Umwelten des Alterns
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Umwelten des Alterns

Wohnen, Mobilität, Technik und Medien

  1. 172 pages
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About this book

Wie leben ältere Menschen in und mit Umwelten, die sich immer rascher und komplexer entwickeln? Was haben dabei Lieblingsplätze, Wohngemeinschaften, die Autonutzung, Pflegeroboter und das Internet gemeinsam? Das Buch gibt anschaulich und wissenschaftlich fundiert Antwort auf diese und weitere Fragen. Speziell die Themenfelder Wohnen, Mobilität, Technik und Medien werden in ihrer sich ergänzenden Bedeutung für das Leben Älterer ausführlich dargestellt. Die Auseinandersetzung mit den Potenzialen und Risiken der Nutzung dieser eng miteinander verschränkten Umwelten zeigt auf, wie ein befriedigendes Zusammenwirken von alten Menschen und Umwelten gelingen kann.

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Information

Publisher
Kohlhammer
Year
2014
eBook ISBN
9783170253780
Edition
1

1 Einführung

Was haben Wohngemeinschaften für ältere Menschen, die Erschließung außerhäuslicher Räume durch Ältere etwa mit Hilfe des Autofahrens, Pflegeroboter als potenzielle Hilfen für pflegebedürftige alte Menschen und das Internet als ein zunehmend auch von Älteren genutztes Medium gemeinsam? Mit dieser möglicherweise etwas absonderlich, vielleicht gar ein wenig absurd klingenden Frage »im Gepäck« gehen wir in dem vorliegenden Buch davon aus, dass für diese auf den ersten Blick höchst unterschiedlich anmutenden Themenfelder eine Klammer existiert. Und nicht nur das! Wir behaupten, dass es notwendig und sinnvoll ist, eine derartige Klammer zu bilden und die Konsequenzen eines solchen »Verklammerns« ausführlich auszubuchstabieren. Wir behaupten weiter, dass wir viel über Altern lernen und in der Tat Altern besser verstehen können, wenn wir dies tun. Wie das?
Es geht uns in diesem Buch um Umwelten des Alterns. Umwelten des Alterns sind, wie unsere alltäglichen Umwelten insgesamt:
• belebt und unbelebt,
• real und virtuell,
• räumlich-dinglich und sozial,
• bestimmt durch Nahumwelten und ferne Blicke,
• »getönt« durch Lärm und Stille – und viele »Zwischentöne«,
• sichtbar um uns herum und unsichtbar in unseren Köpfen,
von der Natur oder von Menschenhand geschaffen,
• »anregend« und »beschränkend« durch Lichtverhältnisse, Geruchsschattierungen, Weite und Enge sowie ästhetische Eigenschaften von Dingen und Räumen,
• anreichernd und begrenzend auch in ökonomischer Hinsicht,
• konstant und in dauernder Veränderung begriffen – in großer Langsamkeit (z. B. Landschaften) oder sehr schnell (z. B. Tag-Nacht-Wechsel); aber auch sich verändernd über die eigene Biografie und die historische Zeit hinweg.
Was also ist das Gemeinsame, was die »richtige« Antwort auf die eingangs gestellte Frage? Wir würden sagen: Umwelten des Alterns! Wohngemeinschaften für Ältere gehören zu den »neuen« Wohnumwelten, die sich ein zunehmender, wenngleich noch relativ kleiner Teil der Altenbevölkerung als Lebensort ausgesucht hat. Aber es steckt ja viel mehr dahinter. Es geht auch um Wohnen im Alter ganz generell, drinnen und draußen – und diese Thematik betrifft alle älteren Menschen.
Als Auto fahrende »Mobilisten« bewegen sich zunehmend auch ältere Menschen durch außerhäusliche Umwelten – oder weniger hochtrabend: nehmen am Verkehrsgeschehen unserer Gesellschaft teil. Ältere Menschen waren generell noch nie so mobil wie heute; sie erschließen sich außerhäusliche Aktionsräume – häufig allerdings auch zu Fuß – wie historisch noch nie zuvor, sehen nicht selten im Alter zum ersten Mal ferne Länder und Kontinente. Was sind die Herausforderungen einer stark alternden Verkehrsgesellschaft? Was macht die »neue« Mobilität, was machen die damit verbundenen »neuen« Umwelterfahrungen mit den älteren Menschen von heute und morgen? Und was mit ihren Angehörigen? Was sind politische Implikationen dieser Prozesse und kann die Alternsforschung hier einen Beitrag leisten? Umwelten des Alterns schwingen also auch bei dieser Thematik sehr deutlich mit.
