Notfallversorgung und Pflege in der Notaufnahme
eBook - ePub
Available until 5 Dec |Learn more

Notfallversorgung und Pflege in der Notaufnahme

Praxisbuch fĂŒr die multiprofessionelle Zusammenarbeit

  1. 313 pages
  2. English
  3. ePUB (mobile friendly)
  4. Available on iOS & Android
eBook - ePub
Available until 5 Dec |Learn more

Notfallversorgung und Pflege in der Notaufnahme

Praxisbuch fĂŒr die multiprofessionelle Zusammenarbeit

About this book

Die (interdisziplinĂ€ren) Notaufnahmen als Nahtstelle zwischen PrĂ€klinik und Klinik stehen vor zunehmenden Herausforderungen der adĂ€quaten Patientenversorgung. Neben den originĂ€ren medizinischen Kompetenzen sind auch zunehmend Kompetenzen im Bereich Ökonomie und Prozesssteuerung zum reibungslosen Betrieb einer Notaufnahme erforderlich. Ein optimales Schnittstellenmanagement dient der sicheren Patientenversorgung. Die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Berufsgruppen erfordert ein hohes Maß an Bereitschaft, im interdisziplinĂ€ren und interprofessionellen Team in kurzer Zeit die richtigen Entscheidungen zu treffen. Dieses Buch bildet die Versorgung des Patienten in der Notaufnahme bis zur ambulanten Behandlung praxisnah ab.

Frequently asked questions

Yes, you can cancel anytime from the Subscription tab in your account settings on the Perlego website. Your subscription will stay active until the end of your current billing period. Learn how to cancel your subscription.
No, books cannot be downloaded as external files, such as PDFs, for use outside of Perlego. However, you can download books within the Perlego app for offline reading on mobile or tablet. Learn more here.
Perlego offers two plans: Essential and Complete
  • Essential is ideal for learners and professionals who enjoy exploring a wide range of subjects. Access the Essential Library with 800,000+ trusted titles and best-sellers across business, personal growth, and the humanities. Includes unlimited reading time and Standard Read Aloud voice.
  • Complete: Perfect for advanced learners and researchers needing full, unrestricted access. Unlock 1.4M+ books across hundreds of subjects, including academic and specialized titles. The Complete Plan also includes advanced features like Premium Read Aloud and Research Assistant.
Both plans are available with monthly, semester, or annual billing cycles.
We are an online textbook subscription service, where you can get access to an entire online library for less than the price of a single book per month. With over 1 million books across 1000+ topics, we’ve got you covered! Learn more here.
Look out for the read-aloud symbol on your next book to see if you can listen to it. The read-aloud tool reads text aloud for you, highlighting the text as it is being read. You can pause it, speed it up and slow it down. Learn more here.
Yes! You can use the Perlego app on both iOS or Android devices to read anytime, anywhere — even offline. Perfect for commutes or when you’re on the go.
Please note we cannot support devices running on iOS 13 and Android 7 or earlier. Learn more about using the app.
Yes, you can access Notfallversorgung und Pflege in der Notaufnahme by Rolf Dubb, Arnold Kaltwasser, Friedrich K. PĂŒhringer, Katharina Schmid in PDF and/or ePUB format, as well as other popular books in Medicine & Nursing. We have over one million books available in our catalogue for you to explore.

Information

Year
2019
Print ISBN
9783170365353
eBook ISBN
9783170365377
Edition
2
Subtopic
Nursing

