Teil II
Themenkonstitution
Hilpert Meyer leitet sein Buch âWas ist guter Unterricht?â mit dem Bekenntnis ein, dass er trotz seiner WertschĂ€tzung ganzheitlicher Unterrichtsformen und hoher methodischer Kompetenz immer stĂ€rker zu der Erkenntnis komme, dass alle diese BemĂŒhungen sinnlos blieben, wenn der rote Faden der inhaltlichen Auseinandersetzung nicht klar erkennbar sei. Der in sich schlĂŒssigen und fĂŒr die SchĂŒlerinnen und SchĂŒler nachvollziehbaren Aufbereitung der Unterrichtsinhalte komme in der Vorbereitung nach wie vor eine zentrale Bedeutung zu (2004, 7-8). Dies gilt auch fĂŒr den Religionsunterricht.
Heutiger Religionsunterricht wendet sich an Kinder und Jugendliche, die in einer modernen Gesellschaft aufwachsen. Die Begriffe âglobale Vernetzungâ und âreligiöse PluralitĂ€tâ beschreiben Sachverhalte, die SchĂŒlerinnen und SchĂŒler selbstverstĂ€ndlich in ihrem Alltag erleben. Jugendkulturelle Trends in Musik und Mode prĂ€gen das LebensgefĂŒhl und mit Smartphone und Social Media stehen Kommunikationsmittel bereit, die weltweite bzw. spontane Kontakte ermöglichen. Gleichzeitig wachsen nur noch wenige Kinder in einem geschlossenen religiösen Milieu auf. FĂŒr den Religionsunterricht beinhaltet dieser moderne Kontext eine doppelte Problematik. Zum einen steht er vor der Herausforderung, dass er sich nicht auf die Vermittlung religiöser WissensbestĂ€nde beschrĂ€nken kann. In einer pluralen Welt, in der es kaum noch religiöse Milieus gibt, fehlt ein soziales Umfeld, das religiösem Wissen eine Bedeutung fĂŒr den Alltag zuschreibt. Wissen allein bleibt jedoch so lange totes Wissen, wie es nicht fĂŒr das eigene Leben fruchtbar gemacht werden kann. Zum anderen hat sich die HeterogenitĂ€t der SchĂŒlerschaft, die schon seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts diskutiert wird, dahingehend zugespitzt, dass das Christentum nicht mehr den selbstverstĂ€ndlichen Bezugspunkt von Religion darstellt.
Die Unterrichtsplanung sollte sich dieser doppelten Problematik bereits bei der Themenkonstitution stellen. Deshalb wird hier auf ein Elementarisierungsmodell zurĂŒckgegriffen, das vor allem in TĂŒbingen entwickelt worden ist (Nipkow 1982, 2000; Schweitzer 2003; vgl. Schnitzler 2007). Es unterscheidet zwischen den religiösen Inhalten auf der einen und dem Leben der SchĂŒlerinnen und SchĂŒler auf der anderen Seite. Diese Unterscheidung ist klassisch und wird im katholischen Bereich unter dem Begriff der Korrelation diskutiert. Das Elementarisierungsmodell bleibt jedoch nicht bei dieser ersten Differenzierung stehen, sondern fĂŒhrt auf beiden Seiten der korrelativen Grundfigur eine weitere Unterscheidung ein1. Hinsichtlich der Inhalte unterscheidet es zwischen deren fachwissenschaftlicher Analyse (elementare Strukturen) und deren Bedeutungspotentialen im Licht der christlichen Tradition (elementare Wahrheiten). Hinsichtlich der SchĂŒlerinnen und SchĂŒler unterscheidet es zwischen den entwicklungspsychologischen (elementare ZugĂ€nge) und lebensweltlichen Verstehenshorizonten (elementare Erfahrungen). Alle vier Perspektiven sind bei der Themenkonstitution aufeinander bezogen. Im Folgenden werden die vier Perspektiven erst einzeln und anschlieĂend in ihrem Zusammenspiel vorgestellt.
