1 Ausgangssituation im Unternehmen
1.1 AnlĂ€sse fĂŒr die eigene Statusermittlung
1.1.1 Alarmsignale im Unternehmen
Es ist leider oft so: »Je besser es einem Unternehmen geht, umso gefĂ€hrdeter ist seine Zukunft«. Stabile Unternehmen sind nur stabil, weil sie ab und zu auch in einem instabilen Umfeld tĂ€tig waren und gelernt haben, sich dem anzupassen. Manche Unternehmen brauchen dafĂŒr eine Krise, sie beschĂ€ftigen sich mit sich selbst nur in Krisenzeiten oder wenn Symptome aus dem Umfeld des Unternehmens eine unmissverstĂ€ndliche Botschaft senden. Besser ist es allerdings, man fĂŒhrt diese »Zukunftsdialoge« rechtzeitig:
Abb. 1.1: Unternehmen in seinem Umfeld und das Auftreten von Symptomen (AnlÀssen)
Unternehmen benötigen oft einen formalen Anlass, um sich mit dem »eigenen Ich« auseinanderzusetzen und die Frage auszulösen: »Kann man weitermachen wie bisher oder warum muss sich etwas Àndern?« Auslöser ist nicht selten ein aufkommender Preisdruck. Preisdruck ist Ausdruck eines vollkommenen Marktes und macht das eigene Marktangebot austauschbar. Die Austauschbarkeit ist der Feind der Gewinnmarge! Eine erste Reaktion auf fallende UmsÀtze ist oft eine Reduzierung der Preise. Bald kommt man dann allerdings zu der Erkenntnis, dass etwas ZusÀtzliches benötigt wird.
So gibt es Symptome, die ein Unternehmen geradezu zwingen, sich in einer bestimmten Phase der Unternehmensentwicklung mit sich selbst auseinanderzusetzen. Unter einem Symptom versteht man einen subjektiv empfundenen negativen Einfluss, der die Auswirkung eines Problems sein kann.1 Auch eine Kombination aus mehreren Symptomen kann die Auswirkungen eines Problems darstellen; dies nennt man dann Symptomatik. Die Behandlung von Symptomen kann zu einer Verbesserung fĂŒhren, wird das Problem aber meist nicht lösen. Daher sollten Symptome nicht mit Problemen verwechselt werden. Mit Hintergrundinformationen beleuchtet, gelangt man so zum eigentlichen Kern, nĂ€mlich dem Problem. Sonst fĂŒhrt die Problembearbeitung zu Antworten auf nicht gestellte Fragen. Eine ausfĂŒhrliche Auseinandersetzung mit der Problemdefinition lohnt sich also. Einige Fehlinterpretationen können bereits mit einer systematischen Vorgehensweise vermieden werden.2
Durch Symptome erhĂ€lt das Unternehmen die Erkenntnis, dass sich die Einflussfaktoren aus dem Umfeld verĂ€ndert haben und sie das eigene Unternehmen betreffen. Probleme kĂŒndigen sich immer an, aber die Signale mĂŒssen erkannt werden. Typische Alarmsignale entstehen in den folgenden Bereichen, wie in Abb. 1.2 dargestellt.
Abb. 1.2: Typische Alarmsignale im Unternehmen
Die Zusammenstellung von möglichen Alarmsignalen im Unternehmen stellt eine Möglichkeit dar, sich der Thematik bewusst zu werden. Sie bezieht sich im Wesentlichen auf die bestehenden GeschÀftsfelder, auch Sparten (»divisions«) oder GeschÀftsbereiche genannt. GeschÀftsfelder werden nach Objektgesichtspunkten gegliedert, z. B. nach Marktangeboten, Kundengruppen oder Vertriebsgebieten. GeschÀftsfeldgliederungen umfassen die folgenden Punkte, wie in Abb. 1.3 dargelegt.
Abb. 1.3: Bildung von GeschÀftsfeldern
Mit dieser Spezialisierung werden die Besonderheiten der unterschiedlichen MĂ€rkte berĂŒcksichtigt. Sie werden oft als Profitcenter gefĂŒhrt, in der das Management des GeschĂ€ftsfeldes die volle wirtschaftliche Verantwortung hat.3 Untereinander sollten die gebildeten GeschĂ€ftsfelder eines Unternehmens voneinander unabhĂ€ngig sein, mit so viel zentraler Koordination der Unternehmenszentrale wie notwendig. Die BeschĂ€ftigung mit GeschĂ€ftsfeldern ermöglicht
⹠das Aufzeigen möglicher GeschÀftsfelder, in denen das Unternehmen noch nicht tÀtig ist, aber tÀtig werden könnte,
⹠die Definition von Suchfeldern, um neue GeschÀftsfelder zu definieren,
⹠die versuchsweise Formulierung neuer GeschÀftsfelder, z. B. bei innovativen Marktangeboten.
Es können damit unterschiedliche GeschÀftsfelder abgeleitet werden, untergliedert in bestehende und mögliche GeschÀftsfelder. Die typischen Alarmzeichen werden dann den einzelnen GeschÀftsfeldern zugeordnet bzw. dem Gesamtunternehmen, sofern sie alle betreffen.
Die strategische Relevanz der GeschĂ€ftsfeldplanung ist sehr hoch. Mit der GeschĂ€ftsfeldgliederung hat man bereits in erheblichem MaĂe die Strategieoptionen festgelegt, d. h. der strategische Rahmen verkleinert sich erheblich.
Alarmsignale können aus dem Umfeld resultieren. Mit dem Einfluss des Umfeldes als »zentrale[m] Kontext der unternehmerischen TĂ€tigkeit«4 befasst sich das St. Galler Management-Modell. Diese UmfeldsphĂ€ren sind nach diesem Modell auf wichtige VerĂ€nderungstrends hin zu analysieren. Je nach Branche und TĂ€tigkeitsschwerpunkte ergeben sich dadurch unterschiedliche Betrachtungsschwerpunkte und Konsequenzen fĂŒr die GeschĂ€ftsprozesse, die »Stakeholder« etc.5
Demnach wĂŒrde man hier diejenigen UmfeldeinflĂŒsse identifizieren, die fĂŒr das Unternehmen relevant sind und auf die eigene strategische Ausrichtung einwirken:
Abb. 1.4: Symptome aus dem Umfeld
Die kritischen Fragestellungen fĂŒr ein Unternehmen entstehen z. B. in einem Problemanalyse-Workshop6 oder innerhalb des Teams, das sich mit strategischen Fragestellungen beschĂ€ftigt. Die relevanten EinflĂŒsse aus dem Umfeld des Unternehmens können das Ergebnis desselben Workshops sein oder aus den permanenten Untersuchungen der Marktforschung resultieren.
Diese Indikatoren aus dem Unternehmen und seinem Umfeld ermöglichen es einem Unternehmen, VerĂ€nderungen frĂŒhzeitig zu erkennen und GegenmaĂnahmen einzuleiten. Jedes Unternehmen stellt hierzu sein eigenes Set an Indikatoren auf, die in der Vergangenheit z. B. auf Krisen hingewiesen haben und bereitet auch gleich die frĂŒhzeitigen MaĂnahmen vor, um ihnen zu begegnen. Dazu werden z. B. die ...