Pflege von Patienten mit Schlaganfall
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Pflege von Patienten mit Schlaganfall

Von der Stroke Unit bis zur Rehabilitation

  1. 280 pages
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Pflege von Patienten mit Schlaganfall

Von der Stroke Unit bis zur Rehabilitation

About this book

Beginnend mit der Stroke Unit werden aktuelle Aspekte der Versorgung von Schlaganfallpatienten im interdisziplinären Kontext des Pflege- und Behandlungsteams dargestellt. Das Buch bietet wichtiges Wissen über Entstehung und Prophylaxe des ischämischen Schlaganfalls sowie zur kompetenten Pflege und Beratung von Betroffenen über die gesamte Krankheitsdauer. Neben medizinischen Grundlagen werden verschiedene Facetten der Pflege bei sichtbaren und unsichtbaren Einschränkungen behandelt. Informationen zu sozialrechtlichen Fragen und zur Rehabilitation in der Altenpflege runden das Buch ab. Die 2. Auflage wurde überarbeitet und um ein Kapitel zum Neglect aus Sicht der Ergotherapie ergänzt.

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Information

Publisher
Kohlhammer
Year
2014
Print ISBN
9783170233850
eBook ISBN
9783170268791
Edition
2
Subtopic
Nursing

Geleitwort zur 1. Auflage

 
 
Mit diesem Buch erscheint erstmals eine spezielle Literatur zur Pflege von Schlaganfallpatienten auf der Stroke Unit. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) – verantwortlich für die Zertifizierung der Stroke Units – begrüßt dies außerordentlich, zumal Qualität und Zahl der Pflegekräfte in diesem Prozess eine entscheidende Rolle spielen.
Wesentliches Prinzip der Schlaganfallbehandlung auf der Stroke Unit und in der Rehabilitation liegt in der multiprofessionellen Versorgung, in der die spezielle Pflege des Schlaganfallpatienten naturgemäß eine herausragende Rolle spielt. Die Pflegekräfte sind es, die kontinuierlich am Patienten tätig sind und deshalb vor besondere Herausforderungen gestellt werden.
Welche dominierende Rolle die Pflege in der Schlaganfallbehandlung spielt, haben wir erst gelernt, nachdem wir in Deutschland seit Mitte der 1990er Jahre Schlaganfallspezialstationen (Stroke Units) etabliert haben. Wir haben im Mindener Klinikum diese Situation frühzeitig erkannt und ein aufwändiges Fortbildungsprogramm speziell für Pflegende auf der Stroke Unit und in der Schlaganfall-Rehabilitation entwickelt. Die Herausgeber des vorliegenden Buchs, Joerg Glahn und Jörg Nahrwold aus Minden, haben den inzwischen von der DSG zertifizierten Weiterbildungskurs entwickelt und im Jahre 2001 erstmals angeboten. Es war auch für mich als dem damaligen Leiter der Stroke Unit in Minden eindrucksvoll, mit wie viel Begeisterung und Engagement diese Kurse angenommen wurden. Mittlerweile wird der Qualifikationskurs Stroke Unit flächendeckend in Deutschland angeboten, Anne-Kathrin Cassier-Woidasky aus Karlsbad-Langensteinbach gehört mit zu den ersten, die das Konzept der DSG mitgestaltet und umgesetzt haben.
Das vorliegende Buch ist aus meiner Sicht die logische Konsequenz, welche die Herausgeber aus diesem Kurs gezogen haben. Es spiegelt die Erfahrung der vor Ort Tätigen in anschaulicher Weise aus verschiedenen Perspektiven wider. Den Pflegenden nützt es als Informationsquelle in der täglichen Arbeit am Schlaganfallpatienten auf der Stroke Unit und in der Rehabilitation, der auf der Schlaganfallstation tätige Arzt wird es ebenfalls vielfach gebrauchen können.
Prof. Dr. med. Otto Busse
Gründungsvorsitzender und
Generalsekretär der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft

