Klinische Psychologie und Psychotherapie des Alters
eBook - ePub
Available until 5 Dec |Learn more

Klinische Psychologie und Psychotherapie des Alters

  1. 260 pages
  2. English
  3. ePUB (mobile friendly)
  4. Available on iOS & Android
eBook - ePub
Available until 5 Dec |Learn more

About this book

Psychische Störungen sind in allen Altersgruppen weit verbreitet. In diesem Buch werden die Besonderheiten der Klinischen Psychologie des Alters erlÀutert, im historischen Kontext Deutschlands reflektiert und die wichtigsten psychischen Störungen vorgestellt. Psychodynamische und kognitiv-behaviorale BehandlungsansÀtze, deren EffektivitÀt auch bei Àlteren Menschen wissenschaftlich belegt ist, werden beschrieben sowie Aspekte der Versorgung erörtert.

Frequently asked questions

Yes, you can cancel anytime from the Subscription tab in your account settings on the Perlego website. Your subscription will stay active until the end of your current billing period. Learn how to cancel your subscription.
No, books cannot be downloaded as external files, such as PDFs, for use outside of Perlego. However, you can download books within the Perlego app for offline reading on mobile or tablet. Learn more here.
Perlego offers two plans: Essential and Complete
  • Essential is ideal for learners and professionals who enjoy exploring a wide range of subjects. Access the Essential Library with 800,000+ trusted titles and best-sellers across business, personal growth, and the humanities. Includes unlimited reading time and Standard Read Aloud voice.
  • Complete: Perfect for advanced learners and researchers needing full, unrestricted access. Unlock 1.4M+ books across hundreds of subjects, including academic and specialized titles. The Complete Plan also includes advanced features like Premium Read Aloud and Research Assistant.
Both plans are available with monthly, semester, or annual billing cycles.
We are an online textbook subscription service, where you can get access to an entire online library for less than the price of a single book per month. With over 1 million books across 1000+ topics, we’ve got you covered! Learn more here.
Look out for the read-aloud symbol on your next book to see if you can listen to it. The read-aloud tool reads text aloud for you, highlighting the text as it is being read. You can pause it, speed it up and slow it down. Learn more here.
Yes! You can use the Perlego app on both iOS or Android devices to read anytime, anywhere — even offline. Perfect for commutes or when you’re on the go.
Please note we cannot support devices running on iOS 13 and Android 7 or earlier. Learn more about using the app.
Yes, you can access Klinische Psychologie und Psychotherapie des Alters by Susanne Zank, Meinolf Peters, Gabriele Wilz, Clemens Tesch-Römer, Hans-Werner Wahl, Siegfried Weyerer, Susanne Zank in PDF and/or ePUB format, as well as other popular books in Sozialwissenschaften & Gerontologie. We have over one million books available in our catalogue for you to explore.

