Leitlinien Klinische Neurophysiologie
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Leitlinien Klinische Neurophysiologie

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Leitlinien Klinische Neurophysiologie

About this book

Klinisch tĂ€tige Neurologen setzen tĂ€glich elektrophysiologische und sonographische Verfahren ein. Allerdings sind die technischen Grundlagen der eingesetzten Methoden bzw. deren Limitationen bei den einzelnen Fragestellungen bisher hĂ€ufig nicht bekannt oder verbindlich definiert.Das von der Deutschen Gesellschaft fĂŒr Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung herausgegebene Buch schließt diese LĂŒcke und fasst erstmals alle gĂ€ngigen neurophysiologischen Verfahren, wie EEG, EMG, NLG, evozierte Potentiale (sensorisch und motorisch), Polysomnographie, autonome Testung, Hirnstammreflexe, Dopplersonographie und Ultraschall, in einem Buch zusammen. In kurzer und einheitlicher Form werden die verschiedenen Methoden beschrieben sowie die bei den klinischen Fragestellungen zum Einsatz kommenden Ableitungen und die damit verbundenen Probleme vorgestellt. Die Autoren sind international bekannte Fachleute aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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Information

Publisher
Kohlhammer
Year
2014
Print ISBN
9783170210738
eBook ISBN
9783170263833
Edition
1

B Spezieller Teil

B-1 Elektroenzephalographie

B-1.0 EinfĂŒhrung
1 Definition
2 Indikation
Literatur
B-1.1 Entstehung
1 Physiologie
2 Feldpotenzialentstehung
3 Grenzen der Feldpotenzialmessung
Literatur
B-1.2 Ableitung und technische Grundlagen
1 Technische Grundlagen
2 Technische Standards
Literatur
B-1.3 Das normale EEG und seine Grundrhythmusvarianten bei Erwachsenen
1 Das normale Wach-EEG
2 Das normale Schlaf-EEG
3 Steile Potentiale unklarer Signifikanz
Literatur
B-1.4 Aktivierungsmethoden
1 Hyperventilation
2 Photostimulation
3 Schlaf/Schlafentzug
Literatur
B-1.5 Klinische Indikationsstellung des EEG
Literatur
B-1.6 Systematische Beschreibung, Klassifikation und Beurteilung
1 EinfĂŒhrung
2 EEG Klassifikation
3 Beurteilung des EEG
Literatur
B-1.7 Interiktales EEG bei Epilepsien
1 Definition
2 Andere interiktale EEG-Befunde
3 SensitivitÀt von epilepsietypischen Potenzialen
4 SpezifitÀt
5 Lokalisationsgenauigkeit
Literatur 172
B-1.8 EEG in der epilepsiechirurgischen Diagnostik
1 Allgemeines
2 Nicht-invasive Phase I
3 Invasive AbklÀrung (Phase II)
Literatur
B-1.9 EEG bei Kindern mit Epilepsie
1 Stellenwert des EEG bei Kindern mit Epilepsie
2 Grundrhythmus bei Kindern mit Epilepsie
3 Epilepsietypische Potenziale
Literatur
B-1.10 Status epilepticus
1 Definition
2 EEG im Status epilepticus
3 Pragmatisches Vorgehen
Literatur

B-1.0 EinfĂŒhrung

Soheyl Noachtar, Ingo BorggrÀfe, Christoph Baumgartner und Konrad J. Werhahn

1 Definition

Im Elektroenzephalogramm (EEG) werden sehr niedrigamplitudige Feldpotenziale der GehirnaktivitĂ€t an der SchĂ€deloberflĂ€che erfasst, verstĂ€rkt und bildlich dargestellt. Die Elektroenzephalografie (EEG) ist eine etablierte neurophysiologische Methode, deren Stellenwert durch die EinfĂŒhrung neuer Methoden wie MRT, Ultraschalldiagnostik und nuklearmedizinischer Schnittbildmethoden in die neurologische Diagnostik auf wenige Syndrome und Fragestellungen eingeschrĂ€nkt wurde.
Die Registrierung dieser elektrischen Potenziale erfordert mehrere technische Komponenten. Am Kopf des Patienten werden Elektroden an fest definierten Punkten angebracht, das Signal wird in einem VorverstĂ€rker aufgenommen. Aus dem VorverstĂ€rker werden die Signale an einen zweiten VerstĂ€rker weitergeleitet. Aus diesem werden die Signale nach Analog-Digital-Wandlung heutzutage in einem PC eingelesen und am Bildschirm ausgewertet. FrĂŒher erfolgte nach Filterung der direkte, kontinuierliche Ausdruck mit Schreibsystemen. Die Elektroenzephalografie hat sich in den letzten Jahren durch die digitale Technik grundlegend geĂ€ndert. Die Möglichkeiten der nachtrĂ€glichen Signalbearbeitung (z. B. Reformatierung) haben die diagnostischen Möglichkeiten erheblich verbessert.

