Angst
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Angst

Ursprung und Überwindung

  1. 244 pages
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Angst

Ursprung und Überwindung

About this book

Für viele ist dieses Buch seit Jahren ein wichtiger Leitfaden. Der Autor schildert die vielen Gesichter der Angst, die tiefenpsychologischen Hintergründe und den therapeutischen Weg, der aus den Ängsten herausführt. Anhand von Fallbeispielen, Patientenäußerungen und Träumen, aber auch durch die psychoanalytische Interpretation literarischer Zeugnisse gelingt es dem Autor, die Erscheinungsformen der Angst in einen systematischen Zusammenhang zu stellen. Das Buch ist kenntnisreich und sachlich geschrieben, in seiner Sprache lebendig und konkret. Damit spricht das Werk ärztliche Psychotherapeuten, Psychologen, Sozialpädagogen, Lehrer sowie Eltern und Betroffene in kompetenter Weise an.

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Information

Publisher
Kohlhammer
Year
2015
Print ISBN
9783170261457
eBook ISBN
9783170261471

Einleitung

Das Buch gibt Ärzten und Psychotherapeuten wie auch Betroffenen einen theoretischen und praktischen Bezugsrahmen für die Behandlung von Angst, Angstsymptomen und Angstneurosen. Da die Angststörung als eine der häufigsten neurotischen Störungen gilt, ist es für die Helfer und Hilfesuchenden wichtig, diese Krankheit in ihren vielfachen Erscheinungen und Schattierungen zu kennen.
Unter Angst leiden viele Menschen. Sie suchen den Arzt wegen unterschiedlicher Beschwerden auf, die Ausdruck von Angst sind. Angst führt zu zahlreichen psychosomatischen Symptomen. Vor Angst »wird einem schwindelig«, vor Angst kriegt man »Herzklopfen« oder »Durchfall«. Angst macht »kopflos«, sie sitzt einem »im Nacken und auf den Schultern«. Vor Angst wird einem »mulmig und flau«. Angst kann sich hinter diesen Symptomen verbergen. Sie muß sich nicht immer direkt in einem Angstanfall äußern. Oft ist Schwindel allein schon ein Zeichen für Angst. Die Angst und ihre körperlichen Erscheinungen führen wegen der Hartnäckigkeit der Symptome und ihrer Dauer häufig zum Arzt. Der Betroffene selbst weiß meistens nicht, daß hinter seinem Schwindel oder Herzrasen Angst steckt. Es kommt dann für den Haus- oder Facharzt darauf an, den Patienten in einem Gespräch über eine Psychotherapie zu informieren und ihn dazu zu motivieren.

