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Kommentar zur Logienquelle
About this book
Dieses Buch ist der einzige aktuelle Kommentar zur Logienquelle "Q" im deutschsprachigen Raum. Der Fokus der Auslegung ruht dabei weniger auf der Textrekonstruktion (hier wurde die Critical Edition of Q zugrunde gelegt), sondern auf den narratologischen Sinnlinien, die die Logienquelle als stimmiges Werk frühjüdischer und frühchristlicher Theologie ausweisen. Q wird als stringenter theologischer Entwurf von jüdischen Jesusjüngern vorgestellt, in dem die Entwicklung des Frühchristentums aus dem Frühjudentum ebenso erkennbar wird, wie Rückschlüsse auf das ursprüngliche Anliegen Jesu möglich erscheinen. Damit wird Q zum doppelten missing link - zwischen Judentum und Christentum ebenso wie zwischen Jesus und der Kirche.
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Information
Teil III: Kommentar zur Logienquelle
Titel und Anfang von Q?
Die CEQ zieht – gemäß dem Votum von J. M. Robinson1 – die Möglichkeit in Betracht, dass am Anfang der Logienquelle (also Q 3,0) die Überschrift „Die Worte Jesu“ gestanden haben könnte. Leider muss ein solcher Titel Konjektur bleiben, der keine textliche Basis für sich reklamieren kann.2 Ähnlich wie bei den kanonischen Evangelien (bei denen die Überschriften „Evangelium nach Matthäus/Markus/etc.“ ja erst aus dem 2. Jh. stammen) wissen wir auch bei der Logienquelle nicht, ob das Werk überhaupt einen Titel getragen hat – und wenn ja, wie dieser gelautet hat.3
Erzählkranz 1: Die beiden Hauptdarsteller: Johannes und Jesus (Q 3,2b–7,35; 16,16)
Wie oben schon angemerkt ist Erzählkranz 1 als Ringkomposition gestaltet, mit der programmatischen Rede Jesu im Zentrum:
A Johannes: Auftreten und Botschaft
B Jesu Taufe und Geistempfang
C Zentrum: Jesu programmatische Rede
B’ Der exemplarische Glaube des Hauptmanns
A’ Johannes und Jesus:
a) Jesus größer als Johannes (Innenperspektive)
b) Kinder der Weisheit (Außenperspektive)
Damit ist klar, dass „der Einsatz bei Johannes dem Täufer eigentlich ein Einstieg bei der Hauptfigur Jesus selbst ist … Die Figur des Täufers agiert referentiell: sie verweist von sich selbst weg auf die eigentliche Hauptfigur hin.“4 Die gesamte Komposition von Erzählkranz 1 läuft auf ihr Zentrum, die programmatische Rede Jesu, zu und findet ihren Abschluss in der Überbietung des Täufers durch Jesus. Andererseits aber trägt Johannes in der Logienquelle noch nicht jene dienend-depotenzierte Valeur wie in den späteren Evangelien – etwa „bei Lukas hat die Verkündigung der Gottesherrschaft nicht schon mit Johannes, sondern erst mit Jesus begonnen (vgl. 4,43; 8,1; 9,2.60)“,5 oder „Johannes ist für Matthäus der Vorläufer (vgl. 3,11).“6 Für die Logienquelle aber ist Johannes „mehr als ein Prophet“ (Q 7,26), „sodass die Tauftätigkeit des Johannes bereits eine Zeitenwende einläutet, welche mittels der literarischen Inszenierung von Q vollzogen werden soll.“7. In der basileia ist Jesus zwar „größer als er“ (Q 7,28), doch mit Johannes beginnt bereits die Königsherrschaft Gottes (s.u. III: Q 7,18–35 und 16,16). Johannes und Jesus werden dann folgerichtig auch als die beiden „Kinder der Weisheit“ in Q 7,31–35 dargestellt, die im „Paarlauf“ unterschiedliche Aufgaben erfüllen, aber gemeinsam von der Weisheit bestätigt werden. Von der Aktantenanalyse der Logienquelle her handelt es sich beim Täufer „um die einzige aktiv und in der Gegenwart handelnde Figur, die abgesehen von Jesus mit ihrem Namen eingeführt wird.“8 Allerdings ist auch nicht zu übersehen, dass Johannes nach Abschluss von Erzählkranz 1 keine weitere Erwähnung mehr findet. Schon hier zeigt sich die Brückenfunktion der Logienquelle zwischen der Erinnerung an den historischen Jesus, der zunächst ein Schüler des Täufers war, (s.u. III: Q 3,21f) und der christozentristischen Deutung der späteren Evangelien.