2 Indikation

Hauptindikationen fĂŒr EEG liegen in der Diagnostik der Epilepsien und Enzephalopathien sowie der Hirntoddiagnostik. Die Aussagekraft des EEG in diesen Bereichen zur Diagnosestellung und Verlaufsbestimmung ist gut. Allerdings trĂ€gt das EEG nichts zur Ätiologie einer Enzephalopathie bei.
Die Trefferquote einer ersten EEG-Routine-Ableitung bei Epilepsien liegt relativ niedrig (12–50 %), bessert sich aber durch wiederholte Untersuchungen deutlich (80–90 %), was die wiederholten Ableitungen rechtfertigt (Salinsky et al. 1987). Durch verlĂ€ngerte Dauer der EEG-Ableitung (24-Stunden-EEG) und verschiedene Aktivierungsmethoden wie Hyperventilation, Fotostimulation und Schlaf-EEG nach partiellem Schlafentzug lĂ€sst sich die Ausbeute weiter steigern (Noachtar und Remi 2009). Das EEG hilft bei der Syndromdiagnose von Epilepsien, was fĂŒr die Therapie und Prognose von Bedeutung ist.
Bei Enzephalopathien ist das EEG hilfreich in der Erstdiagnose bzw. differenzialdiagnostischen Abgrenzung zur Depression bzw. in der objektiven Verlaufsbeurteilung des Schweregrades der Enzephalopathie. Das EEG kann zur Hirntodbestimmung herangezogen werden. HierfĂŒr wurden Kriterien festgelegt (Neurophysiologie 2001, Wissenschaftlicher Beirat der BundesĂ€rztekammer 1998; â–ș Kap. B-9.2). FĂŒr die differenzialdiagnostische Abgrenzung von VerwirrtheitszustĂ€nden und die Diagnose des Status epilepticus, insbesondere des nicht-konvulsiven Status epilepticus, ist das EEG von entscheidender Bedeutung.
In der NeuropĂ€diatrie kann das EEG das Gestationsalter von FrĂŒhgeborenen bis auf eine Woche genau bestimmen helfen und ebenfalls zur Diagnostik der Enzephalopathien und Epilepsien beitragen.
FĂŒr die epilepsiechirurgische Diagnostik wurden EEG-Video-Monitoring-Einheiten entwickelt, die es erlauben, EEG und Video synchron ĂŒber mehrere Tage bis hin zu Wochen aufzuzeichnen. Dadurch wurde es möglich, habituelle epileptische AnfĂ€lle mittels EEG und Video zu dokumentieren. Die Erfahrungen mit diesen Anfallsaufzeichnungen und die Verbesserung der bildgebenden Methoden erlauben es zunehmend, in den meisten FĂ€llen ohne weitere invasive Untersuchungen eine epilepsiechirurgische Operationsindikation zu stellen (Winkler et al. 1999). Invasive EEG-Video-Untersuchungen werden durchgefĂŒhrt, wenn der Anfallsursprung in einer prinzipiell resektablen Region anzunehmen ist, durch OberflĂ€chen-EEG und bildgebende Untersuchungen der Anfallsursprung aber nicht ausreichend sicher zu bestimmen war. Sogenannte semi-invasive EEG-Ableitungen mit epiduralen und Foramen-ovale-Elektroden wurden entwickelt, um den Patienten weniger Risiken als durch invasive (subdurale, stereotaktische implantierte Tiefenelektroden) Techniken zuzumuten. Sie sind in den letzten Jahren aber in vielen Zentren weniger eingesetzt worden (Beleza et al. 2010). Wenn die anzunehmende epileptogene Zone in der NĂ€he von eloquenten Kortexregionen (Sprachregion, primĂ€r motorischer Kortex) liegt, muss zur epilepsiechirurgischen Therapie mit Hilfe intra- oder extraoperativer Stimulations- und Ableitetechniken die Beziehung zwischen epileptogener Zone und funktionellem Kortex bestimmt werden (Noachtar and Borggraefe 2009).

Literatur

Beleza P, Remi J, Feddersen B et al. (2010) Epidural and foramen-ovale electrodes in the diagnostic evaluation of patients considered for epilepsy surgery. Epileptic Disord 12: 48–53.
Wissenschaftlicher Beirat der BundesĂ€rztekammer (1998) Richtlinien zur Feststellung des Hirntodes. Dtsch Ärztebl 95:A1861–A1868.
Deutsche Gesellschaft fĂŒr klinische Neurophysiologie (2001) Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft fĂŒr klinische Neurophysiologie (Deutsche EEG-Gesellschaft) zur Bestimmung des Hirntodes. Klin Neurophysiol 32:39–41.
Noachtar S, Remi J (2009) The role of EEG in epilepsy: a critical review. Epilepsy Behav 15:22–33.
Noachtar S, Borggraefe I (2009) Epilepsy surgery: a critical review. Epilepsy Behav 15:66–72.
Salinsky M, Kanter R, Dasheiff RM (1987) Effectiveness of multiple EEGs in supporting the diagnosis of epilepsy: an operational curve. Epilepsia 28:331–334.
Winkler PA, Herzog C, ...

Table of contents

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. AbkĂŒrzungen
  6. Verzeichnis der Herausgeber und Autoren
  7. A Technischer Teil
  8. B Spezieller Teil
  9. C Farbteil
  10. Stichwortverzeichnis