Sozialmedizin
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Sozialmedizin

Grundlagen und Praxis

  1. 318 pages
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Sozialmedizin

Grundlagen und Praxis

About this book

Sozialmedizin verbindet die medizinische und die sozialwissenschaftliche Sichtweise von Krankheit und Behinderung und wendet sie in Prävention, Gesundheitsförderung, Sozialtherapie und Rehabilitation praktisch an. Den Autoren gelingt es in diesem Buch, den Leser mit den Grundlagen der Sozialmedizin und den sozialmedizinischen Aspekten der heutigen Haupterkrankungen vertraut zu machen. Aufgrund des methodischen Aufbaus und der Verbindung von Grundlagen und Krankheitslehre ist das Buch zu einem Standardwerk insbesondere für die nicht-ärztlichen Berufe im Gesundheitswesen geworden.

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Information

I Allgemeine Sozialmedizin

Im 1. Teil dieses Buches beschäftigen wir uns in fünf Kapiteln mit den theoretischen und praktischen Grundlagen der Sozialmedizin. Im 1. Kapitel werden wir eine Reihe von unterschiedlichen Krankheitstheorien vorstellen und sie danach beurteilen, in welchem Maße sie geeignet sind, die heute vorherrschenden Krankheiten und Behinderungen unter besonderer Berücksichtigung ihrer sozialen Bezüge zu erklären. Mit der Epidemiologie dieser Krankheiten und Behinderungen befassen wir uns dann im 2. Kapitel. Wir benötigen dieses epidemiologische Wissen auch, um beurteilen zu können, ob und wie unser Gesundheitswesen, mit dem wir uns in Kapitel 3 beschäftigen, auf die Bewältigung der heutigen Gesundheitsprobleme ausgerichtet ist. Wir benötigen Kenntnisse über die sozialen Ursachen und über die sozialen Folgen der heutigen Krankheiten und Behinderungen, um Maßnahmen der Krankheitsvermeidung (Prävention), der sozialmedizinischen Beratung und Behandlung (Sozialtherapie), der Rehabilitation und Nachsorge sowie der Pflege und der Sterbebegleitung entwickeln und anwenden zu können. Mit diesen sozialmedizinischen Praxisfragen beschäftigt sich das Kapitel 5. Im Mittelpunkt auch der Sozialmedizin stehen die Patientinnen und Patienten. Um ihre Situation innerhalb und außerhalb des Gesundheitswesens geht es in Kapitel 4.

1 Krankheit und Behinderung: medizinische und sozialwissenschaftliche Konzepte

Bevor wir uns mit unterschiedlichen Theorien über Krankheit und Behinderung befassen, möchte ich anhand einiger Beispiele zeigen, dass sich Krankheit und Behinderung immer in einem sozialen Kontext präsentieren. Das erste Beispiel entstammt der Geschichte der Sozialmedizin.

1.1 Krankheit

Im Jahre 1849 wurde unter anderem der Pathologe R. Virchow vom Preußischen Gesundheitsministerium beauftragt, über die in Oberschlesien grassierende Typhus-Epidemie zu berichten und Vorschläge zu ihrer Eindämmung zu machen. Virchow hat die Ergebnisse seines Berichts in dem Buch: »Mitteilungen über die in Oberschlesien herrschende Typhusepidemie« zusammengefasst. Virchows Bericht ist eine brillante medizin-soziologische Analyse der durch Armut, Hunger und Ausbeutung gekennzeichneten Lebensbedingungen in Oberschlesien. Virchows Diagnose über die Ursachen der Typhusepidemie (der Erreger des Typhus war damals noch nicht bekannt, er wurde erst 30 Jahre später als Bakterium identifiziert) lautete:
»Aller Wahrscheinlichkeit nach sind es die lokalen Verhältnisse der Gesellschaft, welche die Form der Krankheit bestimmen, und wir können bis jetzt als ein ziemlich allgemeines Resultat hinstellen, daß die einfache Form umso häufiger ist, je armseliger und einseitiger die Nahrungsmittel und je schlechter die Wohnungen sind« (Virchow, 1848, S. 162).
Diese sozialökonomische Analyse des Zusammenhangs von benachteiligten Lebensbedingungen und Krankheit sowie die daraus abzuleitende Funktion der Medizin hat Virchow in späteren Arbeiten präzisiert. 1849 schrieb er:
»Die künstlichen Seuchen sind vielmehr Attribute der Gesellschaft, Produkte der falschen oder nicht auf alle Klassen verbreiteten Cultur; sie deuten auf Mängel, welche durch die staatliche und gesellschaftliche Gestaltung erzeugt werden und treffen daher auch vorzugsweise diejenigen Klassen, welche die Vortheile der Cultur nicht mitgenießen« (Virchow, 1849, S. 47).
In einer späteren Schrift prägte Virchow den viel zitierten Satz:
»Die Ärzte sind die natürlichen Anwälte der Armen und die soziale Frage fällt zu einem erheblichen Teil in ihre Jurisdiction« (Virchow, 1879, S. 4).
Ein weiteres Beispiel über die enge Verknüpfung medizinischer und sozialer Tatbestände stammt aus der Medizinsoziologie. In seiner heute ebenfalls schon »klassischen« Untersuchung »Krankheit in Regionville« untersucht der amerikanische Medizinsoziologe E. L. Koos (1954; deutsch 1967) Fragen der Krankheitsdefinition und des Krankheitsverhaltens von Angehörigen unterschiedlicher sozialer Schichten in einer Kleinstadt. So legte Koos unter anderem den Befragten eine Liste von Krankheitssymptomen vor und forderte sie auf, für jedes aufgeführte Symptom anzugeben, ob es einen Arztbesuch erforderlich machen würde. Das Ergebnis dieser Befragung ist in der Tab. 1.1 zusammengefasst.
Tabelle 1.1 zeigt signifikante Unterschiede zwischen den Befragten unterschiedlicher sozialer Schichten: Befragte der Oberschicht (Gruppe I) maßen den meisten Symptomen eine besondere Bedeutung bei, während Angehörige der Mittelschicht (Gruppe II) und insbesondere Angehörige der Unterschicht (Gruppe III) bei den meisten Symptomen keinen Anlass für einen Arztbesuch sahen. Wir wollen an dieser Stelle nicht weiter auf die methodischen Schwierigkeiten bzw. Mängel dieser Untersuchung eingehen (z. B. auf das Problem der genauen Definition von Symptomen – was heißt z. B. »hartnäckiges« Rückenweh – oder auf das Problem der Diskrepanz von Einstellungen und tatsächlichem Verhalten), sondern im Wesentlichen auf die sozialschichtenspezifische Variabilität von Definitionen über behandlungsbedürftige Beschwerden, was eine Befragungsperson folgendermaßen ausdrückt:
»Wenn ich nur wüßte, was Sie eigentlich unter Krankheit verstehen? Manchmal habe ich mich elend gefühlt, daß ich mir am liebsten die Decke über die Ohren gezogen hätte, um zu sterben; aber ich mußte ja weiter machen, weil jemand sich um die Kinder kümmern mußte und wir außerdem nicht das Geld für einen A...

Table of contents

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort
  6. I Allgemeine Sozialmedizin
  7. II Spezielle Sozialmedizin
  8. Literatur
  9. Register