Eine Psychotherapie ohne die Beteiligung beider Elternteile bringt die Kinder in belastende Loyalitätskonflikte. Auch ihre Väter müssen ihnen diesen speziellen Spiel- und Erfahrungsraum erlauben. Im Buch werden Familienkonstellationen mit verschiedenen "Vätertypen" und der Versuch, sie durch flexibles Vorgehen im Interesse des triadischen Entwicklungsraumes zu erreichen, vorgestellt. Die Auseinandersetzung mit den Vätertheorien von S. Freud, Lacan und Abelin ermöglicht Kinder- und Jugendpsychotherapeuten eine praxisorientierte Reflexion der Theorien über das "väterliche Prinzip".
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Yes, you can access Väter in der psychodynamischen Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen by Egon Garstick, Arne Burchartz, Hans Hopf, Christiane Lutz in PDF and/or ePUB format, as well as other popular books in Psychology & Psychotherapy. We have over one million books available in our catalogue for you to explore.
Warum ein Buch in dieser Reihe über den Vater in der psychodynamischen Kinderpsychotherapie?
In der Planungsphase der Buchreihe zur psychodynamischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie war von den Herausgebern folgendes wesentliche Motiv zu hören: Angehenden Kinderpsychotherapeuten und ihren Ausbildungsinstituten soll ein breites, für die praktische klinische Arbeit verwendbares Basiswissen zur Verfügung gestellt werden.
Zu solch einem Gesamtwerk gehört natürlich auch ein Buch, in dem »die verschiedenen Väter« in ihrer Bedeutung beleuchtet und die therapeutische Auseinandersetzung mit ihnen behandelt werden. Solch ein Buch verstehe ich als einen sehr elementaren Baustein in dem spannenden Lehrgebäude, das die drei HerausgeberInnen sich vorgenommen haben.
Für die Einleitung und Durchführung einer Kinder- und Jugendlichenbehandlung ist von Anfang an ein sorgfältiger Umgang mit den Eltern von Bedeutung. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten benötigen daher eine hohe Kompetenz im Umgang mit den Bezugspersonen des Kindes, müssen deren mögliche Abwehrmechanismen gegen eine mehr Bewusstheit verschaffende Arbeit einschätzen können und lernen, damit kreativ umzugehen.
Früher häufiger, aber immer wieder auch heute noch, vernimmt man als ambulanter Psychotherapeut von verschiedenen zuweisenden Stellen (Kinderärzte, Erziehungsberatungsstellen, Schulen etc.) die Idee, dass das zur Besorgnis Anlass gebende Kind nun mal eine Zeit lang eine Person ganz für sich allein haben sollte und ein Stück Spieltherapie bräuchte. Es kam und kommt immer noch zu unsorgfältig eingeleiteten Kinderbehandlungen. Eine verantwortungsbewusste, sorgfältige Abklärung der verschiedenen Motive und auch möglichen Widerstände gegen eine Bewusstwerdung der verschiedenen Faktoren im Bezugssystem, die zur Erkrankung oder Krise des Kindes führten, muss durchgeführt werden können. Ein klassischer, aber nicht seltener Fehler in der Einleitung einer Behandlung ist folgender: Die Mutter eines ihr Sorgen machenden Kindes wendet sich mit der Unterstützung einer Kinderärztin oder Schulpsychologin an einen Kinderpsychotherapeuten und man ist sich schnell einig, dass das Kind eine Therapie braucht. Der viel beschäftigte Vater bekommt von Weitem mit, dass sein Kind da scheinbar etwas Besonderes an Zuwendung braucht, und lässt seine Frau gewähren.
Wenn nun aber beispielsweise das Kind im Zuge des therapeutischen Prozesses provozierende Verhaltensweisen in der Familie zeigt, so löst dieses Verhalten beim Vater oft Unverständnis und Unwillen aus. Er war in der Abklärungsphase nicht dabei und konnte die genaue Indikationsstellung für die Behandlung nicht nachvollziehen.
Nun kann er zum Träger und Ausagierer heftiger Widerstände gegen die weitere Behandlung werden. Immer wieder erleben Kindertherapeuten und ihre Patienten unglückliche Abbrüche von Behandlungen, nicht selten in besonders intensiven Phasen, in denen sich die Patienten öffnen.