3 Elementare Strukturen
Die fachwissenschaftliche Analyse des Unterrichtsgegenstandes gehört zu den klassischen Planungsaspekten. Unterricht bezieht sich auf konkrete Inhalte, deren Sachverhalte und ZusammenhĂ€nge richtig und angemessen zu vermitteln sind. In diesem Kapitel sollen der Begriff der âelementaren Strukturenâ geklĂ€rt, seine Funktion erörtert und verschiedene Perspektiven, die der fachwissenschaftlichen Analyse Richtung geben können, entfaltet werden. Abgeschlossen wird das Kapitel durch eine Veranschaulichung der diskutierten Aspekte am Beispiel der ErzĂ€hlung ĂŒber die Bekehrung des Saulus (Apg 9,1-22).
Begriff
Wer etwas lehren will, sollte wissen, was Sache ist. Diese Forderung birgt Sprengstoff. Die heutige Gesellschaft sieht sich mit einer Explosion an WissensbestĂ€nden konfrontiert. Neue Medien wie das Internet, aber auch die Aufsplitterung herkömmlicher Medien wie des Fernsehens oder der Zeitschriften in vielfĂ€ltige KanĂ€le bzw. Magazine haben dazu gefĂŒhrt, dass eine ungeordnete und ĂŒberbordende Menge an Informationen öffentlich zugĂ€nglich ist. DarĂŒber hinaus hat sich in den Wissenschaften ein Prozess der Differenzierung vollzogen, so dass sich bisweilen selbst Forschende innerhalb derselben Disziplin sprachlos gegenĂŒber stehen.
Aufgabe der Frage nach den elementaren Strukturen ist es nun, eine Schneise in dieses Dickicht zu schlagen. Sie soll den zu unterrichtenden Themenbereich erschlieĂen, indem sie die zum VerstĂ€ndnis notwendigen WissensbestĂ€nde erhebt und in ihrem inneren Zusammenhang entschlĂŒsselt. In materialer Hinsicht beziehen sich die elementaren Strukturen auf die Inhalte und die ZusammenhĂ€nge, die das Stundenthema charakterisieren. Es geht also um die Leitfragen: Was muss ich wissen, um das Stundenthema entwickeln zu können? und: Wie beziehen sich die einzelnen Inhaltsaspekte des Stundenthemas aufeinander? In funktionaler Hinsicht beziehen sich die elementaren Strukturen auf die Auswahl der zum VerstĂ€ndnis notwendigen Inhalte und ZusammenhĂ€nge. Es geht also um die Leitfrage: Welche Inhalte und ZusammenhĂ€nge mĂŒssen dargeboten werden, welche können weggelassen werden, so dass das Stundenthema nachvollzogen und durch die SchĂŒlerinnen und SchĂŒler entwickelt werden kann?
SchĂŒlerinnen und SchĂŒler können nicht mit allen zu einem Thema verfĂŒgbaren Inhalten konfrontiert werden. Ein erstes Kriterium der Auswahl sind die Kinder und Jugendlichen selbst, insofern der Stand ihrer Entwicklung und die Kenntnis ihrer Lebenslage in die Auswahl der Inhalte und ZusammenhĂ€nge einflieĂen. Beide Aspekte werden in den folgenden Kapiteln unter den Begriffen der âelementaren ZugĂ€ngeâ und der âelementaren Erfahrungenâ dargestellt2. Ein zweites Kriterium der Auswahl ist die Bedeutung der Inhaltsaspekte mit Blick auf das Stundenthema. Manche Informationen können weggelassen werden, ohne dass sich der Eindruck vom Unterrichtsgegenstand wesentlich Ă€ndert, andere mĂŒssen unbedingt dargeboten werden. Ein drittes Kriterium der Auswahl ist die ExemplarizitĂ€t der Inhalte und ZusammenhĂ€nge. Ein exemplarischer Sachverhalt zeichnet sich dadurch aus, dass er das Stundenthema in seinen charakteristischen Facetten darstellt. Er beinhaltet im Kleinen, was das Gesamt des Themas ausmacht. Ein viertes Kriterium der Auswahl ist schlieĂlich die fachliche AnschlussfĂ€higkeit. Es liegt auf der Hand, dass das Stundenthema auch in seiner vereinfachten Form richtig und in sich schlĂŒssig dargelegt werden muss. Die Auswahl darf nicht auf Kosten der fachlichen ZuverlĂ€ssigkeit gehen. Ohne mit dieser Auflistung bereits eine vollstĂ€ndige Skizze der Auswahlkriterien liefern zu wollen, zeichnen sich elementare Gehalte durch ihre SchĂŒlergemĂ€Ăheit, ihre ZentralitĂ€t, ihre ExemplarizitĂ€t und durch ihre fachliche AnschlussfĂ€higkeit aus.
