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Scham und der böse Blick
Verstehen der negativen therapeutischen Reaktion
This book is available to read until 5th December, 2025
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Scham und der böse Blick
Verstehen der negativen therapeutischen Reaktion
About this book
This book deals not just with urgent outward shame, but rather its inwardness. The author examines how these internal conflicts of shame are reflected in all relationships. He focuses on the following issues: the "negative therapeutic reaction", the "evil eye", the dynamics of envy and jealousy and their roots in the emotions of shame, lies and betrayal. He also discusses the origins of the formation of conscience and the dichotomy of the "inner judge" and its various sides.
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Information
1. Vorlesung »Gib dein Herz dir selbst zurück« – Scham und Schamabwehr
Es war vor bald 50 Jahren, als ich mich in jugendlicher Begeisterung kopfüber in die intensive Behandlung schwer kranker, hospitalisierter Patienten stürzte. Meine Ausbildung in Psychotherapie war dürftig, obwohl besser als die der meisten meiner Freunde, und in Psychoanalyse im Wesentlichen auf Bücher und Außenseiter beschränkt. Um so mehr nötigte mich die Schwere der Fälle, Wege zum Verstehen der Pathologie zu finden. Mehr und mehr war es natürlich das Werk Freuds, das einen Lichtstrahl in die Dunkelheit warf, und das meiste, was ich von anderen gelernt hatte, als von wenig Wert erscheinen ließ. Doch war es schon bei den ersten Fällen so, dass mir die ungeheure Bedeutung der Schamprobleme auffiel, und da fand ich in der Literatur fast gar keine Hilfe, selbst nicht bei Freud und bei den Epigonen erst recht nicht, außer bei Erik Erikson und bei Gerhard Piers. Später kamen noch ein paar andere dazu – Sidney Levin, Helen Block Lewis, Helen Lynd –, aber die Auswahl war und blieb viele Jahre hindurch kärglich. Ich fühlte mich als Pionier in einer wilden Landschaft unter einem unheimlichen, fahlen Licht. Bald, d. h. etwa 1963, begann ich über das Thema zu schreiben, vor allem in dem Sinne, dass es eine Gruppe von schwer kranken, gewöhnlich als psychotisch diagnostizierten Patienten gab, die sich von der üblichen Schizophrenie abhoben, die zwar lange Zeit hospitalisiert, aber durchaus intensiver, psychoanalytisch orientierter Psychotherapie zugänglich waren, aber wenig auf die Neuroleptika ansprachen, ja oft paradox auf diese reagierten. Wegen der Prominenz der Schamprobleme nannte ich diese Krankheit »Schampsychose« und betonte vehement deren Verschiedenheit von den üblichen psychotischen Bildern. Das Krankheitsbild war gekennzeichnet durch chronische, schwere Depersonalisation und durch suizidale Depression, durch massive Essstörungen, vor allem Anorexie, die mit bulimischen Attacken abwechselte, durch kurze halluzinatorische Verfolgungszustände und Panik und nicht selten durch Drogenmissbrauch, vor allem eine Kombination von Amphetaminen und Barbituraten, später stattdessen auch von Kokain und Heroin. Da die Schampsychosen aber nicht im üblichen Sinne die Primärsymptome der Schizophrenie aufwiesen und zudem auch häufig eigentlich nicht durch psychotische Zustände charakterisiert waren, nannte ich die Gruppe einige Jahre später das »archaische Schamsyndrom«. Damit aber hatte mich dieses Thema der Schamaffekte und Schamkonflikte gepackt und nie wieder ganz losgelassen. Hier spreche ich indes nicht über diese spezifische Gruppe von Patienten, sondern hole weiter aus.
Und zwar werde ich umschreibend beginnen und auf diese Annäherungen an das Thema einen kürzeren Ausschnitt aus der Behandlung einer Patientin folgen lassen, über die ich hier in den letzten Jahren schon zwei- oder dreimal berichtet habe. Diese Erfahrung wird mir die Gelegenheit geben, breiter auf ein enorm wichtiges klinisches Thema einzugehen, das jedoch bisher nicht die ihm gebührende Beachtung gefunden hat, nämlich auf die negative therapeutische Reaktion. Besonders die Verwobenheit dieses Phänomens mit der Thematik der Schamkonflikte wurde nur selten studiert. In der fünften Vorlesung geht es um die Beziehungen von Verrat und Lüge mit Schamkonflikten und zumindest peripher mit Charakterperversion. In der sechsten Vorlesung wird uns das Thema des »bösen Blicks«, des »bösen Auges« beschäftigen; anschließend werde ich einiges zur Über-Ich-Struktur und zu Scham- und Schulddilemmata zu sagen haben und zum Schluss einige Brücken zwischen der Psychoanalyse und der Philosophie schlagen.