1 Was ist Angst?

Angst ist ein Gefahrensignal. Sie signalisiert, daß eine Gefahr droht. Die Gefahr kann real sein oder sich lediglich in unserer Phantasiewelt befinden. Bei fast allen Menschen, die sich in ärztliche Behandlung wegen Angst oder wegen ihrer Angstsymptome begeben, handelt es sich um eine nicht reale Angst. Die Angst, die sie haben, entspringt bewußt oder unbewußt einer Vorstellung, die angsterzeugend ist. Es können alle Situationen des Lebens Angst erregen. Alles kann uns Angst machen, so lange wir einer Person oder einem Ding soviel Macht und Kraft zuschreiben, daß sie über uns überhandgewinnen und uns ängstigen. Angst ist bei vielen Menschen ein Produkt ihrer Phantasie. Jedem vernünftigen Menschen leuchtet ein, daß eine Spinne von wenigen Millimetern Durchmessern in Mitteleuropa völlig ungefährlich und harmlos ist. Dennoch gibt es bei uns Menschen, die beim Anblick derartiger Geschöpfe vor Angst weglaufen und schreien.
Reale Angst dagegen tritt in lebensgefährlichen Situationen auf: Geht ein Mensch in ein Kaufhaus, in dem ein Feuer ausbricht, so wird er Angst um sein Leben haben. Er hat die Gefahr des Feuers wahrgenommen, mit den Augen, mit der Nase, vielleicht hat er auch einen Knall gehört. Er wird sich nicht lange überlegen, wie er aus dem Kaufhaus entrinnen kann. Draußen angelangt, werden ihm vor Angst die Knie zittern, sein Herz wird vor Angst pochen. Er wird feststellen, daß er schwitzt, ihm der Angstschweiß ausgebrochen ist. Vielleicht wird er in den folgenden Nächten Angstträume haben, in denen er vor dem Feuer flieht. Der gesunde Mensch wird ein solch einmaliges Erlebnis ohne Schaden überstehen. Dieser Mensch hat reale Angst erlebt. Wir werden Mitleid haben, Mitgefühl empfinden, selber etwas Angst empfinden und denken: »Zum Glück ist mir das nicht passiert.« Niemand käme auf die Idee, zu sagen: »Da brauchst du doch keine Angst zu haben!« Im Gegenteil, hier Angst zu haben, ist lebenswichtig und normal.
Anders verhält es sich mit der Angst, über die ich in diesem Buch spreche. Sie macht uns krank, weil sie ein Produkt unserer Innenwelt, unserer Phantasie ist.
Hier ein Beispiel: Eine junge Frau freut sich schon darauf, daß sie bald stolze Besitzerin eines hübschen Hutes sein wird, den sie vor einer Woche im Kaufhaus gesehen hat. Lange hat sie überlegt, ob sie sich diesen teuren Hut leisten kann und hat sich nun zum Kauf entschlossen. Gerade ist sie dabei, die Rolltreppe zum ersten Stock des Kaufhauses zu betreten. Plötzlich fängt ihr Herz an zu rasen, ihr wird schwindelig, sie wird ängstlich, tritt von der Treppe zurück, sieht sich nach anderen Menschen um und hält sich an einer Säule fest. Doch nichts ist geschehen im Kaufhaus, was auch anderen Menschen Angst eingejagt hätte. Kein Feuer, kein Bandit.
Ab dem heutigen Tag hat die Frau Angst, in Kaufhäuser zu gehen. Sie selber weiß nicht, warum sie Angst bekommen hat und warum sie jetzt vor Angst Kaufhäuser meidet. Ihre Antwort wird vielleicht sein: »Ich habe einfach Angst. Ich habe Angst vor Menschen.«
Diese Frau hat eine nicht-reale Angst erlebt. War doch alles im Kaufhaus ganz normal gewesen.
Unbewußte Gedanken, Vorstellungen oder Phantasien haben ihr plötzlich Angst gemacht. Den Inhalt dieser unbewußten Phantasien, die das Leben der Frau beeinflussen, die Ursache und ihre Entstehungsgeschichte kennenzulernen, werden Ziel ihrer Psychotherapie sein, in die sie sich inzwischen begeben hat.
Die Trennung zwischen realer und nicht-realer Angst ist nicht immer eindeutig möglich. Dennoch gibt es Ängste, die als krankmachend einzustufen sind, während die Einschätzung von realen oder nicht-realen Gefahren gerade in der Zeit der Technik und der sog. Klimakatastrophe sehr komplex geworden ist.*
* Siehe Kapitel 19: Zur Psychoanalyse der Atomangst