Erzähleinheit 1: Die Botschaft des Johannes (Q 3,2b-17)
Das Auftreten des Johannes (Q 3,2b-3a) 2b … Johannes … 3a … das ganze Umland des Jordan (Gen 13,10f).
Die Logienquelle beginnt also mit dem Auftreten des Johannes. Auch wenn sich der erste Satz in Q nicht vollständig rekonstruieren lässt, wird doch hier die Tätigkeit des Täufers (so Lk 3,3) resp. dessen Einzugsgebiet (so Mt 3,5) im „ganzen Umland des Jordan“ verortet.9 Schon hier wird deutlich, dass die Logienquelle keinesfalls nur lose aneinandergereihte, frei flottierende und situationsabgehobene Einzelsprüche Jesu – etwa nach Art des Thomasevangeliums – bietet.10 Die Logienquelle besaß schon einen geographischen und chronologischen Spannungsbogen. Chronologisch beginnt sie wie das MkEv mit Johannes dem Täufer und endet – anders als Mk – mit dem Ausblick auf das kommende Gericht (Q 22). Geographisch sind bestimmte Orte mit bestimmten Zeiten verbunden: Die Botschaft des Johannes beginnt im Umland des Jordan, während die Verkündigung Jesu weitergeht nach Nazaret (Q 4,16) und Kafarnaum (Q 7), das Tätigkeitsfeld der aktuellen Missionare dann Chorazin, Betsaida, Kafarnaum, Tyrus, Sidon (Q 10,13–15) und Jerusalem (Q 13,34) in den Blick nimmt, während das Eschaton die Throne des Gerichts (Q 22) in Aussicht stellt. Geographischer und chronologischer Spannungsbogen stehen also in narratologischer Interferenz; bestimmten Zeitabschnitten sind bestimmte Ort zugewiesen. Die Funktion der Ortsangaben geht dabei „über jene als lokaldeiktische Mittel hinaus“11 – wenn man auch nicht wie A. Bork behaupten sollte, dass „angesichts der ersten topographischen Angabe in Q, dem Jordan, … eine konkrete Verortung nicht intendiert ist.“12 Die traditio duplex (also die Parallelen zwischen Q und Mk) lässt keinen Zweifel daran, dass sich hier alte Lokalisierungen unabhängig voneinander erhalten haben. Anders als Mk 1,5 ist in Q allerdings nicht die Rede vom „ganzen judäischen Land und die Jerusalemer alle“, sondern dort ist das „ganze Umland des Jordans“ eine wörtliche Wiedergabe von Gen 13,10 (πᾶσαν τὴν περίχωρον τοῦ Ιορδάνου). Recht hat Bork damit, dass die Toponyme „von fundamentaler Bedeutung für die Aussageabsicht von Q“ sind, da es sich um Bezüge zum Alten Testament handelt; der „Ortsname steht daher metonymisch für ein Ereignis der Vergangenheit, welches nun in … Beziehung zur Gegenwart gesetzt wird.“13 Bei unserer Perikope ist dies die Erinnerung an Gen 13,10f, wobei πᾶσαν τὴν περίχωρον τοῦ Ιορδάνου wohl „die Region unmittelbar nördlich des Toten Meers“14 meinen dürfte. Dass mit der Notiz „Umland des Jordans“ tatsächlich die Wüste gemeint ist, wird allerdings erst aus Q 7,24 („Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste um es zu sehen?“), der Predigt Jesu über den Täufer, klar. Wichtiger als die genaue geografische Lokalisierung ist hier allerdings die bibeltheologische Lokalisierung: Das Zitieren von biblischen Traditionen schafft für die im Judentum verwurzelte Q-Gemeinde einen „emotional anchorage“15 und bestätigt die ungebrochene Verbundenheit der Logienquelle mit den Traditionen Israels. Das Heilsgeschehen, das nun beginnt, setzt das Heilsgeschehen des biblischen Gottesvolkes weiter fort und vollendet es.
Die Gerichtsankündigung des Johannes (Q 3,7–9) 7 Er sagte zu den Volksmengen, die kamen, um getauft zu werden: Viperngezücht! Wer hat euch gezeigt, dass ihr vor dem kommenden Zorn fliehen könnt? 8 Bringt also Frucht, die der Umkehr entspricht, und meint nicht, bei euch sagen zu können: Wir haben Abraham als Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken. 9 Schon ist aber die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum nun, der nicht gute Frucht bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.