Sich vor sich selbst schämen
Ich beginne mit einem Zitat aus den »Sprüchen der Väter«, aus der Frühschicht des Talmuds (etwa im Jahr 200 unserer Zeitrechnung): »Rabbi Jehuda ben Tema sagte: Sei stark wie ein Leopard, leichtfliegend wie ein Adler, eilend wie ein Hirsch und mutig wie ein Löwe, den Willen deines Vaters im Himmel zu erfüllen. Er pflegte zu sagen: Ein freches Gesicht (az panim) ist für Gehinnom (Hölle), ein Schamgesicht (bosch panim) ist für den Garten Eden (Paradies)« (5.23). Zum ersten Teil kommentiert ein später Kommentator (Kitzur Schulchan Aruch): »Sei stark wie ein Leopard, das bedeutet: Schäme dich nicht (lo jitbajesch) vor Menschen, die dich für deine Arbeit im Dienste des Herrn verhöhnen; leichtfliegend wie ein Adler bezieht sich auf das Schauen des Auges, denn es heißt: Ein Leichtes soll es dir sein, dein Auge abzuwenden vom Hinschauen auf Böses, denn dieses ist der Beginn der Sünde: das Auge sieht und das Herz begehrt, und die Organe vollenden die Tat …«40. Es ist ein Gedanke also, der mit der Aufrechterhaltung höchster Ideale zu tun hat, sich nicht durch Beschämung von außen von diesen abbringen zu lassen, der Versuchung durch Sehen, Fühlen und Tun zu widerstehen, und zwar mit einer Haltung von Scham, nämlich im Sinne von Scheu und Ehrfurcht. Damit wird Scham als Schutzfunktion des inneren Seins, der innersten Ziele und Werte verstanden und somit als Abwehr der Gefahr, sich für sein Handeln und Sosein schämen zu müssen. Wir können es auch folgendermaßen umschreiben: Schere dich nicht um die Beschämung von außen. Schau darauf, dass du dich nicht in deinem Inneren vor dir selbst schämen müsstest, wenn du die höchsten Verpflichtungen verrietest; in den Worten der Schrift: wenn du dich im Dienste Gottes verfehltest. Wir würden vielleicht sagen: wenn du deinen innersten Idealen nicht treu bliebest.
Zu diesem letzten Gedanken greife ich ein zentrales Thema in Cervantes’ »Don Quijote« auf: Wiederholt kommt es zum Ausdruck: »… [ich will nicht] dagegen handeln, das sein zu müssen, was ich bin – de ir contra lo que debo a ser quien soy«, konkret im Kampf zwischen innerer Pflicht, Selbstloyalität und den »heiligen Gesetzen der Freundschaft«41 gegenüber der sexuellen Leidenschaft; und ganz ähnlich sagt es Luscinda dem Don Fernando, der sie zur Heirat genötigt hatte: »Laßt mich um Eurer Pflicht willen, der zu sein, der ihr seid – dejadme por lo que debéis a ser quien sois«42. Es ist das große Thema der Identität und des großen Gewissensbefehls, sich selbst treu zu bleiben – der Selbstloyalität. Wird dieser innere Befehl missachtet, ist dies Grund zu tiefer Scham. Entsprechend zitiert Cervantes aus einem Gedicht des italienischen Renaissancedichters Luigi Tansillo: »Es wächst der Schmerz, es wächst das Schambewußtsein/ In Petrus, da der Hahn den Tag verkündigt;/ Und stürmisch zieht die Scham in seine Brust ein, / Obwohl es niemand sah, als er gesündigt./ Ein edles Herz muß sich der Schmach bewußt sein,/ Weiß auch kein andrer, daß er sich versündigt;/ Es schämt sich vor sich selbst ob dem Vergehen,/ Wenn auch nur Himmel es und Erde sehen«43. Es ist das Thema der inneren Scham des Petrus, nachdem er seinen Herrn verleugnet und damit verraten hatte. Dies führt in der eingeschobenen Novelle vom frechen Neugierigen (El curioso impertinente) Lotario an, als er von seinem Freund Anselmo gebeten wird, die Treue und Standfestigkeit seiner Frau durch sexuelle Verführung auf die Probe zu stellen. Das Wichtige ist: Die Scham geschieht vor dem inneren Auge, und das Benehmen, für das man sich schämt, verletzt ein hohes Ideal, das wirkliche Selbst, das eigentliche Sein (el proprio ser), und eine heilig gehaltene Beziehung.
Intensive Scham ist also nicht nur, wie oft fast ausschließlich betont, ein interpersonelles Problem, eines, das in der sogenannten »Objektbeziehung« wirkt, sondern eben ganz entscheidend auch eines, das unser Inneres beherrschen kann. Viele sprechen dann eben von den inneren Objekten, man schäme sich z. B. vor dem Introjekt. Doch zwängt man dabei schon die Beobachtungen in ein theoretisches Gerüst, in das Prokrustesbett vorgefasster Schemata, was dann dem Erlebten nicht immer gerecht wird und oft zu kurz greift.