2 Was berichten Menschen, die unter Angst leiden?

Eine 36jährige Friseuse erzählt: »Ich leide seit meiner Kindheit unter Schwindel. Der Schwindel ist immer in mir. Es ist wie eine Benommenheit. Wegen des Schwindels habe ich sogar meinen Beruf aufgegeben. Manchmal zittere ich am ganzen Körper, dann wackelt das ganze Bett. Letzte Woche hatte ich zwei Mal deswegen den Notarzt da. Ich habe auch Angst vor Spinnen, Mäusen und Schlangen. Ich ekel mich furchtbar vor ihnen.«
Ein 30jähriger Bankkaufmann leidet seit über 10 Jahren unter seiner Angst: »Ich habe seit 10 Jahren Angstzustände. Die Angst ist auf einmal da. Ich zittere, habe Unruhe, der Puls geht schnell. Dann rast mein Herz. Die Luft geht weg. Ich habe Atemnot. Ich habe Schweißausbrüche, Stuhlgang und manchmal auch Urinabgang. Ich liege dann da und schreie um Hilfe. Die Angst hat mich seit 10 Jahren immer wieder eingeholt. Zeitweise bin ich frei davon gewesen. Keiner hat mir bisher helfen können.«
Hier schildert ein junger Mann seine Angstzustände, denen er sich hilflos ausgeliefert fühlt. Zehn Jahre lang verfolgt ihn die Angst, sein bisheriges Mittel dagegen besteht aus Schreien um Hilfe. Wie ein kleines Kind liegt er auf der Erde in seinen Ausscheidungen und ruft: »Hilfe, Hilfe.« Das Hilfeschreien nach einem Arzt oder einem Angehörigen gilt letztlich seiner Mutter, die den 30jährigen Sohn bitte beschützen möge.
Eine 24jährige Bürogehilfin hat Angst umzukippen: »Ich bin so zittrig. Das kommt ganz plötzlich. Das ist seit dem Tod meiner Mutter so. Ich habe auch ein Druckgefühl, vom Nacken bis in die Stirn und leide unter unklarem Sehen. Zuerst ist die linke Gesichtshälfte taub. Ich habe auch Angst, unter vielen Menschen zu sein. Dann wird mir ganz heiß. Dann schwitze ich. Das tritt jetzt fast täglich auf.«
Auch ein 23jähriger Schüler hat Angst umzufallen. Auf einer Klassenfahrt in Süddeutschland hätten seine Herzbeschwerden plötzlich angefangen. Es habe plötzlich ganz schnell geschlagen. Ihm sei übel dabei geworden. Die Beine seien weich geworden. Seitdem leide er unter Kopfschmerzen. Besonders stark seien sie hinter der Stirn. Das habe nach dem Urlaub in der Schule wieder angefangen. Zeitweise habe er flaue Beine. Er habe Angst umzufallen. Sein Mund werde ganz trocken. Er verspüre einen Druck im Kopf. Er verkrampfe sich dann total.
Auch hier stellen wir neben der Angst umzufallen eine Fülle von körperlichen Symptomen fest. Oft wird über die Angst berichtet, daß das Herz nicht mehr funktioniere.
Eine 36jährige Sozialpädagogin hat Angst, daß ihr Herz nicht mehr schlägt. »Ich habe Angst zu sterben. Ich habe Angst, daß mein Herz versagt. Ich habe Angst vor Menschen. Ich habe Angst vor Frauen. Ich habe Angst, allein zu sein. Ich habe alle Kontakte abgebrochen. Ich habe oft das Gefühl zu sterben.«
Wir spüren die Einsamkeit und die Enge, in der die Frau lebt. Ihre Angst hat sie vollkommen eingeschnürt. Kontakte zu den Mitmenschen hat sie abgebrochen. Sie lebt mit ihrem Freund allein.
Eine 23jährige Arzthelferin klagt über folgende Beschwerden: »Ich bin seit Monaten nicht mehr ich selber. Ich bin ein anderer Mensch. Ich habe wirre Gedanken. Ich frage mich oft, ist das richtig, was ich mache? Ich glaube, ich bin verrückt. Alles kommt mir so komisch vor, so verändert. Wenn ich rede, denke ich, das bin nicht ich, die da redet. Ich kann nicht mehr normal denken. Ich denke immer nur daran, irgendwelche Menschen umzubringen oder ich denke nur Blödsinn. Mein Körper und mein Gesicht sind mir auch so fremd. Ich mag mich selber nicht mehr anfassen. Manchmal habe ich das Gefühl, ich beiße mir selber in den Finger oder ich verschlucke eine Zigarette beim Rauchen. Ich bin auch so gleichgültig, ich kenne keine Freude, Angst und keine Trauer. Ich weiß auch überhaupt nicht, was ich will.
Ich vergesse auch immer alles. Wenn mir etwas einfällt, was ich machen will, muß ich es gleich tun, sonst habe ich es wieder vergessen. Ich sehe mich immer von außen, als wenn ich neben mir sitze. Ich kann auch nicht in die Zukunft denken, das ist alles so weit weg. Wenn ich irgendwelche Gegenstände angucke, kommen sie mir auch so komisch vor. Manchmal denke ich, daß die anderen Menschen froh sein können, daß ich ihnen nichts tue. Es kommt immer alles so phasenweise. Manchmal denke ich, ich bin verrückt, dann wieder, daß ich normal bin, oder, wenn ich verrückt bin, daß mir doch niemand helfen kann. Ich kann mir auch keine Sorgen machen, z. B. über meine Eltern oder über die Arbeit. Manchmal habe ich das Gefühl, ich muß dauernd auf Toilette, früher habe ich das auch öfter gehabt, aber da habe ich mir immer Gedanken darüber gemacht und habe gedacht, ich habe irgendeine Krankheit und jetzt kümmere ich mich gar nicht mehr darum. Es ist mir ja sowieso egal, was mit mir passiert. Manchmal denke ich, es ist besser, wenn ich tot bin. Ich weiß überhaupt nicht mehr, wer ich bin. Ich mag auch manchmal nicht mehr reden, weil ich denke, das ist ja sowieso nur Blödsinn, was ich sage. Mir ist auch manchmal so, als wenn das, was ich gerade getan habe, gar nicht wirklich ist. Ich habe auch das Gefühl, ich mag nicht mehr reden oder irgendetwas tun, sondern nur schlafen, aber schlafen kann ich auch nicht. Ich fühle mich so unwohl in meiner Haut, ich möchte gerne anders sein. Ich bin so launisch, mal denke ich so und fünf Minuten später wieder anders. Auch wenn es mir mal ganz gut geht, zweifle ich schon daran, ob das wirklich ich bin. Ich habe auch das Gefühl, ich lasse mich von anderen beeinflussen. Ich habe auch manchmal das Gefühl, ich kann nicht mehr Autofahren und, wenn ich fahre, ist es wie ein Traum. Ich bin auch so zerstreut, z. B. lege ich Dinge irgendwo hin, wo s...

Table of contents

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort zur 7. Auflage
  6. Einleitung
  7. 9 Symbiotisches Verhalten
  8. 13 Infantilität
  9. 17 Symbiose und Suizid
  10. 22 Die Rolle des Vaters
  11. Stichwortverzeichnis