1 Pflege und Psychologie, Soziologie und Pädagogik
1.1 Entwicklungstendenzen und Veränderungen in Pflege und Medizin
Ganzheitliches Verständnis
Pflege und Medizin sind weiterhin auf dem Weg zu einem ganzheitlichen Verständnis über Gesundheit, Krankheit, der psycho-sozialen Situation des Patienten und seiner Pflegebedürftigkeit.
Heute weiß man, dass die rein medizinische Krankheitsbekämpfung oder Symptombehandlung allein nicht ausreicht, um gesund zu werden. Medizinische Therapie und moderne Pflegekonzepte und -ziele berücksichtigen zunehmend psycho-soziale Aspekte: Die Frage, wie die Krankheitssituation des Patienten über Erkrankung und Therapie hinaus aussieht, ist von zunehmendem Interesse.
• Wie kam es zu der Krankheit?
• Welche psychischen Anteile spielen beim Gesundwerden eine Rolle, wie ist die seelische Widerstandskraft (Resilienz) des Patienten?
• Wie geht der Betroffene mit seiner Krankheit um, wie bewältigt er sie (Coping)?
• Oder ist er bereit bei Pflege und Therapie mitzuhelfen (Compliance)?
• Welche Ressourcen kann der Patient seiner
• Besteht ein soziales Umfeld, sind Menschen da, die in Krankheit und Gesundwerden unterstützen?
Patienten-Empowerment versus Pflegebedürftigkeit
Hierbei spielt das
Patienten-Empowerment (Patientenbeteiligung/Befähigung) eine neue Rolle: Der Patient ist nicht länger der passive Empfänger der Pflege und medizinischen Versorgung. Die
aktive Mitwirkung und
Aktivierende Pflege des Patienten soll verbessert werden und der
Pflegebedürftigkeit entgegenwirken: Durch
Information/Aufklärung über das eigene Krankheitsbild und die Diagnose. Durch
Patientenfortbildung und Anleitung, z B. Ernährungsschulung und seine
aktive Mitwirkung im Umgang mit der Krankheit (z. B. Befähigung zur Selbstmedikation, Messung von Blutzucker oder Blutdruck) und der
Mitentscheidung bei der Pflege und Therapie (
Kap. 2.5.2.;
5.5;
5.6).
1.1.1 Krankheit heute
Hinzu kommt, dass Krankheiten heutzutage oft nicht mehr auf eine klare Ursache (z. B. Bakterien/Viren) zurückzuführen sind, sondern dass sie multifaktoriell (mehrere Ursachen/Faktoren) sind. Neben Zivilisationskrankheiten (Herzinfarkt, Rückenschmerzen, Gastritis) durch
• schlechtes Gesundheitsverhalten (schlechte Ernährung, Bewegungsmangel)
• Stress (Arbeitsbelastungen, Burnout)
• veränderte Lebens- (belastende Lebenssituation, finanzielle Not, Arbeitslosigkeit) und Umweltbedingungen (Lärm, Luftverschmutzung, Ozon, Allergien)
• psychische Probleme (depressive Verstimmungen, psychophysische Erschöpfung, Überlastung)
• soziale Ursachen (Vereinsamung, Altersarmut, geringer Verdienst)
• eine Zunahme alter Menschen/Patienten aufgrund demografischer Entwicklungen
treten vermehrt Alterskrankheiten und neue Krankheitsbilder wie Demenz auf. Des Weiteren gibt es eine erhöhte Resistenz (gegen Antibiotika) und Überempfindlichkeiten gegenüber Medikamenten.
Wichtig
Dieser Ursachenvielfalt und den neuen Krankheits- und Gesundheitsbedingungen muss zwangsläufig auch mit einer neuen breitgefächerten Medizin, Therapie und Pflege begegnet werden.
1.1.2 Auswirkungen auf Pflege und Medizin
Pflege und Medizin müssen auf diese Veränderungen reagieren. Beide müssen in Ausbildung und Berufspraxis umfangreicher sein als früher. Spezielle Weiterbildungsangebote (z. B. Pflege für demente Patienten) und neue Ausbildungsinhalte für die Pflege greifen dies auf, wie die Reform der Pflegeausbildung 2017 zeigt.
Psychologische und soziologische Aspekte über Krankheit, Patienten und Gesundheit, Kenntnisse über Kommunikation, Wahrnehmung, menschliche Bedürfnisse...