Psychiatrie
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Psychiatrie

Stephanie Schmiedgen, Bettina Nitzschke, Hilde Schädle-Deininger, Susanne Schoppmann, Karin Reiber, Juliane Dieterich, Martina Hasseler, Ulrike Höhmann

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  1. 204 pages
  2. German
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Psychiatrie

Stephanie Schmiedgen, Bettina Nitzschke, Hilde Schädle-Deininger, Susanne Schoppmann, Karin Reiber, Juliane Dieterich, Martina Hasseler, Ulrike Höhmann

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In diesem Band werden allgemeine theoretische Grundlagen des umfassenden Gebiets der psychiatrischen Pflege beschrieben und in einzelnen Fallbeispielen erweitert, vertieft und angewendet. Reflexionsvermögen, Beziehungsfähigkeit und eine empathische Grundhaltung bilden die Basis der beruflichen Identität, denn im Mittelpunkt steht der psychiatrisch erkrankte Mensch mit seinen Bedürfnissen. Die Beispiele geben einen Einblick sowohl in wichtige psychiatrische Krankheitsbilder, in Versorgungsstrukturen als auch in konkretes psychiatrisch-pflegerisches Handeln. Zudem wird im Buch aufgezeigt, dass psychische Erkrankungen zutiefst menschlich sind.

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Information

Publisher
Kohlhammer
Year
2014
ISBN
9783170250529

II Fälle

2 Menschen, die unter Depression leiden – Gefangen in mir?

Jeder Mensch kennt in seinem Leben Phasen vermehrter Niedergeschlagenheit, Momente der Nachdenklichkeit und Erschöpfung. Doch ab wann wird von Depression gesprochen? Im Unterschied zu der »normalen«, bei allen Menschen vorkommenden Erschöpfung beschreiben die Betroffenen, dass die Bewältigung alltäglicher Arbeiten und die Pflege sozialer Kontakte kaum noch zu bewältigen erscheint und dass sie Schwierigkeiten haben, ihrer Arbeit oder Schule nachzugehen. Es erscheint ihnen unmöglich, den Erfordernissen ihres Alltags gerecht zu werden. Des Weiteren ist die Dauer der anhaltenden Beschwerden von mindestens zwei Wochen ausschlaggebend. Depression ist eine psychiatrische Erkrankung, die behandelt werden muss. Sie kann im schlimmsten Fall lebensbedrohlich werden und/oder unbehandelt einen chronischen Verlauf nehmen. Eine Depression kann jeden Menschen treffen unabhängig von seinem Alter, seinem Geschlecht oder seinem sozialen Status. Das Gefühl der Ausweglosigkeit kann unerträgliche Maße annehmen. Oftmals nehmen Betroffene die Warnsignale nicht rechtzeitig wahr und nicht selten werden sie auch vom Hausarzt übersehen. Denn Depressionen können sich unterschiedlich äußern. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO (2001) sind Depressionen nach den Herzkreislauferkrankungen die zweithäufigste Volkskrankheit.