1 Die Rolle der Pflege auf der Stroke Unit

Anne-Kathrin Cassier-Woidasky

Die Stroke Unit ist eine komplexe Organisation mit dem Ziel der möglichst weitgehenden Wiederherstellung des Gesundheitszustands von Patienten mit Schlaganfall. Ob das gelingt, wird neben der Schwere der Erkrankung von vielen Faktoren beeinflusst. Das sind zum einen die Strukturen (z. B. beteiligte Fachabteilungen, Personalausstattung und -qualifikation) und Prozesse (z. B. Versorgungspfade und Abläufe), die eine reibungslose Versorgung gewährleisten sollen. Pflegerische Erfolgsfaktoren auf der Stroke Unit sind frühe Mobilisation und Vermeidung von Bettruhe sowie die engmaschige Überwachung der physiologischen Parameter und medizinischen Probleme (Burton, Fisher & Green 2009; Langhorne & Pollock 2002). Zum anderen hängt der Erfolg auch von den jeweils beteiligten Personen im Team und dem Patienten selber ab, denn die Beteiligten beeinflussen sich auch gegenseitig auf der zwischenmenschlichen Ebene. Die Pflegefachkraft hat hier eine wichtige Rolle im Team, um die Kommunikation und Organisation rund um die Versorgung und die folgende Entlassung und Rehabilitation sicherzustellen. Gleichzeitig ist der Spagat zwischen patientenorientierter Pflege und intensivmedizinischen Abläufen unter Notfallbedingungen sowie das Zusammenbringen unterschiedlichster Blickwinkel zu leisten. Zum dritten hat Pflege die grundlegende Bedeutung zur Wiedererlangung guter Lebensqualität. Seit der Schlaganfallstudie von Krohwinkel in den 1990er Jahren (Krohwinkel 2008) wissen wir, was schieflaufen kann, wenn Pflegende nicht mit qualifizierter Versorgung Bedürfnisse und Probleme der Patienten berücksichtigen. In diesem Kapitel werden Ansätze betrachtet, wie die Pflegenden ihre Rolle auf der Stroke Unit inhaltlich füllen und damit zum Erfolg beitragen können – im organisatorischen Gefüge der Schlaganfallstation als auch therapeutisch im direkten Umgang mit den Patienten und ihren Angehörigen.

1.1 Arbeitsbereiche der Pflege auf der Stroke Unit

Zur Strukturierung des Arbeitsfeldes hat sich das Managementmodell von Monika Krohwinkel (2008) etabliert, das die Verantwortungsbereiche der Pflege systematisiert: Um den Patienten und seine Angehörigen herum findet Pflegearbeit statt, die sich in unterschiedlichen Anteilen in den Bereichen Koordination, Arztassistenz, Organisation und pflegerische Versorgung bewegt (
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Abb. 1.1).

Der Patient

Im Zentrum der Tätigkeit steht zunächst der Patient. Dessen Befindlichkeit ist grundsätzlich bei allen Abläufen zu berücksichtigen, was die Beteiligten schon durch das Krankheitsgeschehen vor große Herausforderungen stellt. Die erfolgreiche Schlaganfalltherapie erfordert einen schnellen und reibungslosen Diagnostikprozess, ggf. mit der unmittelbaren Einleitung der Thrombolyse. Das kann Patienten zwar Sicherheit vermitteln (»hier wird mir geholfen«), sie in der Geschwindigkeit aber auch überfordern – vor allem aufgrund der akuten krankheitsbedingten Einschränkungen. Kognitive Veränderungen wie verminderte Aufmerksamkeit und verlangsamtes Denken, physische Veränderungen wie Sprach- oder Sprechstörungen sowie psychische Einschränkungen wie Schockzustand oder Angst wirken sich negativ aus (Christmann et al. 2004). Auch wird gerade bei Menschen mit Aphasie häufig fälschlicherweise angenommen, sie könnten Gesprächen nicht folgen – was dazu führt, dass diese bei der Kommunikation übergangen werden. Weil sie sich nicht äußern können, haben sie keine Möglichkeit,
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Abb. 1.1: Das Managementmodell der Pflege (nach Krohwinkel 2008)
falsche Annahmen ihrer Helfer richtigzustellen oder eigene Bedürfnisse oder Wünsche zu äußern (Tacke 2006, S. 74). Auch bei Patienten mit Bewusstseins- oder Wahrnehmungseinschränkungen, reduzierter Vigilanz oder dem Locked-in-Syndrom ist immer davon auszugehen, dass sie wahrnehmen, was um sie herum geschieht, wie zahlreiche Erfahrungsberichte zeigen.

