Träume von Kindern und Jugendlichen
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Träume von Kindern und Jugendlichen

Diagnostik und Psychotherapie

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Träume von Kindern und Jugendlichen

Diagnostik und Psychotherapie

About this book

Träume von Kindern finden in der Psychotherapie kaum Beachtung, da kleinere Kinder seltener Träume erzählen und kaum Einfälle äußern. Therapeuten sind unsicher, wie mit den Träumen umzugehen ist, zumal es wenig Literatur gibt. Dabei können Träume sowohl bei der Erstellung einer Diagnose als auch beim Einstieg in eine tiefere Bearbeitung von Konflikten hilfreich sein.In diesem Buch werden die wichtigsten Erkenntnisse über das Träumen von Kindern und Jugendlichen aus kinderpsychoanalytischer Sicht referiert. An vielen Beispielen wird verdeutlicht, wie es möglich ist, mit Träumen zu arbeiten. Themenbereiche wie Träumen und Malen, der Kindertraum als Fokus, der Traum in der Diagnostik, Traumserien, aber auch behandlungstechnische Erfordernisse in der tiefenpsychologisch fundierten und analytischen Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen werden aufgezeigt.

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Information

Publisher
Kohlhammer
Year
2007
Print ISBN
9783170196636
eBook ISBN
9783170280762
Edition
1