2.1 Fallbeispiel Herr Novak

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Falldarstellung
Einfacher Fall Herr Adam Novak2, 41 Jahre, hatte sich vor vier Wochen erneut bei seinem Hausarzt vorgestellt, da es ihm trotz Krankschreibung zunehmend schlechter ging. Er beschrieb gegenüber seinem Arzt sich ständig müde und erschöpft zu fühlen. Die vergangenen zwei Wochen habe er fast nur im Bett gelegen. Alles falle ihm schwer, er fühle sich kraftlos und selbst die kleinsten Tätigkeiten im Haushalt blieben liegen. Er schaffe es schon lange nicht mehr seine Ehefrau im Haushalt und bei der gemeinsamen Kindererziehung zu unterstützen. Stattdessen schlafe er viel und müsse ständig grübeln. Als leitender Bauunternehmer sorge er sich sehr um seine berufliche Situation, fühle sich wertlos und zu nichts nutze.
Der Hausarzt von Herr Novak hatte ihm, seinen Schilderungen zu folge, eine Einweisung in eine psychiatrische Klinik ausgeschrieben, mit der Empfehlung sich dort stationär behandeln zu lassen. Er begründete dies kurz damit, dass er das Vorliegen einer akuten Depression vermute. Eine Woche später fasste sich Herr Novak ein Herz und vereinbarte in der zuständigen Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie einen Aufnahmetermin.
Aktuell befindet sich Herr Novak seit drei Wochen in stationärer Behandlung. Im gemeinsamen Aufnahmegespräch mit dem behandelndem Arzt und der zuständigen Bezugspflegenden erzählte Herr Novak, dass er gebürtig aus Polen stamme, was man nur an einem leichten Akzent hörte. Er berichtete in eher einfachen Verhältnissen geboren zu sein. Da er in Polen keine berufliche Zukunft für sich gesehen hatte, kam er mit 20 Jahren das erste Mal nach Deutschland. Schnell ist es ihm durch Fleiß, Ehrgeiz und gute Schulbildung gelungen, in Deutschland beruflich Fuß zu fassen und sich zum selbstständigen Bauunternehmer hoch zu arbeiten. Sein Lebensmittelpunkt wechselte währenddessen langjährig zwischen Polen und Deutschland – zum einen wegen beruflicher Verknüpfungen zu polnischen Geschäftspartnern, jedoch auch wegen seines stark ausgeprägten familiären Verpflichtungsgefühls gegenüber seiner früh verwitweten Mutter.
Erst im Alter von 33 Jahren hatte Herr Novak seine heutige Ehefrau kennengelernt und wurde gemeinsam mit ihr endgültig in Deutschland sesshaft. Er kaufte ein Einfamilienhaus und ein Jahr später folgte die Hochzeit. Ein weiteres Jahr später wurde die heute sechsjährige Tochter geboren. Die Geburt seiner Tochter hauchte Herrn Novak erstmals »eigenes Leben« ein, wie er im Gespräch sagte. Zum ersten Mal im Leben fühlte er sich wirklich glücklich und zufrieden. Die Sorgen um seine Mutter rückten allmählich in den Hintergrund.
Das veränderte sich jedoch im Laufe des vergangenen Jahres. Die Firma lief schlecht und Herr Novak machte einige finanzielle Einbußen. Außerdem wurde seiner Mutter eine beginnende Demenz attestiert, was Herrn Novak sehr besorgte und verunsicherte. Er fühlte sich für das Wohlergehen aller Familienmitglieder sehr verantwortlich und war gleichzeitig vollkommen überfordert. Lange hatte er seine Sorgen mit niemandem geteilt, da er es als unmännlich empfand Schwäche zu zeigen. Stattdessen hatte er versucht, die Situation mit sich selbst auszumachen, um gegenüber seiner Frau und seiner Tochter weiterhin fröhlich und unbeschwert zu wirken. Doch als seine Kräfte und seine Energien zunehmend nachließen, schaffte er es schon bald nicht mehr seinen eigenen Erwartungen zu entsprechen. Er ging nicht mehr zur Arbeit, zog sich ins Bett zurück, sorgte sich viel im Stillen und weinte, wenn es keiner sehen konnte. Er fühlte sich als Versager und verlor bald jegliches Selbstwertgefühl. Ab und an beschlichen ihn Gedanken, es seinem Vater gleich zu tun und sich das Leben zu nehmen, jedoch konnte er dies seiner Familie nicht zumuten – vor allem der Gedanke an seine kleine Tochter hielt ihn, trotz starker Verzweiflung und schwindender Lebenslust, davon ab.
Seine Schilderungen bestätigten den Verdacht des Hausarztes, dass Herr Novak unter einer Depression leidet, weswegen ihm eine mehrwöchige Therapie angeboten wurde. Herr Novak ließ sich zögerlich und mit einiger Skepsis zunächst auf eine Behandlung von drei Wochen ein. Eine längere Behandlung, so sagte er, könne er sich als selbstständiger Unternehmer wegen der aktuellen finanziellen Situation nicht erlauben und wolle dies auch seiner Familie nicht zumuten.
Während der stationären Behandlung zeigte sich Herr Novak von Anfang an als sehr bemühter Patient. Er nahm pflichtbewusst alle ihm verordneten Therapien wahr und erschien pünktlich zu allen Gesprächsterminen mit Ärzten, Pflegenden und Psychologen. In der therapiefreien Zeit jedoch war er anfangs überwiegend im Bett anzutreffen. Oftmals schien es ihm morgens unmöglich aufzustehen, so dass er oft das Frühstück und manchmal sogar das Mittagessen verpasste. Ohnehin hatte sein Appetit in letzter Zeit stark nachgelassen, so dass er binnen der vergangenen Wochen fünf Kilogramm abgenommen hatte. Seine innere Verzweiflung merkte man ihm äußerlich sehr an. Er wirkte oft traurig, lachte kaum, hielt nur selten Blickkontakt und suchte von sich aus wenig Kontakt zu den Mitarbeitenden. Gegenüber seinen Mitpatienten war Herr Novak sehr zurückhaltend. Die Gesprächsthemen strengten ihn an und machten ihn zugleic...

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