Wenn das Kind von diesem besonderen Raum einer Psychotherapie profitieren können soll, dann braucht es auch die Vorarbeit des Psychotherapeuten mit seinem Vater, damit dieser seinem Kind deutlich die Erlaubnis zum Benutzen des geschützten Phantasieraums in der Therapie gibt.
Was ist mit einer Vorbereitung der Eltern auf den Prozess der psychotherapeutischen Behandlung ihres Kindes gemeint?
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten müssen den Eltern erklären, welche Krisen sich auch in einem therapeutischen Prozess ergeben können.
Zu einer besonderen Herausforderung für die Eltern und ihrem Kind kann es zum Beispiel kommen, wenn das vielleicht vorher eher scheue, kleine Mädchen in diesem Entwicklungsraum für Phantasien, z. B. durch ein Rollenspiel, in dem auch ärgerliche Gefühle mehr bewusst werden können, auf bis dahin eher unbewusste, aggressive Gedanken aufmerksam gemacht wird. Solch eine eigentlich indizierte und beabsichtigte Entdeckung verdrängter Wünsche wird zwar angestrebt, weil ihre Verdrängung ein krankmachendes, die gesunde bio-psycho-soziale Entwicklung unterbindendes Verhalten ausgelöst hat, aber die Konsequenzen dieser Bewusstwerdung müssen auch vom familiären System ertragen werden. Die Kinder selbst spüren häufig die Schwierigkeiten ihrer Eltern, differenziertere, auch ambivalente Gefühle ihrer Kinder nachzuvollziehen und zu akzeptieren. Sie brauchen daher auch nicht selten die ausdrückliche positive Ermutigung ihrer Eltern zum Nutzen des Spiel- und Entdeckungsraumes innerhalb der Therapie.
In meiner Arbeit als Supervisor höre ich immer wieder von Kolleginnen in Ausbildung, dass sie sich im Kontakt mit den Eltern, speziell mit den Vätern, verunsichert fühlen und deshalb kurzfristig sogar eine gewisse Erleichterung erleben, wenn der Vater erneut wegen dringender geschäftlicher Verpflichtungen absagen lässt. Zum Thema der Verunsicherung von jüngeren Psychotherapeuten fällt mir eine eigene Erfahrung mit einem Vater ein, die ich in den ersten Jahren meiner psychotherapeutischen Tätigkeit machen durfte. Ich sage bewusst »durfte«, weil ich heute noch über diese offene Interaktion in einem Elterngespräch sehr dankbar bin, obwohl mich natürlich die in Folge geschilderte, überfallartige Reaktion des Mannes auch in Stress versetzte. Ich führte in meiner Funktion als abklärender Psychotherapeut für eine Institution ein vereinbartes Anamnesegespräch mit einem Elternpaar. Die Mutter war psychologisch geführte Gespräche gewohnt, weil sie u. a. schon einmal für kurze Zeit stationäre psychiatrische Behandlung benötigt hatte. Als ich der Mutter genauere Fragen zur Geschichte ihrer Herkunftsfamilie stellte, unterbrach mich plötzlich ihr kräftig wirkender, mich an Körpergröße deutlich überragende, stattliche Mann und meinte: »Sie, was fragen Sie da für Sachen? Das ist ja verdammt privat, das geht Sie doch gar nichts an… und im Übrigen, was passiert mit dem, was da meine Frau erzählt? Ich arbeite selber bei der Stadt!«
Päng, da war ich erst einmal ganz schön überrumpelt. Die Frage »Was kann ich da machen?« ging mir durch den Kopf. Verschiedene Gefühle kamen hoch: Ärger, weil mich nun jemand in meiner Abklärungsarbeit stört; Furcht, ich könnte meinen Auftrag gegenüber der Institution nicht gut erledigen, aber auch Furcht vor diesem mir Respekt einflößenden Mann, der ca. 15 Jahre älter war als ich und über mehr Lebenserfahrung verfügte.