Doch werde ich nun gerade dies tun und einige Schemata vorlegen, die mir viel Verständnis ermöglicht haben. Nur sollen sie uns nicht gefangen halten, sondern eine Art Geländer sein, die uns streckenweise den Abgrund entlanghelfen.
Umschreibung
Analytisch gesehen ist Scham zunächst und vor allem eine Art von Angst – die Schamangst: »Ich fürchte mich, dass Bloßstellung bevorsteht und damit Erniedrigung.« Solche Angst kann in feiner Signalform auftreten oder als überwältigende Panik.44
Dann ist es der Schamaffekt im breiten Sinn, ein komplexer Affekt gruppiert um einen depressiven Kern: »Ich habe mich bloßgestellt und fühle mich erniedrigt; ich möchte verschwinden; als solch ein Wesen, das sich so bloßgestellt hat, will ich nicht mehr weiter existieren. Die Verachtung kann nur dadurch getilgt werden, dass die Blöße beseitigt wird – durch mein Verstecken, mein Verschwinden – wenn nötig, durch meine Auslöschung.« Bei dieser Verachtung und der Sühne dafür spielen das Sehen und Verschwinden – mithin das Auge – eine ganz besondere Rolle.
Und drittens ist es das Schamgefühl als eine Art Ehrgefühl, ein sozialer und persönlicher Schutz, ein Charakterzug, der sich gegen die Bloßstellung wendet, also gegen das Sichzeigen; es ist eine Reaktionsbildung, und so wird sie auch von Freud, Fenichel und Jacobson bezeichnet. »Scham bezeichnet im Menschen die innere Grenze der Sünde; wo er errötet, beginnt eben sein edleres Selbst«, sagt Hebbel.45 Es ist die Scham als Schutz, als vorbeugendes Sichverbergen, aidos, die Antithese gerade gegen jene Emotion des Entblößtseins, eine Haltung von Respekt anderen und sich selbst gegenüber, eine Art Ehrfurcht. Goethe nennt »die Ehrfurcht vor sich selbst« die oberste Ehrfurcht.46Solches Schamgefühl zeigt sich als Takt, als Diskretion und Bescheidenheit, sie bezeugt sich als sexuelle Scham (»pudor«). Solcher Art von »Vornehmheit des Geschmacks und Takt der Ehrfurcht« stellt Nietzsche den Mangel an Scham entgegen, »ihre bequeme Frechheit des Auges und der Hand, mit der von ihnen an alles gerührt, geleckt, getastet wird«47.
Diese Reaktionsbildung lässt sich etwa so ausdrücken: »Ich muß mich hinter einer Maske verstecken, damit mein Inneres vor den zudringlichen Blicken Anderer geschützt bleibt; und ebenso verhülle ich meine eigenen Blicke, hemme meine Neugier, bezähme meine Zudringlichkeit.« Es ist »die Feinheit der Scham« des Menschen, »der etwas Kostbares und Verletzliches zu bergen« hat48.
In dem Sinne ist Scham eine unentbehrliche Wächterin der Privatheit und der Innerlichkeit, eine Wächterin, die den Kern unserer Persönlichkeit schützt – unsere intensivsten Gefühle, unseren Sinn der Identität und Integrität und vor allem unsere sexuellen Wünsche, Erlebnisse und Körperteile. Ohne diese Hülle der Scham fühlt man sich der Würde beraubt – es sei denn, man entledige sich ihrer willentlich, um der größeren und umfassenderen Würde der Liebe teilhaftig zu werden.
Bei allen drei Formen der Scham – der Schamangst, der depressiven Beschämtheit und dem Schamgefühl als Reaktionsbildung – können wir den Objektpol vom Subjektpol unterscheiden: vor wem man sich schämt und wofür man sich schämt.
Ich wende mich nun der direkten klinisch-psychoanalytischen Erfahrung von traumatischer Scham zu, von Schamwiderstand und von Beziehungstrauma durch eine Familienatmosphäre der »double-bind messages«, also der in sich widersprüchlichen Mitteilungen. Dabei werden wir auch beobachten können, wie Scham zu Neid und Eifersucht führt, wie umgekehrt wiederum Neid und Eifersucht eine mächtige Quelle der Scham darstellen, wie diese verdeckt sein können durch Verachtung und Entwertung des anderen, in einer Art der Umkehrung der Scham, und wie sie gemeinsam ein Beispiel für eine tiefe Dialektik von Affekten abgeben: Ein Affekt dient als Abwehr gegen den anderen, in ständigem, verwirrendem Gegenspiel.