Aber der Pflegeroboter, wie passt der ins Bild? Zugegeben, hier waren wir etwas provozierend, denn wer möchte schon im Falle von Pflegebedürftigkeit einen Pflegeroboter als Teil seiner Wohn- und Pflegeumwelt sehen? Niemand? Gemach, würden wir sagen, denn Technik bestimmt zunehmend den Alltag auch von älteren Menschen. Auf der einen Seite können sich die älteren Menschen dem vielfältigen Prozess der immer weiter fortschreitenden Technisierung gar nicht entziehen. Sie gehen (gezwungenermaßen) immer häufiger auch an Bank- und Fahrkartenautomaten, nutzen zunehmend Personalcomputer und Smartphones, Navigationsgeräte und intelligente Küchengeräte. Auf der anderen Seite scheint es eine wachsende Gruppe von Älteren zu geben, die technische Lösungen ganz gezielt einsetzt, um alternsbezogene Kompetenzeinbußen zu kompensieren (Wahl, Oswald, Claßen, Voss & Igl, 2010). Aber nicht nur das! Auch um »neue« Alternsformen, »neue« Alternserlebnisse zu kreieren. Die Umrüstung von traditionellen Wohnungen/Häusern in Smart Homes wäre ein Beispiel:
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Beispiel
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PC-gesteuerte Haushaltsgeräte, die sich wie von selbst an- und ausschalten, automatisierte Kontrolle von Heizung und Lichtverhältnissen, virtuelles Einkaufen vom Wohnzimmersessel aus, diverse Sicherheits- und Überwachungsfunktionen – das sind einige der Charakteristika von solchen intelligenten Wohnlösungen. Im Grunde gar nicht nur sinnvoll für ältere Menschen, aber für diese in besonderer Weise hilfreich. Denken wir auch an die Möglichkeiten und Wirkungen »neuer« emotionaler Bindungen von pflegebedürftigen, speziell an Demenz erkrankten älteren Menschen an Robotertiere wie die Robbe Paro.
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Und das Internet? Auch eine schon gar nicht mehr so »neue« Umwelt für Ältere! Ältere nutzen diese medialen Welten immer häufiger, suchen sich dort politische und gesellschaftlich relevante Informationen oder gesundheitlichen Rat und kommunizieren über E-Mail oder Internettelefonie mit Freunden oder Enkelkindern. Medien, vor allem das Fernsehen, transportieren nicht zuletzt auch Altersbilder bzw. Altersstereotype und nehmen mit diesem »Umweltreiz« einen direkten Einfluss auf unsere Kultur des Alterns. Wie bedeutsam sind solche Einflüsse, insbesondere für die älteren Menschen selbst, die ja auch zu den intensivsten Fernsehkonsumenten gehören? Und für unsere zunehmend »mediatisierte« Gesellschaft und Politik?
Nicht von ungefähr haben wir eben häufig das Attribut »neu« verwendet, denn wir glauben, dass das oft in der Alternswissenschaft, in politischen Kontexten und auch in den Alltagswelten des Alters im Munde geführte »neue Altern« nicht zuletzt deshalb neu ist, weil die Wechselwirkungen älterer Menschen mit ihren Umwelten sich rasant verändern – und damit neues Altern ermöglichen:
• hinsichtlich des Wohnens entstehen beispielsweise zunehmend neue Wohnformen oder eine neue Wahrnehmung und Nutzung der angestammten Wohnräume;
• durch den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und neue, manchmal speziell an ältere Menschen gerichtete Angebote sind auch ferne Orte mittlerweile bequem zu erreichen;
• neue Technologien, wie Assistenzsysteme im häuslichen Umfeld, helfen, selbstständig und sicher zu leben und Neues leichter mitzubekommen;
• und neue Medien, wie das Internet und seine sozialen Kommunikationsformen, bieten ein breites Spektrum an neuen Informations-, Kommunikations- und Partizipationsmöglichkeiten.
Der vielbeschworene demografische Wandel – die stetig steigende Zunahme der älteren Menschen, speziell der sehr alten Menschen über 80 Jahre, aber auch der Rückgang des Anteils der jüngeren Menschen durch die Stagnation der Geburtenzahlen auf niedrigem Niveau – bedarf also in jedem Fall auch eines »Umweltblickes«. Im Zuge der demografischen Veränderungen entstehen zum einen neue Umwelten (etwa neue Formen des Wohnens im Alter, neue seniorengerechte Mobilitätslösungen), welche den kulturellen Raum unserer Gesellschaft insgesamt anreichern und weiterentwickeln. Auf der anderen Seite überlagern sich auch sogenannte Megatrends, vor allem das Älterwerden unserer Gesellschaft und die immer stärkere Rolle der digitalen Informations- und Kommunikationsmedien, und verändern auf diesem Wege auch das Älterwerden selbst. Hochaltrigkeit und Medienkompetenz beispielsweise werden wahrscheinlich in Zukunft ein für erfolgreiches Altern bedeutsames Tandem werden. Insgesamt ist in diesem Zusammenhang sogar von einer neuen Person-Umwelt-Kultur alternder Gesellschaften gesprochen worden (Wahl, 2008), die allerdings auch auf andere Lebensalter Ausstrahlungen haben dürfte. Vielfach geht es ja auch um das zukünftige Miteinander der Generationen.