Mit der ErschlieĂung der elementaren Strukturen ist in der Regel auch die Frage nach den Informationsquellen verbunden. Das UniversitĂ€tsstudium, das wohl die Mehrzahl der Religionslehrerinnen und -lehrer durchlaufen hat, kann ein solides theologisches Grundwissen liefern. Wissenschaft und Alltag entwickeln sich jedoch weiter und viele Inhalte sind kurz nach den PrĂŒfungen bereits wieder in Vergessenheit geraten. Es gibt viele Möglichkeiten sachlicher Information: FachbĂŒcher, Fachzeitschriften, LehrerhandbĂŒcher, ausgearbeitete StundenentwĂŒrfe, Internetrecherche, Tageszeitungen, Fortbildungen, usw. Im Vergleich liefern wissenschaftlich fundierte Quellen wie Fachzeitschriften, LehrerhandbĂŒcher und Fortbildungen bewĂ€hrte und abgewogene Sachverhalte, wĂ€hrend das Plus von Internet, Tageszeitungen und Ă€hnlichen Quellen in ihrer AktualitĂ€t liegt.
Funktionen
Die Frage nach den elementaren Strukturen erfĂŒllt mehrere Funktionen in der Unterrichtsplanung. Drei Funktionen der BeschĂ€ftigung mit den elementaren Strukturen wurden bereits hinlĂ€nglich dargestellt und diskutiert: die Information ĂŒber die fĂŒr das Stundenthema bedeutsamen Sachverhalte, die Reduktion der zur VerfĂŒgung stehenden Sachverhalte auf die fĂŒr das VerstĂ€ndnis notwendigen und die dadurch bewirkte Konzentration auf elementare Inhaltsaspekte und ZusammenhĂ€nge.
Ferner gewĂ€hrt eine intensive BeschĂ€ftigung mit den elementaren Strukturen Sicherheit fĂŒr das Unterrichtsgeschehen. Die Suche nach den zentralen Sachverhalten und ZusammenhĂ€ngen einer Thematik gleicht sehr oft einem verschlungenen Weg durch vage bekanntes Terrain. Mit der Zeit stellt sich ein geschlossener Eindruck des Terrains ein, aus dem heraus bestimmt werden kann, was zentral ist und was weggelassen werden kann. So schmerzhaft dieser Verzicht auch sein mag, befĂ€higt er doch, zwei typische Herausforderungen des Religionsunterrichts zu meistern. Zum einen bewegt die Frage, wie mit unvorhergesehenen Fragen umgegangen werden kann, viele Studierende. Mit dem Umfang des Hintergrundwissens nimmt die Wahrscheinlichkeit ab, auf derartige Fragen keine Antwort zu wissen. Zum anderen steht in der Vorbereitung von Praktikumsstunden immer wieder die Frage im Raum, ob das vorbereitete Thema auch mit dem ĂŒbereinstimmt, âwas die Kirche sagtâ. Im Kern geht es vor allem darum, begrĂŒnden zu können, warum das eigene Unterrichtsangebot â und hier oft dessen sprachlicher Ausdruck â mit dem ĂŒbereinstimmt, was in der christlichen Tradition angelegt ist. Dies gelingt umso besser, je tiefer man mit dem Stand der aktuellen theologischen Diskussion vertraut ist.