1 Anforderung der GeschĂ€ftsfĂŒhrung an eine interdisziplinĂ€re Notaufnahme

Jörg Martin & Amelie Meeh-Simon

1.1 Einleitung

WĂ€hrend interdisziplinĂ€re Notaufnahmen in Deutschland erst in den letzten 10–15 Jahren in KrankenhĂ€usern etabliert wurden, besteht in den angelsĂ€chsischen LĂ€ndern eine lange Tradition der »Emergency Departements«. PopulĂ€r wurden diese in den 1990er-Jahren mit der Fernsehserie »Emergency Room«.
Images
Images
§ 75 SGBV
Images
Dass sich interdisziplinĂ€re Notaufnahmen erst seit 2017 etabliert haben, hĂ€ngt sicherlich mit der sektoralen Aufteilung der Notfallversorgung in Deutschland zusammen. FĂŒr die ambulante Notfallversorgung ist gemĂ€ĂŸ §75 Absatz 1 Satz 2 SGB V (Sozialgesetzbuch) die kassenĂ€rztliche Vereinigung (KV) zustĂ€ndig.
Der Sicherstellungsauftrag verpflichtet die KV, auch wÀhrend der sprechstundenfreien Zeiten einen Notdienst sicherzustellen, der zu jeder Zeit von Patienten aufgesucht werden kann.
Auch zugelassene KrankenhĂ€user sind mit wenigen Ausnahmen zum Notdienst verpflichtet – insbesondere mĂŒssen sie zu jeder Zeit die stationĂ€re Aufnahme und Behandlung gewĂ€hrleisten können.
Gerade in BundeslĂ€ndern, in denen der KV-Notfalldienst dahingehend reformiert wurde, dass in Landkreisen nur noch 1–2 zentrale Notfallpraxen zur VerfĂŒgung stehen, die hĂ€ufig an Kliniken angesiedelt sind, wird die Notaufnahme der Kliniken zum zentralen Anlaufpunkt fĂŒr die Patienten.
Images
Patientenkontakte
Images
Ob es sich so wie in den USA entwickelt, ist noch nicht klar. Im Jahr 2003 gab es dort 113,9 Mio. Patientenkontakte und damit haben etwa 40 % der Bevölkerung die Emergency Departments aufgesucht (NCHS 2003). Die Erfahrung zeigt, dass nach GrĂŒndung einer zentralen Notaufnahme die jĂ€hrliche Patientenzahl, die dort gesehen und behandelt wird, steigt. Dies wird dadurch verursacht, dass eine zentrale Notaufnahme 24 h an 365 Tagen im Jahr aufsuchbar ist, eine zunehmende Zahl von Migranten hier lebt, die ein sektorales System nicht kennen sowie viele Hilfesuchende keinen klassischen Hausarzt mehr haben. Den zahlenmĂ€ĂŸig grĂ¶ĂŸten Teil stellen dabei die klassischen ambulanten Patienten dar, die in einer KV-Notfallpraxis behandelt werden könnten (Blum et al. 2010). Die Verteilung der Patienten ist Abbildung 1.1 zu entnehmen (
Images
Abb. 1.1).
Images
Abb. 1.1: Im Jahr 2009 sind insgesamt 24,9 Mio. Patienten nach unterschiedlichen Abrechnungsarten als Notfall im Krankenhaus behandelt worden (Niehues 2012, S. 153)

1.2 Etablierung einer zentralen Notaufnahme (ZNA) als Mittel zur Prozessoptimierung und zur Verbesserung der Patientenzufriedenheit