Information

Publisher
Kohlhammer
Year
2009
eBook ISBN
9783170280342

Teil I: Gerontologische Grundlagen und
psychische Störungen im Alter

1 Gerontologische Grundlagen

1.1 EinfĂŒhrung

Alter, Altern und alte Menschen werden zunehmend als zentrales Thema der Weltbevölkerung begriff en. So hat Kofi Annan, der ehemalige GeneralsekretÀr der Vereinten Nationen, die demographischen VerÀnderungen bereits 1999 als stille Revolution bezeichnet. Die weltumspannende Gemeinsamkeit liegt darin, dass der Anstieg der Lebenserwartung ein nahezu universales PhÀnomen ist. Eine Ausnahme bilden manche schwarzafrikanische LÀnder, in denen die mittlere Generation weitgehend an AIDS verstorben ist.
FĂŒr die Bundesrepublik lag die durchschnittliche Lebenserwartung neugeborener MĂ€dchen im Jahr 2007 bei 82,3 Jahren, die von Jungen bei 76,9 Jahren (Statistisches Bundesamt, 2008). Der Anteil der ĂŒber 65-JĂ€hrigen an der Gesamtbevölkerung ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts von unter 7 % auf heute (2009) etwa 16 % gestiegen. Die Politik sieht sich demzufolge großen Herausforderungen gegenĂŒber, denn die demographischen VerĂ€nderungen werden weitreichende Konsequenzen fĂŒr den Generationenvertrag, das Renten-, Gesundheits- und Pflegesystem sowie fĂŒr den Arbeitsmarkt haben.
Der Begriff Alter bezieht sich zum einen auf das chronologische Alter, also die Zeit zwischen der Geburt und dem aktuellen Datum. Zum anderen handelt es sich um eine wichtige soziale Kategorie wie z. B. Geschlecht oder Hautfarbe. Die gesellschaftliche Relevanz sozialer Kategorien lĂ€sst sich u. a. daran ablesen, dass sich der Gesetzgeber veranlasst sah, 2006 ein allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (umgangssprachlich Antidiskriminierungsgesetz) zu verabschieden, welches Benachteiligungen z. B. aufgrund des Alters, des Geschlechts, der Religion, der sexuellen IdentitĂ€t oder der Rasse verhindern soll. Der Begriff Altern zielt darauf ab, den Prozess des Altwerdens zu fokussieren. Alternsprozesse begleiten uns ein ganzes Leben, ĂŒberspitzt formuliert beginnt das Altern bereits ab der Geburt. In der Gerontologie wird zwischen dem normalen, dem pathologischen und dem positiven Altern unterschieden. Das normale Altern orientiert sich an statistisch durchschnittlichen AlternsverlĂ€ufen. Es wird hĂ€ufig als das Altern ohne chronische Erkrankungen wie die Alzheimer-Demenz oder Diabetes definiert, um den reinen Alternsprozess von Krankheitsprozessen abzugrenzen. Das pathologische Altern ist demzufolge der Alternsprozess mit entsprechenden chronischen Erkrankungen. Positives Altern bezeichnet ein relativ hohes Maß an objektiver Gesundheit verbunden mit subjektivem Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit. Die subjektive Komponente ist hierbei entscheidend.
Die Forschungsergebnisse der Gerontologie belegen diese differenzielle Sicht der Alternsprozesse. Eine ressourcenorientierte Sichtweise des Alterns untersucht dabei die Wechselwirkung zwischen den Ressourcen einer Person, ihren individuellen Zielsetzungen, den von ihr eingesetzten Prozessen zur Zielerreichung und den Kontextbedingungen (Martin & Kliegel, 2008).

1.2 Das dritte und vierte Alter sowie die Hochaltrigkeit

In einer Systematik fĂŒr den gesamten menschlichen Entwicklungsprozess hat der einflussreiche deutsche Psychologe Paul B. Baltes versucht, das Alter als Interaktion von menschlicher Entwicklung (Humanontogenese) und biologischer Evolution zu verstehen. Baltes’ Überlegungen basieren auf der Annahme, dass die menschliche Entwicklung unvollstĂ€ndig ist. Diese UnvollstĂ€ndigkeit wird fĂŒr die biologische und kulturelle Koevolution hauptsĂ€chlich durch zwei Argumente belegt: Zum einen ist die biologische und kulturelle Koevolution nicht beendet, sondern es handelt sich hierbei um einen fortlaufenden Prozess. Zum zweiten ist die biologische und kulturelle Entwicklung fĂŒr das mittlere und hohe Erwachsenenalter wenig fortgeschritten, da das Alter als allgemeines PhĂ€nomen historisch jung ist. Weiterentwicklungen sind also in beiden Bereichen möglich. Die Dynamik zwischen kultureller und biologischer Entwicklung wird durch drei Prinzipien erklĂ€rt, die wĂ€hrend der Ontogenese interagieren: evolutionĂ€re Selektion, Bedarf an kulturellen Leistungen und Effizienz kultureller Leistungen (P. Baltes, 1997; P. Baltes & Smith, 1999).
Die evolutionĂ€ren Selektionsvorteile nehmen mit zunehmendem Alter ab. Die wichtigste Funktion biologischer Selektion liegt in der Sicherstellung der ReproduktionsfĂ€higkeit. Da die Reproduktion eine Aufgabe des jĂŒngeren Erwachsenenalters ist und bis vor kurzem nur wenige Menschen alt wurden, liegt die Vermutung nahe, dass das Genom Ă€lterer Menschen heutzutage schĂ€digende und dysfunktionale Gene enthĂ€lt. In der Folge kommt es zu Störungen, da die biologisch determinierten Ressourcen abnehmen. Ein Beispiel fĂŒr die SchwĂ€chung der Selektion mit zunehmendem Alter ist die Alzheimer’sche Erkrankung, die sehr stark alterskorreliert ist.
Die kulturelle BedĂŒrftigkeit nimmt mit dem Alter zu. Zur Kultur gehören psychologische, soziale, materielle (ökologische und technologische) und symbolische (wissensbasierte) Ressourcen, die die Menschheit entwickelt und ĂŒber Generationen weitergegeben hat. Aufgrund biologisch bedingter Abbauprozesse werden kulturbasierte Kompensationen (materielle, soziale, ökonomische, psychologische) mit zunehmendem Alter wichtiger.
Die Effizienz kultureller Leistungen nimmt mit zunehmendem Alter ab. Bereits ab dem mittleren Erwachsenenalter nimmt die EffektivitÀt psychologischer, sozialer oder materieller Ressourcen ab, so dass insbesondere im hohen Alter kulturelle Hilfsmittel nur begrenzt wirksam sind.
Aus diesen drei interagierenden Prinzipien der Ontogenese ergibt sich die Konsequenz, dass Alter und Altern nicht gleichbedeutend mit Abbau und Verlust sind. Dies wĂ€re nur dann zutreffend, wenn ausschließlich biologische Faktoren den Altersprozess bestimmten. Zudem lĂ€sst sich zeigen, dass die Weiterentwicklung kultureller Leistungen biologische Abbauprozesse alter Menschen bereits nachhaltig beeinflusst haben.
P. Baltes leitet aus den drei Prinzipien eine Einteilung des Alters in zwei Gruppen ab. Im dritten Alter (65 bis 80 Jahre) sind in der Regel genĂŒgend kulturelle Ressourcen vorhanden, um die auftretenden biologischen Abbauprozesse auszugleichen und ein gelingendes Altern zu ermöglichen. Im vierten Alter der ĂŒber 80-JĂ€hrigen zeigt sich die nachlassende kulturelle Wirksamkeit von Kompensationsmöglichkeiten bei gleichzeitiger Zunahme von physischen und psychischen Verlusten.
Aufgrund der ungebrochenen Zunahme der Lebenserwartung allgemein und der Lebenserwartung alter Menschen, die sehr alt werden, werden seit kurzem die ĂŒber 100-JĂ€hrigen als eigenstĂ€ndige Gruppe der Hochaltrigen definiert. Bei genauerer Betrachtung dieser Unterscheidungen ins dritte und vierte Alter sowie die Hochaltrigkeit wird deutlich, dass alte Menschen zwangslĂ€ufig sehr verschieden sind: Wir sprechen ĂŒber eine Lebensspanne von 40, gar 50 Jahren (die bisher Ă€lteste Frau der Welt, die Französin Jeanne Calment, wurde nachweislich 122 Jahre alt).