Die Angehörigen

Fast ebenso wichtig wie der Patient sind seine Angehörigen. Sie sind Bindeglied zwischen Patient und Therapeuten, die verantwortliche Pflegefachkraft ist für sie erster Ansprechpartner. Den behandelnden Professionen können die Angehörigen Informationen zur Anamnese über Vorerkrankungen, zu Medikamenten sowie Lebensgewohnheiten und Bedürfnissen geben, wenn der Patient dazu nicht in der Lage ist. Dem Patienten können sie durch ihre Nähe Sicherheit in der fremden Umgebung vermitteln. Da sich aber auch die Angehörigen durch das Schlaganfallereignis im Ausnahmezustand befinden und durch die intensivmedizinische Umgebung und Überwachung möglicherweise zusätzlich verunsichert werden, ist es wichtig, ihre Ängste und Unsicherheiten ebenso ernst zunehmen und sie bei allen Informationen und Entscheidungen mit einzubeziehen. Verunsicherte und unzureichend informierte Angehörige werden sonst leicht als Störfaktor (»schwierige« Angehörige) wahrgenommen. Dem kann mit einem angepassten Informationsverhalten vorgebeugt werden.
Allerdings ist auch Vorsicht mit dem allzu selbstverständlichen Umgang mit der »Ressource Angehöriger« geboten. Im ungünstigsten Fall wird auf sie erst wieder bei der Entlassung zurückgegriffen, wenn man sie für die häusliche Versorgung braucht. Der ungeplante und unkoordinierte Rückgriff auf Familienmitglieder führt leicht zu Überforderung bei diesen wie auch beim Patienten. Das ist dann weniger Hilfe als zusätzliche Belastung für alle Beteiligten und kann erneute Krankenhauseinweisungen auslösen, was Doris Schaeffer sehr eindrücklich in einer Fallstudie zu Versorgungserfordernissen bei chronischen Erkrankungen gezeigt hat (Schaeffer 2009). Und: Nicht jeder Patient möchte Pflege von seinen Angehörigen, und nicht jedes Familienmitglied möchte in die Pflege eingebunden werden (Nagl-Cupal & Schnepp 2010). Notwendig ist es deshalb, die Angehörigen in den Aufnahmeprozess und die Pflegeanamnese mit einzubeziehen, so dass es nicht dem Zufall überlassen bleibt, ob und wie deren Ressourcen und Bedürfnisse berücksichtigt werden. Auch das frühzeitig eingeleitete Entlassungsmanagement ist hilfreich, das auf der Basis des Expertenstandards des Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (zu beziehen über www.dnqp.de) erfolgen sollte.
Um den Patienten herum sind alle Prozesse und Strukturen zu organisieren, in denen die Pflege in mehreren Bereichen tätig ist.