1 Rückblick

1.1 Kinderträume in Biographien, Literatur und Märchen

Eine „Aura des Unheimlichen“ hat den Traum zu allen Zeiten umgeben, und auf diese Weise hat er seine gleich bleibende, geheimnisvolle Anziehungskraft auf den Menschen ausgeübt. Jenes „Unheimliche“ deutet gemäß Freud immer darauf hin, dass infantile Konflikte durch einen Eindruck wiederbelebt werden (Freud, 1919). Gelegentlich wird die Bedeutung des Traumes geleugnet („Träume sind Schäume“), manchmal wurde seine Funktion auch überschätzt, etwa als Mitteilung Gottes, welche in die Zukunft sehen lässt. In der Antike galten Träume tatsächlich als Botschaften (Offenbarungsträume) einer manifesten Götterwelt (vgl. Hamburger, 2006). Die aufklärerische Entmythologisierung des Mittelalters verbannte den Traum schließlich in die Rumpelkammern des Volks- und Aberglaubens, wo er aber über Traumbücher und mystifizierenden Erklärungen recht lebendig erhalten blieb. Siebenthal (1953) hat gemeint, dass solche „Traumdeutebücher“ dem Ansehen der Wissenschaft „nicht gerade zuträglich“ waren (S. 8). Fröhliche Urstände feiert der Volksglaube heute wieder bei der Esoterik.
Die Dichter haben seit jeher, schon vor Freud, den bedeutsamen Rang des Traumes erkannt. So schrieb Jean Paul: „Der Schein muss dem Menschen oft das Sein zeigen, der Traum den Tag.“ Hermann Hesse lässt sein Gedicht „Adagio“ mit folgender Zeile beginnen: „Traum gibt, was Tag verschloss …“. Und ein Aborigine von Australien sagte einst: „Ein Traum ist der Schatten von etwas Wirklichem.“
Es existiert eine Fülle von Träumen in der antiken Literatur, in der Bibel, in Biographien und in der Literatur von der Klassik bis heute. Aber es sind nur wenige Kinderträume zu finden, was sicherlich verschiedene Gründe hat. So werden beispielsweise in der Bibel mehrere Träume erzählt, angefangen von Jakobs Traum von der Himmelsleiter über die Träume des Nebukadnezars bis zum Traum der Frau des Pilatus und Josephs Traum mit dem göttlichen Auftrag Gottes, nach Ägypten zu fliehen. Ein einziger jugendlicher Träumer ist darunter, der Joseph, Sohn des Jakob, mit seinem eindrücklichen Traum von den Garben der Brüder, die sich vor seiner verneigen. Sein Traum wurde mehrfach interpretiert, unter anderem von Thomas Mann in den Joseph-Romanen sowie von Simon (1972), Seybold (1984), Harnisch (1995) und Mertens (1999). Mit Recht hat Näf (2004) festgestellt, dass sich mit jenen Träumen nicht mehr konstruieren lässt, was geträumt worden ist, weil es sich bei Träumen aus Antike und Historie bereits um Deutungen handle (S. 10). In seinem Buch „Traum und Traumdeutung im Altertum“ werden Kinderträume lediglich an zwei Stellen erwähnt. Aristoteles hat bereits festgestellt, dass der Traum eine notwendige Begleiterscheinung des Schlafes von mit Sinneswahrnehmungen und Vorstellungsvermögen ausgestatteten Lebewesen sei, nur kleine Kinder würden nicht träumen (S. 61). Plinius der Ältere hingegen hat das Folgende über das erste Auftreten der Träume geschrieben: „Nach seiner Geburt schläft der Mensch einige Monate, dann (erst) wird das Wachsein von Tag zu Tag länger. Schon in diesem Säuglingsalter träumt er; denn er wacht erschreckt auf und ahmt das Saugen nach“ (zit. n. Näf, 2004, S. 99).
Auch innerhalb der Literatur besitzen Kinder offensichtlich nur einen geringen Stellenwert, auch hier wird kaum von ihren Träumen berichtet. Dies hängt wohl damit zusammen, dass die Kinderseele erst im 20. Jahrhundert als Gegenstand der Psychologie entdeckt wurde. Vorher ging es wohl vorrangig darum, wie sie pädagogisch geformt werden könnte, damit ein rechtschaffener Mensch heranwachse. Ein wenig anders war das mit den Biographien von Dichtern und Malern. Aber auch hier werden natürlich keine authentischen Kinderträume berichtet, sondern Erinnerungen im Erwachsenenalter. Ich will einige Kinderträume zitieren, die Dichter als Kind oder Jugendlicher hatten und ich will sie im Wesentlichen unkommentiert stehen lassen. Auf einige charakteristische Traumbilder werde ich in späteren Kapiteln eingehen. Eines muss allerdings in diesem Zusammenhang erwähnt werden: Von Erwachsenen erinnerte Kinderträume sind oft sehr lang, während es ja gerade eine wesentliche Eigenschaft der von Kindern erzählten Träume ist, dass sie kurz, klar und kohärent sind. Beispielsweise streckt sich der erste Kindheitstraum, den C. G. Jung erinnert und von dem er glaubt, ihn mit drei bis vier Jahren geträumt zu haben, über 37 Buchzeilen und besteht aus etwa 300 Wörtern (Bei Kindern in diesem Alter sind es durchschnittlich maximal zwanzig Wörter.). Woher rührt der Unterschied? Es mag sein, dass sich die Erzähler im Rückblick noch detailliert an das damalige Traumbild erinnern. Aber sie haben es mit der Sprache eines Erwachsenen nachgezeichnet, mit dessen reichhaltigem Wortschatz und seiner reifen Fähigkeit zur Grammatisierung. Damit haben sie die Verdichtung der kindlichen Traumerzählung aufgehoben und einen Erwachsenentraum erzählt. Eine Traumerzählung unterscheidet sich von der Traumerinnerung; sie ist immer eine Leistung des aktuellen Ichs (vgl. S. 21).