Meine spontane Reaktion war: Ich legte Notizblock und Stift zur Seite und stand, auch mit meiner Körperhaltung dieses Gefühl ausdrückend, zu diesem Überrumpelt-Werden. Ich schaute ihn an, nahm mit meinen Armen und meinem Oberkörper eine öffnende, fragende Haltung ein und sagte: »Stimmt, Sie haben Recht! Was mache ich hier eigentlich? Ich frage so ganz private Sachen, habe aber Ihnen das noch gar nicht erklärt, wieso und warum! Sie haben Recht! Darf ich Ihnen erklären, warum ich so privates Zeug frage? Ich will nämlich gute »Bürz« (im Schweizerdeutschen ugs. für »Arbeit«) mit Ihrem Sohn machen. Dafür brauche ich aber die Zusammenarbeit mit Ihnen, Ihre Erfahrungen mit Ihrem Sohn und Ihr Denken über so etwas, wie man so einen Sohn erziehen und behandeln sollte.«
Meine damalige Reaktion geschah sehr intuitiv, aber ich habe sie danach natürlich in der Intervision und Supervision noch genauer zu verstehen versucht.
Ich fasse nur kurz an dieser Stelle zusammen, denn genauer werde ich auf diese Fragen, rund um das Thema »Probleme der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten mit dem Vater« in Kapitel 7 eingehen (
Kap. 7).
Positiv beeinflusst war ich wohl u. a. durch die Lektüre der beziehungsanalytischen Arbeiten von Thea Bauriedl (Auch ohne Couch – Psychoanalyse als Beziehungstheorie und ihre Anwendungen, 1994), die wir in einer Intervisionsgruppe durcharbeiteten und aus denen ich für mich den Schluss zog, dass es für das Gelingen einer aufrichtigen menschlichen Kommunikation und für das Gelingen von Veränderungsprozessen wichtig ist, dazu zu stehen, wenn ich überrascht werde und mich überrumpelt fühle. Die Szene annehmen, die sich da ergibt im Hier und Jetzt (vgl. Bauriedl, 1997, S. 33 f.).
Daher also nun auch dieses Buch über den Vater in der Psychotherapie.
Er soll uns nähergebracht werden: Wer er alles ist, sein kann, manchmal leider nicht ist; was an ihm vermisst und ersehnt wird und wie wir ihn lebendig werden lassen können, damit er zum konstruktiven Dritten wird und die sog. Triangulierungen in der Dyade zwischen Mutter und Kind ermöglicht.
Empfohlene Literatur
Herberth F., Maurer J. (Hrsg.). (1997). Die Veränderung beginnt im Therapeuten. Frankfurt am Main: Brandes & Apsel.
2 Sigmund Freud als Urvater der psychodynamischen Therapie mit Kindern und Jugendlichen?
Sigmund Freud sollte man m. E. im Gegensatz zu seiner Tochter Anna Freud, Melanie Klein, August Aichhorn und Donald W. Winnicott nicht einen Pionier der psychoanalytischen Behandlung von Kindern und Jugendlichen nennen, auch wenn er mit der 17-jährigen adoleszenten Dora schon psychotherapeutische Erfahrungen gesammelt (vgl. Burchartz, Hopf, Lutz, 2016) und die Therapie des Kleinen Hans durch dessen eigenen Vater sehr eng begleitet und mitgestaltet hatte. Beim jungen Mädchen verkannte Freud wohl die Bedeutung der Symptomatik als berechtigten Protest gegen eine verlogene Erwachsenenwelt, weil ihm psychoanalytisch orientierte familiendynamische Konzepte noch fehlten. Auch die Fallgeschichte des Kleinen Hans gibt, durch die Brille eines heutigen, psychodynamisch denkenden Kinderpsychotherapeuten betrachtet, Anlass zur Kritik, hierzu mehr im folgenden Kapitel (
Kap. 3).
Sigmund Freud war im Gegensatz zu seiner Tochter Anna noch nicht dazu gekommen, sich gründlicher mit der Ich-Entwicklung des Kindes und u. a. auch mit dem Thema der Loyalitätskonflikte zu beschäftigen, die zu einer anderen Technik im therapeutischen Vorgehen führen. Aber er hat natürlich in seinem großen Gesamtwerk die Grundlagen für die psychoanalytische Arbeit mit Menschen erarbeitet (vgl. Kap. 1.6 in Burchartz, Hopf, Lutz, 2016).