SchlieĂlich fungiert die BeschĂ€ftigung mit den elementaren Strukturen auch als Korrektiv gegenĂŒber der eigenen Voreingenommenheit und den impliziten Theologien des Materials. Nur in den seltensten FĂ€llen wird man im Religionsunterricht mit einer Thematik konfrontiert, von der man noch nie etwas gehört hat. Dieses Vorwissen ist auf der einen Seite eine groĂe Hilfe, denn es gibt der inhaltlichen Recherche eine Richtung. Auf der anderen Seite kann dieses Vorwissen aber auch dazu fĂŒhren, dass bestimmte Bereiche der Thematik anfĂ€nglich ausgeblendet werden. Gleiches gilt fĂŒr Medien und bereits ausgearbeitete StundenentwĂŒrfe. Auch sie sind aus einem bestimmten theologischen Interesse heraus entstanden, das die Struktur von Medien und Entwurf prĂ€gen. In beiden FĂ€llen wirkt eine intensive BeschĂ€ftigung mit den elementaren Strukturen korrigierend.
Dimensionen
Die Frage nach den elementaren Strukturen hat verschiedene Dimensionen. Im Folgenden soll der Blick auf einzelne Aspekte des Inhalts, auf das theoretische Umfeld und die thematischen Strukturen gerichtet werden. Angesichts der KomplexitÀt der Unterrichtsplanung können sie helfen, die eigenen Gedanken zu ordnen. Hier liegt der Wert dieser Unterscheidung, denn der Planungsprozess selbst wird wahrscheinlich eher als eine Art Ping Pong zwischen den einzelnen Dimensionen verlaufen.
Aspekte des Inhalts
Ein Stundenthema setzt sich aus einer FĂŒlle einzelner Informationen zusammen. Sie sind die Bausteine, aus denen ein Thema besteht, und geben ihm Kontur. Die Frage nach den elementaren Strukturen beginnt in der Regel mit dem Sammeln dieser Einzelinformationen.
In der Diskussion ĂŒber typische Strategien der Recherche wurde bereits deutlich, dass die wissenschaftliche Diskussion und die alltĂ€gliche Erfahrung die beiden klassischen Quellen fĂŒr inhaltliche Aspekte eines Themas sind. Die wissenschaftliche Diskussion stellt Begriffe und Modelle zur VerfĂŒgung, mit denen eine Thematik erfasst werden kann. In der Regel handelt es sich bei diesen um bewĂ€hrte GedankengebĂ€ude. Handelt es sich um innovative ZugĂ€nge, die noch kontrovers diskutiert werden, ist garantiert, dass man eine Vielzahl an Perspektiven auf eine Thematik in den Blick bekommt. Die alltĂ€gliche Erfahrung erfasst die inhaltlichen Aspekte dagegen in der Art und Weise, wie sie im Leben der SchĂŒlerinnen und SchĂŒler vorliegen. Statt konzeptueller Begriffe und Modelle liefert sie anschauliche Beispiele, die einen lebensweltlichen Zugang zur Thematik ermöglichen.
Akzeptiert man das Kantsche Diktum, wonach Begriffe ohne Anschauung leer und Anschauung ohne Begriffe blind bleiben, ergĂ€nzen sich beide Quellen fĂŒr inhaltliche Informationen gegenseitig. Wenn man sich ausschlieĂlich auf die Fachwissenschaft konzentriert, besteht nicht nur das Dilemma fehlender AktualitĂ€t, sondern es droht auch der sprichwörtliche Elfenbeinturm. Umgekehrt kann die ausschlieĂliche Konzentration auf den eigenen VerstĂ€ndnishorizont in die ewige Wiederholung des SelbstverstĂ€ndlichen mĂŒnden. Ăberraschendes und Perspektiven, die neue Horizonte erschlieĂen, kĂ€men nur zufĂ€llig zum Tragen.