Der Gewerkschaftler und spätere Schriftsteller August Winnig (1878–1956) wuchs als eines von zwölf Kindern im Haushalt eines Totengräbers auf. Man kann sich die tägliche Not sowie eine chronisch überforderte Mutter vergegenwärtigen, und vielleicht hatte sein Traum mit jenen frühen Entbehrungen zu tun:
„Ich hatte wieder geträumt, was ich seit meinem fünften Jahre, lange bevor ich einen Globus gesehen hatte, zuweilen träumte. Ich befand mich auf der Erde, die ich als einen kugelähnlichen Körper empfand, und stieg zu hohen Bergen hinauf. Oben erreichte ich einen Grat von bräunlichem Gestein und wanderte auf ihm weiter, blieb hin und wieder stehen und sah rundum und erschauerte vor der Weite des Blickes und vor dem, was er mir offenbarte. Zwar sah ich nicht die ganze Erde, aber ich sah genug, um sie als etwas Kugelähnliches zu empfinden, sah in furchtbare Tiefen und in gewaltige Weiten und stand auf meinem Grat in entsetzlicher Einsamkeit. Ich war der einzige Mensch auf der Erde“ (Kießig, 1976, S. 181) (siehe auch S. 148).
Es folgt ein Kindheitstraum des Dichters Friedrich de la Motte-Fouqué (1777–1843). Friedrich de la Motte-Fouqué zählte mit E. T. A. Hoffmann und Heinrich von Kleist zu den bedeutendsten Dichtern der deutschen Romantik. Von ihm stammt unter anderem das Märchen „Undine“, das E. T. A. Hoffmann und Lortzing als Libretto für gleichnamige Opern verwendeten. 1788, als der Junge 11 Jahre alt war, zog die Familie von Potsdam auf das neuerworbene Gut Lentzke bei Fehrbellin. Am 28.11. des gleichen Jahres starb die Mutter Marie Luise, geb. von Schlegell, ein Trauma, welches den Jungen zutiefst erschütterte und zu einem grauenvollen Wiederholungstraum führte:
„Dreimal in drei aufeinander unmittelbar folgenden Nächten kam dieser aus sehnsüchtiger Liebe und kaltem Grauen zusammengewobene Traum wieder, und das noch schrecklichere Erwachen damit zu Gewissensbissen … Nach dem dritten Walten jenes Traumes brach des ohnehin durch all das Weh angegriffenen Knaben Gesundheit völlig zusammen.“
„Ihm träumte nämlich, … er schleiche sich in tiefster Dunkelheit einsam nach dem Sterbelager der Mutter hin. Und dann richte sich die Leiche auf, und fasse nach ihm mit langen, kalten Armen, und erfasse ihn, und ziehe ihn grau’nvoll gewaltsam an ihre kalte Brust. Im Sträuben sich frei zu ringen, warf er dann etwas, das ihm in die Hand kam, nach dem plötzlich unheimlich gewordenen, spukhaft verschleierten Wesen. Und was war es, das er geworfen hatte? Ein überaus zierliches buntbemaltes Döschen, ihm vor wenigen Wochen von der Mutter geschenkt, ob seines ganz absonderlichen Wohlgefallens daran, als er es einst unerwartet unter ihren Schmucksächlein fand. Und nun hatte er es nach der lieben Leiche geschleudert voll wahnsinnigen Entsetzens und erwachte darüber, und zwar unter den furchtbarsten Schauern der Selbstanklage“ (Kießig, 1976, S. 33).
Im Traum bildet sich eine ambivalente, sehr bedrohliche und destruktive Beziehung ab. Erkennbar hat der 111/2-jährige Junge den Tod der Mutter und die damit verbundenen heftigen Affekte nicht verarbeiten können, so dass sie sich in traumatischen Wiederholungsträumen entluden. Im Anschluss an diese Träume traten schwere psychische Symptome auf, wie der Dichter später berichtete (Diegmann-Hornig, 1999, S. 17).
Der schlesische Dichter Hermann Stehr (1864–1940) wurde als Sohn eines armen Sattlers geboren, arbeitete zunächst als Volksschullehrer und wurde schließlich mit Werken wie „Der Heiligenhof“ bekannt. Seine Kindheitserinnerung ist ebenfalls eindrücklich: „Ich wusste, das ich im Bett liege und Furcht überfiel mich, weil es Nacht war und meine größere Schwester noch nicht ihr Lager neben mir aufgesucht hatte. Ich hörte sie in der Kammer nebenan herumgehen, vorsichtig an Gegenständen rücken und leise dazu singen. Ich bemühte mich, nach ihr zu schreien, brachte aber keinen Laut heraus. In diesem Bangen hörte ich, dass drunten an der Haustür unwirsch und polternd gerüttelt wurde. Irgend jemand wollte ins Haus, aber die Tür widerstand ihm. Endlich gab sie nach. Sie ging mit einem tiefen Brummlaut in den Angeln und jemand trat so schweren, langen Schrittes in den Flur, dass ich diesen plumpen, gefährlich-groben Lauten das Bild eines riesigen, furchtbaren Mannes vor mir sah. So bewegte er sich über den Flur und begann, langsam die steinerne Stiege zu uns heraufzusteigen. Doch schon nach wenigen Stufen stand er still, und ich hörte ihn auf den Steinen ein metallisches Wetzen vollführen.
Ich wusste, dass er sein großes Messer auf dem Stein schärfte und hatte eine schreckliche Angst um meine Schwester, die noch immer in der Kammer nebenan vorsichtig an Gegenständen rückte und leise dazu sang. Um mich war mir gar nicht bange, denn ich lag ja im Bett, und die Tür war zu. Langsam und schwer kamen jetzt die furchtbaren Schritte über die Stiege herauf, tappten auf unser Zimmer zu, dass mir das Herz schlug, gingen aber an der Tür vorüber und näherten sich der Bodenkammer. Da überfiel mich eine solche schreckliche Angst um meine Schwester, dass, ich wusste nicht, von dem baumgroßen furchtbaren Unmenschen, der zu springen angefangen hatte, oder dem Laufen und entsetzten Schreien meiner Schwester, ein ungeheurer Lärm entstand, mit dem der Traum abbrach“ (s. a. Träume während der Adoleszenz, S. 69f.).