1.3 Die Psychologie der Lebensspanne

Ein einflussreicher theoretischer Ansatz der Entwicklungspsychologie sieht ihren Gegenstandsbereich in der Entwicklung von der Geburt bis zum Tode. Diese Lebensspannenpsychologie (»life-span-development psychology«) ist nicht nur in Deutschland mit den Namen Paul. B. und Margret M. Baltes sowie Hans Thomae und Ursula Lehr verbunden (Martin & Kliegel, 2008; Wahl & Heyl, 2004).
Grundlage der Lebensspannenpsychologie ist die Auffassung, dass Entwicklung nicht nur eine biologisch determinierte Entfaltung von genetischen Anlagen, sondern ein lebenslanger Prozess mit Gewinnen und Verlusten ist. P. Baltes (1990) entwickelte sieben LeitsÀtze, die das Konzept der Lebensspannenpsychologie nÀher erlÀutern.
1. Altern als biographischer Prozess. Alternsprozesse sind unlösbar mit der biographischen Entwicklung verbunden. Dieser Zusammenhang lĂ€sst sich in nahezu allen Lebensbereichen nachweisen. So ist die Art der Auseinandersetzung alter Menschen mit Belastungen und EinschrĂ€nkungen von bisherigen Erfahrungen und im Laufe der Biographie erworbenen Wahrnehmungs- und Auseinandersetzungsformen geprĂ€gt. Ungelöste Konflikte frĂŒherer Entwicklungsabschnitte können die Auseinandersetzung mit den spezifischen Entwicklungsaufgaben des spĂ€ten Erwachsenenalters, z. B. die Akzeptanz des nunmehr unverĂ€nderbaren Lebens und der eigenen Endlichkeit, zusĂ€tzlich erschweren. Lebenslang gepflegte Interessen und Lebensstile finden in der Regel im Alter ihre Fortsetzung, obwohl starke VerĂ€nderungen der Lebenssituation auch VerĂ€nderungen im Lebensstil bewirken können (Heuft, Kruse & Radebold, 2006). Kognitive Leistungen im...

Table of contents

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort
  6. Teil I: Gerontologische Grundlagen und psychische Störungen im Alter
  7. Teil II: Psychotherapie im Alter
  8. Literatur
  9. Stichwortverzeichnis