Bis vor wenigen Jahren gab es in Kliniken vorwiegend dezentrale fachbezogene Notaufnahmen. Dies bedeutet, dass ein Patient aufgrund seiner Krankheit oder Verletzung entscheiden musste, ob er beispielsweise die Unfallchirurgische Notaufnahme, die Allgemeinchirurgische Notaufnahme oder die Innere Notaufnahme aufsucht. HĂ€ufig war die Notfallversorgung neben der gleichzeitigen Versorgung von Elektivpatienten organisiert. Dies fĂŒhrte insbesondere bei Elektivpatienten hĂ€ufig zu Beschwerden, da diese aufgrund von NotfĂ€llen lange Wartezeiten in Kauf nehmen mussten. Die Entscheidung zur Etablierung einer zentralen Notaufnahme stellt fĂŒr die GeschĂ€ftsfĂŒhrung eine große Chance dar, Prozesse neu zu definieren und somit effizienter gestalten zu können. Gerade die Trennung von Elektivpatienten, die eine Fachambulanz aufsuchen und Notfallpatienten fĂŒhrt per se schon zur Prozessverbesserung. Auch die Entscheidung, ob man eine interdisziplinĂ€re Notaufnahme etabliert oder weiterhin internistische und unfallchirurgische Patienten in getrennten Notaufnahmen behandelt, ist bei der Implementierung der Notaufnahme von entscheidender Bedeutung. Ferner muss frĂŒhzeitig entschieden werden, wer diese Notaufnahme leiten soll. Dies hĂ€ngt auch von der GrĂ¶ĂŸe der Notaufnahme ab. Wichtig ist dabei, dass ein »Àrztliches Gesicht« der Leiter der Notaufnahme wird. In kleineren Notaufnahmen kann die Leitung durch einen geeigneten Oberarzt erfolgen. Je grĂ¶ĂŸer die Notaufnahme ist, umso wichtiger ist es, dass ein Sektionsleiter oder bei sehr großen Notaufnahmen auch ein Chefarzt die Notaufnahme leitet. Sowohl der Sektionsleiter als auch der Chefarzt mĂŒssen medizinisch weisungsfrei sein. Zwingend erforderlich ist die direkte Berichterstattung an die GeschĂ€ftsfĂŒhrung.
Ob der Notaufnahme eine Aufnahmestation zugeordnet wird, in der die Patienten vor Verlegung auf Station untergebracht werden, hĂ€ngt von der Struktur des Hauses ab. Bei grĂ¶ĂŸeren Notaufnahmen ist dies immer von Vorteil, da insbesondere außerhalb der Regeldienstzeit die Stationen von Aufnahmen entlastet werden. Auf diesen Aufnahmestationen kann dann weitere Diagnostik durchgefĂŒhrt werden, die maximale Liegedauer sollte 24 h nicht ĂŒberschreiten. Neben den Patienten, die fußlĂ€ufig in die Notaufnahmen kommen, muss die Notaufnahme auch in der Lage sein, polytraumatisierte Patienten bzw. Patienten unter Reanimation adĂ€quat zu behandeln. Dies setzt voraus, dass neben dem Ă€rztlichen Personal auch das Pflegepersonal fĂŒr solche Situationen gut geschult und ausgebildet ist. Ein entscheidender Faktor fĂŒr die Patientenzufriedenheit ist, dass das gesamte Personal der Notaufnahme sehr kundenorientiert arbeitet. In der Notaufnahme bedarf es, insbesondere mit den noch wartenden Patienten, einer sehr kundenorientierten Kommunikation. Hier ist die GeschĂ€ftsfĂŒhrung gefordert, entsprechende Schulungen anzubieten, die fĂŒr das Personal dann auch verpflichtend sind.
Images
Visitenkarte ZNA
Images
Jede GeschĂ€ftsfĂŒhrung muss sich darĂŒber im Klaren sein, dass das Funktionieren einer zentralen Notaufnahme die wesentliche »Visitenkarte« einer Klinik ist. Somit ist eine interdisziplinĂ€re Notaufnahme – nicht eine von vielen Abteilungen in einer Klinik, sondern – die entscheidende Schnittstelle zwischen Klinik, niedergelassenen Ärzten und Bevölkerung. Bei gut funktionierenden Notaufnahmen sind Fallsteigerungsraten zwischen 10 und 20 % pro Jahr nicht ungewöhnlich (Walter & Fleischmann 2007).