Es existieren nur wenige Märchen, in denen Träume von Kindern vorkommen, die meisten hiervon sind zudem Kunstmärchen. Auch davon will ich einige Beispiele anführen. In Hans Christian Andersens Märchen „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ (Andersen, o. D.) träumt das kleine Mädchen zunächst von einem wärmenden Feuer, dann von einem festlich gedeckten Tisch mit üppigen Speisen, schließlich von einem Weihnachtsbaum. Im letzten Traum begegnet es der alten Großmutter, die sie von Kälte, Hunger und Angst erlöst und mit zu Gott nimmt. Es sind Träume mit eindeutigem Wunscherfüllungscharakter, die kompensatorisch die reale Situation des Mangels und Leidens zu bewältigen suchen.
In Wilhelm Hauffs Märchen (Hauff, o. D.) „Der kleine Muck“ träumt dieser das Folgende: „Im Traum erschien ihm das Hundlein, welches ihm im Hause der Frau Ahavzi zu den Pantoffeln verholfen hatte, und sprach zu ihm: ‚Lieber Muck, du verstehst den Gebrauch der Pantoffeln noch nicht recht; wisse, dass wenn du dich in ihnen dreimal um den Absatz herumdrehst, so kannst du hinfliegen, wohin du nur willst und mit dem Stöcklein kannst du Schätze finden, denn wo Gold vergraben ist, wird es dreimal auf die Erde schlagen, bei Silber aber zweimal‘.“ Dieser Traum gehört zur Gruppe der Flugträume, wo dem Träumer Allmacht und Größe verliehen werden (s. S. 146). Das Stöcklein als Symbol für phallisch-männliche Potenz kommt in vielerlei Märchen vor, unter anderem in Grimms Märchen „Hänsel und Gretel“ dort in Gestalt eines Knochens (s. S. 117).
Im Grimm’schen Märchen „Jorinde und Joringel“ (von der Leyen, 1969) träumt Joringel, „er fände eine blutrote Blume, in deren Mitte eine schöne große Perle war. Die Blume brach er ab, ging damit zum Schlosse: alles, was er mit der Blume berührte, ward von der Zauberei frei: auch träumte er, er hätte seine Jorinde wiederbekommen.“ Die Blume verkörpert das weibliche Prinzip in Gestalt des empfangenden Gefäßes, des Kelches. Sie symbolisiert auch Zerbrechliches, die rote Blume zudem den Aufbruch, die Morgenstimmung. Es ist also zutreffend, diesen Traum während des Übergangs von der Adoleszenz zum Erwachsenenalter anzusiedeln und ihn als Reifungs- oder Wandlungstraum zu begreifen.
Warum ist das Ergebnis letztendlich bescheiden? Zum einen war das Interesse an der Kindheit in der Literatur der Vergangenheit nicht sehr groß und schon gar nicht an Träumen, trotz aller Bemühungen der Pädagogen des 19. Jahrhunderts. Märchen sind schon Traumbilder des kollektiven Unbewussten. Und Träume sind kleine Märchen. Insofern wären darin enthaltene Träume Traum im Traum. Auf die Möglichkeit, Träume von Kindern amplifizierend mit Märchen zu erweitern, wird in einem späteren Kapitel (s. S. 115) eingegangen. Es kann festgestellt werden, dass die Beschäftigung mit dem Traum vor Freud bereits eine lange Geschichte hat, Träume der Kinder und Jugendlichen wurden allerdings kaum beachtet. Erst die Entdeckung der Psychoanalyse hat angeregt, sich auch mit ihnen zu befassen und sie als eigenständige Produkte von Kindern zu begreifen.
Ich möchte an dieser Stelle auf einige Autoren verweisen, die in den vergangenen Jahren Fachbücher, Sachbücher, pädagogische Bücher, auch Elternratgeber über Kinderträume verfasst haben.
Bücher in deutscher Sprache zum Kindertraum
Blaich, B. (1995): Wie deuten wir Kinderträume? Ein Ratgeber für Eltern. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh
Endtinger-Stückmann, S. (2006): Traumwelt von Kindern und Jugendlichen. Entwicklung- Verständnis – therapeutischer Umgang. Karger Verlag, Basel
Ennulat, G. (1998): Du, ich will dir einen Traum erzählen. Mit Kindern über ihre Träume sprechen. Walter Verlag, Zürich und Düsseldorf
Eschenbach, U. (1995): Kinderträume, und was sie bedeuten. Ullstein Taschenbuch, Frankfurt a. M., Berlin, Wien
Fink, G. (1993): Kinderträume. Ein Ratgeber für Eltern. Falken-Verlag, Niedernhausen Hamburger, A. (1987): Der Kindertraum und die Psychoanalyse. Ein Beitrag zur Metapsychologie des Traums. S. Roderer Verlag, Regensburg
Harnisch, G. (1995): Was Kinderträume sagen. Traumbilder verstehen, deuten, gestalten. Herder Verlag, Freiburg, Basel, Wien
Hopf, H.: (1980): Kinderträume. Traumbilder verstehen und auf sie eingehen. rororo Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg
Hopf, H. (1992): Kinderträume verstehen. rororo Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg
Hopf, H. (2005) (Hrsg.): Traum, Aggression und heilende Beziehung. Edition Déjà-vu – Verlagsabteilung der Sigmund-Freud-Buchhandlung, Frankfurt a. M. (enthält u.a. empirische Arbeiten zum Kindertraum)
Kardorf, U. (1982): Wünsche in der Nacht. Junge Menschen zwischen 4 und 18 Jahren erzählen ihre Träume. Herder Verlag, Freiburg
Siegel, A., Bulkeley, K. (1999): Kinderträume und ihre Bedeutung. Eine Reise in die kindliche Seele. Econ & List Taschenbuch Verlag, München
Sommer, R. (1997): Der Baum steht mitten im Fluss. Was Kinderträume sagen können. Walter Verlag, Zürich und Düsseldorf