Mitarbeit bei Diagnostik und Therapie

In der Akutphase steht der reibungslose Ablauf der Diagnostik im Vordergrund, bis die genaue Diagnose feststeht, Therapieentscheidungen getroffen sind und die medizinischen Therapiemaßnahmen eingeleitet wurden. Aufgabe der Pflegekraft ist das apparative Monitoring der Vitalparameter und die klinische Überwachung des Patienten sowie die Assistenz bei der neurologischen Diagnostik und Therapie. Das kontinuierliche Monitoring gilt als eines der wesentlichen Erfolgskriterien des Stroke-Unit-Konzepts und hat zum Ziel, frühzeitig Faktoren zu erkennen, die eine weitere Schädigung der Penumbra zur Folge haben können (Ringelstein, Grond & Busse 2005). Auch das Scoring und die neurologische Befunderhebung könnten von speziell geschulten Stroke-Unit-Pflegefachkräften nach Delegation übernommen werden, allerdings bestehen bisher unterschiedliche Ansichten zwischen der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und dem MDK, der diese Leistung nur anerkennt, wenn sie durch Ärzte erbracht worden ist (Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft 2009). Mit zunehmender Qualifikation von Pflegenden könnte sich das jedoch auch ändern. Ausführlich wird dieser Arbeitsbereich von Joerg Glahn zu den pathophysiologischen Grundlagen des Schlaganfalls (
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Kap. 2), von Rüdiger Haupt und Matthias Kruse zur intensivmedizinischen Überwachung der Vitalparameter (
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Kap. 4) und von Joerg Glahn und Helge Wuttig zur neurologischen Befunderhebung (
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Kap. 3) beschrieben. Zunehmend wichtig bei der steigenden Anzahl von Lysen ist die Ermittlung des Körpergewichts zur gewichtsadaptierten Lysedosierung. Derzeit sind nur wenige Stroke Units bzw. deren Notaufnahmen mit Waagen ausgestattet, die es ermöglichen, auch bei schwer betroffenen liegenden, hemiplegischen und aphasischen Patienten schnell und reibungslos das genaue Gewicht zu bestimmen (Dorow & Bahls 2013; Cassier-Woidasky 2014). Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass Unterdosierung den Rekanalisationserfolg gefährdet und Überdosierung ein höheres Risiko für intracerebrale Blutungen birgt (z. B. Hacke et al. 1995; Sahlas et al. 2013). In der Notfallsituation wird häufig das Gewicht geschätzt, Abweichungen von mehr als 30 % sind beim Schätzen allerdings keine Seltenheit (z. B. Breuer et al. 2010; Lorenz et al. 2007; Dorow & Bahls 2013). Wenn aber die korrekt gewichtsadaptiert dosierte Lyse eines der Kriterien für die Wiedererlangung der Selbstständigkeit ist, ist es sinnvoll, anstelle der guten alten Sitzwaage eine geeignete Boden- oder Bettwaage in den Aufnahmeprozess zu integrieren.

Kooperations- und Koordinationsaufgaben

Die verantwortliche Pflegefachkraft auf der Stroke Unit hat die zentrale Rolle der Koordination aller den Patienten betreffenden Diagnose- und Therapiemaßnahmen und stellt sicher, dass die Zeit von der Aufnahme bis zum Beginn der Thrombolyse (Door-to-needle) möglichst kurz gehalten wird. Nach erfolgter Thrombolysetherapie bzw. in dem Fall, dass keine Lyse indiziert ist, koordiniert die Pflegefachkraft optimalerweise alle Maßnahmen zwischen Therapeuten, Funktionsabteilungen und Patienten. Sie kann dafür sorgen, dass die Angehörigen rechtzeitig in die Rehabilitation eingebunden werden, arbeitet an der frühzeitigen Definition von Therapiezielen mit und koordiniert die Bereitstellung von Informationen (Köpke et al. 2005). Dazu hält sie den Kontakt mit allen beteiligten Professionen. Für die einheitliche Versorgung sin...

Table of contents

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Geleitwort zur 2. Auflage
  6. Geleitwort zur 1. Auflage
  7. 1 Die Rolle der Pflege auf der Stroke Unit
  8. I Die Akutphase des Schlaganfalls
  9. II Direkte Pflege auf der Stroke Unit
  10. III Pflege und Therapeuten
  11. IV Der Schlaganfall – Und was kommt danach?
  12. Anhang zu Kapitel 5
  13. Literaturtipps
  14. Stichwortverzeichnis
  15. Autorenangaben