Unternehmensethik, Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility
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Unternehmensethik, Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility

Instrumente zur systematischen Einführung eines Verantwortungsmanagements in Unternehmen

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Unternehmensethik, Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility

Instrumente zur systematischen Einführung eines Verantwortungsmanagements in Unternehmen

About this book

Die Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung durch Unternehmen wandelt sich mehr und mehr von einer optionalen zu einer verbindlichen Aufgabe. Dies gilt auch vor dem Hintergrund der seit 2017 geltenden CSR-Berichterstattungspflicht vornehmlich für die großen "Platzhirsche". Für kleine und mittlere Unternehmen bildet die Beschäftigung mit dieser Thematik nach wie vor die Ausnahme, obwohl diese Berichtspflicht über die Wertschöpfungskette zukünftig verstärkt auch an KMUs weitergegeben wird. Der vorliegende Band stellt Konzepte, Instrumente und Verfahren der Integration unternehmerischer Verantwortung auf dem Fundament wirtschafts- und unternehmensethischer Ansätze dar. Dabei wird der Fokus auf die Beantwortung der Frage gelegt, inwieweit die Anwendung der vorgestellten Konzepte das Verhalten auf sämtlichen Unternehmenshierarchien verändern kann.

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Information

Year
2017
eBook ISBN
9783170296503
Edition
1

1 Unternehmensethik und Wirtschaftsethik

Nach der Bearbeitung dieses Kapitels sind Sie in die Lage,
• Grundbegriffe der Unternehmens- und Wirtschaftsethik zu erläutern und in Zusammenhang zueinander zu setzen (Fachkompetenz),
• die für die unternehmensethischen Fragestellungen relevanten Grundtatbestände des gesellschaftlichen Wirtschaftens, insbesondere die Bedeutung der Unternehmen und des marktwirtschaftlichen Koordinierungsmechanismus, zu erläutern und einer moralischen Bewertung zu unterziehen (Fach- und Argumentationskompetenz),
• Kooperation, Vertrauen und Nachhaltigkeit als integrale Bestandteile eines funktionsfähigen marktwirtschaftlichen Systems zu erkennen und ihre Bedeutung für die Lösung unternehmensethischer Fragestellungen zu erläutern (Fach- und Argumentationskompetenz),
• die Bedeutung einer eigenständigen Unternehmensethik sowie den Umfang und die Grenzen der Unternehmensverantwortung zu erkennen und kritisch zu diskutieren (Fach- und Argumentationskompetenz),
• Unternehmens- und wirtschaftsethische Fragestellungen zu identifizieren, zu analysieren und zu strukturieren und ethische Instrumente zur Problemlösung anzuwenden (Argumentations- und Gestaltungskompetenz),
• grundlegende moralische Probleme einer wertebasierten Unternehmensführung zu erkennen, zu analysieren und zu bewerten und wichtige Managementinstrumente zur Problemlösung zu erläutern (Argumentations- und Gestaltungskompetenz).