1.2 Kindertraum und Psychoanalyse

1.2.1 Der Kindertraum und die topographische Theorie der Psychoanalyse

In den folgenden Abschnitten werde ich psychoanalytische Theorien vom Traum nicht ausführlich diskutieren, sondern vor allem jene Bereiche, die zum Verständnis des Kindertraums notwendig sind. Ich verweise auf die Literatur u.a. von Ermann (2005), Mertens (1999), Thomä & Kächele (2006), die aktuelle Einführungen zu Traum und Träumen veröffentlicht haben.
Kein Mensch kennt die Träume eines anderen wirklich, sondern jeder nur die eigenen bruchstückhaft aus der Erinnerung. Diese Problematik gilt es ständig zu vergegenwärtigen, weil sie erhebliche Konsequenzen für die wissenschaftliche Untersuchung von Träumen mit sich bringt. Siebenthal (1953) betonte beispielsweise, dass es lediglich „sprachliche Formulierungen von Erinnerungen an den Traum“ seien, welche das Material für die Traumlehre lieferten (vgl. S. 141).
Doch sprachliche Formulierungen von Erinnerungen sind nur unscharfe Abbilder des Phänomens Traum, und Kemper (1955) ging sogar davon aus, dass sich der Traumtext zum erlebten Traum wie unter dem Mikroskop betrachtete Gefrierschnitte eines zu anatomischen Präparaten verarbeiteten Organgewebes zum einst lebendigen Organ verhalten würde (S. 41). Blum (1976) begriff darum – zu Recht – den Traumbericht bereits als Ich-Leistung, abhängig von d...

Table of contents

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort
  6. 1 Rückblick
  7. 2 Struktur
  8. 3 Diagnostik
  9. 4 Psychotherapie
  10. 5 Traumtypen
  11. Literatur
  12. Stichwortverzeichnis