D. Zeller hat die Worte des Täufers dem biblischen Genus der prophetischen Umkehrpredigt zugeordnet, bestehend aus Anklage (Schimpfwort und rhetorischer Frage), Mahnung und Warnung (Imperativ und Vetitiv) und Ansage des nahen Gerichts in einem Bild.16 Die dabei zur Anwendung kommenden Motive sind tatsächlich „idealtypisch mit einem legitimen biblischen Propheten“17 verbunden, wie die Ansage von Gottes Zorn und die Aufforderung zur Umkehr. Die Rede vom „Zorn“ (gemeint ist der Zorn Gottes) als Metapher für das Strafgericht Gottes an den Sündern ist in der jüdischen Bibel fest verankert, war im Frühjudentum weit verbreitet und findet sich auch im NT.18 Im Unterschied zu atl Propheten verkündet Johannes aber „eine apokalyptische Position, die den biblischen Propheten mit ihren innerweltlichen Gerichten noch fremd ist“19 – auch hier ist Johannes „mehr als ein Prophet“ (Q 7,26), da mit ihm die Zeitenwende bereits ihren Auftakt genommen hat. Allerdings ist auch schon in der frühjüdischen Apokalyptik die Rede vom Zorn Gottes mit dem endzeitlichen Strafgericht verbunden, etwa in 1Hen 62,12 („Zorn des Herrn der Geister“). In 1Hen 62,5 wird – als interessante Parallele zum setting in Q – das endzeitliche Strafgericht an den „Menschensohn“ übergeben, der „auf dem Thron der Herrlichkeit“ sitzen wird. Ähnlich hat auch Johannes den nach ihm kommenden „Feuertäufer“ (Q 3,16) als endzeitlichen Richter angekündigt – jene Gestalt, die dann von der Q-Gemeinde mit dem Menschensohn Jesus identifiziert wird. Einmal mehr wird klar, dass die Logienquelle noch ganz „von einer intakten jüdischen Matrix aus zu lesen und zu verstehen ist.“20
Historisch ist wohl korrekt, dass die Logienquelle die Umkehrpredigt des Täufers an die „Volksmassen“ (ὄχλοις) adressiert und nicht wie bei Mt an die „Pharisäer und Sadduzäer“.21 Das Wort ἔχιδνα bezeichnet speziell die Giftschlange – ein Wort, das gerne auch metaphorisch für trügerische Menschen verwendet wird.22 Die Invektive des Täufers schlägt die Tonart an: Ihr seid falsche, berechnende Menschen, die mit der Abrahamskindschaft spekulieren und so hoffen, „dem kommenden Zorn“ zu entfliehen. Diese falschen Hoffnungen macht der Täufer schon mit seiner Anrede „Viperngezücht“ zunichte, welche die Bosheit und Verlogenheit der Angeredeten schonungslos ins Visier nimmt. Die Abrahamskindschaft beruft sich dabei auf jüdisches Erwählungsdenken: Gemäß biblisch-alttestamentlichen Vorstellungen würde Gott sein Strafgericht an den Feinden des Volkes Israel vollziehen (vgl. Jes 13 gegen Babel; Ez 30,3f gegen Ägypten und Kusch). „Die älteste Konzeption eines Endgerichts im Judentum erwartet ein endzeitliches Strafgericht an den Feinden Israels … Doch schon in Jes 65/66 und bei Maleachi findet sich auch eine ‚gerichtliche‘ Scheidung innerhalb Israel zwischen Gerechten und Sündern.“23 Ausgelöst durch die immer stärker werdende Hellenisierung ab dem 2. Jh. v. Chr., stiegen die sozialen und religiösen Spannungen innerhalb des Judentums und führten in der Apokalyptik zur Verlegung der Demarkationslinie zwischen Gerechten und Ungerechten von außerhalb des Volkes Israel innerhalb des Volkes hinein. Verfeindete jüdische Gruppierungen sprachen einander die...
Table of contents
- Deckblatt
- Impressum
- Vorwort
- Teil I: Einführung zu diesem Kommentar
- Teil II: Einleitungsfragen zur Logienquelle
- Teil III: Kommentar zur Logienquelle
- Teil IV: Exkurse
- Anhang