1 Personalmanagement: Eine EinfĂŒhrung
Abb. 1: Prozess- und Querschnittsfunktionen des Personalmanagements (Quelle: In Anlehnung an Thom/Blum/Zaugg (1998), S. 289)
Bis in die 1950er Jahre wurde der Mensch â insbesondere im Sinne von Gutenberg (1958) â vornehmlich als Produktionsfaktor im Leistungserstellungsprozess von Unternehmen betrachtet. Mit GrĂŒndung des Instituts fĂŒr Betriebswirtschaft und Sozialpraxis in MĂŒnchen im Jahr 1946 durch Prof. Guido Fischer erlangten die Themen rund um Menschen und Arbeit im Betrieb erhöhte Aufmerksamkeit. Anfang der 1960er Jahren wurde an der UniversitĂ€t Mannheim der erste Lehrstuhl fĂŒr Personalwirtschaftslehre als Teildisziplin der Betriebswirtschaftslehre gegrĂŒndet. Damit gewannen personalbezogene Themen â sowohl im Forschungsbereich als auch im Unternehmenskontext â zunehmend an Bedeutung. Vor dem Hintergrund der Entwicklung des Personalbereichs von einer eher passiv-verwaltenden Instanz zu einer aktiv-steuernden Managementdisziplin setzte sich Mitte der 1980er Jahre allmĂ€hlich der Terminus âșPersonalmanagementâč durch (vgl. Scholz (2014), S. 3). In diesem Zusammenhang hat sich das TĂ€tigkeitsspektrum des Personalmanagements stetig ausgedehnt, sodass man heute von fĂŒnf grundlegenden Querschnittsfunktionen und sechs basalen Prozessfunktionen des Personalmanagements spricht (siehe Abbildung 1).
Begriffliche Grundlagen: Personal, Personalwirtschaft und Personalmanagement
Der Begriff âșPersonalâč umfasst Mitarbeiter sĂ€mtlicher Hierarchiestufen und TĂ€tigkeitsbereiche, die in einem Unternehmen tĂ€tig sind und in einem vertraglich geregelten VerhĂ€ltnis zu diesem stehen. Das Personal ist TrĂ€ger von Leistungen, BedĂŒrfnissen und nicht zuletzt von Werten.
Die Personalwirtschaft kann sowohl als Funktion als auch als Institution betrachten werden. Als Funktion umfasst sie alle personalwirtschaftlichen Aufgaben, die im Hinblick auf festzulegende Ziele erfĂŒllt werden mĂŒssen. Synonym dazu wird auch der Begriff âșPersonalarbeitâč angewendet. Ferner gehören zum funktionalen Begriff vor allem administrative TĂ€tigkeiten, wie beispielsweise die Lohnabrechnung oder das FĂŒhren einer Personalstatistik. Diese Aufgaben gehören originĂ€r in den Bereich der Personaladministration. Als Institution beinhaltet die Personalwirtschaft alle organisatorischen Einheiten, die zentral oder dezentral personalwirtschaftliche Aufgaben wahrnehmen. In diesem Zusammenhang wird vom Personalwesen gesprochen.
Der Begriff âșPersonalmanagementâč entstammt dem angelsĂ€chsischen Raum, wobei die Sichtweise vertreten wird, dass personalwirtschaftliche Aufgaben FĂŒhrungsaufgaben sind. In Anlehnung zum amerikanisch verstandenen Human Resource(s) Management werden dabei besonders die strategischen Aspekte betont. Der Begriff âșPersonalmanagementâč ist auch Ausdruck des Trends zur (Re-)Ăkonomisierung, das heiĂt, Personal als strategischen Erfolgsfaktor und als Kernkompetenz zu sehen.
Zusammenhang von Personalmanagement, PersonalfĂŒhrung und Organisationsentwicklung
In einer systemischen Betrachtungsweise von Unternehmen haben das Personalmanagement, die PersonalfĂŒhrung und die Organisationsentwicklung jeweils eine interdependent-rekursive Funktion. Sie greifen wie ZahnrĂ€der ineinander und beeinflussen bzw. bedingen sich damit gegenseitig. Das Personalmanagement ĂŒbernimmt durch die Entwicklung, EinfĂŒhrung und Erfolgsevaluation von Konzepten die Funktion der indirekten Systemgestaltung. Sie grenzt sich von der PersonalfĂŒhrung, die als direkte Systemlenkung verstanden wird, insofern ab, als hier die zuvor erstellten Konzepte in der persönlichen Interaktion und in der Handhabung der verhaltenssteuernden Personalinstrumente angewendet werden. Dabei tragen einerseits das Personalmanagement und die PersonalfĂŒhrung in ihrer gestaltenden und lenkenden Funktion im Zeitablauf und andererseits eigenstĂ€ndige, evolutorische Lernprozesse zur stĂ€ndigen Systementwicklung bei.
Abb. 2: Zusammenhang Personalmanagement, -fĂŒhrung und Organisationsentwicklung (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Hilb (2001), S. 12)
Zielstellungen des Personalmanagements
Im Personalmanagement werden Effizienzziele, die sich auf das VerhĂ€ltnis von Faktorertrag und Faktoreinsatz beziehen, und EffektivitĂ€tsziele, welche die Ziel-Ergebnis-Relationen betrachten, unterschieden. Die Effizienzziele werden sowohl unter ökonomischen als auch sozialen Gesichtspunkten differenziert. Bei der ökonomischen Effizienz geht es vor allem um die Wirtschaftlichkeit bezĂŒglich des Faktors âșArbeitâč und die ArbeitsproduktivitĂ€t, wĂ€hrend die soziale Effizienz vor allem die Mitarbeiterzufriedenheit, also die ErfĂŒllung der Erwartungen, BedĂŒrfnisse und Interessen des Personals, fokussiert. Dazu gehören beispielsweise die Entwicklung individueller FĂ€higkeiten, der soziale Kontakt und die Selbstverwirklichung. Die EffektivitĂ€tsziele beziehen sich immer auf die Erreichung der ĂŒbergeordneten Organisationsziele. Im Personalmanagement betrifft das vor allem die Bereitstellung der erforderlichen PersonalkapazitĂ€ten zur rechten Zeit am rechten Ort sowohl in qualitativer â das heiĂt, mit der entsprechenden LeistungsfĂ€higkeit sowie Leistungsbereitschaft â als auch in quantitativer Hinsicht (vgl. Bisani (1995), S. 55).
Personalpolitische Handlungsfelder und Einflussfaktoren
Unternehmen befinden sich in ihrer Eigenschaft als sozio-technische und offene Systeme in permanenter Interaktion mit der unternehmensexternen Umwelt. Sie werden unter anderem von politischen, rechtlichen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen sowie den verschiedensten Entwicklungen, Trends und Interessensgruppen beeinflusst. Innerhalb der Unternehmen, in der sogenannten unternehmensinternen Umwelt, finden sich unter anderem aufbau- und ablauforganisatorischen Elemente, strategische Orientierungen, kulturelle Wertemuster sowie komplexe Macht- und Interessensbeziehungen. Das Personalmanagement hat die Aufgabe, in seinem Wirkungsbereich sowohl die unternehmensexternen und -internen Bedingungen zu berĂŒcksichtigen und proaktiv die personalpolitischen Handlungsfelder adĂ€quat ...