Soziale Netzwerke in der Einsamkeit – Zisterzen in ihrer weltlichen und kirchlichen Umgebung
- 5 Innovationen in Armut – zisterziensische Arbeit, Ökonomie und Technik
- 6 Orden im Umbruch – Krisen und Reformen in Spätmittelalter und Reformationszeit
- 7 Diversität und Dekadenz – das Ordensleben im Zeitalter von katholischer Reform, Revolution und Säkularisation
- 8 Zisterzienser global – die beiden Orden bis in die Gegenwart
- 9 Abkürzungen
- 10 Auswahlbibliographie
- 11 Abbildungsverzeichnis