1.1 Zwei entgegengesetzte Sichtweisen: Zum Glück gibt es Unternehmensethik!

Unternehmen müssen sich in einem rasch verändernden Umfeld bewähren, das durch die sich dynamisch entwickelnde Globalisierung und einen sich verstärkenden internationalen Wettbewerb gekennzeichnet ist. Die zunehmende internationale Arbeitsteilung entlang der Wertschöpfungskette mit erhöhtem Koordinierungsaufwand durch Anforderungen an das Global Supply Chain Management stellt eine zusätzliche Herausforderung dar. Unterschiedliche, zum Teil national geprägte Wertesysteme in der Arbeitswelt aber auch im Management, die sich insbesondere bei Verlagerungen von Produktionsstätten ins Ausland zeigen, müssen bei Entscheidungen berücksichtigt werden.
Vor diesem Hintergrund erwarten Kunden von einem Unternehmen mehr als preiswerte und qualitativ hochwertige und innovative Produkte. Mitarbeiter erwarten von ihren Führungskräften mehr als steigende Löhne. Die Politik erwartet die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Die Gesellschaft erwartet innovative, umweltfreundliche Produkte und Produktionsprozesse. Wie diese Erwartungen angesichts der Zwänge im internationalen Wettbewerb erfüllt werden können, interessiert die Anspruchsgruppen häufig nicht. Die Unternehmen stecken oftmals in einer Dilemmasituation, in der sie sich zwischen Markt und Moral, Gewinn und Gewissen entscheiden müssen. Vielfach wird dabei ein Orientierungsverlust bei den wirtschaftlichen Akteuren festgestellt, das Fehlen eines ethischen Kompasses. Hier ist der Raum für die Unternehmens- und Wirtschaftsethik.
Des Weiteren ist – nicht zuletzt ausgelöst durch die Finanzkrise – das Vertrauen in die unternehmerischen Entscheidungen und Handlungen stark geschwunden. Zinsmanipulationen der Banken, Korruptionsskandale, Mitarbeiterobservierung durch versteckte Kameras, Bilanzmanipulationen, mangelnde Kontrolle der Supply Chain in der internationalen Bekleidungsindustrie mit dem Einsatz von Kinderarbeit oder der Nichtbeachtung von Sicherheitsvorschriften in der Produktion – die Liste ließe sich beliebig verlängern.
Fragen einer verantwortungsvollen Unternehmensführung gewinnen mithin zunehmend an Bedeutung. Wirtschaftliches Handeln kann nicht auf die enge, rein ökonomische Dimension beschränkt werden, denn die unternehmerischen Entscheidungen nehmen Einfluss auf ökologische und soziale Aspekte. Die Nachhaltigkeit, also das verantwortungsvolle, in die Zukunft gerichtete Handeln und seine mittel- und langfristigen Folgen sind integraler Bestandteil einer verantwortungsvollen, wertebasierten Unternehmensführung. An welchen Werten sollen sich die Unternehmen orientieren? Und nicht nur die Unternehmen, auch die Mitarbeiter und Führungskräfte als Individuen benötigen diese Orientierung. Orientierung benötigen schließlich auch die Regierungen, um die geeigneten Rahmenbedingungen für ein in einem umfassenden Sinne effizientes Wirtschaften zu gewährleisten. Gerade die Regierungen haben durch die Globalisierung mit ihren nationalstaatlichen Regulierungen an Einfluss verloren. Hieraus ergibt sich ein Handlungsspielraum für Unternehmen oder Gruppen von Unternehmen, da eine überstaatliche Regulierung nur sehr aufwändig – wenn überhaupt – entsteht und die Einhaltung der Regeln staatlicherseits kaum überwacht werden kann.
Der Begriff der Unternehmens- bzw. Wirtschaftsethik als »Bindestrich-Ethik« in der Form der Zusammensetzung von Unternehmen und Wirtschaft einerseits und Ethik andererseits zeigt schon ein mögliches Spannungsverhältnis auf, welche Sichtweise, die wirtschaftliche, unternehmerische oder die moralphilosophische (ethische) dominierend sein könnte. Daher lassen sich in der öffentlichen Diskussion zwei entgegengesetzte Sichtweisen unterscheiden: Die eine Perspektive geht von einer grundlegenden Bedeutung der Ethik aus, betrachtet die wirtschaftlichen Aspekte als eher nachgeordnet und blendet dabei nicht selten die empirischen Bedingungen des unternehmerischen Handelns aus. Die andere Perspektive sieht die Unternehmensethik als wenig nützlich an, häufig sogar als hinderlich für die Lösung wirtschaftlicher Probleme und wirft der Ethik vor, inhaltslos oder gar ein »Luxus« für gute Zeiten zu sein. Zum Glück gibt es Unternehmensethik, die beide Perspektiven zusammenführt und eine integrierte Sichtweise anbietet.