1.3 Der ökonomische Aspekt

Neben dem Aspekt der Prozessoptimierung und der Steigerung der BehandlungsqualitĂ€t sowie dem Marketingaspekt, sind fĂŒr die GeschĂ€ftsfĂŒhrung die ökonomischen Aspekte entscheidend. Richtig ist, dass circa 40–50 % der Patienten, die eine Notaufnahme aufsuchen, stationĂ€r auch aufgenommen werden (
Images
Abb. 1.2). Bei diesen Patienten ist die Finanzierung weitestgehend durch die Erlöse der Diagnosis Related Groups (DRG, diagnosebezogene Fallgruppen) gesichert. Anders verhĂ€lt es sich bei den rein ambulanten Patienten (Niehues & Barbe 2012). Bei diesen Patienten stehen Kosten in Höhe von 120 € Erlösen in Höhe von 30 € gegenĂŒber (Niehues & Fenger 2013). Diese Kostendifferenz ist vorwiegend durch die hohen Vorhaltekosten im Krankenhaus bedingt. In anderen LĂ€ndern versucht man hier die Kosten der Notfallversorgung durch das Krankenhaus sachgerechter abzubilden. So erhĂ€lt beispielsweise in Frankreich jede Klinik die an der Notfallversorgung teilnimmt 500.000 €, ab 5.000 NotfĂ€llen gibt es mengenmĂ€ĂŸige ZuschlĂ€ge (Fischer 2009). Ob sich dies durch die neue Gesetzgebung, bei der die VergĂŒtung der ambulanten Behandlung zwischen den Selbstverwaltungsorganen neu verhandelt werden soll, besser darstellt, wird sich zeigen.
Images
Abb. 1.2: Ausgliederung nicht DRG-relevanter Kosten der Notaufnahme (Niehues 2012, S. 182).
Um hier eine Optimierung herzustellen und auch wieder die sektorale Zuordnung der Patienten zu gewĂ€hrleisten, wĂ€re die Ansiedlung einer allgemeinmedizinischen Praxis oder die Übernahme eines allgemeinmedizinischen Sitzes in ein Krankenhaus als medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) sinnvoll. Dann könnten alle Patienten nach durchgefĂŒhrter Triage dem entsprechenden Strang (Klinik oder Praxis) zugewiesen werden. Gleichzeitig wĂŒrde die QualitĂ€t steigen, da kein Patient mit einer potenziellen Erkrankung, die im Krankenhaus behandelt werden muss, lange Wartezeiten in einer KV-Notfallpraxis hĂ€tte. Auf der anderen Seite wĂ€re gewĂ€hrleistet, dass Patienten, deren Erkrankung nicht durch ein Krankenhaus behandelt wer...

Table of contents

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Vorwort
  5. Inhalt
  6. 1 Anforderung der GeschĂ€ftsfĂŒhrung an eine interdisziplinĂ€re Notaufnahme
  7. 2 Finanzierung der zentralen Notaufnahme in der Klinik
  8. 3 Strukturen in der Notaufnahme
  9. 4 Hygiene in der Notaufnahme
  10. 5 Notaufnahmen-Informationssysteme (NIS) – IT fĂŒr die Notaufnahme
  11. 6 Juristische Aspekte der Notaufnahme
  12. 7 Der Rettungsdienst und seine Aufgaben
  13. 8 Triage in der Notaufnahme
  14. 9 Schockraummanagement
  15. 10 Vorbereitung auf besondere Lagen in der Zentralen Notaufnahme
  16. 11 Schwierige Atemwege
  17. 12 Monitoring in der ZINA
  18. 13 Schnittstellen
  19. 14 Respiratorische NotfÀlle
  20. 15 Besondere Anforderungen bei neurologischen NotfÀllen
  21. 16 Intoxikationen
  22. 17 Fallbeispiele
  23. 18 Die Zukunft der Notfallversorgung
  24. 19 QualitÀtsmanagement in der Notaufnahme
  25. 20 Crew Resource Management
  26. 21 Ärztliche Qualifikation in der Klinischen Notfall- und Akutmedizin
  27. 22 Anforderungen an die Qualifikation von Notaufnahmen-Personal – pflegerisches und nicht-pflegerisches Personal
  28. Autorenverzeichnis
  29. Stichwortverzeichnis