Hinsichtlich fachwissenschaftlicher Informationsquellen stellt die Theologie sicher die erste Bezugswissenschaft dar. Allerdings zeigt sich bereits in der wissenschaftlichen Diskussion, dass es viele Ăberschneidungen mit benachbarten Wissenschaftszweigen gibt. Gleiches gilt fĂŒr die Unterrichtsplanung, denn die Stundenthemen lassen sich nicht immer nur ausschlieĂlich der Theologie zuordnen. So enthĂ€lt der Themenbereich âIdentitĂ€tâ viele Aspekte, die hinreichend durch psychologische oder soziologische Modelle beschrieben werden. Ebenso berĂŒhrt der Themenbereich âWerte und Normenâ zentrale Fragen aus Soziologie und Philosophie. Im Themenbereich âSchöpfungâ schlieĂlich sind auch ökonomische, ökologische und naturwissenschaftliche Fragen von Bedeutung. âIn jedem Fall geht es aber darum, sich mit Hilfe der verschiedenen wissenschaftlichen Erkenntnisse darĂŒber klar zu werden, was beim jeweiligen Thema wesentlich ist und worauf es entscheidend ankommt.â (Schweitzer 2003, 17)
Kontexte
Eine zweite Dimension der Frage nach den elementaren Strukturen bezieht sich auf das Umfeld der Stundenthematik. Eine Thematik, die im Unterricht entwickelt werden soll, steht in der Regel immer in einem gröĂeren Zusammenhang. Biblische ErzĂ€hlungen können etwa im Kontext historischer Kritik behandelt werden, aber auch als ethische LehrerzĂ€hlung. Beide ZugĂ€nge sind möglich, werfen aber ein unterschiedliches Licht auf die ErzĂ€hlung. Wenn die Frage nach den elementaren Strukturen ihrer Korrekturfunktion gerecht werden soll, ist es notwendig, die wesentlichen Kontexte der Stundenthematik zu erfassen. Dies bedeutet nicht, dass sĂ€mtliche ZugĂ€nge auch im Unterricht selbst behandelt werden; der Ăberblick soll zu einer verantworteten Entscheidung befĂ€higen.
Neben den inhaltlichen ZusammenhĂ€ngen, in denen das Stundenthema diskutiert werden kann, ist es gerade im Religionsunterricht auch von Bedeutung, in welcher Form die Inhalte vorliegen. Diese im Bereich der Exegese unter dem Stichwort der Gattungskritik diskutierte Frage kann fĂŒr die Unterrichtsplanung verallgemeinert werden: Wer erzĂ€hlt was auf welche Art und Weise? Offensichtlich sind religiöse Gehalte in verschiedenen Textsorten gegenwĂ€rtig. Wissenschaftliche Abhandlungen finden sich neben lehramtlichen Verlautbarungen und Stellungnahmen, liturgischen und rituellen Texten oder persönlichen Glaubenszeugnissen. DarĂŒber hinaus liegen religiöse Themen nicht nur in Sprache gefasst vor. Vor allem die lange Tradition darstellender Kunst prĂ€gt die religiöse Vorstellungswelt. Diese Vorstellungen und Symbole werden in der zeitgenössischen Musik und Malerei aufgegriffen und weiterentwickelt. Dazu kommt, dass sich Religion nicht in einem herrschaftsfreien Raum entfaltet. Innerhalb der Katholischen Kirche trĂ€gt das Lehramt dafĂŒr Sorge, dass sich gelebte ReligiositĂ€t in Treue zum jesuanischen Ursprung entwickelt. Ferner werden in der gegenwĂ€rtigen Gesellschaft verschiedenste Ăberzeugungen weitgehend fraglos akzeptiert, etwa dass Geld die Welt regiert, dass der Schulabschluss ĂŒber die persönliche Zukunft entscheidet, dass Frauen Erziehung und Karriere leichter miteinander vereinbaren als MĂ€nner oder dass nur junge Menschen zur wirtschaftlichen Wertschöpfung beitragen. Diese Machtverteilung schlĂ€gt sich sehr oft in der Form nieder, in der inhaltliche Positionen dargeboten werden. Wer sich in Ăbereinstimmung mit der gĂŒltigen Position weiĂ, kann offen und klar sprechen, eventuell sogar einen fordernden oder drohenden Ton annehmen. Wer dagegen eine Minderheitenposition vertritt, ist auf Vorsicht und Behutsamkeit in der Argumentation angewiesen.
Von zentraler Bedeutung fĂŒr den Unterrichtsverlauf ist schlieĂlich auch, ob ein Stundenthema in sich schlĂŒssig erklĂ€rt werden kann oder ob die Wissenschaft verschiedene, eventuell sogar miteinander k...