1.1.1 Der Praktische Syllogismus als Klammer

Für eine, beide Sichtweisen umgreifende Betrachtung moralischer Probleme kann man das Instrument des sog. praktischen Syllogismus anwenden. Dieser erlaubt es, Werte mit der wirtschaftlichen Realität – allgemeiner formuliert: das Wollen mit dem Können – zu verknüpfen. Er wird in der praktischen Philosophie der Handlungstheorie als Modell des menschlichen Handelns verwendet. Wir nutzen dieses Instrument, um mögliche Konflikte bei der Beurteilung moralischer Probleme zu identifizieren, Lösungsvorschläge zu erarbeiten und die Implementierung von Lösungen zu evaluieren. Die hiermit verbundene Handlungsorientierung ist gerade für die Lösung unternehmensethischer Fragen hilfreich.
Das Wollen im praktischen Syllogismus erfasst die Werte, Ziele und Interessen. Was will ich? Welchen Werten, Interessen und Zielen folge ich in meinen Entscheidungen und Handlungen? Welche Werte soll die Gesellschaft als Ganzes verfolgen?
Grundsätzlich können diese Fragen nur von einzelnen Individuen beantwortet werden, allerdings wird der Einzelne als Teil der Gesellschaft in der Festlegung der Werte durch seine Mitmenschen beeinflusst. Die Lebenserfahrung zeigt, dass sich Menschen rasch auf einige Werte einigen können, wie z. B.:
• Wertschätzung des Individuums,
• Freiheit,
• Gerechtigkeit und Fairness,
• Sicherheit,
• Solidarität,
• Wohlstand.
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Abb. 1.1: Der praktische Syllogismus
Diese Werte werden allerdings vielfach nicht reflektiert. Der praktische Syllogismus erfordert stets, die Frage nach den Werten immer wieder explizit zu stellen und vor allem die Werte zu präzisieren, damit sie für eine Handlungsempfehlung verwendet werden können. Außerdem kann es notwendig sein, die Werte zu priorisieren, wenn sie nicht gleichzeitig erreicht werden können.
Das Können erfasst die empirischen Bedingungen für menschliches Handeln. Die damit verbundenen Fragen sind: Was kann ich mit den mir zur Verfügung stehenden Ressourcen, Fähigkeiten und Fertigkeiten tun? Welche Aspekte fördern, welche hindern mich bei der Umsetzung dessen, was ich will?
Hinsichtlich der Ressourcen spielt z. B. der Mangel an Zeit und eventuell an finanziellen Mitteln eine wesentliche Rolle. Fähigkeiten und Fertigkeiten der Individuen werden durch unzureichende Ausbildung aber auch durch fehlende technische Hilfsmittel eingeschränkt. Des Weiteren wird das Können wesentlich durch das Wissen und Wahrnehmen beeinflusst. Das Fehlen relevanter Informationen und die eingeschränkte Fähigkeit zur Informationsverarbeitung schränken das Können ein. Individuen haben regelmäßig das Problem, komplexe Situationen zu durchschauen. Weitere Beschränkungen des Könnens ergeben sich dann, wenn menschliche Schwächen hinzukommen, wie etwa die Willensschwäche, Angst vor Veränderungen oder schlicht Bequemlichkeit.
Individuen, aber auch Unternehmen können das Instrument des praktischen Syllogismus nicht nur für die begründbare Herleitung ihrer eigenen Handlungen einsetzen. Es kann auch dazu dienen, Erwartungen über das Handeln anderer Individuen oder Unternehmen zu bilden. Wenn ein Kunde einen PKW von einem Automobilhersteller kauft, dann erwartet er in der Regel hinsichtlich der empirischen Bedingungen (das Können/Wissen/Wahrnehmen), dass der Hersteller sich an die Gesetze und Bestimmungen bzgl. der Fahrzeugqualität und -sicherheit hält, dass die beschäftigten Ingenieure und Fachkräfte in der Lage und bereit sind, ein solches Fahrzeug herzustellen. Außerdem signalisiert ihm die Tatsache, dass andere Kunden ebenfalls bei diesem Hersteller einkaufen und das Unternehmen schon länger am Markt tätig ist, eine gewisse Qualität des Produkts. Hinsicht der Ziele des Verkäufers (das Wollen) wird man erwarten, dass dieser das Unternehmensziel der (langfristigen) Gewinnerzielung verfolgt, und zum einen deswegen einen Preis verlangen wird, der dieses Ziel erfüllt, zum anderen den Kunden nicht betrügen oder übervorteilen will, da ein solches Verhalten sich wahrscheinlich langfristig nicht auszahlen wird.
Als kurzes Fazit lässt sich feststellen, dass der praktische Syllogismus als ein Schlüsselinstrument für die Behandlung unternehmensethischer Fragestellungen angewendet werden kann, da er die Werte, Ziele und Interessen einerseits (Wollen) und die empirischen Bedingungen ihrer Realisierung (Können) zusammenbringt. Innerhalb eines Unternehmen kommt es dabei aus ethischer Sicht darauf an, inwieweit es gelingt, nicht nur die individuellen Ziele und Werte zu realisieren, sondern auch moralische Werte, also die berechtigten Ziele, Interessen und Werte der anderen Mitglieder des Unternehmens im eigenen Verhalten zu berücksichtigen. Außerhalb des Unternehmens gilt analog, dass das Unternehmen die berechtigten Interessen seiner Ansprechpartner wie Kunden, Lieferanten, Wettbewerber und Kooperationsunternehmen sowie staatliche Institutionen und die Gesellschaft als Ganzes in die Realisierung der Unternehmensziele einbezieht.

1.1.2 Dilemmastrukturen als Ergebnisse freier Entscheidungen

Nachdem mit dem praktischen Syllogismus ein Instrument zur ganzheitlichen Betrachtung unternehmensethischer Fragestellungen dargestellt worden ist, wenden wir uns der Frage zu, wie es zu moralischen, unternehmensethischen Problemen kommen kann.
Individuen sind grundsätzlich frei, ihre eigenen Ziele, Interessen und Wertvorstellungen zu verfolgen und dementsprechend zu handeln. In einer modernen Gesellschaft mit einer arbeitsteiligen, durch Spezialisierung geprägten Wirtschaft sind die Individuen aufeinander angewiesen, voneinander abhängig in Interaktionen gebunden, sei es im Rahmen der Zusammenarbeit in einem Unternehmen, sei es als Käufer und Verkäufer, als Schuldner und Gläubiger usw. Wenn es darum geht, die berechtigten Ziele, Interessen und Wertvorstellungen der anderen in seinem Verhalten zu berücksichtigen, kann es zu Konflikten kommen. Insbesondere dann, wenn Anreize existieren, die Abhängigkeit des Anderen auszunutzen, ohne die negativen Konsequenzen für diesen zu berücksichtigen.
Um ethische Konflikte im Rahmen von Kooperationen zu behandeln, wird in der Wissenschaft aus der Spieltheorie die Denkfigur des sog. Gefangenendilemmas verwendet, das z. B. folgende Situation besc...

Table of contents

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Geleitwort des Reihenherausgebers
  5. Vorwort
  6. Inhaltsverzeichnis
  7. 1 Unternehmensethik und Wirtschaftsethik
  8. 2 Konzept der Nachhaltigkeit
  9. 3 Management unternehmerischer Verantwortung
  10. 4 Bausteine der Einführung eines Verantwortungsmanagements in Unternehmen
  11. Literaturverzeichnis
  12. Stichwortverzeichnis