Es gibt manche wichtige Abwehrweisen gegen chronische Scham, die wir alle im Folgenden antreffen: Trotz als verzweifelte Verteidigung von Autonomie und Selbstwert, Depersonalisation und Dissoziation, Schamwut, Größenfantasien.
Scham, Entwertung und Entfremdung als Übertragungswiderstand und die negative therapeutische Reaktion
Ich möchte von einer Patientin berichten, bei der ein prominentes Muster der Übertragung darin besteht, dass sie einerseits immer wieder voller Überzeugung ihren eigenen Unwert bekundet, zugleich aber auch mir direkt und indirekt immer wieder zu verstehen gibt, dass unsere analytische Arbeit ihr wenig helfe und wenig bedeute. So gibt es kaum eine Stunde, in der sie nicht wesentlich zu spät kommt. Viele werden abgesagt oder in irgendeiner Weise geändert. Es ist klar, dass sie ihre Prioritäten anderswo hat. Alle paar Wochen oder Monate will sie die Arbeit von vier Stunden auf eine Stunde reduzieren oder ganz abbrechen, da es sich ja doch nur um intellektuelle Gespräche ohne nachhaltige Wirkung handle. Besonders nach bedeutenderen Einsichten und nach auch von ihr als gut erlebten Stunden entwertet sie unsere Arbeit: Dieser Prozess sei unabschließbar (open ended), und wir drehen uns ja doch nur im Kreis herum, und vor allem sei alles doch nur intellektuelles Gerede. So ist die Behandlung überaus schwierig und beständig vom Abbruch bedroht. Neid und Eifersucht spielen eine sehr bedeutsame Rolle, aber diese stehen in interessanter Dialektik mit Scham und Verachtung, und diese ganze Dynamik verbirgt sich hinter Double-Bind-Botschaften, etwa des Inhalts: »Wir arbeiten, aber die Arbeit ist doch sinnlos. Ich komme zur Analyse, aber ich komme immer zu spät; sie bedeutet mir nicht viel, und ich kann sie absagen, wenn es mir behagt, ›let’s work but not do the work‹.«
Doch bei genauerer Erforschung erweist es sich, dass sie ihre »Leidenschaft«, d. h alle ihre stärkeren Gefühle, hinter einer Schauspielerinnenmaske verhüllt, einem falschen Selbst, hinter dem das wahre Selbst, ihr echtes Ich, nie zur Geltung komme. Und so sei auch unsere Beziehung falsch – so wie alle Beziehungen in ihrem Leben unauthentisch gewesen seien. Darum ändere sich nichts daran, und sie könne ebenso gut aufhören. Notabene, dies wird in der 626. Stunde gesagt. Sie selbst erkennt, sie sei dissoziiert, seit ich ihrem Wunsch nach Sistierung der Analyse nicht stattgegeben, sie also »nicht gehört und nicht gesehen« habe.
Doch was ist der Hintergrund? Karin ist jetzt Mitte 50 und hat ein kleines Kind, das sie mit 48 Jahren bekommen hat. Sie lebt in gespannter, zumeist unglücklicher Ehe und führt seit ihrer Kindheit ein Scheinleben, voller Angst, beschämt zu werden, wenn sie ihr authentisches Selbst zeigen und dann abgeschossen würde, und doch ebenso beschämt, in der Welt des bloßen Scheines zu versagen. Dahinter steht immer die Absolutheit der Erwartung, die sie an sich selbst stellt: vollkommen in allem zu sein, was sie unternimmt, und damit das Ideal des Vaters erfüllend und zugleich nicht unberechenbar und lügenhaft wie ihre Mutter zu sein. Sie arbeitete früher als Verwalterin von größeren Organisati...
Table of contents
- Deckblatt
- Titelseite
- Impressum
- Inhaltsverzeichnis
- Danksagung
- Einführung – Konflikt und Dialog
- 1. Vorlesung »Gib dein Herz dir selbst zurück« – Scham und Schamabwehr
- 2. Vorlesung Die negative therapeutische Reaktion – eine integrative Sicht
- 3. Vorlesung »Hilf mir, aber hilf mir nicht!« – Der Zwang, den anderen zu enttäuschen
- 4. Vorlesung Die Verleugnung der Zeit durch die Macht der Negativität
- 5. Vorlesung Doppelleben – Psychoanalytische Gedanken über Verrat und Lüge
- 6. Vorlesung Das »böse Auge« und das »leuchtende Antlitz«
- 7. Vorlesung Über-Ich-Analyse und das Verweben von Scham- und Schulddynamik
- 8. Vorlesung Fünf philosophische Dimensionen der Psychoanalyse
- Literatur
- Stichwortverzeichnis
- Personenverzeichnis