Die Herausgeber dieser Reihe Arne Burchartz, Hans Hopf und Christiane Lutz betonen also zu Recht, dass Studierende sich mit dem pionierhaften Werk von Sigmund Freud auf jeden Fall auseinandersetzen sollten:
»Alle wesentlichen Essentials jeder psychodynamischen Therapie hat Freud geschaffen, auch jene für eine Psychoanalyse von Kindern und Jugendlichen. […] Darum ist es so wichtig, dass Studierende der psychodynamischen Therapien von Anfang an Freud lesen und in sich aufnehmen« (Burchartz, Hopf & Lutz, 2016, S. 17).
Nichtsdestotrotz machen die Herausgeber auf die Kritik an einer solchen Bezugnahme auf Freuds Werke aufmerksam. Wenn wir uns für eine konstruktive Auseinandersetzung mit der Kritik aus anderen therapeutischen Richtungen wappnen wollen, ist aber nicht nur ein »Aufnehmen« der Entdeckungen Freuds wichtig, sondern darüber hinaus braucht es danach eine Art »Verdauung« und dialektische Weiterentwicklung, die sehr wohl mit großem Respekt gegenüber dem geistigen Vater der Psychoanalyse zu vereinbaren ist.
»Aufnehmen« erinnert an den Begriff der Introjektion, unter dem ein früh im Leben für die Entwicklung der Selbstentstehung notwendiger intrapsychischer Abwehrmechanismus verstanden wird (Mentzos in Mertens, 1983):
»Die in der normalen Entwicklung für die Selbstentstehung sehr wichtige Introjektion (das In-sich-Hineinnehmen, die Internalisierung also des Objektes) wird später unter Umständen als nunmehr pathologischer Abwehrmechanismus regressiv eingesetzt, so zum Beispiel, um die schmerzliche Trennung von einem Objekt ›rückgängig‹ zu machen« (Mentzos in Mertens, 1983, S. 65).
Aus dem »Aufnehmen«, also der Introjektion der Gedanken Freuds, sollte besser eine Identifizierung werden. Für ein Bestehen-Können in der wissenschaftlichen und der gesundheitspolitischen Diskussion über die Frage, ob die psychodynamischen Psychotherapien mit der Bezugnahme auf Freuds Arbeiten noch heute brauchbar sind und durch Gelder aus den Krankenkassen und anderen gesellschaftlichen Finanzierungstöpfen finanziert werden sollen, brauchen wir eher die Fähigkeit zu einer Identifizierung mit dem selbstkritischen Freud, der viele seiner Thesen immer wieder dialektisch erörterte und auch korrigierte.
Eine konstruktive Kritik dieser ganz am Anfang der psychoanalytischen Geschichte durchgeführten psychoanalytischen Arbeit (ich nenne es psychoanalytische Arbeit, weil es m. E. eine Mischung aus pädagogischem und psychotherapeutischem Vorgehen ist) mit dem »Kleinen Hans« braucht die Rückbesinnung auf die Entstehungsgeschichte der Freud‘schen Vorstellung über den Ödipuskomplex.
Für die Entwicklung dieses Kerngedankens der psychoanalytischen Theorie griff F...
Table of contents
Deckblatt
Titelseite
Impressum
Danksagung
Inhalt
1 Einleitung
2 Sigmund Freud als Urvater der psychodynamischen Therapie mit Kindern und Jugendlichen?
3 Leuchttürme in der Psychotherapie – Referenzsysteme für die Väterarbeit?
4 Der Vater – Störenfried oder Befreier? Jochen Stork und Vertreter der französischen Psychoanalyse
5 Rebellische Kinder der Psychoanalyse
6 Kinderpsychotherapie ohne Mitarbeit des Vaters?
7 Konstruktiver Umgang mit Widerständen des Vaters und im familiären System
8 Die alleinerziehende Mutter und der abwesende biologische Vater
9 Psychisch kranke Väter und ihre Söhne
10 Scheidung: Vaterverlust und Gefährdung der reifen Elternschaft sowie der Triangulierung?
11 Vaterschaft und männliche Identität
12 Vom Elterngespräch zur Elternschaftstherapie und Vaterschaftsentwicklungshilfe
13 Tragt die Couch in die Institutionen!
14 Weibliche Widerstände gegen die flexible Väterarbeit?
15 Kreative und emanzipierte Väter- und Elternarbeit