Diese Veränderungen eröffnen jedoch nicht nur neue Entwicklungsmöglichkeiten; sie gehen auch mit neuen Anforderungen, Risiken und ethischen Fragen einher. Man denke zum Beispiel an die Bedienung moderner Mobiltelefone, die Gefahren einer unmenschlichen Pflegerobotik oder die Gestaltung unserer gebauten Umwelt auch im Hinblick auf kognitiv veränderte ältere Menschen. Zu fragen ist demnach: Wo liegen die Potenziale, wo aber möglicherweise auch die Gefahren in den neuen Umwelten des Alterns? Welche Antworten kann die bislang in diesen Bereichen vorgelegte Forschung geben? Welche Interventionsformen und Gestaltungsmöglichkeiten empfehlen sich eher als andere?
Das vorliegende Buch setzt an derartigen Fragen an und möchte dabei sowohl traditionelle Umwelten alter Menschen (wie das Wohnen im Privathaushalt) als auch neuere Kontexte des Alterns (wie die Bereiche Technik und Kommunikationsmedien) berücksichtigen. Ziel ist die relativ umfassende Behandlung der insbesondere im Alter bedeutsamen Umwelten mitsamt ihrer Möglichkeiten und Herausforderungen. Die genannten Umwelten hängen natürlich auch sehr stark mit sozialen Umwelten bzw. Beziehungen zusammen und diese werden deshalb im vorliegenden Band auch immer wieder thematisiert werden. Querverbindungen zu dem Grundriss-Band von Clemens Tesch-Römer zu sozialen Beziehungen (Tesch-Römer, 2010) sind zu erwarten. Ebenso versteht sich das vorliegende Buch als komplementär zu dem Grundriss-Band zu Wirtschaftskraft Alter (Naegele, Heinze & Schneiders, 2011).
Dreh- und Angelpunkt des Buches ist die Annahme, dass Altern in besonderer Weise von den Ressourcen und Begrenzungen der jeweils gegebenen Umweltbedingungen, speziell dem räumlich-dinglichen Kontext, abhängt. Angesprochen ist damit in der Alternsforschung das Gebiet der Ökologischen Gerontologie (Lawton, 1977; Lawton & Nahemow, 1973; Oswald & Wahl, 2005; Wahl & Oswald, 2005). Dieser Zugang zum Älterwerden ist vor allem von dem amerikanischen Gerontopsychologen und Gerontologen M. Powell Lawton, der im Jahre 2001 im Alter von 77 Jahren gestorben ist, begründet und ausgearbeitet worden. Lawton hat zudem die gerontologische Lebensqualitätsforschung bereichert, und er hat auch unsere eigenen Arbeiten in vielerlei Hinsicht geprägt. Vor diesem Hintergrund widmen wir das Buch dem Andenken an diese alternswissenschaftlich und im persönlichen Umgang herausragende Persönlichkeit.
Die Annahme einer bedeutsamen Rolle der räumlich-dinglichen Umwelt für den Verlauf von Altern rekurriert auf der einen Seite auf die Verletzlichkeit des Menschen im Alternsprozess. Altern, vor allem Hochaltrigkeit, ist mit signifikanten Verlusten der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit verbunden, die wiederum dazu führen, dass Adaptationsanforderungen zunehmend weniger wirkungsvoll begegnet werden kann. Eine typische Adaptationsanforderung ist die Aufrechterhaltung selbstständigen Wohnens in den gegebenen räumlich-dinglichen Rahmenbedingungen, die den verbliebenen Leistungsmöglichkeiten möglicherweise nicht angemessen sind und subjektiv zu Gefühlen der Überforderung, Unsicherheit und Wohnzukunftsängsten sowie objektiv zu Vernachlässigung, Verletzungen und Selbstständigkeitsverlust führen können. Auf der anderen Seite besitzen in ihrer Infrastruktur geeignete bzw. entsprechend optimierte Umwelten das Potenzial, die Lebensqualität alternder Menschen substanziell zu unterstützen, vor allem dann, wenn bedeutsame umweltbezogene Einbußen und Veränderungen auf der Personebene eingetreten sind.
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Beispiel
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Typische Beispiele wären eine massive Gehbeeinträchtigung, die durch den Einbau einer barrierefreien Dusche in ihren Wohnfolgen abgemildert werden kann, oder eine demenzielle Erkrankung, die nur noch in einer institutionalisierten Wohnform in weitgehender Sicherheit und Versorgtheit »gelebt« bzw. »ausgelebt« werden kann. Zudem können »Tracking-Systeme«, wie GPS-basierte Orientierungssysteme für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen, effiziente Hilfe leisten und damit die sichere Nutzung außerhäuslicher Umwelten unterstützen.
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Ökologische Perspektiven in der Alternsforschung haben auch Gewichti...

Table of contents

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. 1 Einführung
  6. 2 Grundlegende theoretische Sichtweisen mit Bedeutung für die Rolle räumlich-technisch-medialer Umwelten für gutes Altern
  7. 3 Wohnen im Alter
  8. 4 Altern jenseits der Wohnumwelt: Außerhäusliche Mobilität und außerhäusliche Aktionsräume
  9. 5 Technik im Alter
  10. 6 Medien im Alter
  11. 7 Umwelten älterer Menschen: Entwicklungschancen und -grenzen – ein Ausblick
  12. Literatur
  13. Stichwortverzeichnis